Zum Inhalt springen

Leber

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 5. Februar 2006 um 19:44 Uhr durch Eskimbot (Diskussion | Beiträge) (Bot: Ändere: ru). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Die Leber (griech. Hepar, lat. iecur) ist das zentrale Organ des gesamten Stoffwechsels und die größte Drüse des Körpers. Die wichtigsten Aufgaben sind die Produktion lebenswichtiger Eiweißstoffe (z. B. Gerinnungsfaktoren), Verwertung von Nahrungsbestandteilen (z. B. Speicherung von Glukose), die Galleproduktion und damit einhergehend der Abbau und Ausscheidung von Stoffwechselprodukten, Medikamenten und Giftstoffen. Nährstoffe, die aus dem Darm ins Blut aufgenommen werden, gelangen über die Pfortader (V. portae) zur Leber und werden dann von dieser je nach Bedarf ans Blut abgegeben oder aus dem Blut entfernt.

Lage einiger Organe

Grobaufbau der Leber

Die menschliche Leber wiegt etwa 1500 bis 2000 g. Sie ist ein weiches, gleichmäßig strukturiertes Organ, das sich größtenteils im rechten Oberbauch befindet.

Leber eines Schafes, Eingeweidefläche

Die Leber lässt sich in zwei große Leberlappen unterteilen. Der rechte Leberlappen (Lobus dexter) liegt unter dem Zwerchfell und ist mit diesem teilweise verwachsen. Er ist größer als der linke Leberlappen (Lobus sinister), der bis in den linken Oberbauch reicht.

Außerdem gibt es zwei weitere, kleinere Leberlappen: der quadratische Lappen (Lobus quadratus) und der geschwänzte Lappen (Lobus caudatus). An der Unterseite der Leber liegt die sog. Leberpforte (Porta hepatis), über die die Pfortader und Leberarterie in die Leber eintreten und die Lebergallengänge sie verlassen. Die Leberarterie transportiert das sauerstoffreiche Blut vom Herzen zur Leber, die Pfortader bringt Nahrungsbestandteile von Magen und Darm in Form nährstoffreichen Blutes.

Segmente der Leber

Die Leber wird nach C. Couinaud in neun Segmente unterteilt. Die Grenze zwischen linkem und rechten Leberlappen liegt senkrecht im Bereich der Gallenblase und nicht wie meist angenommen am Ligamentum falciforme. Durch die Aufzweigung der Pfortader wird die Leber horizontal in eine obere (kranialen) und eine untere (kaudalen) Segmentgruppe eingeteilt.

  • Linker Leberlappen
    • Segment I Lobus caudatus
    • Segment II kranialer Teil des Segmentum laterale
    • Segment III kaudaler Teil des Segmentum laterale
    • Segment IV Lobus quadratus
      • Segment IVa kranialer Teil
      • Segment IVb kaudaler Teil
  • Rechter Leberlappen
    • Segment V kaudaler Teil des Segmentum anterius
    • Segment VI kaudaler Teil des Segmentum posterius
    • Segment VII kranialer Teil des Segmentum posterius
    • Segment VIII kranialer Teil des Segmentum anterius

Feinbau der Leber

Die Leberlappen sind nochmals in winzige Leberläppchen (max. 1-2 mm) unterteilt. Dies sind im Anschnitt sechseckige Gebilde, die vorwiegend aus Leberzellen (Hepatozyten) bestehen. Die Hepatozyten haben meist mehrere Zellkerne und sind in Strängen angeordnet („Leberzellbalken“). An den Eckpunkten benachbarter Leberläppchen liegen die Periportalfelder. In diesen Periportalfeldern verläuft jeweils ein Ast der Leberarterie, der Pfortader und ein Gallengang. Dies bezeichnet man als Glisson-Trias (Glissonsches Dreieck).

Zwischen den Leberzellen liegen die erweiterten Kapillaren der Leber (Lebersinusoide) angeordnet. Diese Sinusoide sind von einem Endothel ausgekleidet und enthalten spezielle Makrophagen, die Kupffer`schen Sternzellen. Die Sinusoide transportieren das Blut der Pfortader zusammen mit dem Blut aus der Leberarterie durch die Leberläppchen in Richtung Läppchenzentrum, wo es von einer Zentralvene aufgenommen wird. Die Zentralvenen vereinigen sich zu größeren Venen (Venae sublobulares) und schließlich zur Lebervene (Vena hepatica). Den Spaltraum zwischen Lebersinusoiden und Leberzellen nennt man Dissé-Raum, in dem die eigentliche Entgiftung stattfindet. Im Dissé-Raum befindet sich Blutplasma, weiterhin die sog. Ito-Zellen, die Vitamin A enthalten und der Fettspeicherung dienen.

