Unterrichtsfach

In der Bildungsinstitution Schule ist Fach der Ausdruck für die thematische Gliederung dessen, was jeweils unter Bildung verstanden wird. Ein Unterrichtsfach, österreichisch offiziell Unterrichtsgegenstand, ist damit Artikulationselement des Lehrplans (Fächerkanons), die in der Verantwortlichkeit der jeweiligen Bildungspolitik unter Berücksichtigung der Traditionen und der jeweils aktuellen Diskussionen festgelegt wird. Die Stundentafel einer Schulform schreibt vor, welche Anteile der für den Unterricht vorgesehenen Anzahl an Stunden pro Woche auf die einzelnen Fächer entfallen, der Stundenplan, wann welche Klasse welches Fach unterrichtet bekommt.
Dabei umfasst der Begriff Fach
- Unterrichtsfächer im eigentlichen Sinne (Deutsch, Englisch, Geschichte, Mathematik und so weiter, siehe unten).
- Berufliche Fachrichtungen (Elektrotechnik, Sozialpädagogik, Wirtschaft, etc.).
- Sonderpädagogische Fachrichtungen bzw. Förderunterricht (Förderschwerpunkt Sehen, Förderschwerpunkt Hören, Sprachförderung etc.).
Bildungsorganisation
Auf die Stundentafeln der verschiedenen Schulformen beziehen sich in der Bildungsorganisation:
- die Zusammensetzung des Lehrerkollegiums nach unterschiedlichen Fächern;
- die Spezialisierung der Lehrerausbildung und -fortbildung;
- die Ausstattung der Schulen mit Fachräumen, Sammlungen, Fachliteratur und sonstigen Medien;
- Produktion und Vertrieb der Lehr- und Arbeitsmittel für Schüler und Lehrer seitens der Schulbuchverlage;
- die berechtigungsrelevante Dokumentation der Schülerleistungen in Schulzeugnissen und deren überregionale Vergleichbarkeit;
- die Legitimation der je aktuellen Stundenpläne einer Schulklasse/-stufe.
Die Schulfächer bilden also das inhaltliche Strukturgerüst des gesamten schulischen Bildungswesens. Ein Mindestmaß an Stabilität der Fächergrenzen ist eine Bedingung übersichtlicher Reichhaltigkeit und Vielseitigkeit des Bildungsangebotes und der Lernanforderungen der Schulen einer Region, eines Zeitalters und der Schulformen und -stufen, die der jeweiligen Schulpflicht unterliegen.
Umgekehrt können zur Erarbeitung komplexer Unterrichtsinhalte oder zum Erwerb nicht fachspezifischer Kompetenzen Fächergrenzen im Rahmen von fächerverbindendem Unterricht, Lern- oder Projekttagen aufgebrochen werden.
Unterteilung der Unterrichtsfächer
In den meisten Ländern wird zwischen Pflicht- und Wahlfächern, sowie Haupt- und Nebenfächern unterschieden:
- Ein Pflichtfach ist ein Fach, das im Lehrplan eines bestimmten Schultyps zwingend vorgesehen ist. Im deutschsprachigen ist etwa Deutsch, Englisch, Mathematik oder Sport für fast alle Schultypen Pflichtfach.
- Daneben gibt es Wahlfächer, die – bis auf die Wahlpflichtfächer – freiwillig vom Schüler in seinen Stundenplan aufgenommen werden können, und nicht in der Versetzung ausschlaggebend sind.
- Hauptfächer bzw. Hauptgegenstände oder Langzeitfächer sind Fächer, die als wichtiger als die anderen Fächer (Nebenfächer) angesehen werden und deswegen mehr Unterrichtsstunden (3-6 Wochenstunden) zu Verfügung haben. Neben Hauptfächern werden in manchen Bundesländern (zum Beispiel in Bayern) alle Fächer als sogenanntes Kernfach gekennzeichnet, in denen Schulaufgaben bzw. schriftliche „Große Leistungsnachweise“ von den Schülern gefordert werden. Diese Kernfächer haben dann ggf. auch bei der Entscheidung, ob die Erlaubnis zum Vorrücken in die nächsthöhere Jahrgangsstufe erteilt werden kann, ein größeres Gewicht. Je nach Schulprofil können weitere Fächer Hauptfächer sein, z.B. naturwissenschaftlich-technische Fächer, weitere Fremdsprachen, wirtschaftliche- oder musische Fächer.
