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Rat für deutsche Rechtschreibung

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Der Rat für deutsche Rechtschreibung wurde als Nachfolger der Zwischenstaatlichen Kommission für deutsche Rechtschreibung eingerichtet, nachdem es besonders im Sommer 2004 wiederum zu einer hitzigen Debatte über den Sinn der Rechtschreibreform gekommen war, in der sich z. B. der Ministerpräsident des Landes Niedersachsen, Christian Wulff, und der Axel-Springer-Verlag öffentlich für die Rückkehr zur alten Rechtschreibung ausgesprochen haben. Nachdem die Ministerpräsidentenkonferenz im November 2004 die Reform jedoch einstimmig bestätigt hatte, wurde der Rat für deutsche Rechtschreibung als Nachfolger der Zwischenstaatlichen Kommission für deutsche Rechtschreibung gegründet, in dem auch Kritiker der Reform vermehrt vertreten sind. Der Rat besteht aus insgesamt 38 Mitgliedern. 18 von ihnen kommen aus Deutschland, neun jeweils aus Österreich und der Schweiz sowie ein Vertreter jeweils aus Liechtenstein und Bozen-Südtirol. Beschlüsse werden mit einer Zweidrittelmehrheit gefasst. Der Rat konstituierte sich am 17. Dezember 2004. Vorsitzender des Rates ist der ehemalige bayerische Kultusminister Hans Zehetmair.

Erste Korrekturvorschläge

Im April 2005 hatte der Rat erste Vorschläge zur Korrektur der Rechtschreibreform veröffentlicht, die sich mit der Getrennt- und Zusammenschreibung befassten. So sollen z. B. wieder mehr Verben oder Verben in Kombination mit Adjektiven zusammengeschrieben werden, die zusammen eine andere Bedeutung haben als isoliert. Zum Beispiel: bisher „heilig sprechen“, laut den Vorschlägen „heiligsprechen“. Auch „kennen lernen“ kann demnach bald wieder zusammengeschrieben werden. Die Schreibweise „Leid tun“ soll hingegen gestrichen und durch „leidtun“ ersetzt werden. Zurzeit gelten beide Schreibweisen als korrekt.

Hans Zehetmairs Ankündigung, „krankschreiben“ solle „wieder zusammengeschrieben werden“, ist jedoch dahingehend falsch, als dass „krankschreiben“ erst seit Einführung der neuen Rechtschreibung zusammengeschrieben wird (alte Rechtschreibung: „krank schreiben“). In diesem Fall wird die neue Schreibweise beibehalten.

Am 12. April 2005 wurde außerdem bekannt gegeben, dass „unstrittige“ Teile der Reform laut Beschluss der Kultusministerkonferenz pünktlich zum 1. August 2005 in Schulen und Behörden verbindlich werden sollen, um Schüler und Lehrer nicht unnötig zu verunsichern. Hierzu gehören unter anderem die Schreibung von Doppel-s (ss) und Eszett (ß) – zum Beispiel dass anstelle von daß –, die Regelung zum Zusammentreffen dreier gleicher Konsonanten, die Bindestrich-Schreibung, die Groß- und Kleinschreibung sowie die Fremdwortschreibung. Bayern und Nordrhein-Westfalen haben jedoch angekündigt, sich nicht an diesen Beschluss zu halten, obwohl sie ihn selbst mitgetragen haben. So gelten bis auf weiteres in diesen zwei Bundesländern die bisher geltenden Übergangsregelungen.

Am 4. Juni 2005 verabschiedete der Rat seinen Vorschlag zur Revision der Getrennt- und Zusammenschreibung, die den orthografischen Zustand von vor 1998 teilweise wiederherstellen würde, sofern die Kultusministerkonferenz zustimmt.

Im November 2005 erfolgten schließlich auch Vorschläge des Rates zur Silbentrennung Vorlage:Ref und zur Zeichensetzung Vorlage:Ref, die nur eine teilweise Rücknahme der ursprünglichen Reform von 1996 darstellen, da einserseits bei der Silbentrennung aus ästhetischen Gründen die Möglichkeit gestrichen wurde, Einzelvokale am Wortanfang oder -ende abzutrennen (A-bend, Bi-o), andererseits aber ck weiterhin so behandelt wird wie ch oder sch (Bä-cker, la-chen) und so weiterhin nicht mehr wie früher mit k-k getrennt wird (Bäk-ker).

Bei der Zeichensetzung beschloss man, dass bei selbstständigen Sätzen, die z. B. mit "und" oder "oder" verbunden sind, die Benutzung von Kommata zur Gliederung des Satzes weiterhin jedem freigestellt bleiben soll. Jedoch gilt diese freigestellte Kommasetzung nicht mehr bei Infinitivgruppen, wo die Zeichsetzung bislang ebenfalls jedem selbst überlassen war (Beispiel: Ich benutze die Wikipedia, um mich zu informieren).

Quellen

  1. Vorlage:Fußnote
  2. Vorlage:Fußnote