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Gumprecht II. von Neuenahr

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Gumprecht II. von Neuenahr (* um 1400; † 9. März 1484 in Köln) war ein deutscher Adliger, durch Erbe Graf von Limburg.

Abstammung

Gumprecht kam als Sohn von Gumprecht I. von Neuenahr (* um 1370; † um 1430) und dessen Ehefrau Gräfin Philippa von Loon-Heinsberg (* um 1370; † um 1430) zur Welt.

Leben

Nach dem Tod des Vater um das Jahr 1430 erbte Gumprecht II. Alpen, Rösberg, Garsdorf und die Erbvogtei Köln. Im Jahr 1435 erhielt er zusammen mit seiner Frau Gräfin Margarethe von deren Vater Graf Wilhelm I. von Limburg-Broich die Hälfte Herrschaft Bedburg und 1442 die Grafschaft Limburg. Nach dem Tod des Schwiegervaters im Februar 1459 erbten sie Hackenbroich und den Rest von Bedburg.

Aber auch die drei Enkel des Grafen Wilhelm, Dietrich VI., Wilhelm II. und Heinrich von Limburg-Broich, erhoben Anspruch auf die Grafschaft Limburg, worauf es am 25. Juni 1459 auch zu dessen Belehnung durch Herzog Gerhard von Jülich-Berg kam. Da Gumprecht diese jedoch nicht anerkannte, kam es zur gewaltsamen Belagerung und Eroberung des Schlosses Hohenlimburg durch Truppen der drei Brüder. Weitere kriegerische Auseinandersetzungen konnten erst durch einen Schiedsspruch, an dem der Kölner Erzbischof Dietrich II. von Moers mitgewirkt hatte, im Jahr 1460 beigelegt werden. Er bestimmte, dass die Grafschaft künftig als Kondominium von allen Beteiligten regiert und Burgfrieden geschlossen werden sollte.

Ab 1454 führt Gumprecht als Grundherr oder Vogt von Riehl[1] eine Auseinandersetzung mit dem Kölner Rat, der den Import von Bier aus einer dort neu gegründeten Brauerei unterbinden wollte und ihn bat, die „nuwicheit … mit den bruweren ind bierhuisen“ abzustellen.[2] 1460 bewerte er sich in dieser Angelegenheit in einem Schreiben aus Bonn über erneute Übergriffe gegen seine Untertanen und forderte die Einrichtung einer Vermittlungskommission, sobald er von einer Reise nach Trier zurückgekehrt sei.

Der Gerichtsschreiber am Nürnberger Stadtgericht Daniel Ulmer, ein Großvater Lazarus Spenglers, wurde 1460[3] von Hans Tucher nach Köln gesandt, um die Freilassung der Kaufleute Helchner und Reutheimer zu erwirken, die aufgrund der Anordnung eines der „heimlichen Gerichte“ Westfalens als säumige Schuldner in Gefängnis saßen. Ulmer, der in einer Audienz bei Erzbischof Dietrich II. das freie Geleit für den Handel auf dem Rheinstrom einforderte und auf den Frankfurter Reichstagsabschied Kaiser Friedrichs III. 1442 gegen die Femegerichte[4] verwies, gibt in seinem Bericht eine lange Rede wieder, in der Gumprecht II. von Neuenahr die Rechte und das Herkommen der westfälischen Femegerichte verteidigte.[5]

Der Kölner Erzbischof Ruprecht von der Pfalz (1427–1480) bestätigte Gumprecht II. von Neuenahr 1464, dass ihm der Besitz von zwei Turnosen am Zoll zu Kaiserwerth zustandt.[6] 1481 belehnt Gumprecht II. von Neuenahr als Kölner Erbvogt Godert Schall von Bell mit einem bereits von dessen Schwiegervater besessenen Teil des Marktzolls.

1482 stiftete Gumprecht II. für sich, seine verstorbene Frau Margaretha von Limburg, seine Eltern und Verwandten eine Memorie im Kölner Dom aus Erträgen seiner Besitzungen in Rösberg.[7] Auch das sog. „Honnefer Kreuzigungstuch“, auf dem die Wappen von 16 Ahnen seines verstorbenen Sohnes Johann von Neuenahr abgebildet wurden, wurde von ihm gestiftet.[8]

1484 verschrieb Erzbischof Hermann von Hessen († 1508) Graf Gumprecht II. von Neuenahr 300 Gulden jährlich aus dem Zoll zu Bonn und 110 Gulden, 1 Mark, 8 Schillingen aus dem Zoll zu Linz.[9]

Gumprecht II. von Neuenahr starb in seinem Kölner Haus, dem „Neuenahrer Hof“ im Schreinsbezirk Berlich (Pfarre St. Kolumba)[10] an der Ecke Langgasse (heute: Neven-DuMont-Straße) / Schwalbengasse-Kupfergasse.

