University of California, Berkeley
Die University of California at Berkeley (auch bekannt als CAL, UCB, Berkeley oder UC Berkeley) ist der älteste Campus der University of California, einem System staatlicher Universitäten verteilt auf zehn Standorte, und befindet sich in Berkeley, Kalifornien am östlichen Ufer der San Francisco Bay.
Geschichte

1866 wurde das Land, auf dem sich heute das Gelände der Universität befindet, vom privaten College of California, welches bereits im Jahr 1855 vom Pastor Henry Durant gegründet wurde, erworben. Aus Geldmangel bot sich jedoch an mit dem staatlichen Agricultural, Mining, and Mechanical Arts College, dem zwar genügend finanzielle Mittel aber kein Land zur Verfügung stand, zu einer Volluniversität zu fusionieren und so wurde am 23. März 1868 die University of California mit Durant als erstem Präsidenten gegründet. Im Jahr 1869 wurde die Universität in Oakland eröffnet und benutzte zunächst die Gebäude des College of California. 1973, nachdem ein Teil der Arbeiten am 1866 erworbenem Campus-Gelände vollendet waren, erfolgte der Umzug von Oakland nach Berkeley.
Die Anfangszeit der Universität war geprägt von finanziellen Schwierigkeiten und erst mit der 20-jährigen Präsidentschaftszeit von Benjamin Ide Wheeler 1899-1919 erfolgte eine Konsolidierung. In jener Zeit entstanden zahlreiche der bekanntesten Bauten des Berkeley Campus, beispielsweise das Hearst Greek Theatre, die Doe Library oder der Sather Tower, auch als Campanile bekannt und das Wahrzeichen der UC Berkeley.
In den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts, unter der Präsidentschaft Robert Gordon Sprouls, begann das Goldene Zeitalter Berkeleys. Es gelang zahlreiche bekannte Wissenschaftler an die Universität zu locken. Besonders in den Feldern Physik, Chemie und Biologie erlangte Berkeley Weltruhm. Zu den wichtigsten Forschungsleistungen jener Zeit gehört die Entwicklung des Zyklotrons durch Ernest O. Lawrence, was zur Entdeckung zahlreicher chemischer Elemente wie das Berkelium oder das Californium führte.
Während des 2. Weltkrieges beteiligte sich das Berkeley Radiation Laboratory, heute als Ernest Orlando Lawrence Berkeley National Laboratory (LBNL) bekannt, unter der Leitung von Ernest O. Lawrence an der Entwicklung der Atombombe. Robert Oppenheimer, seit 1929 Professor in Berkeley, wurde 1942 mit der Leitung des Manhattan-Projekts betraut.

Im Jahr 1949, während der McCarthy-Ära, verlangte die Universitätsleitung von allen an der Universität Beschäftigten einen anti-kommunistischen Treueschwur. Da sich einige Fakultätsmitglieder weigerten diesen Schwur zu unterzeichnen wurden sie suspendiert und erst zehn Jahre später wieder rehabilitiert. Seit dieser Zeit ist die Unterzeichnung dieses Treueschwures für alle Angestellten der UC Berkeley verpflichtend geblieben.
In den 1960er Jahren avancierte Berkeley zur Speerspitze der Studentenbewegung in den USA. Als der radikale Bürgerrechtler Malcolm X auf dem Campus Redeverbot erhielt und es sämtlichen Studentengruppen verboten wurde, auf dem Campus Spenden zu sammeln oder politisch Stellung zu beziehen, gründeten die betroffenen Studenten das Free Speech Movement, welches sich für die Freiheit der Rede einsetzte. In immer größeren Demonstrationen protestierte man für Redefreiheit und gegen den Krieg in Vietnam. Studentenführer wie Mario Savio, Jack Weinberg oder Reginald Zelnik wurden zu landesweiten Ikonen des studentischen Protests. Von Berkeley aus erreichte die Protestwelle schließlich auch Europa und kulminierte schließlich im Mai 1968. Seit jener Zeit gilt Berkeley als der progressivste Flecken Amerikas, als intellektuelle und kulturelle Hochburg, von Spöttern hingegen als "People's Republic of Berkeley" (Volksrepublik Berkeley) oder "Berzerkeley" bezeichnet.
Der Campus
Die San Francisco Bay überblickend, zählt der Campus mit einer Gesamtfläche von knapp 5km² zu den schönsten im Land. Bis heute konnte der ländliche Charme der Anfangszeit größtenteils erhalten bleiben. Ein Großteil der administrativen und akademischen Gebäude konzentriert sich auf 72 ha im Westen des Campus. Dort ist inzwischen ein Großteil der Fläche verbaut, so dass sich der Bau neuer universitärer Gebäude seit geraumer Zeit auf Gebiete jenseits des Campus ausdehnt. Östlich des Hauptcampus befinden sich zahlreiche, der Universität angegliederte, Forschungseinrichtungen, wie das Ernest Orlando Lawrence Berkeley National Laboratory, die Lawrence Hall of Science und das Mathematical Sciences Research Institute.

