Kinderheilstätte Schloss Friedenweiler

Die Kinderheilstätte Schloss Friedenweiler war eine ehemalige Kinderheilstätte und Erholugsheim in Friedenweiler bei Neustadt (Schwarzwald), die von 1922 bis 1983 im Schloss Friedenweiler, dem ehemaligen Konventstrakt des Kloster Friedenweiler untergebracht war.
Geschichte
Die hohe Inzidenz der Tuberkulose bei Kindern unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg bewog die Fürstin von Fürstenberg, das in ihrem Besitz befindliche Kloster säkularisiert Kloster Friedenweiler 1922 dem Caritasverband Mannheim für eine Kinderheilstätte zur Verfügung zu stellen.[1] Aufgrund der Höhenlage mit 904 m über dem Meeresspiegel und der ländlichen Lage entsprach das Terrain den damaligen Vorstellungen der Tuberkulosetherapie. Die wichtigsten Therapiemöglichkeiten in der Gründungszeit waren eine hochkalorische Ernährungstherapie, Heliotherapie und Liegekuren in der Höhenlage. Der 1922 eingtretene Anstaltsgeistliche Ferdinand Klotz übernahm im gleichen Jahr bis zu seirer Zurruhesetzung 1971 die Leitung als Rektor.[2] Die ärztliche Leitung übernahm ab 1932 Dr. Martin Glaser.[3]
Das Quadrum des Klosters wurde mit hohem Aufwand zwischen 1927 und 1930 umgebaut. Die Kinderheilstätte erhielt eine Zentralheizung und fließendes Wasser. Die ärztliche Station wurde mit einer Röntgenabteilung, einem Labor und einer Gymnastikabteilung ausgestattet. Wesentlicher Bestandteil des Konzepts waren loggienartig eingerichtete Schlafzimmer mit speziellen großformatigen versenkbaren Schiebefenstern. Bei guter Wetterlage eröffnete sich das Alpenpanorama mit Blick bis zum Säntis.
Zur Behandlung der Knochentuberkulose wurde eine orthopädische Abteilung eingerichtet. Sie hatte bis 1972 Bestand. Die Einrichtung verfügte über 260 Betten, die ganzjährig belegt wurden. Die Kinderheilstätte überstand den zweiten Weltkrieg unbeschadet, dank ihrer abgelegen Lage und intensiver Unterstützung durch die französische Besatzung.[4] Sie beherbergte in der Kriegszeit bevorzugt, aber nicht ausschließlich, Kinder aus der exponierten Industriestadt Mannheim.
Mit Einzug der Chemotherapie und effizienter Therapiekombinationen verlor sich die Klientel ab der Mitte der 1960er Jahre. Die Nutzung der freigewordenen Kapazitäten zur Kindererholung und zu Kinderfreizeiten konnte die Einrichtung nur mittelfristig erhalten. 1975 erfolgte eine letzte bauliche Erweiterung.[5] 1983 wurde die Heilstätte geschlossen. Seit einem erneuten, 1989 abgeschlossenen Umbau wird Schloss Friedenweiler als Alten- und Pflegeheim genutzt.
Literatur
- Kinderheilstätte Schloss Friedenweiler, Leporello mit Text, Graphische Kunstanstalt Kettling & Krüger, Schalksmühle in Westfalen, ca. 1950
Einzelnachweise
- ↑ Vgl. Reiner Albert, Günther Saltin, Roman Nitsch: Der Caritasverband Mannheim und seine Geschichte, an Thorbecke, 2005, S. 89.
- ↑ Ferdinand Klotz, in: Badische Biographien, Band 1, S. 192.
- ↑ Zentralblatt fuer die gesamte tuberkulose-forschung, Band 36, S. 36.
- ↑ Vgl. Hermann Riedel: Halt! Schweizer Grenze!: das Ende des Zweiten Weltkrieges im Südschwarzwald und am Hochrhein in dokumentarischen Berichten deutscher, französischer und Schweizer Beteiligter und Betroffener, Verlag des Südkuriers, 1984, S. 271.
- ↑ Hans Gaiser, Bruno Feigenbutz: Kinderheilstätte Schloss Friedenweiler, in: Der Baumeister: Zeitschrift für Architektur, Planung, Umwelt, Band 73, 1976, IV, S. 308.
Koordinaten: 47° 55′ 3″ N, 8° 15′ 20″ O