Wilhelm Gustloff (Schiff)
Die Wilhelm Gustloff war ein Passagierschiff der NS-Organisation "Deutsche Arbeitsfront und machte Urlaubsreisen für die Organisation "Kraft durch Freude" (KdF). Das Schiff war benannt nach dem von den Nationalsozialisten zum Märtyrer hoch stilisierten Wilhelm Gustloff.
Gebaut bei Blohm & Voss in Hamburg unter der Baunummer 511. Stapellauf am 5. Mai 1937, Fertigstellung am 15. März 1938.
Technische Daten
25 484 BRT. Länge : 208,50 m, Breite : 23,60 m. Antrieb : MAN-Diesel mit Getriebe und 9500 PS. 2 Propeller. Geschwindigkeit : 15,5 kn.
Die "Wilhelm Gustloff" konnte 1465 Passagiere und 426 Mannschaften befördern. Die Passagiere waren in Touristenklasse-Kabinen untergebracht. Das Schiff war Eigentum der "Deutschen Arbeitsfront" und wurde von der Hamburg-Südamerikanischen Dampfschiffahrtsgesellschaft (HSDG) bereedert, das heißt, die Reederei verwaltet das Schiff, versorgt es mit Besatzungen, regelt die anfallenden Reparaturen und Wartungen usw. Jungfernreise am 2. April 1938. Man unternahm bis zum Kriegsbeginn einige Kreuzfahrten für die KdF. Am 22. September 1939 wurde das Schiff als Lazarettschiff an die Kriegsmarine übergeben. Die erste unternommene Hilfeleistung war die Rettung polnischer Militärangehöriger.
Am 20. November 1939 wurde die Gustloff Wohnschiff der 2. U-Boots-Lehrdivision in Gotenhafen.
Ende des Krieges half das Schiff deutsche Flüchtlinge aus den Ostgebieten zu evakuieren und ins westliche Deutschland zu bringen. Die Wilhelm Gustloff war weithin sichtbar durch ein Rotes Kreuz als Flüchtlingsschiff gekennzeichnet.
Am 30. Januar 1945 wurde es mit weit über 10.000 Flüchtlingen und vielen verwundeten Wehrmachtsangehörigen an Bord auf der Ostsee torpediert. Es sind mit aller Wahrscheinlichkeit mehr als 10.000 Menschen an Bord gewesen, denn aufgrund der hastigen Flucht konnten nicht alle Passagiere erfasst werden. Die Gustloff versank innerhalb von 60 Minuten. Man vermutet, dass dabei über 7000 Menschen ums Leben kamen. Weniger als 2000 Zivilisten überlebten die Katastrophe, in der es viel zu wenig Rettungsboote gab. Ein weiterer Flüchtlingstransporter, die Goya, erlitt das gleiche Schicksal.
Der sowjetische U-Boot-Kommandant Alexander Marinesko, dessen U-Boot die Gustloff versenkte, war schon vorher durch mangelnde Disziplin unangenehm aufgefallen, er konnte jedoch aus Mangel an geeigneten Seeoffizieren nicht entlassen werden. Durch die Versenkung von zwei deutschen Schiffen wollte er als Held der Sowjetunion anerkannt werden. Als seine Vorgesetzten von der Versenkung zweier Flüchtlingsschiffe erfuhren, wurden seine (Un-)Taten totgeschwiegen, um den Gegnern und Verbündeten der Sowjetunion keinen Anlass zur Propaganda zu liefern. Den erhofften Ruhm als Held erlangte Marinesko nicht, sondern wurde stattdessen nach dem Krieg unehrenhaft entlassen, so dass ihn nicht einmal mehr die Handelsmarine einstellen wollte. Er arbeitete dann in einem privaten Industriebetrieb und musste wegen Diebstahls drei Jahre im Straflager verbringen, wo er letztlich starb. Erst 1990, 17 Jahre nach seinem Tod bekam Marinesko die Anerkennung, die er immer wollte. Er wurde zum "Helden der Sowjetunion" und damit vollständig rehabilitiert.
Die Novelle "Im Krebsgang" von Günter Grass behandelt den Untergang der Wilhelm Gustloff in abstrakter Form. Die Novelle ist eine Mischung aus Tatsachenereignissen kleinerer und größerer Art und fiktiven handelnden Personen. Der Untergang der Wilhelm Gustloff wird in all ihren Details beschrieben, allerdings aus der Sicht einer fiktiven Person.
Da das Schiff unter dem Hakenkreuz fuhr, wurde der Untergang lange verschwiegen und die Titanic als größte Schiffskatastrophe hingestellt. Noch im Kalten Krieg wurde sowjetischen Rekruten auf den U-Booten erzählt, dass die Gustlow ein Kriegsschiff gewesen sei, und der Angriff wurde als Heldenepos dargestellt.
Englische Wissenschaftler programmierten vor einem Jahr eine Simulation, um Bewegungen und Verhaltensweisen von Passagieren einzuspielen und die Sicherheit auf Kreuzfahrtschiffen zu verbessern.
Literatur
- Günter Grass: Im Krebsgang, Steidl Gerhard Verlag, 2002, ISBN 3882438002
- Tanja Dückers: Himmelskörper, Aufbau Verlag, 2003, ISBN 3351029632
Film
Nacht fiel über Gotenhafen
Weblinks
- www.blutzeuge.de: eine Seite, die auf Grass' Buch verweist.
- www.webarchiv-server.de/pin/archiv03/0503ob28.htm - Biografie des sowjetischen U-Boot-Kommandanten Alexander Marinesko, der die Versenkung der Wilhelm Gustloff angeordnet hat.