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Heilig Dreifaltigkeit (Bayreuth)

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Ansicht der Stadtkirche

Die Stadtkirche von Bayreuth ist eine dreischiffige Basilika im spätgotischen Stil und die größte Kirche der Stadt. Der Vorgängerbau, der der Heiligen Magdalena geweiht war, war beim ersten Stadtbrand im Jahr 1605 zerstört worden. Nach einigen Jahren wurde mit dem Wiederaufbau der Kirche begonnen, am 1. Advent 1614 wurde sie der Heiligen Dreifaltigkeit geweiht.

Lage

Grundriss

Die Bayreuther Stadtkirche liegt in der historischen Altstadt, unweit der Friedrichstraße am Rand der Fußgängerzone. Der Kirchplatz ist eng mit Häusern umbaut, die Südfront zur Kanzleistraße hin ist offen. Nördlich angrenzend befindet sich das Historische Museum in der ehemaligen Lateinschule, unweit liegen einige der Burggüter der Stadt Bayreuth.

Geschichte

Ansicht des Langhauses von Süden, 1902
Choransicht, 1902

Eine erste Kirche mit nur einem Turm wurde vermutlich am 9. November 1194 vom Bamberger Bischof geweiht. Bei seinem Aufenthalt in Bayreuth unterzeichnete er eine Urkunde, die zugleich die Ersterwähnung Bayreuths darstellt. Im Untergeschoss des Nordturms sind Reste jenes Bauwerks erhalten.[1]

Nach der Zerstörung durch die Hussiten Anfang Februar 1430 begann 1437 der Bau der Kirche in ihren heutigen Ausmaßen. Nach den Plänen des Bamberger Steinmetzen Meister Oswald entstand ein neues Gotteshaus. Es ist 55 mMeter lang, 20 Meter breit und 16 Meter hoch, die beiden Türme messen rund 50 ,Meter. Die Kirche ist etwa dreimal so groß wie der Vorgängerbau und konnte nach jahrelanger Bauunterbrechung erst 1495 fertiggestellt werden. Markgraf Georg der Fromme führte 1528 in Bayreuth die Reformation ein.

Nachdem Markgraf Christian im Jahre 1603 seine Residenz von Kulmbach nach Bayreuth verlegt hatte, baute sein Hofbaumeister Michael Mebart die Kirche zur Hofkirche und zur Hauptkirche des Fürstentums Brandenburg-Bayreuth aus. Aus diesem Anlass wurde auch die Fürstengruft im vorderen Bereich der Kirche angelegt. Bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts diente sie als Grablege für insgesamt 26 Mitglieder der Markgrafenfamilie.

1605 und in geringerem Umfang 1621 wurde die Kirche bei Bränden beschädigt. Das Erdgeschoss des nördlichen Westturmes ist aufgrund der Verfüllung mit Trümmern nicht mehr zugänglich. An der Außenwand wurde daher ein kleiner Treppenturm angebaut. Nach dem ersten Brand wurde außerdem die Holzdecke nicht mehr erneuert, sondern durch eine Gewölbedecke ersetzt.

1632 durchbrach im Dreißigjährigen Krieg der Legende nach eine Kanonenkugel ein Chorfenster, richtete aber keinen Personenschaden an. An diese Begebenheit erinnert ein stilisiertes zerbrochenes Fenster mit Jahreszahl im Glas am Chor.

Eine umfassende Renovierung und Purifizierung (Stilbereinigung) im 19. Jahrhundert beseitigte wesentliche Ausstattungsbestandteile wie barocke Schmuckelemente. Das Hauptportal zwischen den Türmen wurde mit neogotischen Elementen ausgestattet, der ursprüngliche bescheidenere Figurenschmuck ging verloren. Bei der Renovierung 1975–1978 wurden die Emporen entfernt.

Erhebliche Bauschäden, welche die Stabilität des Bauwerks gefährdeten, führten 2006 zur vorübergehenden Schließung des Gebäudes mit nachfolgender gründlicher Sanierung. Die Kirche soll am 1. Advent 2014 neu geweiht werden. [2]

Die Bedeutung der Kirche

Bereits im Mittelalter hatte die Kirche eine gewisse offizielle Funktion: In einem Erlass bestimmte der Burggraf Johann III. im Jahr 1415 die Kirche St. Peter zu Kulmbach und die Bayreuther Stadtkirche zum Versammlungsort. [3] Nach der Verlegung der Hohenzollernresidenz von Kulmbach nach Bayreuth wurde die Kirche Anfangs des 17. Jahrhunderts zur Hauptkirche des Fürstentums Brandenburg-Bayreuth.

