Ahura Mazda
Ahura Masda (altiranisch اهورا مزدا „der weise Herr“ oder „Herr der Weisheit“, mittelpersisch Ormusd oder Ormus) ist in der von Zoroaster gestifteten alten iranischen Nationalreligion des Parsismus (Zoroastrismus) der Schöpfergott, der die Welten Nenok und Geti erschaffen hat; er verkörpert die Macht des Lichts, ist Schöpfer und Erhalter der Welt und der Menschheit und ist der Gott der Fruchtbarkeit der Lebewesen; im Zendavesta Ahuramazda ("weiser Herr"), auf den Keilinschriften der persischen Großkönige Auramazda genannt.
In der Religion der arischen Einwanderer Indiens und Irans kommt er unter diesem Namen noch nicht vor, wenn ihn auch einige Gelehrte mit dem Himmelsgott Varuna der indischen Veden identifizieren wollen. Die Griechen, welche ihn Oromazes oder Oromasdes nennen, kannten ihn bereits als obersten Gott der Perser, als den aus dem reinsten Licht entstandene Urheber der guten Dinge und als Schöpfer der Welt; auf den von Dareios I. herrührenden Keilinschriften von Behistun (auch: Bisutun) heißt er „der größte der Götter“.
Die authentische Quelle für die Erkenntnis seines Wesens ist das Zendavesta, besonders der älteste, von Zarathustra selbst oder seinen Jüngern herrührende Teil desselben, die "Gâthâ" (Lieder). Hiernach ist er der heiligste, Gedeihenspendende Geist, der Sonne, Mond und Sterne und den Himmel, die Erde und die Gewässer, die Bäume und die Menschen geschaffen hat und erhält. Er ist allwissend, der Freund und Schützer der Guten, der Feind der Lügner und der Rächer des Unrechts, der Erfinder der guten Sprüche (daena) zur Abwehr der Unholde (daeva). Man betet zu ihm um Verleihung irdischer Güter, aber auch um Vollkommenheit und Unsterblichkeit oder langes Leben. Er ist die Quelle der guten Gedanken, Worte und Werke, der Vater der Armaiti, welche die Gottheit der Demut und Frömmigkeit und zugleich der Erdgeist ist; „Wahrheit“ und „guter Sinn“ stehen ihm, halb personifiziert, halb nicht, zur Seite.
Sein ständiger Widersacher ist sein Zwillingsbruder Anromainyus (der „böse Geist“, Anga Manju, Ahrmanyu, der spätere Ahriman). Zwischen diesem und Ahuramazda hat der Mensch zu wählen, doch hat im ganzen der erstere eine sehr inferiore Stellung und tritt erst in den späteren Teilen des Zendavesta mehr hervor.
Ahura Masda selbst erscheint in der späteren Religion als Schöpfer sämtlicher anderer Götter, insbesondere der sechs Amschaspand, die im Himmel neben ihm thronen. Auch die Erschaffung der Welt, besonders der 16 Landschaften von Ostiran, wird mehr im Detail ausgeführt, und es werden viele Unterredungen mitgeteilt, die Ahura Masda mit seinem Propheten Zarathustra über verschiedene Fragen des Glaubens und der Moral gehalten haben soll.
Freilich bleibt er eine etwas abstrakte und passive Figur im Vergleich mit den lebensvollen alten Naturgöttern, wie Mithra. Nur sein Kampf mit dem bösen Geiste, der 3000 Jahre lang dauern und mit der Niederlage desselben enden soll, wird breiter ausgeführt; auch erscheint er nun als Totenrichter, der die Seelen um ihren Wandel befragt und sie, wenn die Antwort befriedigend ausfällt, einlädt, ein Paradies mit ihm zu teilen.
Noch entschiedener tritt seine Gestalt in der Pahlavi-Literatur der Sassanidenzeit und in der Religion der heutigen Parsen hervor, die wesentlich monotheistisch ist.
Faravahar wird meist in der Mitte der geflügelten Sonnenscheibe abgebildet und durch die Flamme symbolisiert, die eins der heiligen vier Elemente (Feuer, Wasser, Erde und Luft) bildet und als rein gilt. Der Name Ahura Masda ist heute noch im Bergriff Straße von Hormus oder in der Provinz Hormosgan wiederzufinden.
Literatur
- Windischmann: Zoroastrische Studien. Berlin 1863
- Spiegel: Eranische Altertumskunde. Band 2. Berlin 1873
- Duncker: Geschichte des Altertums. Band 4. 5. Auflage. Berlin 1881
- Darmesteler: Ormazd et Ahriman. Paris 1877
- W. Geiger: Ostiranische Kultur im Altertum. Erlangen 1882