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Tyrrell 020

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Tyrrell 020
Tyrrell 020

Tyrrell 020

Konstrukteur: Vereinigtes Konigreich Tyrrell
Designer: Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Georg Ryton
Vorgänger: Tyrrell 019
Nachfolger: Tyrrell 020B
Technische Spezifikationen
Chassis: Monocoque
Motor: 1991: Honda 3.5 V10
Radstand: 2940 mm
Gewicht: 510-517 kg
Reifen: 1991:Pirelli
Benzin: 1991: Shell
Statistik
Fahrer: Italien Stefano Modena
Japan Satoru Nakajima
Erster Start: Großer Preis der USA 1991
Letzter Start: Großer Preis von Australien 1991
Starts Siege Poles SR
32
WM-Punkte: 12
Podestplätze: 1
Führungsrunden: n/a
Stand: 1991

Der Tyrrell 020 war ein Formel-1-Rennwagen, mit dem das Tyrrell Racing Team in der Saison 1991 an der Formel-1-Weltmeisterschaft teilnahm. Mit dem von Georg Ryton konstruierten 020 wandte sich Tyrrell erstmals in seiner Formel-1-Geschichte von klassischen Kundenmotoren ab: Anders als in den Jahren zuvor, hatte das Team nunmehr einen Motor mit Werksunterstützung zur Verfügung. Der 020 sollte an den leistungsfähigen Vorgängermodells anknüpfen, tatsächlich erwies er sich aber als problematisch, und er erfüllte die Erwartungen nicht. Der 020 war die konzeptionelle Grundlage für zwei weitere Modelle, die 1992 und 1993 mit wechselnden Motoren unter den Bezeichnungen 020B und 020C an den Start gingen.

Hintergrund

Die 1960 von Ken Tyrrell gegründete Tyrrell Racing Organisation nahm ab 1968 an der Formel-1-Weltmeisterschaft teil. Nachdem das Team bis 1973 mit Jackie Stewart drei Fahrer- und einen Konstrukteurstitel gewonnen hatte, begann ein sportlicher Niedergang, der 1984 in einem Ausschluss von der Weltmeisterschaft mündete. Nach dem Ende der sogenannten Turboära, an der Tyrrell nur widerwillig und halbherzig als Renault-Kundenteam teilgenommen hatte, und mittelmäßiger Leistungen Ende der 1980er-Jahre begann 1989 eine Renaissance des Teams, an der der Konstrukteur Harvey Postlethwaite maßgeblichen Anteil hatte. Postlethwaite setzte auf innovative konstruktive Lösungen, die 1990 zum Tyrrell 019 führten, der durch seine sogenannte Hochnase die Aerodynamik der Formel-1-Autos revolutionierte. Der 019 galt als eines der besten Autos der Saison 1990, konnte aber seine Vorteile aufgrund des Leistungsdefizits des von Hart getunten Cosworth-DFR-Motors nicht voll ausspielen. Für die Saison 1991 gelang es Teamchef Ken Tyrrell, einen sogenannten Werksmotor zu erhalten. Durch eine Verbindung zu McLaren, die außerdem eine Zusammenarbeit auf dem Sponsorsektor beinhaltete, konnte Tyrrell 1991 Zehnzylindermotoren von Honda einsetzen. Es handelte sich um diejenigen Triebwerke, die McLaren im Vorjahr mit großem Erfolg eingesetzt hatte. McLaren gab die Nutzung der Zehnzylindermotoren für 1991 auf und setzte stattdessen exklusiv neu konstruierte Zwölfzylinder von Honda ein. Die Verbindung aus Tyrrells Chassis und Hondas Zehnzylindermotor weckte hohe Erwartungen. Tatsächlich aber verlief die Saison enttäuschend. Beobachter führten das sowohl auf das technische Paket des 020 als auch auf die angeblich talentlosen Fahrer zurück.[1] Die nicht erfüllten Erwartungen hatten zur Folge, dass sich Honda aus dem Tyrrell-Team als Motorenlieferant zurückzog. Für Tyrrell begann daraufhin eine Phase wechselnder Motorenpartner.

