Richard von Loewis of Menar
Richard von Loewis of Menar (* 1900; † März 1931 Afrika)war ein deutscher politischer Aktivist. Er wurde vor allem wegen seiner Beteiligung an der Ermordung des „Präsidenten“ der autonomen Pfalz Franz Josef Heinz und zwei von Heinzs Anhängern im Januar 1924 bekannt (sogenanntes „Attentat von Speyer“). In der neueren Forschung gilt Loewis of Menar als der Mann, der wahrscheinlich die tödlichen Schüsse auf Heinz abfeuerte.
Leben und Tätigkeit
Werdegang bis zum Jahresende 1923
Loewis of Menar stammte aus Livland. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde er mit seiner Familie aus seiner baltischen Heimat vertrieben. Um 1919 hatte er sich mit einem Freikorps an Grenzkämpfen im Osten beteiligt. In den folgenden Jahren führte er die Bezeichnung eines Leutnants a.D.
Wegen seiner Verwicklung in einen Fememord bei Parchim, südöstlich von Schwerin, im Frühjahr 1923, wurde Loewis of Menar seit dieser Zeit vom Staatsgerichtshof gesucht. Er tauchte zu dieser Zeit im Münchener Raum unter, wo er Anschluss an die von Hermann Ehrhardt geführten Organisation Consul fand.
Im März 1923 verschaffte Loewis of Menar sich gewaltsam Zugang zum Büro des Kölner Separatistenführers Josef Smeets. Er erschoss Smeets' Schwager und verwundete diesen derart schwer, dass dieser zwei Jahre später an den Folgen seiner Verletzung starb.
Loewis of Menars Rolle beim Attentat von Speyer
Zur Jahreswende 1923/1924 wurde Loewis of Menar als Mitglied für einen zu dieser Zeit von dem Rechtsanwalt Edgar Jung organisierten Kommandotrupp gewonnen, der die Aufgabe durchführen sollte, den Landwirt und Politiker Franz Josef Heinz, den Anführer der damals in der Pfalz recht starken separatistischen Bewegung, durch ein Attentat zu beseitigen. Die in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg in der Pfalz aktive Separatistenbewegung erstrebte eine Abtrennung der Pfalz vom Deutschen Reich und ihre Umwandlung in einen eigenständigen Staat unter französischer Protektion. Zum Jahresende 1923 schien dieses Vorhaben in greifbare Nähe zu rücken: Heinzs Anhänger hatten diesen damals bereits zum Präsidenten der autonomen Pfalz ausgerufen und für Ende Januar 1924 wurde allgemein eine Anerkennung seiner Regierung durch Frankreich erwartet. Diese internationale Aufwertung der Separatisten hätte, so fürchteten die Gegner des pfälzischen Separatismus, die faktische Loslösung der linksrheinischen Gebiete vom deutschen Reich in erheblichem Ausmaß vorangetrieben. Die regulären Ordnugnskräfte des Deutschen Reiches, Militär und Polizei, hatten keine Möglichkeit gegen die Separatisten vorzugehen, da den deutschen Streitkräften aufgrund der Waffenstillstandsbedingungen des Versailler Vertrags von den Siegermächten des Ersten Weltkriegs das Betreten der linksrheinischen Gebiete verboten war und die Polizei in diesem Territorium seit der französischen Besetzung des Rheinlandes im Frühjahr 1923 unter französischer Kontrolle stand. Jung und andere antiseparatistisch eingestellte Aktivisten glaubten daher, eine solche Entwicklung mit allen Mitteln verhindern zu müssen. Daher entschloss man sich einen Überfalltrupp vom rechtsrheinischen Gebiet nach Speyer, wo die separatistische Regierung ihren Sitz hatte, „einsickern“ zu lassen und Heinz physisch zu beseitigen.
Der aus zwölf Männern (darunter der spätere Reichstagsabgeordnete Otto Graf) bestehende Kommandotrupp überquete den Rhein am Abend des 9. Januar 1924 und drang bis Speyer vor. Vier der Mitglieder des Trupps, darunter Loewis of Menar, überfielen Heinz im Speisesaal des Hotels Wittelsbacher Hof, wo dieser zu Abend aß und erschossen ihn und zwei seiner Anhänger. Dies lief in der Form ab, dass während die übrigen Separatisten außerhalb des Hotels Wache standen, Loewis of Menar sowie die Kommandotruppmitglieder Hannes Miebach und Muthmann das Hotel betraten, wo ein weiteres Kommandotruppmitglied, Weinmann, der sich bereits einige Tage frührer dort zu Beobachtungs- und Auskundugnszwecken als Hotelgast einquartiert hatte, auf sie wartete und ihnen signalisierte, welche der anwesenden Personen ihr Opfer sei. Nach den Forschungen von Gerhard Gräber und Matthias Spindler war Loewis of Menar derjenige, der die tödlichen Schüsse auf Heinz abfeuerte.
Nach dem geglückten Attentat floh Loewis of Menar mit den übrigen Angehörigen des Kommandotrupps wieder über den Rhein in das nicht französisch besetzte Gebiet des Deutschen Reiches. Zwei Mitglieder der Attentätergruppe wurden allerdings auf den Straßen Speyers bei Auseinandersetzungen mit herbeieilenden Separatisten, die durch die Schüsse im Wittelsbacher Hof alarmiert worden waren, getötet, so dass das Attentatsunternehmen vom 9. Januar insgesamt fünf Todesopfer forderte.
In späteren Jahren siedelte Loewis of Menar nach Afrika über, wo er sich in dem Gebiet der ehemaligen Provinz Deutsch-Ostafrika niederliess. Er starb im Frühjahr 1931 an Tropenfieber.
Literatur
- Gerhard Gräber/ Matthias Spindler: Die Pfalzbefreier Volkes Zorn und Staatsgewalt im bewaffneten Kampf gegen den pfälzischen Separatismus 1923-24, 2005, S. 46, 57f. und 90.