Entworfen wurde der Campus von Émile Bénard, der eine weltweite Ausschreibung für sich entscheiden konnte. Ein Großteil der Entwürfe Bénards wurden jedoch nur kurze Zeit später von John Galen Howard abgeändert um die Gebäude besser in die geomorphologischen Gegebenheiten des Campusgeländes zu integrieren. Howard war unter anderem für den Entwurf der Doe Library, des Hearst Greek Theatre und des Memorial Stadiums verantwortlich
Einrichtungen
- Ernest Orlando Lawrence Berkeley National Laboratory
- Lawrence Hall of Science
- Mathematical Sciences Research Institute
- Cory Hall - Das Gebäude des Elektrotechnikinstituts war Ziel von zwei Anschlägen des als Unabomber bekannt gewordenen ehemaligen UCB-Assistenzprofessors Ted Kaczynski
- Botanischer Garten
- Doe Library
- Herbarium
- International House
- Berkeley Art Museum & Pacific Film Archive
- KALX Radio - Radio-Sender der Universität
- Hearst Greek Theatre
- Memorial Stadium - Austragungsort der Heimspiele der Cal Bears, dem Football-Verein der Universität. Kapazität: 73.347 Sitzplätze
- Space Sciences Lab ([1]), hier wird astronomische Forschung und u.a. auch das SETI und SETI@home-Projekt betrieben.
Forschung & Lehre
Derzeit sind etwa 33.000 Studentinnen und Studenten an der Universität eingeschrieben. 8 Nobelpreisträger, 2 Fields-Preisträger, 3 Pulitzer-Preisträger, 16 National Medal of Science-Preisträger, 19 MacArthur-Stipendiaten, 87 Fulbright-Stipendiaten und 124 Mitglieder der National Academy of Sciences lehren und forschen an der UC Berkeley. Die Universität rangiert, obwohl sie eine staatliche Hochschule ist und ihr ein weitaus geringeres jährliches Budget als der privaten Konkurrenz in Stanford, Harvard oder Princeton zur Verfügung steht, in den Spitzenpositionen der jährlich publizierten Rankings. So erzielte sie im anerkannten Ranking der Jiao Tong Universität in Shanghai im Jahr 2005 den vierten Platz - hinter Harvard, Cambridge und Stanford.
Die Universität bietet nahezu 300 Studiengänge und mehr als 7000 Lehrveranstaltungen an. Jedes Jahr machen ca. 8500 Studenten einen Abschluss. Die mehr als 30 Büchereien der Universität mit insgesamt ca. 9,2 Millionen Bänden sind das drittgrößte Bibliothekssystem des Landes.
Erzeugung künstlicher Elemente
Berkeley ist ein bedeutender Ort der Kernforschung. In Berkeley wurden mit Hilfe von Teilchenbeschleunigern zahlreiche chemische Elemente erstmals synthetisiert, wie Americium, Curium, Berkelium, Nobelium und Lawrencium.
Das Element mit der Ordnungszahl 97 wurde nach Berkeley benannt (Berkelium).
Organisation
Kanzler
- Clark Kerr (1952-1958)
- Glenn T. Seaborg (1958-1961)
- Edward W. Strong (1961-1965)
- Martin E. Meyerson (1965)
- Roger W. Heyns (1965-1971)
- Albert H. Bowker (1971-1980)
- Ira Michael Heyman (1980-1990)
- Chang-Lin Tien (1990-1997)
- Robert M. Berdahl (1997-2004)
- Robert J. Birgeneau (2004- )
Fakultäten
Die über 130 Institute und Einrichtungen der UC Berkeley sind in 14 Fakultäten untergebracht:

- Haas School of Business
- College of Chemistry
- Graduate School of Education
- College of Engineering
- College of Environmenal Design
- School of Information Management
- Graduate School of Journalism
- Law School (Boalt Hall)
- College of Letters and Science
- College of Natural Resources
- School of Optometry
- School of Public Health
- Richard & Rhoda Goldman School of Public Policy
- School of Social Welfare
Zahlen und Fakten
- Studenten: 33.076 (2003)
- Personal: 21.063 (2003)
- davon wissenschaftliche Stellen: 8.245 (2003)
- Budget: $ 1.416.149.000 (2003)
- Studiengebühren (pro Semester für 2004/2005)
- Residents: $ 3.364,95
- Non-Residents: $ 11.842,
Bekannte Persönlichkeiten
Nobelpreisträger