Technik

V10-Motor von Honda

Der Tyrrell 020 folgte den Konstruktionsprinzipien des erfolgreichen Vorgängermodells 019 und ähnelte diesem auch äußerlich. In der Motorsportliteratur gehen die Meinungen darüber auseinander, inwieweit der 020 eine Neukonstruktion war. Einige Beobachter beschreiben den 020 vollständig neues Auto,[1] andere sehen in ihm lediglich eine schlichte Überarbeitung des 019.[2] Wie der 019, hatte auch der 020 einen einzelnen vorderen Stoßdämpfer („Monoshock“) von Koni, vorn und hinten waren Schubstreben vorgesehen.

Als Antrieb diente der RA101E-Motor von Honda. Anders als im Jahr zuvor – und anders als bei McLarens neuem Zwölfzylindermotor – erfolgte die Vorbereitung und Wartung nicht bei Honda selbst, sondern bei der Honda-Tochter Mugen. Der RA101E war ein V-Zehnzylindermotor mit einem Bankwinkel von 72 Grad. Er war deutlich schwerer und größer als der im Vorjahr verwendete Cosworth DFR. Die Ausmaße des Motors bedingten eine Veränderung der Einbauposition sowie eine Verlängerung des Radstands. Das beeinflusste die Gewichtsverteilung nachhaltig. Sie war nicht so ausgewogen wie beim 019, der in dieser Hinsicht vorbildlich gewesen war, sodass das Fahrverhalten des 020 deutlich schlechter war.[3]

In der Motorsportliteratur wird der 020 einheitlich als enttäuschend beschrieben. Sowohl die Zuverlässigkeit als auch die Handlichkeit des Autos seien mangelhaft gewesen. Einige bezeichneten den 020 als desaströs[1] Während der 019 ein bemerkenswert effektives Auto war, sei der 020 „einfach nur scheußlich“ gwesen.[2]

Produktion

Acht Chassis vom Typ 020 wurden gebaut.[4]

Lackierung und Sponsoring

Der 020 war 1991 Schwarz-Weiß lackiert. 1991 waren der deutsche Elektrogerätehersteller Braun, Epson und Calbee die Hauptsponsoren.

Renneinsätze

Nach dem Weggang von Jean Alesi wurden 1991 Satoru Nakajima und Stefano Modena verpflichtet, dessen zweiter Rang in Kanada das beste Saisonergebnis war. Modena wurde in der Weltmeisterschaft Achter mit 10 Punkten und Nakajima mit 2 Punkten Fünfzehnter. Zwar erzielte Stefano Modena beim Großen Preis von Kanada Platz zwei, der Rest der Saison war aber enttäuschend.

Weitere Entwicklung

1992

Für die Saison 1992 wurde der Tyrrell 020 zum Modell 020B modifiziert. Das Auto erhielt eine bessere Chassisbalance und einen Zehnzylinder-V-Motor von Ilmor mit Aluminium-Block. Insgesamt konnten rund sieben Kilogramm am Gesamtgewicht eingespart werden und das Auto wog noch 510 Kilo. Ansonsten konnte Tyrrell den Wagen aus finanziellen Gründen nur wenig weiterentwickeln, da ein Hauptsponsor ausschied und kein großer Geldgeber zu finden war. Statt Pirelli- wurden Goodyear-Reifen eingesetzt.[5]

1993

Im Jahr 1993 wurde der 020B nur geringfügig modifiziert und es folgte die Bezeichnung Tyrrell 020C. Neu war ein Yamaha-V10-Motor, der sich allerdings als zu schwach und wenig zuverlässig erwies. Ab dem Großen Preis von Großbritannien wurde der Tyrrell 021 eingesetzt.[6]


