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Westfalenflagge

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Flagge der preußischen Provinz Westfalens
Vexillologisches Symbol
Seitenverhältnis
Offiziell angenommen 22. Oktober 1882

Die heute als Westfalenflagge bekannte Flagge wurde für die preußische Provinz Westfalen am 22. Oktober 1882 eingeführt und bestand offiziell bis zum 15. September 1935.

Beschreibung

Die Westfalenflagge besteht aus zwei gleich großen horizontalen Streifen in den Landesfarben Weiß und Rot und ähnelt damit der polnischen und thüringischen Flagge. Die Farbgebung leitet sich vom westfälischen Wappen ab.

Geschichte

Grün-Weiß-Schwarz

Die westfälische Trikolore der couleur tragenden westfälischen, studentischen Korporationsverbände
Chargierte der Kränzchen in Frankfurt an der Oder 1805, links (schwarzer Frack) Schlesier, Mitte (weißer Frack) Märker, rechts (grüner Frack) Preuße

1794 beteiligten sich Angehörige des Corps Guestphalia Halle an der Stiftung des Corps Guestphalia Erlangen und zwischen beiden Corps wurde die landsmannschaften Kartellbeziehungen aufgenommen, dem 1795 das Corps Guestphalia Jena beitrat. Damit war der Grundstein für das sogenannte "Westfalenkartell" gelegt, welches schließlich 1799 begründet wurde und bis 1820 dauerte. In dessen Verlauf auch noch Corps von den Universitäten Würzburg, Göttingen, Bonn hinzu stießen. Auf dem Kartelltag von 1799 in Halle beschlossen die Vertreter der westfälichen Kränzchen die Einführung eines einheitlichen Couleurs und schufen die Trikolore grün-schwarz-weiß, die seit 1822 in der Reihenfolge grün-weiß-schwarz getragen wurde. Diese Farbkombination wurde von den meisten Westfalencorps auf deutschen Universitäten übernommen und ist auch noch heute in Gebrauch, wie etwa: (Corps Marko-Guestphalia Aachen, Corps Guestphalia Bonn, Corps Guestphalia Berlin, Corps Guestphalia Erlangen, Corps Guestfalia Greifswald, Corps Guestphalia Göttingen, Corps Guestphalia Halle, Corps Guestphalia Heidelberg, Corps Guestphalia Jena, Corps Guestphalia Würzburg); teilweise finden sie sich auch in anderen Korporationsverbänden, wie z.B. (AV Guestfalia Tübingen). Guestphalia ist die lateinische Bezeichnung für Westfalen. Da das Latein kein "W" kennt, wird statt dessen ein "Gu" gesetzt.[1]

Im öffentlichen Bewusstsein herrschte bald die Meinung vor, dass es sich um offizielle Farben der Provinz handle, und so gingen die Farben auch auf andere westfäliche Vereinigungen und Körperschaften über. Bei Festen und offiziellen Anlässen entsprechend geflaggt. Zur Verbreitung dieser Überzeugung trugen auch die großen westfälischen Erinnerungsfeste bei, die zwischen 1819 und 1830 unter der Leitung des Landrichters Friedrich Wilhelm Rautert an verschiedenen Orten Westfalens stattfanden.[2] Auf diesen Zusammenkünften wurden die grün-weiß-schwarzen Farben groß herausgestellt. Den Irrtum klärte 1880 Roger Wilmans auf. Dieser war von 1854 - 1881 als Direktor und Geheimer Archivrat des Staatsarchivs in Münster tätig und von Berlin aus im Zuge der beabsichtigen Neuregelung der preußischen Provinzialfarben mit der Erforschung der historischen Grundlage für die vermeintlichen Provinzialfarben grün-weiß-schwarz beauftragt worden. Auf Grund seiner Recherchen stellte er fest, dass die Farben auf keinem staatlichen Verleihungsakt oder sonst auf amtlichen Anordnungen beruhten, sondern sich als ursprünglich studentische Farben nach und nach zur Landesfarbe entwickelt hätten.[3] Aus diesem Grund sind in Westfalen, bei Schützenvereinen, Sportvereinen, bei Studentenverbindung, bei Kreisen und Kommunen das Grün-Weiß-Schwarz, wie auch umgekehrt, waagerecht, wie senkrecht noch weit verbreitet, wie z.B. bei der Flagge von Gelsenkirchen, der Flagge des Kreises Recklinghausen oder die Vereinsfarben von Preußen Münster.

