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Georg-Müller-Schule Bielefeld

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Georg-Müller-Schule
Schulform Gesamtschule bzw. Grundschule
Gründung 1990
Adresse Detmolder Straße 284 bzw. Dessauer Straße 10 (Steinhagen)
Ort Bielefeld und Steinhagen
Land Nordrhein-Westfalen
Staat Deutschland
Koordinaten 52° 0′ 7″ N, 8° 34′ 4″ OKoordinaten: 52° 0′ 7″ N, 8° 34′ 4″ O
Schüler ca. 760 auf der Gesamtschule
ca. 480 auf den Grundschulen
Website www.gms-net.de

Die Georg-Müller-Schule Bielefeld ist eine staatlich anerkannte, private evangelikale Bekenntnisschule mit drei Grundschulen (Bielefeld, Steinhagen, Senne) sowie einer Gesamtschule mit gymnasialem Oberstufenzweig. Dabei ist eine Grundschule in Steinhagen (Kreis Gütersloh) angesiedelt, während die zweite Grundschule und die Gesamtschule im Bielefelder Stadtteil Stieghorst beheimatet sind. Getragen wird sie von dem Trägerverein der evangelikalen Bekenntnisschulen Bielefeld. Außerdem ist sie Mitglied im Verband evangelischer Bekenntnisschulen (VEBS). Namensgeber ist der deutsche Missionar und Kinderheimgründer Georg Müller (1805–1898).

Geschichte

Die Georg-Müller-Schule wurde 1990 auf Initiative einiger evangelikaler Christen, die vorwiegend aus dem Hintergrund der Brüdergemeinden kamen, im Rahmen des Trägervereins der evangelikalen Bekenntnisschulen Bielefeld gegründet. Die Planungen für die Errichtung einer Grundschule begannen bereits 1988, doch erhielt man erst zum Schuljahr 1990/91 die staatliche Erlaubnis. Die Intention war, eine Schule ins Leben zurufen, die sich an der Bibel orientiert und junge Menschen nach dem biblischen Menschenbild erzieht.

1990–1994 Paulusstraße

So begann man im Schuljahr 1990/1991 mit ca. 45 Erstklässlern in Bielefeld-Mitte mit der Schularbeit. In den folgenden vier Jahren wurde die Schule auf ca. 180 Schüler in zweigleisigen Stufen ausgebaut. Bald stellte sich die Frage nach einer weiterführenden Schule, da der Gründungsjahrgang zum Schuljahr 1994/1995 in die 5. Jahrgangsstufe wechseln würde. So mietete man im Bielefelder Stadtteil Ummeln ein Gebäude, dass als provisorisches Unterrichtsgebäude genutzt werden sollte. Vom Kultusministerium bekam man auferlegt, bis zum Schuljahr 1996/1997 ein Gebäude vorzuweisen, in dem Unterricht bis zur Jahrgangsstufe 10 stattfinden kann.

1994–1996 Ummeln

Eine Woche vor Beginn des Schulbetriebs des Schuljahrs 1994/1995 erhielt man die endgültige Erlaubnis für den Schulbetrieb einer Gesamtschule. 49 Schüler wurden von 4 Lehrern in zwei fünften Klassen unterrichtet. Es liefen nun zwei Schulbetriebe der Georg-Müller-Schulen parallel: Die Grundschule in Bielefeld-Mitte und die Gesamtschule in Bielefeld-Ummeln.

Zum Schuljahr 1995/1996 kamen weitere 83 Schüler hinzu, die in nun 4 Klassen von 11 Lehrern unterrichtet wurden. Doch stieg auch mit der fortlaufenden Zeit der Druck, ein neues Gebäude zu finden. Zunächst dachte man daran, die Liegenschaft der Fachhochschule an der Wilhelm-Bertelsmann-Schule zu erwerben. Diese Möglichkeit erwies sich jedoch schnell als nicht sinnvoll. Deshalb wurde auf Anraten der Stadt Bielefeld im März 1995 ein 37.500 m² großes Grundstück in Bielefeld-Senne an der Buschkampstraße gekauft.

Hier sollte die Georg-Müller-Schule ihren endgültigen Standort finden. Die Schulleitung und der Förderverein rechneten mit einem weiteren großen Schülerandrang, weshalb ein großes Schulgelände vonnöten gewesen sein würde. Die Planung sah vor, dass in absehbarer Zeit auch die Grundschule von der Paulusstraße dazustoßen und auch die Möglichkeit bestehen sollte, das Abitur an der Schule zu absolvieren. So brauchte man nun für den Baubeginn die Erlaubnis des Stadtbezirks Senne, sowie des Bau- und Stadtentwicklungsausschusses.