Gumprecht II. von Neuenahr und Margaretha von Limburg wurden in der Familiengruft in der Kirche des Zisterzienserinnen-Klosters zum Mariengarten St. Maria ad Ortum (1805 niedergelegt) in Köln beigesetzt. Ihre Grabinschrift ist 1645 bei Aegidius Gelenius[11] und in der Sammlung Alfter[12][13] überliefert.

Ehe und Nachkommen

Gumprecht heiratete am 5. Mai 1425[14] Margarethe Gräfin von Limburg († um 1459[15]), Herrin zu Bedburg und Hackenbroich, Tochter von Graf Wilhelm I. von Limburg-Broich und Mechthild von Reifferscheidt. Sie hatten folgende Nachkommen:

  • Jakobe (* 1426; † 23. Februar 1492), als Witwe 1476–1479 Äbtissin (Gegenäbtissin) von Stift Herford
∞ 24. Juni 1450 mit Konrad V. von Rietberg († 31. Oktober 1472)
∞ 29. September 1461 mit Eva von Linnep (* vor 1451; † 1483), Herrin von Helpenstein
  • Johann († 1466), Stiftsherr von St. Gereon in Köln,[16] 1453 Studium in Köln, 1455 Domherr in Köln, Prior in Bonn und Probst von Aachen
  • Wilhelm I. (* um 1447; † 1497), Herr von Bedburg, Rösberg und Limburg
∞ 1485 mit Walburga, Tochter von Kuno von Manderscheid und Walburga von Horn
  • Dietrich I. (* um 1445/55; † 1471), seit 1459 (nominiert) bzw. 1470 Domherr in Köln[17]
  • Philippina (* um 1445; † 27. Juni 1494[18]), Herrin von Hackenbroich
∞ 1464[19] mit Johann VII. von Salm-Reifferscheidt-Dyck (* um 1440; † 26. Dezember 1479)[20]
  • Elisabeth († 1484)
∞ Friedrich I. von Sombreffe (* 1421; † 1485)
  • Margarethe († 1478), Stiftsfräulein im Kloster St. Cäcilien in Köln[21]
  • Mechthild (* um 1445; † 26. Mai 1465, Beigesetzt im Kloster Flechtdorf)
∞ 17. Januar 1464 mit Otto IV. von Waldeck (* vor 1438; † 14. Oktober 1495)

Darstellung in der Kunst

Im Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud (Inventar-Nr. WRM 0853) befindet sich der nach 1484 entstandene Familienaltar Maria auf der Mondsichel mit Darstellungen von Heiligen und der Familie des Grafen Gumprecht II. von Neuenahr vom Meister der Heiligen Sippe der Jüngere (* um 1450; † um 1516). Er stammt aus der Klosterkirche St. Maria ad Ortum (Mariengarten) in Köln.

Quellen

  • 1454 Juli 2. Graf Gumprecht von Neuenahr an Köln betr. die Riehler Brauerei und 1460 Mai 4. Beschwerde des Grafes Gumprecht von Neuenahr über das Vorgehen des Kölner Rates gegen die Riehler Brauerei (Publikationen der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde 22). In: Heinrich von Loesch: Die Kölner Zunfturkunden nebst anderen Kölner Gewebeurkunden, Bd. II. Peter Hanstein, Bonn 1907, S. 548f, vgl. S. 78 (Google-Books; eingeschränkte Vorschau)
  • Günter Aders (Bearb.): Urkunden und Akten der Neuenahrer Herrschaften und Besitzungen Alpen, Bedburg, Hackenbroich, Helpenstein, Linnep, Wevelinghoven und Wülfrath sowie der Erbvogtei Köln. (Inventare nichtstaatlicher Archive 21). Landschaftsverband Rheinland, Köln 1977

Literatur

  • Wilhelm Kisky: Die Domkapitel der geistlichen Kurfürsten in ihrer persönlichen Zusammensetzung im vierzehnten und fünfzehnten Jahrhundert. (Quellen und Studien zur Verfassungsgeschichte des Deutschen Reiches in Mittelalter und Neuzeit I/3). Hermann Böhlau Nachf., Weimar 1906, S. 67f (Google-Books, eingeschränkte Vorschau)
  • Hugo Altmann: Neuenahr, Grafen von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 19, Duncker & Humblot, Berlin 1999, ISBN 3-428-00200-8, S. 106–108 (Digitalisat).
  • Angela Kulenkampff: Zur Ausstattung der Grablege der Grafen von Neuenahr im ehemaligen Zisterzienserinnenkloster Mariengarten in Köln zwischen 1459 und 1530 - zugleich ein Beitrag zum Werk des Meisters der Heiligen Sippe. In: Ulrich Schneider (Hrsg.): Festschrift für Gerhard Bott. Anthes, Darmstadt 1987, S. 29–52