Weiß-Blau

Königreich Westphalen, 1807 bis 1813
Der Schwur auf die Flagge Westfalens vor dem von Jêrôme Louis Dupré unvollendet 1807

Nachdem Charles-Maurice de Talleyrand-Périgord am 6. Juni 1807 von Napoleon Bonaparte mit dem Entwurf der Symbole des Königreichs Westphalen beauftragt worden war, soll der französische Kaiser über das Wappen des Königreichs Westphalen als es als ein „ménagerie“ – im übertragenen Sinne von Tierpark oder Zoo – geurteilt haben. Talleyrand hat sich bemüht, im Wappen die Wappentiere aller, zum Teil voneinander grundverschiedener Teile des bunt zusammengefügten Königreichs zu integrieren. Stellvertretend für die ehemaligen Herrschaften und Teilstaaten sind somit ein Pferd, ein Adler sowie acht Löwen und Leoparden verschiedener Couleur enthalten. Im Gegensatz dazu ist die Flagge abstrakten und erinnert an keinen Vorgängerstaat. Von 1807 bis 1813 führte das Königreich Westphalen diese unter Jérôme Bonaparte als Hoheitssymbol mit zwei horizontalen Streifen in Weiß und Blau ein.[4] Es wird angenommen, das sich die Bicolore eine verkleinerte Version der Trikolore Frankreichs ist. Das Königreich Westphalen wurde am 7. Dezember 1807 von Napoléon Bonaparte ausgerufen, per königlichem Dekret seine Konstitution bekannt gemacht und der Eintritt in den Rheinbund geregelt. Am gleichen Tag traf Jêrôme mit seinem glänzenden Hofstaat auf der Wilhelmshöhe in Kassel ein, das von nun an Napoleonshöhe genannt wurde. Er trat seine Herrschaft mit einem Schwur auf die neue westfälische Flagge an. Louis Dupré hat den Moment in seinem unvollendeten Gemälde festgehalten. Jêrôme schwört vor Offizieren und den Großen des Landes öffentlich auf den Treppenstufen des Schlosses Wilhelmshöhe. Doch die Herrschaft des "König Lustig", wie ihn seine neuen westfälischen Untertanen zu nennen pflegen, währt nicht lang. Nach der Völkerschlacht bei Leipzig (1813) löste sich das Königreich Westphalen auf. Am 28. September 1813 standen Kosaken vor Kassel, die am 1. Oktober unter Alexander Tschernyschow die Stadt einnahmen und das Königreich für aufgelöst erklärten. Als die Stadt nach nur vier Tagen von den Kosaken verlassen worden war, wurde sie erneut von französischen Truppen besetzt und Jérôme kehrte am 16. Oktober letztmals zurück, um Kassel zehn Tage später endgültig zu räumen. Wenig später rückten der kurhessische Kurprinz Wilhelm und ein russisches Korps in die Stadt ein. Mit dem Einzug von Kurfürst Wilhelm I., der erst am 21. November erfolgte, wurde schließlich die Restauration eingeleitet.

Weiß-Rot

Flagge des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe

Da sich das Kaiserreich reserviert bei der Übernahme von studentischen, wie auch bei den französischen Farben zeigte, wurde, ähnlich wie bei Schwarz-Weiß-Rot eine neue Fahne, anstelle der überlieferten, erdacht. Dabei wurde das heraldische alte Landeswappen mit dem Sachsenross, weißes Ross auf rotem Grund, als bestimmend angesehen. Es wird aber auch vermutet, dass die hanseatische Tradition Westfalens damit ausgedrückt wird.[5] Mit Erlass vom 22. Oktober 1882 "landesherrlich" weiß-rote Fahne legitimiert, gleich der Flagge Brandenburgs [6] und anderer preußischer Provinzen. Siehe dazu Liste der Flaggen und Wappen der Provinzen Preußens Am 15. September 1935 wurde die Flagge durch das Reichsflaggengesetz offiziell abgeschafft. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden alle Symbole der nationalsozialistischen Diktatur von den Siegermächten verboten. Aus dem dadurch entstehenden Mangel an Symbolen heraus, beschloss der Oberpräsident von Westfalen Rudolf Amelunxen, am 21. Dezember 1945, zur Verwendung als Siegel, das alte westfälische Wappen zu verwenden. Gleichzeitig wurde die Benutzung der alten Provinzflagge wieder erlaubt. Das Wappen wurde nun allerdings in die Gösch der Flagge eingefügt. Bis zur Schaffung des Landes Nordrhein-Westfalen 1946 wurde die Flagge verwendet.[7] Schlussendlich hat sich aus der Westfalenflagge, mit den Farben Weiß-Rot und der Flagge der Rheinprovinz mit den Farben Grün-Weiß, die Flagge Nordrhein-Westfalens entwickelt, mit den Farben Grün-Weiß-Rot.

Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe verwendet die Westfalenflagge seit 1986 in Verbindung mit und ohne westfälisches Wappen im Zentrum.[8]

Einzelnachweise

  1. ähnlich wie Wilhelm, das im Latein Guilelmus übersetzt wird.
  2. Landschaftsverband Westfalen-Lippe
  3. Ein Nachwort der Schriftleitung (= Erich Bauer) zu Hans Lippold: Die Herkunft von Namen und Farben des Corps Masovia. In: Einst und Jetzt 6 (1961), S. 127 f.
  4. Flags of the World - Kingdom of Westphalia 1807-1813
  5. LWL
  6. Landtag Brandenburg
  7. Flags of the World - Westphalia 1945-1946 (Germany)
  8. Flags of the World - Westphalia-Lippe (North Rhine-Westphalia, Germany)

Literatur

  • Albert Franz: Flaggenkunde, Braunschweig 1953