Aufgrund der konfessionellen Prägung der Georg-Müller-Schule barg die Diskussion ein großes Konfliktpotential, auch auf politischer Ebene. Besonders von Seiten der Grünen wurden schwere Vorwürfe erhoben. So würde die Schule in der Bielefelder Schullandschaft als Fremdkörper wirken und Abschottungspolitik betreiben. Als potenzielle Schüler der Georg-Müller-Schule seien vor allem evangelikale Christen aus der ehemaligen Sowjetunion zu erwarten, denen die Georg-Müller-Schule keine ausreichenden Integrationsbedingungen bieten könne.

Am 4. September 1995 lud die Georg-Müller-Schule zu einer Informationsveranstaltung ein, in der das Schulkonzept vorgestellt werden sollte. Vor mehr als 600 Bürgern erläuterten die Verantwortlichen der Georg-Müller-Schule, dass sie eine Schule seien, die sich auf die biblischen Grundlagen gründet. Dies heiße aber nicht, dass man sich abschotte und die Kinder ideologisch verblenden wolle. Ganz im Gegenteil, man werde die Kinder zu mündigen Persönlichkeiten mit sozialer Verantwortung und gesunder Kritikfähigkeit erziehen.

Am 14. September kam es schließlich zur Abstimmung im Senner Stadtbezirk. Hier setzte sich die CDU mit Hilfe der Stimmen der BfB mit 10:9 Stimmen gegen die Grünen und die SPD durch und damit für den Bau der Georg-Müller-Schule. Am 19. September jedoch entschied sich der Stadtentwicklungsausschuß mit 8:7 Stimmen gegen den Bau. Also musste die Entscheidung von dem Hauptausschuss der Stadt Bielefeld gefällt werden, der sich in letzter Instanz gegen den Bau der Georg-Müller-Schule an der Buschkampstraße wandte.

Also musste ein neues Gebäude für die Errichtung der Schule gefunden werden. Ziemlich schnell konnte man sich für das Gelände der ehemaligen britischen Ripon-Kasernen im Stadtteil Stieghorst entscheiden. Auch stellt die Politik diesmal keine Hürden, so dass in einer gemeinsamen Sitzung der Bezirksvertretung Stieghorst, des Umwelt- und Stadtentwicklungsausschusses und des Hauptausschusses einstimmig für den Standort Stieghorst abgestimmt wurde.

Hier sollten vier Gebäude und ein 8000 m² großes Grundstück erworben werden, auf dem später auch die Grundschule angesiedelt werden sollte und auch eine Turnhalle errichtet werden sollte. Der Umbau der Schule wurde vor allem durch viele ehrenamtliche Helfer aus den vielen christlichen Gemeinden aus dem Bielefelder Raum gewährleistet. So konnte die Schule zum Schuljahr 1997/98 von Ummeln nach Stieghorst umziehen. Die Grundschule blieb vorübergehend noch an der Paulusstraße, sollte später aber auch noch folgen. Erster Schultag am neuen Standort war der 18. August 1997.

1997–heute Stieghorst

Im Schuljahr 1997/1998 wurden somit 334 Schüler in 12 Klassen (5.-8. Klasse) von 21 Lehrern in den neuen Räumen der Georg-Müller-Schule unterrichtet. Zunächst war nur ein Gebäude fertiggestellt. Es dauerte 9 Jahre bis zum Schuljahr 2005/2006, bis alle vier Gebäude fertiggestellt wurden. Zum Schuljahr 1999/00 zog dann auch die Grundschule von der Paulusstraße nach Stieghorst um. Im Jahre 2003 konnte die neu errichtete Vierfach-Turnhalle eingeweiht werden. Im Schuljahr 1999/2000 gab es erstmals einen Abgangsjahrgang (10.Klassen). Im Jahre 2003 wurde an der Georg-Müller-Schule erstmals ein Abiturjahrgang verabschiedet. Seit dem 15. März 2005 besteht eine Partnerschaft mit der Scholengemeenschap Jacobus Fruytier (Apeldoorn, Niederlande). Auf der Gesamtschule werden aktuell 780 Schüler in 28 Klassen von ca. 50 Lehrern unterrichtet.

