Zum Inhalt springen

Restauration „Zum Dampfschiff“

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 24. September 2014 um 10:12 Uhr durch Jbergner (Diskussion | Beiträge) (Geschichte: +wl). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Restauration „Zum Dampfschiff“
Restauration „Zum Dampfschiff“, vom Elberadweg aus

Die Restauration „Zum Dampfschiff“, auch Dampfschiff-Restauration, liegt in der Uferstraße 10 im Stadtteil Kötzschenbroda der sächsischen Stadt Radebeul. Sie wurde 1864 als Wartehalle mit Nebengebäuden direkt an der 1837 eröffneten Anlegestelle der Sächsisch-Böhmischen Dampfschiffahrtsgesellschaft errichtet. Durch weitgehende Umbauten in den Jahren 1891/1892 erhielt das heute unter Denkmalschutz[1] stehende Restaurant seine derzeitige Kubatur.

Beschreibung

Der Zweiflügelbau besteht aus einem zweigeschossigen Eckturm mit vierseitiger Haube direkt an der Straßenecke, an den sich nach Norden und nach Westen im Rechten Winkel die zwei eingeschossigen Flügel mit ausgebautem Plattformdach anschließen. Die Gesamtansicht ist fünf zu sechs Fensterachsen groß.

Der Turm hat im Obergeschoss zwei Balkone. Die Flügel zeigen mittig einen Risaliten mit rundbogigem Eingang, darüber befindet sich jeweils eine Giebelgaube mit Voluten. Vor dem Westflügel befindet sich zur Elbe hin eine offene Holzveranda. Der Putzbau ist sparsam gegliedert, die rundbogigen Erdgeschossfenster werden durch Klappläden eingerahmt.

Geschichte

Datei:Radebeul Dampfschiff-Anleger.jpg
Dampfschiff-Anleger in Kötzschenbroda, um 1900. Am Anleger die damalige Dresden (heute Stadt Wehlen benannt). Oben links die Restauration „Zum Dampfschiff“.
Dampfschiff-Anleger in Radebeul, die Krippen nach dem Ablegen

Die 1836 gegründete Elbdampfschiffahrts-Gesellschaft eröffnete am 30. Juli 1837[2] den Dampfschiff-Linienverkehr zwischen den beiden Elb-Städten Dresden und Meißen. Als einziger Unterwegshalt wurde am 3. Oktober 1837 die Kötzschenbrodaer Anlegestelle (!513.6217505551.103250551° 06′ 11,7″ N, 013° 37′ 18,3″ O) eröffnet. Das erste dort regelmäßig Halt machende Personendampfschiff war die Königin Maria.[3]

Im März 1864 beantragte der Ziegeleibesitzer Friedrich Wilhelm Weinert auf eigener Parzelle den Bau einer „Wartehalle nebst Seitengebäude für die Sächs. Dampfschiffahrtsgesellschaft“[4], die 1867 in Sächsisch-Böhmische Dampfschiffahrts-Gesellschaft umfirmierte.[2] So entstand bis 1865 nach Plänen des ortsansässigen Maurermeisters Moritz Große oberhalb des Steilufers ein einfaches, rechteckiges Gaststättengebäude mit Gaststube, Küche und Wirtschaftsräumen sowie einer Kegelbahn. Dieses hatte eine Größe von fünf zu zwei Fensterachsen mit Kniestock und einem flachen Satteldach. Im Gasthaus beziehungsweise dem „beliebten Gästegarten“[5] konnten Reisende ohne Verzehrzwang auf ihren Dampfer warten. Auch wurden vor Ort Fahrscheine für die Dampferfahrt verkauft. Zum Verzehr wurden beispielsweise „frische Elbfische[…] [als] frische Backfische mit Kartoffelsalat in bekannter Güte“[5] angeboten.

Aus Anlass eines schadhaften Daches erfolgte 1891/1892 „im Stil der Gründerzeit[5] ein Umbau des Gebäudes mit gleichzeitiger, massiver Erweiterung der bestehenden Flächen. Auf der Elbseite des giebelständigen Gebäudes wurde, ebenfalls durch Moritz Große, ein Eckturm errichtet, an den nach Westen traufständig zur Elbe ein gleich großer, weiterer Gebäudeflügel angesetzt wurde. Durch die Vergrößerung der Nutzflächen erhielt das Dampfschiff-Restaurant einen geräumigen Gesellschaftssaal, Platz für Billardtische sowie im Obergeschoss einen Salon. Gleich danach erfolgte der Bau einer offenen Veranda zur Elbe hin sowie die Vergrößerung des Kegelbahngebäudes. Passagiere durften auch weiterhin ohne Verzehr auf ihren Anschluss warten.

Im Jahr 1920 ersuchte der ortsansässige Ruderverein Lößnitz um Genehmigung, die Kegelbahn zu einem Bootshaus umbauen zu dürfen.

Das Restaurant schloss 1958, und das Gebäude wurde fortan als Wohngebäude genutzt. Das stark verfallene, jedoch denkmalgeschützte Gebäude wurde 1997 durch die Stadt Radebeul erworben und 2001 an einen Privatinvestor verkauft. Nach aufwendigen Sanierungsmaßnahmen eröffnete dort im gleichen Jahr ein Fischrestaurant, welches 2003 direkt auf dem Steilufer oberhalb des Anlegers eine 60 m lange Gästeterrasse anlegte.

Im Jahr 2004 musste das Fischrestaurant schließen. Das direkt am Elberadweg gelegene Gasthaus wurde zwei Jahre später mit einem neuen Konzept wieder eröffnet.

Auch heute wird der Anleger noch durch die Sächsische Dampfschiffahrt planmäßig angefahren.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Große Kreisstadt Radebeul (Hrsg.): Verzeichnis der Kulturdenkmale der Stadt Radebeul. Radebeul 24. Mai 2012, S. 35 (Letzte von der Stadt Radebeul veröffentlichte Denkmalliste. Die seit 2012 beim Landkreis Meißen angesiedelte Untere Denkmalschutzbehörde hat noch keine Denkmalliste für Radebeul veröffentlicht.).
  2. a b Historischer Kalender. In: Sächsische Dampfschiffahrt. Sächsische Dampfschiffahrts GmbH & Co. Conti Elbschiffahrts KG, abgerufen am 20. Januar 2012.
  3. Gottfried Thiele: Rund um die Sparkasse zu Kötzschenbroda. Geschichte einer 110-jährigen Sparkasse und Geschichten eines jahrhundertealten Ortes. Hrsg.: Kreissparkasse Meißen. Radebeul 1997, S. 10/11.
  4. Volker Helas (Bearb.): Stadt Radebeul. Hrsg.: Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, Große Kreisstadt Radebeul (= Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Denkmale in Sachsen). Sax-Verlag, Beucha 2007, ISBN 978-3-86729-004-3, S. 287.
  5. a b c Frank Andert (Red.): Stadtlexikon Radebeul. Historisches Handbuch für die Lößnitz. Hrsg.: Stadtarchiv Radebeul. 2., leicht geänderte Auflage. Stadtarchiv, Radebeul 2006, ISBN 3-938460-05-9, S. 37.

Koordinaten: 51° 6′ 13″ N, 13° 37′ 17,7″ O