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Piercing

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Datei:Septum and labret.jpg
Septum- und Labretpiercing

Piercing ist eine Form der Körperkunst, wobei Ringe oder Stäbe an verschiedenen Stellen des menschlichen Körpers angebracht werden, indem der Schmuck durch die Haut und das darunter liegende Fett- oder Knorpelgewebe gezogen wird.

Schmuck

Piercingschmuckvariation

Zum Einsatz werden vorzugsweise verschraubbare Barbells (Stäbe mit zwei verschraubten Kugeln an den Enden) oder Ball Closure Ringe mit Klemmkugel verwendet.

Materialien

Als Ringmaterial geeignet ist 750er Gold, Platin, Niobium, Titan, PTFE oder medizinischer Edelstahl, wobei der Schmuck für den Ersteinsatz aus Titan, Niob oder PTFE bestehen sollte. Nickel sollte wegen der Gefahr von allergischen Reaktionen nicht verwendet werden. Auf keinen Fall darf Stahl, also auch kein 316L-Chirurgenstahl (!) für den Ersteinsatz verwendet werden. Renommierte Piercing-Studios mit langjähriger Erfahrung verwenden ausschließlich Ringe oder Stecker aus G23-Titanium für den Ersteinsatz. Es sind nur bestimmte Metalle als Piercingschmuck geeignet !Informieren sie sich dazu näher bei ihrem piercer . Es kommt nicht nur auf die Schönheit des Piercings an !!!

Stechen

Stechen eines Zungenpiercings

Meistens werden Piercings mit einer Hohlnadel gestochen. In aller Regel kommt eine sog. Braunüle zum Einsatz. Hierbei ist die Nadel durch einen Plastik- oder Teflonüberzug geschützt. Nachdem die Nadel durch die Haut gestochen wurde, wird sie entfernt. Lediglich der Überzug verbleibt in dem Stichkanal. Mit Hilfe dieses Überzuges wird der Schmuck durch den Stichkanal gezogen. Natürlich muss auch auf ausreichende Hygiene geachtet werden, da sich das "Loch" sonst entzünden kann. Nach dem Stechen darf der Schmuck für mehrere Wochen nicht gewechselt werden, da ansonsten der Heilprozess negativ beeinflusst wird und dadurch die Gefahr von Infektionen steigt. Beim Ohrenpiercing wird meistens die Ohrlochpistole angewendet. Hiervon ist jedoch abzuraten, da das Gewebe einreissen kann.

Piercingarten

Verschiedene Ohrpiercings
  • Lobe: Klassisches Piercing durch das Ohrläppchen.
  • Tragus: Piercing durch das Knorpelgewebe der Ohrkante.
  • Conch: Piercing durch die innere oder äußere Ohrmuschel.
  • Helix
  • Industrial Piercing: Hierbei wird ein Barbell in zwei gegenüberliegende Tragus-Piercings eingeführt.
  • Daith: Piercing durch die waagerechte Auswölbung in der Ohrmuschel.

Gesichtspiercings

seitlich gepiercte Augenbraue
  • Augenbrauenpiercing
  • Nostril: Piercing durch den Nasenflügel.
  • Septum: Piercing durch die Nasenscheidewand.
  • Bridge: Zwischen den Augen sitzendes, horizontales Piercing durch den Nasenrücken.
  • Zungenpiercing
  • Labret: Piercing in der Lippe.
  • Cheek: Piercing durch die Wange.
  • Medusa: Zentriertes Piercing über der Oberlippe.
  • Madonna: Meist von Frauen getragenes Piercing seitlich überhalb der Oberlippe.
  • Piercing durch das Lippenbändchen.
  • Austin Bar: Piercing durch die Knorpelkappe auf der Nasenspitze.

