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James Foley (Journalist)

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James Wright Foley (* 18. Oktober 1973[1] in Rochester, New Hampshire;[2]August 2014) war ein US-amerikanischer Journalist. Er wurde 2012 in Syrien entführt und im August 2014 von einem britischen Mitglied der Terrororganisation Islamischer Staat enthauptet, was weltweit Aufmerksamkeit erfuhr.[3][4]

Leben

James Foley stammte aus Rochester, New Hampshire, und wuchs als ältester von fünf Brüdern auf.[5] Sein Studium an der Marquette University schloss er 1996 ab.[6] Foley studierte zunächst Geschichte und Kreatives Schreiben. Er arbeitete als Lehrer, bevor er sich dem Journalismus zuwandte.[5] Bis 2008 studierte er an der Medill School of Journalism der Northwestern University.[7]

Foley berichtete von der Front als Embedded Journalist bei den US-Truppen im Irak und in Afghanistan. Zuletzt arbeitete er als Kriegsreporter unter anderem für die französische Nachrichtenagentur AFP und für die Nachrichtenseite GlobalPost aus Boston, die sich insbesondere mit der Berichterstattung aus dem Nahen Osten befasst. Zudem wirkte er an dem mehrfach ausgezeichneten Dokumentarfilm „E-Team“ der Regisseure Ross Kauffman und Kate Chevigny mit und begleitete Menschenrechtsaktivisten von Human Rights Watch in Krisengebieten bei ihrer Arbeit.[8]

2011 wurde er während des libyschen Bürgerkriegs für sechs Wochen festgenommen, weil Truppen von Muammar al-Gaddafi ihn für einen Spion hielten.[5] Gleichzeitig mit ihm wurden zwei weitere Journalisten gefangen genommen, die Amerikanerin Claire Gillis und der Spanier Manu Brabo.[9] Bei der Festnahme erschossen die Soldaten den südafrikanisch-österreichischen Fotojournalisten Anton Hammerl. Foley organisierte eine Auktion bei Christie’s in London, deren Erlös der Witwe und den Kindern Hammerls zugutekam.[10] Als im August 2011 Muammar al-Gaddafi gestürzt wurde, arbeitete Foley bereits wieder in Libyen. Zusammen mit dem Globalpost-Korrespondenten Tracey Shelton war er am Tatort bei der Gefangennahme und Tötung Gaddafis im Oktober 2011.[11]

James Foley filmte zuletzt im Al-Shifa-Krankenhaus die Arbeit der Ärzte und organisierte eine Spendensammlung für einen neuen Rettungswagen. Am 22. November 2012 wurde Foley in einem umkämpften Gebiet nahe der syrischen Stadt Binesh, nach einem Besuch eines Internetcafés auf dem Rückweg zur türkischen Grenze, gemeinsam mit seinem Übersetzer aus einem Taxi entführt. Sein Begleiter wurde freigelassen, von Foley fehlte fast zwei Jahre lang jede Spur.[12]

In der Nacht auf den 19. August 2014 wurde bei YouTube ein etwa fünfminütiger Film eingestellt, der Foleys Enthauptung durch Kämpfer der Terror-Miliz Islamischer Staat zeigte. Zu Beginn des Videos forderte Foley die US-Amerikaner auf, die Bombardierung von IS-Zielen zu stoppen. Foley trug dabei einen orangefarbenen Anzug wie ein Guantanamo-Häftling. Seine letzten Worte waren an die US-Regierung gerichtet, die sein „wahrer Mörder“ sei, und an seinen Bruder John, der die Auswirkungen seines Jobs als Bomberpilot der US Air Force überdenken solle.[13] Im Anschluss begann eine vermummte Person mit der Enthauptung Foleys. Danach wurde ein zweiter entführter Journalist, Steven Joel Sotloff, vorgeführt und mit seiner Tötung gedroht, sollten die Vereinigten Staaten ihre Luftangriffe nicht stoppen.[14]