Die Stadtkirche gehört heute mit der Spitalkirche und der Gottesackerkirche auf dem Stadtfriedhof zur evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Bayreuth-Stadtkirche. Sie ist Sitz des Kreisdekans des Kirchenkreises Bayreuth und des Dekans für 28 Pfarreien.

Ausstattung

Gemehrtes Wappen der von Schaumberg auf einem Epitaph

Zur Innenausstattung zählt der Hochaltar aus dem 17. Jahrhundert, ein neugotischer Taufstein, mehrere Gemälde, ein Altarkruzifix und zwei Sandsteinreliefs.

Hochaltar

Der Hochaltar von 1615 wurde von Markgräfin Maria gestiftet. Er erinnert an einen gotischen Drei-Flügel-Altar. Die Tafelbilder stammen allerdings aus dem frühen 19. Jahrhundert und wurden von dem aus Bayreuth stammenden August Riedel gemalt.

Kanzel und Taufstein

Die Kanzel mit einem kunstvoll geschnitzten neugotischen Kanzeldeckel wurde erst 1871/72 zusammen mit den Bänken und dem Taufstein angebracht. Bei Letzterem wurden acht Alabaster-Reliefs von 1615 mitverwendet. Diese wurden - ebenso wie der Hauptaltar der Kirche - von dem Nürnberger Bildhauer Hans Werner geschaffen.

Epitaphien

Die Kirche beherbergt eine größere Anzahl gut erhaltener Epitaphien aus Stein. Diese stammen aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Darunter befindet sich eine große Zahl von Kindergrabsteinen. Häufig vorkommende Familien sind die Kanne, die von Feilitzsch, die von Pudewels, aber auch weitere Adelsfamilien von lokaler Bedeutung, wie die Erffa, Künsberg und Lüschwitz.

In der Kirche befinden sich auch einige ältere Epitaphien aus Holz für Pfarrer und Superintendant Justus Bloch und den Bayreuther Bürgermeister Pankrazius Bidermann. Der sogenannte Küffnersche Epitaph in Altarform enthält zwei Besonderheiten: Das Mittelteil stammt aus der Ausstattung der Vorgängerkirche um 1500. Die Predella, um 1615 angefertigt, zeigt die älteste erhaltene Ansicht der Stadt Bayreuth.

Orgel

Orgeln bis zur Reformation

1476 fand eine so genannte Orgelprobe statt. 1482 erfolgte der Neubau einer Orgel. Man nimmt an, dass bei der Orgelprobe von 1476 entweder eine ältere Orgel repariert oder ein Gutachten erstellt wurde, das den Neubau empfahl. Den Auftrag erhielt der Orgelbauer Linhard Lilgenweiß aus Bamberg. Diese Orgel wurde mehrfach repariert, so 1498 und zuletzt 1523. Mit der Einführung der Reformation ließ man die Orgel verfallen. 1549 wurde sie abgebrochen und teilweise verkauft. [4]

Rottenstein-Cumpenius-Orgel

Unter Markgraf Georg Friedrich wurde die Kirchenmusik wieder belebt, so dass der Rat der Stadt bei Orgelmacher Hermann Raphael Roodensteen in Zwickau eine neue Orgel in Auftrag gab, die 1573 fertiggestellt wurde. Es war eine einmanualige Orgel mit angehängtem Pedal und hatte elf klingende Stimmen. Weil das alte Schwalbennest die neue Orgel nicht tragen konnte, wurde an der Westseite eine steinerne Empore eingebaut.

1596 wurde bei Timotheus Compenius von Staffelstein eine Erweiterung um ein selbstständiges Pedal mit vier Registern bestellt. Die Orgel war im Jahr 1596 fertiggestellt. Beim Großbrand von 1605 wurde die Kirche und auch die Orgel zerstört. [5]

Fritzscheorgel und Tretzscherorgel

Nach dem Wiederaufbau der Kirche in den Jahren 1611 bis 1614 erhielt der kursächsische Orgelbauer Gottfried Fritzsche in Dresden den Auftrag für eine neue Orgel mit insgesamt 35 Registern. Sie kostete über 4000 fl. Die Einweihung im Jahre 1619 war ein besonderes Fest. Eingeladen waren die vier besten Orgelspieler dieser Zeit: Samuel Scheidt aus Halle, Michael Praetorius aus Wolfenbüttel, Heinrich Schütz aus Dresden und Johann Staden aus Nürnberg. Die Fritzscheorgel bestand aber nur bis zum zweiten Stadtbrand von 1621.

Während des Dreißigjährigen Kriegs war an einen Orgelneubau nicht zu denken. Deshalb musste bis 1653 ein Positiv als Notbehelf dienen.