Die Gallenkapillaren sind innerhalb der Leberläppchen nur Vertiefungen der Leberzellen, erst nach dem Austritt aus den Läppchen bekommen sie eine eigene Wand und werden zu den Gallengängen mit einem einschichtig-prismatischen Epithel. Aus den kleinen Gallengängen eines Periportalfeldes fließt die Galle über größere Gallengänge aus der Leber.

Leistungen der Leber

Die Leber ist eng in die Steuerung des Glukose-, Fett- und Eiweißstoffwechsels eingebunden. Glukose wird vom Darmblut aufgenommen und kontrolliert an den restlichen Körper weitergegeben. Ein Überschuss wird als Glykogen gespeichert. Bei Hunger wird der Speicherstoff zu Glukose abgebaut. Die Leber beeinflusst gesteuert durch Hormone (z. B. Insulin und Glucagon) den Blutzuckerspiegel und kann ihn, von der Nahrungsmittelzufuhr unabhängig, konstant halten. Insulin aktiviert in der Leber die Verbrennung des Zuckers und hemmt den Abbau von Fett.

Leberenzyme

Die Blutuntersuchung gibt bei Lebererkrankungen oft wertvolle Hinweise auf Art und Ausmaß der Erkrankung. Enzyme werden wie überall im Körper auch in der Leber benötigt, um die Stoffwechselleistungen der Leber aufrecht erhalten zu können. Bei Schädigung der Leberzellen treten diese Enzyme im Blutserum erhöht auf. Je nach dem, welche Enzyme erhöht sind, kann man oft auf die Art der Erkrankung schließen. Die Höhe des Enzymanstiegs im Serum entspricht dabei dem Ausmaß der Schädigung der Leberzellen. Zellschäden können unter anderem durch Virusinfektionen, Alkohol, Vergiftungen oder Tumoren verursacht sein. Alle Enzyme in den Leberzellen kommen auch in anderen Körperzellen vor, wie zum Beispiel im Herzen und in der Skelettmuskulatur. Viele Enzyme finden sich sogar in allen Zellen des Körpers. Dennoch sind manche Enzyme nur bei Leberzellschäden im Serum erhöht.

Oft gemessene Leberenzyme sind

Die Gamma-GT ist hier der empfindlichste Parameter für Schäden der Leberzellen und des Gallengangsystems.

(Hinweis: Die Bezeichnungen „Aminotransferase“ und „Transaminase“ sind synonym zu gebrauchen.)

Beschwerden

  • Gelbsucht (Ikterus)
  • Leberhautzeichen
  • Blutung aus Ösophagusvarizen
  • Bauchwasserbildung (Aszites)
  • Konzentrationsschwäche, Verwirrtheit (hepatische Enzephalopathie)

Krankheiten

Siehe auch: Flexible transgastrische Peritoneoskopie

Übertragene Bedeutungen und Redensarten

Da man früher die Leber als den Sitz der Gefühle und Temperamente sowie als Urheber des Blutes und von Trieben ansah, ist sie zum Gegenstand mehrerer Redensarten geworden (Quelle Duden 11, 443, Ausgabe 1992):

  • „eine Laus über die Leber gelaufen“ meint eine Verärgerung.
  • „frei von der Leber reden“ meint Ohne Hemmungen sagen, was man meint und denkt.
  • „die beleidigte Leberwurst spielen“. Letztere Redensart bedeutet ohne triftigen Grund beleidigt oder gekränkt sein. Das Anhängen der „Wurst“ wird als scherzhafte Weiterbildung des Wortes „Leber“ angesehen.

Literatur

  • Wolfgang F. Caspary (Hrsg.) u.a.: Therapie von Leber- und Gallekrankheiten, Springer, Berlin 2000, ISBN 3-540-67390-3
  • Helmut Denk u.a.: Pathologie der Leber und Gallenwege, Springer, Berlin 2000, (Spezielle pathologische Anatomie; Bd. 10), ISBN 3-540-65511-5
  • Erwin Kuntz, Hans-Dieter Kuntz: Praktische Hepatologie. Historie, Morphologie, Biochemie, Diagnostik, Klinik, Therapie, Barth, Heidelberg 1998, ISBN 3-335-00568-6
  • Ellen Schmidt (Hrsg.) u.a.: Lebererkrankungen. Pathophysiologie, Diagnostik, Therapie, Wissenschaftliche VG, Stuttgart 2000, ISBN 3-8047-1640-7
Wiktionary: Leber – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Sonographie-Atlas der Leber