1997–heute Steinhagen

Seit dem Schuljahr 1997/98 gibt es auch eine zweite Georg-Müller-Grundschule, die in Steinhagen (Kreis Gütersloh) angesiedelt ist.

Schulkonzept

Das Konzept geht davon aus, dass die Heterogenität der Schülerschaft (die von den Initiatoren der Schule ausdrücklich gewollt war: „Schule für alle!“), einerseits wichtige didaktische Möglichkeiten eröffnet, und andererseits Probleme im Hinblick auf eine angemessene individuelle Förderung erzeugt. Der Versuch, zum einen die Chancen dieser Heterogenität zu nutzen und zum anderen auf die Probleme dieser Heterogenität angemessen zu reagieren, besteht darin, ausgehend von leistungsheterogenen Klassen die Lernenden in einem allmählich fortschreitenden Prozess mehr und mehr in leistungshomogeneren Gruppen und schließlich auch Klassen zu fördern.

Kritik

In der Öffentlichkeit werden unter anderem folgende Punkte aus dem "Geistlichen und pädagogischen Konzept der Georg-Müller-Schule" kritisiert[1]:

"Geistliches Konzept der Georg-Müller-Schule

(...)

Die Georg-Müller-Schule Bielefeld (GMS) soll mit Gottes Hilfe als christliche, an die Bibel gebundene Schule geführt werden. Damit ist die Grundlage umrissen, auf der sie stehen soll:

(...)

Die GMS ist in Verantwortung vor Gott bestrebt, ihre Ziele durch Lehrerinnen und Lehrer zu verwirklichen, die als bekehrte, wiedergeborene Menschen (Joh. 3,5) an die Bibel als das geoffenbarte Wort Gottes und durch den Glauben an Jesus Christus gebunden sind und ein geistliches Leben mit Vorbildcharakter führen (Phil. 4, 9; Kol. 4, 5-6). Die Lehrer und die verantwortlichen Mitarbeiter der GMS sind in verschiedene bibeltreue Gemeinden oder Gemeinschaften eingebunden.

(...)

Die Trägerschaft der Schule übernimmt der Trägerverein der Ev. Bekenntnisschule Bielefeld e.V., dem nur bekehrte, wiedergeborene Christen (Joh. 3,5) beitreten können.

(...)

Einzige Autorität und Richtschnur für Leben und Lehre ist die Bibel, das zuverlässige und wahrhaftige Wort Gottes. (...) Von liberaler Theologie und der Betrachtungsweise der historisch-kritischen Methode grenzen wir uns deutlich ab.

(...)

Der Mensch wurde im Bild Gottes und zur Gemeinschaft mit ihm geschaffen. Durch den Sündenfall des ersten Menschenpaares und weil wir alle sündigen, sind wir Menschen Sünde und Tod unterworfen und von Gott getrennt (l. Mo 8, 21, Rö 3, 23). In seinem Sohn Jesus Christus macht Gott uns das Angebot der Begnadigung. Nehmen wir es an, gibt er uns ewiges Leben. Lehnen wir es ab, wählen wir die ewige Gottesferne im Getrenntsein von ihm: die Hölle oder ewige Verdammnis. Unsere eigenen Bemühungen können uns nicht in die Gemeinschaft mit Gott zurück bringen, sondern nur das stellvertretende Sterben Jesu Christi am Kreuz.

(...)

Die persönliche moralische Lebensführung der Lehrer schließt z.B. das Leben in Homosexualität und in vor- und außerehelichen Beziehungen aus.

(...)


Pädagogisches Konzept der Georg-Müller-Schule

(...)

Wo im Rahmen des Sachunterrichts erdgeschichtliche, paläontologische oder biologische Themenbereiche erschlossen werden, soll eine kritische Auseinandersetzung mit der Evolutionslehre der Klassenstufe entsprechend erfolgen. Die christliche Schule soll die biblische Schöpfungslehre eindeutig vermitteln.

(...)

In der Georg-Müller-Schule wird davon ausgegangen,

  • (...)
  • dass Ehebruch, voreheliche Geschlechtsbeziehungen und Homosexualität biblisch falsches Handeln ist und Gott sehr ernst davor warnt (l. Kor. 6, 18, Rö 1, 26 + 27, 1. Thess. 4, 3, Hebr. 13, 4). Diese Aussage bezieht sich auf das Grundverständnis, nicht unbedingt auf die Thematisierung im Unterricht. Wo Schüler jedoch mit diesen Themen konfrontiert werden, sollte in der Schule Hilfestellung und behutsame Aufklärung gegeben werden können.
  • (...)
  • dass die Kinder die Entstehung und das Werden ungeborenen Lebens als Schöpfungshandeln Gottes kennenlernen und verstehen (Schutz auch des ungeborenen Lebens);
  • (...)

