Orgel der Dorpskerk Nieuw Scheemda
Orgel der Dorpskerk Nieuw Scheemda | |
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Allgemeines | |
Ort | Kirche von Nieuw Scheemda |
Orgelerbauer | Arp Schnitger |
Baujahr | 1695 |
Letzte(r) Umbau/Restaurierung | 1968/1988, Metzler/Bernhardt Edskes |
Epoche | Barock |
Orgellandschaft | Niederlande |
Technische Daten | |
Anzahl der Register | 8 |
Anzahl der Pfeifenreihen | 10 |
Anzahl der Manuale | 1 |
Tontraktur | Mechanisch |
Registertraktur | Mechanisch |
Die Orgel der Kirche von Nieuw Scheemda in der Gemeinde Oldambt in der niederländischen Provinz Groningen ist ein Positiv des Orgelbauers Arp Schnitger aus dem Jahr 1695. Das vorderspielige Instrument auf Vier-Fuß-Basis verfügt über acht Register auf einem Manual und hat ein angehängtes Pedal. Neben der Orgel der Bergstedter Kirche ist das Werk in Nieuw Scheemda das einzige erhaltene Positiv Schnitgers. Das Instrument spielte nach der Rekonstruktion im Jahr 1968 auf der Groninger Schnitger-Tagung im August 1969 eine große Rolle.[1]
Baugeschichte
Neubau durch Schnitger 1698/1699
Nach eigenen Angaben lieferte Schnitger für Kirche eine kleine Orgel mit sieben Registern ohne Pedal.[2] Über den Bau und die weitere Geschichte ist wenig überliefert. Schnitger baute eine Gehäuse für zehn Register, das auch für eine zweimanualige Orgel mit Doppellade ausgereicht hätte.[3]
Der Prospektaufbau ist fünfteilig gegliedert. Der überhöhte, polygonale Mittelturm wird von zwei doppelgeschossigen Flachfeldern umgeben, die durch eine Kämpferleiste geteilt werden und deren Pfeifen heute stumm sind. Statt spitzer Seitentürme baute Schnitger aus praktischen Gründen außen zwei große Flachfelder.[4] Alle Pfeifenfelder schließen unten und oben mit weiß gefasstem Schleierwerk ab. Das Schnitzwerk neben dem Mittelturm und die Seitenflügel zeigen durchbrochene Akanthusranken. Der Mittelturm wird von einer Bekrönung mit einem vergoldeten Knauf abgeschlossen. Die weißen Seitenflügeln enden in vergoldeten, musizierenden Putti mit Blasinsrumenten.[3]
Veränderungen im 18. und 19. Jahrhundert
Bis 1719 hatte Schnitgers Meistergeselle Johan Radeker die Orgel in Pflege. Der Hobbyorgelbauer Roelf Const arbeitete 1784 an dem Instrument und wartete es. Nach der Vergrößerung der Orgelempore im Jahr 1809 änderte Nicolaas Anthonie Lohman, Sohn von Dirk Lohmann, im Jahr 1810 die Disposition. Er erneuerte die Prospektpfeifen und tauschte drei Register aus. 1817/1818 wurden geschnitzte Seitenflügel angebracht. W. K. Beukema ersetzte den Keilbalg durch einen Magazinbalg mit Schöpfbalg.[5]
Restaurierungen
Unter Beratung von Klaas Bolt und Cornelius H. Edskes rekonstruierte Metzler Orgelbau unter Mitarbeit von Bernhardt Edskes den ursprünglichen Zustand. Nur die Anzahl der Bälge und die Prospektpfeifen von 1810 wurden beibehalten. Die Windlade, Klaviatur und Traktur wurden restauriert und die ursprüngliche Disposition wiederhergestellt. Die Blindflügel von 1817 wurden entfernt. Der Schnitgersche Pfeifenbestand, der teils auf der Windlade umgestellt worden war, gelangte wieder an seinen ursprünglichen Aufstellungsort. Bei den ersetzten Registern dienten Schnitger-Mensuren als Vorlage für eine Rekonstruktion, teils unter Einbeziehung des Materials von Lohmann. Die Labien der Prospektpfeifen im Mittelturm wurden korrigiert und deren Kerne ersetzt. Die Trompete 8′ wurde nach der Orgel der Kirche von Eenum rekonstruiert.[6]
Edskes führte 1988 weitere Maßnahmen durch, der den Windbalg quer hinter die Orgel verlegte, einen Windkanal erneuerte und den Winddruck etwas erniedrigte. Er intonierte das Pfeifenwerk nach und modifizierte die Stimmung. Die Seitenflügel mit den Engeln stammen aus der abgebrochenen Lohmann-Orgel in Eppenhuizen und wurden 1990 angebracht.[5]
Disposition seit 1968 (= 1695)
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- Tremulant, Windlosser
- Anmerkungen
- S = Schnitger (1695)
- L = Lohman (1810)
- ME = Metzler/Edskes (1968/1988)
Technische Daten
- 8 Register, 10 Pfeifenreihen.
- Windversorgung:
- Blasbälge: 1 Keilbalg
- Winddruck: 67 mmWS
- Traktur:
- Tontraktur: Mechanisch
- Registertraktur: Mechanisch
- Stimmung:
- modifiziert mitteltönige Stimmung
- Tonhöhe: ein Halbton über normal (a1 = ca. 466 Hz)
Literatur
- Cornelius H. Edskes, Harald Vogel: Arp Schnitger und sein Werk. Hauschild, Bremen 2009, ISBN 978-3-89757-326-0, S. 61, 190 f.
- Gustav Fock: Arp Schnitger und seine Schule. Ein Beitrag zur Geschichte des Orgelbaues im Nord- und Ostseeküstengebiet. Bärenreiter, Kassel 1974, ISBN 3-7618-0261-7, S. 238 f.
Weblinks
- Arp-Schnitger-Orgeln (niederländisch).
- Seite von H.-W. Coordes.
- Orgeldatabase (niederländisch).
- Vollständigkeit anstrebende Diskografie.
Einzelnachweise
- ↑ Arp-Schnitger-Orgeln (niederländisch), abgerufen am 25. August 2014.
- ↑ Fock: Arp Schnitger und seine Schule. 1974, S. 236.
- ↑ a b Edskes, Vogel: Arp Schnitger und sein Werk. 2009, S. 61.
- ↑ Edskes, Vogel: Arp Schnitger und sein Werk. 2009, S. 190.
- ↑ a b Edskes, Vogel: Arp Schnitger und sein Werk. 2009, S. 191.
- ↑ Seite von H.-W. Coordes, abgerufen am 25. August 2014.
Koordinaten: 53° 12′ 36,3″ N, 6° 56′ 33,1″ O