1652 stellte sich der aus Böhmen stammende Orgelbauer Matthias Tretzscher bei den Räten der Stadt vor und bot den Bau einer neuen Orgel an, wobei er vier verschiedene Vorschläge ausarbeitete. Bereits 1653 war die neue Orgel fertig. Sie hatte zwei Manuale, ein Pedal und insgesamt 20 Register. Tretzscher erhielt schließlich das Orgelbauprivileg für die Markgrafschaft. 1654 verlegte er aber seine Werkstatt nach Kulmbach. Unter Tretzschers Nachfolger wurden die Register der Orgel neu geordnet und um zwei neue erweitert. Weitere Renovierungen erfolgten 1749, 1774/5, 1779/0. 1843/44 wurde u. a.die Orgel vom Orgel- in den tieferen Kammerton umgestimmt sowie ein freistehender Spieltisch eingerichtet. 1871/72 wurden bei der sogenannten Purifizierung (d. h. Entbarockisierung) der Kirche die letzten Reste des barocken Orgelprospekts durch einen neugotisches Gehäuse ersetzt. Im letzten Bauzustand hatte die Orgel 31 Register.

Strebelorgel und Interimsorgel

Mit der 1913 eingebauten Orgel mit drei Manualen und 60 Registern schufen die Gebrüder Herrmann und Wilhelm Strebel, Söhne des Orgelbauers Johannes Strebel, ein Renommierinstrument mit drei Manualen, 60 Registern und 4065 Pfeifen. Aber bereits im März 1918 zerstörte ein Orgelbrand das Instrument. Wegen der fortlaufenden Geldentwertung konnte erst 1923 eine sog. Interimsorgel der Firma Steinmeyer in Oettingen angeschafft werden.

Dreifaltigkeits- und Magdalenenorgel

Erst 1961 wurde die Interimsorgel durch die Dreifaltigkeitsorgel ersetzt. [6]. Sie besitzt vier Manuale und sechzig Register.

Beim Sakristeieingang gibt es seit 1971 eine weitere kleine Chororgel, die so genannte Magdalenenorgel. Sie hängt als sogenanntes Schwalbennest an der Nordwand des Chores. Ihr Name erinnert an das frühere Patrozinium der Kirche. Gebaut wurde sie von H.-G. Klais [7] und 1996 von der Firma Hey, Orgelbau in Sondheim/Rhön umgebaut. [8]

Bis zum Abschluss der laufenden Sanierungsarbeiten im Jahr 2014 wird das Klangbild der Orgel verbessert: einige Register werden ausgetauscht bzw. ergänzt. Die Chororgel wird dann vom gleichen Spieltisch aus gespielt werden wie die Hauptorgel.

Glocken

Als anfangs der 1960er Jahre das Glockengeläut vervollständigt werden sollte, wurde zunächst eine kleinere Glocke, die von der Tonhöhe her nicht zu den anderen Glocken passte, an die neue Kirchengemeinde Auferstehungskirche im Ortsteil Saas abgegeben. Gleichzeitig wurden fünf neue Glocken in Auftrag gegeben. Der Guss erfolgte im Oktober 1961 durch die Glockengießerei Bachert, Karlsruhe. Auf Anraten eines Sachverständigen wurden aus statischen Gründen vor dem Aufhängen der Glocken die Glockenstühle um 90° gedreht, so dass die Glocken jetzt parallel zur Längsachse der Kirche schwingen. Die Glockenweihe erfolgte im April 1963.

Die jetzt insgesamt acht Glocken sind auf die beiden Kirchtürme verteilt. Je vier von ihnen hängen im Nordturm und im Südturm. Die größte Glocke des Geläuts wiegt 2300 kg und trägt den Namen Große Glocke.

Im Rahmen der Großsanierung der Kirche zu Beginn des 21. Jahrhunderts wurden auch die Glocken abgenommen und der Glockenstuhl erneuert. Am Erntedankfest 2010 feierte man auch die Rückkehr der Glocken an ihren Bestimmungsort.

Über die aktuelle Zusammensetzung des Geläuts und den Ort der Aufhängung gibt folgende Tabelle Auskunft.[9]

Name der Glocke Jahr des Gusses Ort der Aufhängung
Große Glocke Cis´ 1624 Nordturm unten, Südseite
Feuerglocke E´ 1624 Nordturm unten, Nordseite
Johannesglocke Cis´´ 1961 Nordturm oben, Südseite
Paulusglocke H´ 1961 Nordturm oben, Nordseite
Gefallenengedächtnisglocke Fis´ 1961 Südturm unten, Nordseite
Dreieinigkeitsglocke Dis´ 1961 Südturm unten, Südseite
Gebets- oder Mittagsglocke Gis´ 1624 Südturm oben, Nordseite
Petrusglocke E´´ 1961 Südturm oben, Südseite

Fürstengruft

Im Chorbereich befindet sich eine Gruft der Markgrafen von Brandenburg-Bayreuth. In den Jahren von 1620 bis 1733 wurden dort 26 Mitglieder der markgräflichen Familie bestattet, darunter die Markgrafen Christian, Christian Ernst und Georg Wilhelm.