- Nebenfächer oder Kurzzeitfächer haben weniger Unterrichtsstunden (1–3 h) zur Verfügung, sind aber vom Noteneinfluss her meist den so genannten Hauptfächern gleichgestellt.
Typische Unterrichtsfächer
Da die Unterrichtsfächer zwischen den Bundesländern und Schulen variieren, können hier nur typische Unterrichtsfächer angegeben werden.
Folgende Fächer sind Standard in den Stundentafeln:
- Deutsch
- Mathematik
- Fremdsprachen, meist Englisch, Latein und/oder Französisch
- Naturwissenschaftlicher Unterricht, meist Physik, Chemie und/oder Biologie
- Sport
- Musik
- Bildende Kunst
- Geschichte
- Religion(slehre) (das einzige Fach, das im Grundgesetz festgeschrieben wurde), oder Ethikunterricht
- Erdkunde/Geografie
Folgende sind weitere für den jeweiligen Schulzweig typische Fächer:
- Sozialkunde, Gesellschaftslehre, oder Gemeinschaftskunde, meist in Verbindung mit dem Geschichtsunterricht
- Wirtschaftskunde, Wirtschaft und Politik, Rechtskunde, oder Wirtschaft und Recht, meist in Verbindung mit dem Geografieunterricht
- Literatur
- Astronomie (Astrophysik)
- Informatik, Textverarbeitung
- Philosophie
- Staatsbürgerkunde, Politische Bildung
- Psychologie
- Hauswirtschaft, vorzugsweise an Realschulen
- Technik, Werken
- Technisches Zeichnen/Darstellende Geometrie
- Theater (Schauspielen)
- (Heimat- und) Sachunterricht (HSU/SU) für die Grundschule
Besondere Bezeichnungen
Einige Unterrichtsfächer haben in einzelnen Bundesländern besondere Bezeichnungen. So heißt der Kunstunterricht in Baden-Württemberg und Hamburg BK bzw. Bildende Kunst. Vor allem der Gemeinschaftskundeunterricht hat sehr unterschiedliche Bezeichnungen, z.B. in Hamburg „Politik, Gesellschaft, Wirtschaft“, in Schleswig-Holstein Wirtschaft/Politik. Teilweise wechseln Bezeichnungen zwischen Schulstufen. So heißt der Gemeinschaftskundeunterricht in Niedersachsen bis zur 10. Klasse Sozialkunde, ab der 11. Klasse Gemeinschaftskunde (GK).
Fächerverbünde
Mehrere Fächer können zu sogenannten Fächerverbünden zusammengefasst werden:
Baden-Württemberg
Durch die Bildungsplanreform 2004 wurden in Baden-Württemberg Unterrichtsfächer zu Fächerverbünden zusammengefasst:
- Die naturwissenschaftlichen Fächer Physik, Chemie und Biologie sind in den Hauptschulen zum neuen Fach Materie-Natur-Technik (MNT) und an den Realschulen zum Fach NWA (Naturwissenschaftliches Arbeiten).
- Die geisteswissenschaftlichen Fächer Geschichte, Geografie und Gemeinschaftskunde bilden an den Hauptschulen das neue Fach WZG (Welt-Zeit-Gesellschaft), an den Realschulen das Fach EWG (Erdkunde, Wirtschaftskunde, Gemeinschaftskunde), an den Gymnasien das Fach GWG (Geographie, Wirtschaft, Gemeinschaftskunde)
- Die ästhetischen Fächer Musik, Sport und Kunst bilden an den Hauptschulen den Fächerverbund Musik-Sport-Gestalten (MSG)
Thüringen
2009 wurden in der 5. und 6. Klasse die naturwissenschaftlichen Fächer zum Fach Mensch-Natur-Technik (MNT) zusammengeschlossen.
Bayern
An den Mittelschulen wurden folgende Fächer zusammengefasst:
- Die naturwissenschaftlichen Fächer Physik, Chemie und Biologie sind in das Fach PCB zusammengefasst.
- Die Fächer Geschichte, Sozialkunde, Erdkunde sind in dem Fach GSE zusammengefasst.
- Die Fächer Arbeit, Wirtschaft, Technik zusammengefasst in das Fach AWT.
Niedersachsen
An den Orientierungsstufen wurden Geschichte und Erdkunde als WUK (Welt- und Umweltkunde) zusammengefasst.
Siehe auch
- Studienfach (Studienrichtung)
- Wissenschaftsdisziplin