Derzeit an der Universität tätig
- 2001 - George A. Akerlof (Wirtschaftswissenschaften)
- 2000 - Daniel L. McFadden (Wirtschaftswissenschaften)
- 1986 - Yuan T. Lee (Chemie)
- 1964 - Charles H. Townes (Physik)
- 1960 - Donald A. Glaser (Physik)
- 1959 - Owen Chamberlain (Physik)
Nicht mehr an der Universität tätig bzw. verstorben
- 1994 - John C. Harsanyi (Wirtschaftswissenschaften)
- 1983 - Gerard Debreu (Wirtschaftswissenschaften)
- 1980 - Czesław Miłosz (Literatur)
- 1968 - Luis W. Alvarez (Physik)
- 1961 - Melvin Calvin (Chemie)
- 1959 - Emilio Gino Segrè (Physik)
- 1951 - Edwin Mattison McMillan (Chemie)
- 1951 - Glenn T. Seaborg (Chemie)
- 1949 - William Francis Giauque (Chemie)
- 1946 - John Howard Northrop (Chemie)
- 1946 - Wendell Meredith Stanley (Chemie)
- 1939 - Ernest O. Lawrence (Physik)
Weitere berühmte Absolventen und Angestellte der Universität
Professoren/Dozenten:
- die Feministin Judith Butler,
- seit 1971: der Linguist Charles J. Fillmore, genannt Chuck
- die Entwicklungs-Psychologin Alison Gopnik,
- 1966-95: der anthropologische Linguist Paul Kay
- seit 1972: der politologische Linguist George Lakoff
- seit 1970: der Beat-Poet Ron Loewinsohn,
- 1962-77: Michael Thomas Mann, der jüngste Sohn des Nobelpreisträgers Thomas Mann.
- seit 1959: der Philosoph John Searle.
- der Psycholinguist Dan I. Slobin.
- 1987-2003: der Moralphilosoph Bernard Williams
- 1940: Rechtswissenschafter Hans Kelsen
Studierende/Absolventen:
Dilbert-Erfinder Scott Adams, Leonard Adleman, der Schwimmer Matt Biondi, der Mathematiker und Field-Preisträger Richard Borcherds, der SF-Autor Philip K. Dick, der Ethnologe und Folklorist Alan Dundes, der Schriftsteller Jack London, der Astronom und Hackerjäger Clifford Stoll, die Schauspieler Gregory Peck und Stacy Keach, der Basketballspieler Jason Kidd, Prof. Peter Marcuse sowie Robert McNamara, Dean Rusk, die Physiker Edward Teller und Robert Oppenheimer, Earl Warren, Apple-Entwickler Steve Wozniak, Gordon Moore, Bill Joy, Andrew S. Tanenbaum, der Amiga-Erfinder Jay Miner, Ken Thompson, Douglas C. Engelbart, Gerhard Roth (Biologe), Niklaus Wirth, und Haakon Magnus (Kronprinz von Norwegen), der TV-Moderator Gert Scobel.
Siehe auch
- Universitäten in Kalifornien
- Berkeley Software Distribution
- University of California in: Davis, Irvine, Los Angeles, Merced, Riverside, San Diego, San Francisco, Santa Barbara, Santa Cruz
Literatur
- W. J. Borabaugh, W. J. Rorabaugh: Berkeley at War. The 1960s. Oxford University Press, 1990, ISBN 0-195-066677
- Susan Dinkelspiel Cerny: Berkeley Landmarks. An Illustrated Guide to Berkeley, California's Architectural Heritage. Berkeley Architectural Heritage Association, 2001, ISBN 0-970-667604
- Jo Freeman: At Berkeley in the Sixties. The Education of an Activist, 1961-1965. Indiana University Press, 2003, ISBN 0-253-216222
- Harvey Helfand: University of California, Berkeley. Princeton Architectural Press, 2001, ISBN 1-568-982933
- David Lodge: Changing Places. 1975 (Ortswechsel)
- Geoffrey Wong: A Golden State of Mind. Trafford Publishing, ISBN 1-552-126358
- Manuel J. Hartung: Breite Spitze. Berkeley in Kalifornien ist beides: Staatliche Massenuniversität und Elitehochschule. In: DIE ZEIT. 13. Oktober 2005, http://www.zeit.de/2005/42/C-Berkeley