Resultate

Jahr Team/Chassis Motor Fahrer 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 Punkte Rang
1991 Tyrrell 020 Honda RA101-E
V10
USA BRA SMR MON CAN MEX FRA GBR GER HUN BEL ITA POR ESP JPN AUS 12 6
JapanJapan Satoru Nakajima 5 DNF DNF DNF 10 12 DNF 8 DNF 15 DNF DNF 13 17 DNF DNF
ItalienItalien Stefano Modena 4 DNF DNF DNF 2 11 DNF 7 13 12 DNF DNF DNF 16 6 10
1992 Tyrrell 020B Ilmor LH10
V10
RSA MEX BRA ESP SMR MON CAN FRA GBR GER HUN BEL ITA POR JPN AUS 8 6
FrankreichFrankreich Olivier Grouillard DNF DNF DNF DNF 8 DNF 12 11 11 DNF DNF DNF DNF DNF DNF DNF
ItalienItalien Andrea de Cesaris DNF 5 DNF DNF 14 DNF 5 DNF DNF DNF 8 8 6 9 4 DNF
1993 Tyrrell 020C Yamaha OX10A
V10
RSA BRA EUR SMR ESP MON CAN FRA GBR GER HUN BEL ITA POR JPN AUS 0 -
JapanJapan Ukyo Katayama DNF DNF DNF DNF DNF DNF 17 DNF 13
ItalienItalien Andrea de Cesaris DNF DNF DNF DNF DNF 10 DNF 15
Legende
Farbe Abkürzung Bedeutung
Gold Sieg
Silber 2. Platz
Bronze 3. Platz
Grün Platzierung in den Punkten
Blau Klassifiziert außerhalb der Punkteränge
Violett DNF Rennen nicht beendet (did not finish)
NC nicht klassifiziert (not classified)
Rot DNQ nicht qualifiziert (did not qualify)
DNPQ in Vorqualifikation gescheitert (did not pre-qualify)
Schwarz DSQ disqualifiziert (disqualified)
Weiß DNS nicht am Start (did not start)
WD zurückgezogen (withdrawn)
Hellblau PO nur am Training teilgenommen (practiced only)
TD Freitags-Testfahrer (test driver)
ohne DNP nicht am Training teilgenommen (did not practice)
INJ verletzt oder krank (injured)
EX ausgeschlossen (excluded)
DNA nicht erschienen (did not arrive)
C Rennen abgesagt (cancelled)
keine WM-Teilnahme
sonstige P/fett Pole-Position
1/2/3/4/5/6/7/8 Punktplatzierung im Sprint-/Qualifikationsrennen
SR/kursiv Schnellste Rennrunde
* nicht im Ziel, aufgrund der zurückgelegten
Distanz aber gewertet
() Streichresultate
unterstrichen Führender in der Gesamtwertung

Literatur

  • Adriano Cimarosti: Das Jahrhundert des Rennsports, Motorbuch Verlag Stuttgart 1997, ISBN 3-613-01848-9
  • Patrice Burchkalter, Jean-Francois Galeron: Tout sur la Formule 1 1991. Surèsnes 1991, ISBN 2-87-636-067-5 (frz.)
  • Alan Henry: Auto Course 1991/92. London 1992 (Hazleton Securities Ltd.), ISBN 0-905138-87-2
  • David Hodges: A–Z of Grand Prix Cars 1906–2001, 2001 (Crowood Press), ISBN 1-86126-339-2 (englisch)
  • David Hodges: Rennwagen von A–Z nach 1945, Stuttgart 1993, ISBN 3-613-01477-7
  • Achim Schlang: GRAND PRIX 1991, Motorbuch Verlag Stuttgart, ISBN 3-613-01402-5

Einzelnachweise

  1. a b c Alan Henry: Auto Course 1991/92. London 1992 (Hazleton Securities Ltd.), ISBN 0-905138-87-2, S. 38.
  2. a b David Hodges: A–Z of Grand Prix Cars 1906–2001, 2001 (Crowood Press), ISBN 1-86126-339-2, S. 222.
  3. David Hodges: Rennwagen von A–Z nach 1945, Stuttgart 1993, ISBN 3-613-01477-7, S. 255.
  4. statsf1.com: Tyrrell 020, 16.08.2014
  5. statsf1.com: Tyrrell 020B, 16.08.2014
  6. statsf1.com: Tyrrell 020C, 16.08.2014