Reaktionen

Der frühere Chef des US-Geheimdienstes CIA, Michael Morell, sprach vom „ersten IS-Terroranschlag auf die USA“. Der britische Außenminister Philip Hammond sprach angesichts des Videos von „absolutem Horror“. Der französische Präsident François Hollande schlug eine internationale Konferenz zur Bekämpfung der Extremisten vor, der französische Außenminister Laurent Fabius rief alle Länder der Region, darunter den Iran, zum gemeinsamen Handeln gegen die IS-Kämpfer auf.[15]

Der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier und die deutsche Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen erklärten bei einem gemeinsamen Auftritt am 20. August in Berlin, dass die Regierung grundsätzlich bereit sei, im Rahmen ihrer Möglichkeiten Waffen und Munition an die Kurden im Irak zu liefern.[16]

Das Pentagon räumte am 21. August einen gescheiterten Rettungsversuch ein. Spezialkräfte sollen versucht haben, Foley und mehrere andere entführte Amerikaner zu befreien. An der Operation waren Luft- und Bodeneinheiten beteiligt. Da die Geiseln offenbar kurz zuvor verlegt worden waren, konnten sie nicht aufgespürt werden. Stattdessen gerieten mehrere Dutzend Soldaten einer Spezialeinheit in ein Feuergefecht mit IS-Kämpfern, wobei mehrere IS-Kämpfer getötet wurden, jedoch keine Amerikaner. Wann und wo die Operation stattfand, gab das Pentagon nicht bekannt.[17] Foleys Entführer hatten zuvor 100 Millionen Euro Lösegeld für seine Freilassung gefordert, das die US-Regierung nicht zu zahlen bereit war.[18] Etwa eine Woche vor Veröffentlichung des Videos war Foleys Familie von den Entführern per E-Mail über die bevorstehende Ermordung informiert worden.[19][20]

Einzelnachweise

  1. James Wright Foley bei fbi.gov, abgerufen am 20. August 2014
  2. Daniel Arkin: James Wright Foley, Kidnapped Journalist, Apparently Executed by ISIS. In: NBC News vom 19. August 2014 (abgerufen am 21. August 2014).
  3. Executioner 'with a British accent' beheads US journalist in the name of ISIS bei dailymail.co.uk, abgerufen am 20. August 2014
  4. US-Regierung bestätigt Echtheit von Enthauptungsvideo Spiegel Online, 20. August 2014
  5. a b c USA bestätigen Echtheit des Videos bei tagesschau.de, abgerufen am 20. August 2014
  6. Islamic militants execute journalist, MU grad James Foley bei jsonline.com, abgerufen am 20. August 2014
  7. Video shows ISIS beheading U.S. journalist James Foley bei cnn.com, abgerufen am 20. August 2014
  8. 'E-Team': James Foley's Last Film
  9. Foley beheading video followed prior threat GlobalPost, 19. August 2014
  10. Manuel Swoboda, Kampf gegen „Krebsgeschwür“. In: Kleine Zeitung, 21. August 2014, S.3
  11. Foley beheading video followed prior threat GlobalPost, 19. August 2014
  12. FBI
  13. Wer war James Foley? stern.de, 20. August 2014
  14. „Islamischer Staat“ will US-Journalisten enthauptet haben bei dw.de, abgerufen am 20. August 2014
  15. Bundesregierung bereit zu Waffenhilfe für Kurden im Irak Augsburger Allgemeine, 20. August 2014
  16. Weltweites Entsetzen über Hinrichtungs-Video der Islamisten Abendzeitung, 20. August 2014
  17. US-Regierung räumt gescheiterten Rettungsversuch ein bei zeit.de, abgerufen am 21. August 2014
  18. Before Killing James Foley, ISIS Demanded Ransom From U.S. nytimes.com, 20. August 2014
  19. Eltern veröffentlichen letzte Email der IS-Mörder Spiegel Online, 22. August 2014
  20. Das Email an die Eltern im englischen Originalwortlaut GlobalPost vom 21. August 2014, geladen 22. August 2014