(...)

Jeder Schultag beginnt mit einer gemeinsamen Andacht im Klassen- oder Kursverband als Besinnung und Ausrichtung auf Gott, der uns trägt, sowie als Möglichkeit zu Dank und Bitten im Gebet. Auch die Lehrerinnen und Lehrer treffen sich regelmäßig zu gemeinsamen Andachten.

(...)

Naturwissenschaften: Die Notwendigkeit, die Evolutionstheorie im Unterricht zu vermitteln, ergibt sich aus ihrer dominierenden Bedeutung im derzeitigen allgemeinen Denken. Sie soll sachlich vermittelt werden, und zwar als Theorie, als naturwissenschaftliches (Denk-)Modell. Von der Bibel her soll ihr - unter Rückgriff auf Forschungsergebnisse kreationistischer Naturwissenschaftler - die Schöpfungslehre gegenübergestellt werden, und die Schülerinnnen und Schüler sollen zu einer fundierten Auseinandersetzung mit beiden Modellen angeleitet werden. Der naturwissenschaftliche Unterricht soll den Schülern das Staunen über die Komplexität der Schöpfung Gottes ermöglichen.

(...)"[2]


Schüler berichten im öffentlich-rechtlichen Fernsehen, dass ihnen zwar die Inhalte der Evolutionstheorie vermittelt werden, gleichzeitig aber betont werde, dass die Evolutionstheorie falsch und nur der Schöpfungsmythos richtig sei. Abiturienten der Georg-Müller-Schule lehnen die wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Erdgeschichte - insbesondere zum Alter der Erde - ab und vertreten stattdessen die in der Schule vermittelte Auffassung, die Erde sei nur ca. 6.000 Jahre alt. Außerdem berichten Schüler, dass Biologielehrer zur Vorbereitung auf den Evolutionsunterricht im Biologie-Grundkurs ein Wochenendseminar empfehlen, zu dem die Bibel mitgenommen werden solle und auf dem die Evolution "kritisch hinterfragt" werde. Der Veranstalter dieses Wochenendseminars ist der außerhalb der Naturwissenschaften stehende, schöpfungsgläubige, christliche Verein evangelikaler Prägung "Studiengemeinschaft Wort und Wissen e.V.".[3] (Die "Studiengemeinschaft Wort und Wissen e.V." ist insbesondere durch das von ihr herausgegebene Pseudo-Lehrbuch[4] "Evolution - ein kritisches Lehrbuch" bekannt, dass "durch tendenziöse Auswahl, systematische Verzerrungen, Fehlinformationen und Sinnentstellungen" einen völlig falschen Eindruck der wissenschaftlichen Evolutionstheorie vermittelt und versucht, "die wissenschaftliche Evolutionsbiologie durch systematische Falschinformation und Irreführung der Leser zu diskreditieren"[5].)

  1. Julia Kern, Kreationismus - Adam, Eva und der Stegosaurus, FAZ, 22.06.2013
  2. Geistliches und pädagogisches Konzept der Georg-Müller-Schule
  3. Frank Papenbroock und Peter Moers, Fernsehfilm "Mit der Bibel zum Abitur - Christliche Privatschulen in NRW", WDR, 2009 (Wiederholung: 06.02.2011 22:15 EinsExtra); siehe auch: Oda Lambrecht und Christian Baars, Blog "Mission Gottesreich - Fundamentalistische Christen in Deutschland"
  4. Thomas Junker, Das 'Kritische Lehrbuch' von Reinhard Junker und Siegfried Scherer, S. 336, in: Martin Neukamm (Hrsg.), Evolution im Fadenkreuz des Kreationismus, Darwins religiöse Gegner und ihre Argumentation, (Religion, Theologie und Naturwissenschaft, Bd. 19), 2009, S. 321-338
  5. Thomas Junker, Das 'Kritische Lehrbuch' von Reinhard Junker und Siegfried Scherer, S. 336 u. 338, in: Martin Neukamm (Hrsg.), Evolution im Fadenkreuz des Kreationismus, Darwins religiöse Gegner und ihre Argumentation, (Religion, Theologie und Naturwissenschaft, Bd. 19), 2009, S. 321-338