Marienkind
Marienkind ist der dritte Titel eines Märchens aus der Sammlung der 'Kinder- und Hausmärchen' der Gebrüder Grimm.
Zusammenfasung
Es handelt von einer Tochter armer Eltern, die aus Mitleid von der Jungfrau Maria 'adoptiert' wird. Glücklich und unbeschwert darf sie nun im Himmel leben. Als ihr die Heilige dreizehn Schlüssel zur Aufbewahrung gibt und ihr ausdrücklich befiehlt, den dreizehnten unter keinen Umständen zu benutzen, kann das Mädchen dieser Versuchung nicht widerstehen. Sie öffnet die Tür und steht vor der heiligen Dreieinigkeit. Von Jungfrau Maria darauf zur Rede gestellt, leugnet sie, das Verbot übertreten zu haben. Zur Strafe muss sie die nächsten Jahre stumm in einer undurchdringlichen Wildnis auf der Erde verbringen. Als es einem König auf der Jagd gelingt, das Dickicht zu durchbrechen, ist er so von der stummen Schönheit beeindruckt, dass er sie sogleich heiratet.
Drei Kinder gebiert die stumme Königin und jedesmal erscheint ihr die Jungfrau Maria und bittet sie, die Wahrheit zu gestehen, doch stets beharrt die Königin auf ihrer Lüge. Drei Mal nimmt ihr die Heilige darauf die Neugeborenen ab, und so werden die Rufe immer lauter, die Königin sei eine Menschenfresserin. Da sich die Stumme nicht verteidigen kann, soll sie schließlich als Hexe auf dem Scheiterhaufen enden. Erst als die Flammen vor ihr auflodern und sie den sicheren Tod vor Augen sieht, bereut sie, die Unwahrheit gesagt zu haben. Damit ist ihr vergeben, die Jungfrau Maria gibt ihr die Sprache zurück und führt sie zusammen mit ihren drei Kindern dem König zu.