Spezialeinsatzkommando
Ein Spezialeinsatzkommando (kurz SEK), früher auch Sondereinsatzkommando genannt, ist eine Sondereinheit der Polizei. In Deutschland verfügen die Polizeien aller Bundesländer über eines oder mehrere SEKs. Das Bundesland Nordrhein-Westfalen verfügt beispielsweise über insg. 6 SEK's, während die meisten anderen Bundesländer ein SEK zentral eingerichtet haben. Das SEK kann organisatorisch der Bereitschaftspolizei oder auch einer großen überörtlichen Polizeidienststelle (Präsidien etc.) angegliedert sein. Ein SEK setzt sich aus mehreren Gruppen zusammen. Nur in Ausnahmesituationen, wie z.B. Geisellagen, rückt das gesamte SEK aus. Die Mitglieder eines SEKs sind speziell ausgebildete und intensiv trainierte Polizeibeamte. Beim SEK finden nur Polizeibeamte Verwendung, die bereits im regulären Polizeidienst tätig waren und die sich einem extrem harten Auswahlverfahren stellen müssen, um in die Spezialeinheit aufgenommen zu werden. I.d.R. wird von den Bewerbern nur ein geringer Prozentsatz in das SEK aufgenommen. Bei erfolgreich bestandenem Aufnahmetest erfolgt eine mehrmonatige Spezialausbildung, in denen v.a. körperliche und psychische Belastbarkeit, aber auch Eindringen in Gebäuden, Fahr- und Klettertraining, Kampfsport sowie umfassende Schießausbildung antrainiert werden.
Spezialeinsatzkommandos stehen insbesondere bei spektakulären Geiselnahmen, aber auch bei brisanten Entführungsfällen im Rampenlicht der Öffentlichkeit. Beispiele hierfür waren das Geiseldrama von Gladbeck im August 1988 oder die Kaperung eines Touristikbusses in Köln 1995, Geiselnahmen in Gefängnissen u.a. Obwohl öffentlich vielbeachtet, machen derartige Einsätze nur einen geringen Teil des SEK-Alltags aus. Ein SEK wird in der Regel in Situationen eingesetzt, in denen herkömmlich ausgebildete und ausgerüstete Polizisten überfordert oder gefährdet wären. Dies betrifft in erster Linie die Festnahme mutmaßlich bewaffneter Personen.
Eine typische (aber bei weitem nicht die einzige) Aufgabe eines SEKs ist die Erstürmung eines Gebäudes, in dem sich ein bewaffneter Geiselnehmer aufhält, um diesen zu überwältigen und die Geiseln zu befreien.
SEK-Kräfte tragen schwere kugelsichere Westen, Sturmhelme und (standardmäßig) Pistolen und je nach Einsatzlage Maschinenpistolen verschiedener Typen. Die Ausstattung ist in den einzelnen Bundesländern unterschiedlich. Gelegentlich werden auch Schrotflinten gegen (Kampf-)Hunde eingesetzt. Zu ihrem eigenen Schutz und dem ihrer Angehörigen vor Racheakten tragen sie außerdem Sturmmasken, damit ihre Identität verborgen bleibt. Das SEK tritt sowohl in oben beschriebener "voller Kampfmontur" als auch zivil in Aktion, um bei Zugriffen auf Schwerkriminelle nicht von vorneherein erkannt zu werden.
In den Bundesländern zählen zu den Spezialeinheiten auch die Mobilen Einsatzkommandos (MEKs). Sie arbeiten sehr eng mit den SEKs zusammen und sind spezialisiert auf Observationen sowie Einsätze zwischen wechselnden Orten (z.B. Omnibusentführungen).
SEKs sind, wie auch die GSG 9 des Bundesgrenzschutzes, in den frühen 1970er Jahren vor allem zur Terrorismusbekämpfung gegründet worden.
Siehe auch: Präzisionsschützenkommando