Körper

Brustwarzenpiercing

Intimpiercings bei Männern

Piercing durch das Vorhautbändchen
  • Frenulumpiercing: Piercing durch das Vorhautbändchen.
  • Prinz Albert (Piercing): Piercing, das durch die Harnröhre eintritt und etwa am unteren Ende der Eichel oder tiefer an der Penisunterseite wieder hervortritt.
  • Ampallang: Horizontal durch die Eichel gestochenes Piercing.
  • Apadravya: Vertikal durch die Eichel gestochenes Piercing.
  • Dydoe: Piercing durch den Eichelrand.
  • Pubic: Piercing überhalb der Peniswurzel.
  • Vorhautpiercing (auch Oetang)
  • Hafada (auch Scrotal): Piercing am vorderen Bereich des Hodensacks.
  • Guiche: Piercing an der Naht zwischen Hodensack und After.

Intimpiercings bei Frauen

Variationen

  • Oberflächenpiercing: Hierbei handelt es sich um Piercings deren Einstich- und Austrittskanal sich auf einer Ebene befinden.
  • Orbital: Zwei Piercings die mit einem Ring verbunden sind.
  • Venom-Piercings: Mehrere symmetrisch angeordnete Piercings in der Zunge oder der Lippe.

Geschichte des modernen Piercings

Frau im Piercingstudio

Zwar gab es mit The Gauntlet in San Francisco schon 1976 den ersten modernen Piercing-Shop, die Verbreitung dieser Mode beginnt aber erst in den 1980er Jahren in Kalifornien, als die Bewegung der Modern Primitives, der modernen Wilden, entstand. Man übernahm bewusst die bei "wilden" Völkern verbreiteten Bräuche, um den eigenen Körper zu verändern: Dazu gehörten vor allem die Tätowierung (Tattoos), das Piercing oder die Narbenbildung (Scarification). Noch zu Beginn der 90er Jahre blieb das Piercing überwiegend auf die Punk- und SM-Szene beschränkt. Von da aus breitete es sich im Lauf weniger Jahre aus und ist heute als Schmuck beinahe allgemein akzeptiert.

Mögliche Gefahren

Piercingschaden an den mittleren unteren Frontzähnen

Wird das Piercing nicht fachgerecht vorgenommen, kann es zu Komplikationen kommen: Piercings durch den Ohrknorpel führen leicht zu Entzündungen. Beim Augenbrauenpiercing und beim Nasenflügelpiercing könnten Ausläufer des Trigeminusnervs getroffen werden. Bei allen Formen des Piercings kann es zu lokalen Schwellungen kommen, die meist nach einer Weile abklingen. Beim Bauchnabelpiercing, das bei Frauen beliebt ist, kann die Abheilungsphase bis zu einem halben Jahr dauern. Piercings im Dammbereich können zu dauerhaften Entzündungen führen, wenn man beruflich ständig sitzen muss.

Piercings im Mundbereich (Zunge, Lippe, Lippenbändchen) bergen ein hohes langfristiges Gefahrenpotential für Zähne und Zahnhalteapparat. Der Schmuckknopf eines Zungenpiercings führt relativ häufig zu Traumatisierung der zungenwärts gelegenen Zahnhöcker, was zu Zahnfrakturen und Absterben des Zahnmarkes führen kann. Die innen gelegene Konterplatte von Lippenpiercings drückt bei ungünstiger Lokalisation bei jeder mimischen Bewegung aufs Zahnfleisch und den darunter liegenden hauchdünnen Alveolarknochen. Da Knochen auf Druckbelastung schwindet, kann es so zu Zahnlockerungen bis hin zum Zahnverlust kommen. Ähnliches gilt für Piercings des Frenulums (Lippenbändchen).

Prinz Albert

Beim so genannten "Prinz-Albert-Piercing" oder kurz "PA" wird der Ring durch den Ausgang der Harnröhre zur unteren Seite der Eichel des Penis gezogen. Zu dünne Ringe bis ca. 2 mm Materialstärke bergen die Gefahr des "Käseschneidereffekts": bei mechanischer Belastung kann der Schmuck durch das Gewebe schneiden; das Piercing reißt aus. Bei ausreichender Materialstärke kann ein PA allerdings recht belastbar sein. Bei zu engen Ringen kann es zu Quetschungen kommen.

Ein nicht vollständig abgeheiltes Intimpiercing erhöht, wie auch jede andere offene Wunde im Genitalbereich, die Gefahr einer Ansteckung mit sexuell übertragbaren Krankheiten, z. B. Hepatitis B und C oder HIV.

Literatur