Einzelnachweise

  1. Der Fronhof in Riehl gehörte 1405 der Benediktinerabtei Gladbach, später Johann vam Dyke, 1437 von diesem für 3000 Gulden von der Abtei Altenberg erworben; vgl. Gottfried Eckertz (Hrsg.): Urkunden, die Herrlichkeit Riehl bei Kön betreffend. In: Annalen des historischen Vereins für den Niederrhein 1 (1855), S. 303–306. Von 1581 bis 1591 war Peter von Neuenahr Abt von Altenberg.
  2. Vgl. Caroline Bresslau: Die Stellung des Kölner Rats zu den Zünften im 15. und 16. Jahrhundert. Ein Beitrag zur Wirtschaftspolitik einer freien Reichsstadt. (diss. phil. Bern). Orthen, Köln 1936, S. 39.
  3. Vgl. Franz Fuchs, Rainer Scharf: Nürnberger Gesandte am Hof Kaiser Friedrichs III.. In: ‎Claudia Zey, Claudia Märtl (Hrsg.): Aus der Frühzeit europäischer Diplomatie. Zum geistlichen und weltlichen Gesandtschaftswesen vom 12. bis zum 15. Jahrhundert. Chronos, Zürich 2008, S. 301–330, bes. S. 325.
  4. Vgl. Ludwig Veit: Nürnberg und die Feme. Der Kampf einer Reichsstadt gegen den Jurisdiktionsanspruch der westfälischen Gerichte. Selbstverlag des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg, Nürnberg 1955.
  5. Daniel Ulmers Abschied bei dem Bischof zu Cölln. In: Georg Ernst Waldau (Hrsg.): Vermischte Beyträge zur Geschichte der Stadt Nürnberg, Bd. III. Georg Ernst Waldau, Nürnberg 1788, S. 294-298, bes. S. 295f (Google.Books).
  6. Urkunde vom 29. April 1464; G. Aders (Bearb.): Urkunden (a. a. O.), S. 198 (Nr. 678).
  7. Vgl. Historisches Archiv der Stadt Köln (Bestand 210 Domstift, U 2/1843).
  8. Vgl. Ernst Nellesen: Das Honnefer Kreuzigungstuch. Eine Kölner Stiftung des Grafen von Neuenahr. Selbstverlag, Bad Honnef 1980.
  9. Urkunde vom 1. Januar 1484; G. Aders (Bearb.): Urkunden (a. a. O.), S. 213 (Nr. 752).
  10. Vgl. A. Kulenkampff: Grablege (a. a. O.), S. 36.
  11. Vgl. Aegidius Gelenius: De admiranda Sacra et civili magnitudine Coloniae Claudiae. Jodocus Calcovius (Kalkofen), Köln 1645, S. 544 (Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek München).
  12. Historisches Archiv der Stadt Köln (Bestand 1001 Sammlung Alfter).
  13. Vgl. Adolf von Hüpsch: Epigrammatographie oder Sammlung von Inschriften … der niederdeutschen Provinzen, Bd. II. Hans, Köln 1801, S. 29–31 (Google-Books).
  14. Vgl. Heyraths-Verscheibung zwischen Herrn Gumprechten, Grafen zu Newenar, ind Margarethen vone Limpurg de Anno 1425. In: Justus Friedrich Runde: Ausführliche Darstellung der gerechten Ansprüche des regierenden Herrn Grafen zu Bentheim-Tecklenburg auf die Herrschaft Bedbur. Johann Christian Dieterich, Göttingen 1788, Beylagen S. 16–21 (Google-Books).
  15. Vgl. Historisches Archiv der Stadt Köln (Bestand 250 Mariengarten, U 1/76).
  16. Ahnenproben vom 29. August 1454 und 25. November 1455; Historisches Archiv der Stadt Köln (Bestand 215 Gereon, U 1/312; Bestand 210 Domstift, U 2/1635).
  17. Ahnenproben vom 13. Juli 1465; Historisches Archiv der Stadt Köln (Bestand 210 (Domstift), U 1/1719 und 1720); Urkunde über die Stiftung einer Memorie vom 1. August 1471; Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen Münster (Grafschaft Tecklenburg - Rheinische Urkunden, Nr. 73).
  18. Nach A. Gelenius: De … Coloniae Claudiae (a.a.O.), S. 545, im Jahr 1487 verstorben.
  19. Vgl. Ralf Blank, Stephanie Marra, Gerhard E. Sollbach: Hagen. Geschichte einer Großstadt und ihrer Region, Klartext-Verlag, Essen, 2008, S. 153 [dort: 1446; Zahlendreher].
  20. Vgl. verschiedene Urkunden zwischen 1466 und 1484 im Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen Münster (Grafschaft Tecklenburg - Rheinische Urkunden, Nr. 66-69, 71, 72, 74 und 79-80a).
  21. Vgl. Historisches Archiv der Stadt Köln (Bestand 207 Cäcilien, U 1/248 ).
VorgängerAmtNachfolger
Wilhelm I. von Limburg-BroichGraf von Limburg
1442–1459/60
Graf von Limburg
im Kondominium

1459/60–1484
Gumprecht I. von Neuenahr-Alpen
Wilhelm I. von Neuenahr