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Al-Salam Boccaccio 98

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Al-Salam Boccaccio 98
Die Unglückstelle im Roten Meer
Technische Daten
(Nach Umbau 1991)
Schiffstyp: RoRo-Fähre
Verdrängung:: >11.000 Tonnen
Länge (ü.a.): 130.99 m
Breite (ü.a.): 23.6 m
Tiefgang: 5,9 m
Antrieb: 2×9 Zylinder
GMT-Fiat Diesel
Leistung: 16,560 kW
Geschwindigkeit: 19 Knoten
(35.18 km/h)
Passagiere: 1310
Mannschaft: 105
PKW-Kapazität: 320
Kiellegung: 8. Juni 1969
Fertigstellung: 30. Juni 1970
Schicksal: gesunken
am 2. Februar 2006

Die Al-Salam Boccaccio 98 (arab. Salam سلام bedeutet Frieden) war eine RoRo-Fähre. Sie ist am 2. Februar 2006 im Roten Meer auf der Fahrt von Duba, Saudi-Arabien nach Safaga, Ägypten, gesunken.

Die letzte bekannte Position war etwa 90 km vom Zielhafen Safaga und ca. 70 km vom Badeort Hurghada entfernt. Die Fähre St. Catherine der Gegenrichtung hatte noch einen Not-Funkruf auffangen können, bevor der Kontakt gegen 20.00 Uhr UTC verloren ging, wurde aus Safaga bekannt.

Etwa 1.310 Passagiere und 104 Besatzungsmitglieder waren während des Unglücks an Bord. Der Hauptteil der Passagiere bestand aus Ägyptern, die auf der Rückkehr von ihrem Arbeitsplatz in Saudi-Arabien in ihre Heimat waren. Auch Mekka-Pilger werden unter den Reisenden vermutet. Die Anzahl der Überlebenden schwankt nach unterschiedlichen Quellen zwischen 354 und 440 Menschen.

Der ägyptische Staatspräsident Mubarak hat eine Untersuchung angeordnet.

Nach übereinstimmenden Angaben von Überlebenden war bereits eineinhalb Stunden nach Auslaufen des Schiffes ein Feuer an Bord ausgebrochen, was demnach auch die Ursache des späteren Untergangs gewesen sein soll.


Geschichte

Das Schiff wurde 1970 als Boccaccio, eines von sechs Schwesterschiffen, in Castellammare di Stabia bei Neapel, Italien, gebaut. Seine Länge betrug 130,99 m.

1990 brannte das Transportschiff im Hafen von Marseille aus und wurde daraufhin nach Ägypten verkauft.

Das Schiff wurde 1991 zu einer Fähre umgebaut, renoviert und mit einem höheren Aufbau versehen. Danach hatte es eine Größe von mehr als 11.000 Tonnen, war 118 Meter lang und bis zu 17 Knoten (31,5 Kilometer pro Stunde) schnell. An Bord ist Platz für nahezu 1.500 Passagiere. Die PKW-Kapazität wurde auf 320 erhöht.

1999 wurde das Schiff von der El Salam Shipping in Sues, Ägypten, aufgekauft und in Al-Salam Boccaccio 98 umbenannt. Registriert war das Schiff in Panama auf die Schifffahrtsgesellschaft Al Salam Maritime Transport Co..

Die Katastrophe

Das Unglück nahm seinen Anfang, als im Fahrzeugdeck ein LKW in Brand geriet. Das sich im Fahrzeugdeck sammelnde Löschwasser verursachte eine Schräglage des Schiffes. Durch solch große Schieflagen können Außenhautpforten unter Wasser geraten, die nicht wasserdicht konstruiert sind (z.B. Abluftklappen, Versorgungsluken, etc). Folge ist, dass noch mehr Wasser nachströmt und das Schiff schließlich kentert.

Während der mehrstündigen Löscharbeiten durch die Mannschaft wurde kein Notruf gesendet. Trotz mehrfacher Aufforderung hierzu durch einen Teil der Passagiere verweigerte der Kapitän das aussenden eines Notrufes. Dieser Umstand führte dazu, dass Rettungsaktionen erst anliefen, als das Schiff am Zielhafen nicht Fahrplanmässig eintraf. Die Schiffbrüchigen warteten etwa 10 Stunden lang treibend im Wasser auf Rettung. Hätte der Kapitän rechtzeitig die Notfunkbake EPIRB (automatische Notrufmeldung via Satellit)ausgelöst, wäre die Rettungsaktion bereits vor dem Untergang angelaufen. Auch wurden keine roten Signalraketen abgefeuert.

Die Region

Das Gebiet ist schon in der Vergangenheit ein Ort von Unglücksfällen gewesen, so liegt vor der Küste bei Safaga zum Beispiel das Wrack der Salem Express, bei deren Untergang 500 Menschen umkamen.

Rettungsaktion

Rettungsmannschaften sind mit Schiffen und Helikoptern auf dem Weg zur Unfallstelle. Am 3. Februar 2006 wurden mehrere Überlebende in Rettungsbooten sowie Leichen gefunden. Nach Angaben des ägyptischen Transportministers wurden vier Rettungsschiffe des Militärs entsandt.

Großbritannien hat die HMS Bulwark, ein militärisches Schiff, das sich auf Patroullienfahrt im Roten Meer befand, umgeleitet, sodass sich die Mannschaft des Schiffes an den Hilfsaktionen beteiligen kann. Das Schiff könne nach Angaben eines Militärsprechers innerhalb von 48 Stunden, d.h. erst am Sonntag die Unglücksstelle erreichen.

Aus der Fahrtroute Dhiba/Saudi-Arabien (in der Schreibweise der Reederei "Debbah", auch "Diba") nach Safaga/Ägypten und der in den Medien zu findenden Angabe "57 Seemeilen von Hurgada" ergibt sich als Untergangsstelle die Postion 27°02'39.6"N/34°53'18.4"E. Von dort nach Safaga sind es 56 sm, nach Dhiba 46 sm. Bei einer Geschwindigkeit von 14 kn entspricht dies Fahrzeiten von 4 h bis Safaga und 3:15 h ab Dhiba und deckt sich mit den Angaben über geplante Ankunftszeit (2 Uhr lokal entspr. 0 Uhr UTC und Untergangszeit 20 Uhr UTC).

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