Im Rahmen der Sanierung der Kirche der Jahre 2008 bis 2014 soll auch die Gruft wieder in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gerückt werden. Der Zugang zur Gruft wird allerdings nicht mehr vor, sondern hinter dem Hauptaltar liegen. Von einem Vorraum aus wird durch zwei Glasscheiben ein Blick auf die Särge möglich sein. Ein Betreten der Gruft ist also nicht vorgesehen. In diesem Vorraum wird man auch in einer Videopräsentation Informationen zu den bestatteten Markgrafen und ihren Familien erhalten. [2]

Aktuelles

Derzeit erfolgt eine Sanierung der seit Jahren baufälligen Kirche. Das Fundament hatte sich abgesenkt und von Dach und Mauerwerk hatten sich Einzelteile gelöst. Mehrere Initiativen setzen sich für die Sanierung ein. Dabei wird auch die Fürstengruft für die Allgemeinheit zugänglich gemacht werden.

Literatur

  • Friedrich H. Hofmann: Bayreuth und seine Kunstdenkmale, München 1902. S. 13-20. Hofmann stellt die Baugeschichte der Bayreuther Stadtkirche völlig willkürlich und fabulierend dar; dieser Darstellung folgt in weiten Teilen auch August Gebeßler: Stadt und Landkreis Bayreuth, München 1959, S. 7-12.
  • August Gebeßler: Stadt und Landkreis Bayreuth. Die Kunstdenkmäler von Bayern, Kurzinventare, VI. Band. Deutscher Kunstverlag. München 1959. S.7-12.
  • Wilfried Engelbrecht: Unsser libs goczhawss sant Marie magdalene - Anmerkungen zur Baugeschichte der Bayreuther Stadtkirche, erschienen in: Archiv für Geschichte von Oberfranken, Bayreuth 1991; - Ein erster Versuch zur Berichtigung der falsch tradierten Baugeschichte.
  • Kurt Herterich: Im Historischen Bayreuth, Bayreuth 1998; Ellwanger, S. 8 - 16.
  • Hermann Fischer u. Theodor Wohnhaas: Zur Geschichte des Orgelbaus in Bayreuth, erschienen in: Archiv für Geschichte von Oberfranken, Bayreuth 2001; S. 185 - 218.
  • Ludger Stühlmeyer: Zum Orgelbau in der Bayreuther Stadtkirche. In: Curia sonans. Die Musikgeschichte der Stadt Hof. Eine Studie zur Kultur Oberfrankens. Von der Gründung des Bistums Bamberg bis zur Gegenwart. Bayerische Verlagsanstalt, Heinrichs-Verlag Bamberg 2010, ISBN 978-3-89889-155-4, S. 145f., 193f.
Commons: Heilig Dreifaltigkeit (Bayreuth) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 49° 56′ 35,5″ N, 11° 34′ 28,6″ O

Einzelnachweise

  1. Kurt Herterich: Im historischen Bayreuth. Lorenz Ellwanger, Bayreuth 1998, ISBN 3-925361-35-9, S. 8.
  2. a b Hans-Helmut Beyer: Die Wiedereinweihung der Stadtkirche - Erster Advent 2014; in Bayreuth Evangelisch, Neues bayreuther Gemeindeblatt, August / September 2013
  3. Rainer Trübsbach: Geschichte der Stadt Bayreuth 1194-1994; Druckhaus Bayreuth, S.69
  4. Fischer u. Wohnhaas, vgl. Literaturverzeichnis; S.186f
  5. Fischer u. Wohnhaas, vgl. Literaturverzeichnis; S.186f
  6. Fischer u. Wohnhaas; vgl. Literaturverzeichnis
  7. http://www.orgelbau-klais.com/_klais/bilder/pdf/Opusliste.pdf Nr. 1518 der Opusliste
  8. Nr. 69 auf der Opusliste der Firma Hey
  9. Bernd Schwemmlein: Die Bayreuther Stadtkirche als Wahrzeichen und die Geschichte ihrer Türmer; erschienen in: Archiv für Geschichte von Oberfranken, 93. Band,S. 303 - 347, 2013, Bayreuth, ISSN 0066-6335