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3dfx

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Datei:3dfx tmu.jpg
Texture Mapping Unit (TMU) von 3dfx.

3dfx Interactive (zuvor 3Dfx Interactive) war von seiner Gründung 1994 bis zur Übernahme durch den Konkurrenten Nvidia im Dezember 2000 ein Unternehmen, das auf die Produktion von 3D-Grafikkarten, 3D-Beschleunigerkarten und Grafikprozessoren spezialisiert war.

Geschichte

Die ersten Jahre

3Dfx Interactive wurde 1994 von Scott Sellers, Ross Smith, Gary Tarolli und Brian Burke in San José (Kalifornien) gegründet. Ursprünglich konzentrierten sich die Anstrengungen von 3dfx hauptsächlich auf den Markt für Arcade-Systeme, der gerade entstehende Markt für 3D-Hardware für Personal Computer wurde als zweiter Vertriebsweg für die Arcade-Produkte ins Auge gefasst.

Ausgestattet mit knapp 17 Millionen US-Dollar Risikokapital begann 3dfx noch im Gründungsjahr mit der Arbeit an ihrem ersten Produkt, dem Voodoo Graphics-Chipsatz. Kurz vor dessen Fertigstellung 1996 gab es aufgrund eines Preisverfalls bei EDO-DRAM Speicherchips plötzlich einen Markt für 3D-Hardware für PCs, 3dfx verwarf den Plan einer langsamen Adaptierung der Technologie und entschied sich den Voodoo Graphics Chipsatz von Beginn an für die PC-Plattform auf den Markt zu bringen.

Durch die von 3dfx speziell für den Voodoo Graphics entwickelte Programmierschnittstelle Glide, die Spieleentwicklern eine einfache und leistungsfähige Schnittstelle zur 3D-Hardware bot, sowie durch die Unterstützung des von Sillicon Graphics etablierten OpenGL-Standards erfreute sich der Voodoo Graphics bald breiter Akzeptanz durch die Spielehersteller, einige Spiele (wie etwa NHL 98, Wing Commander, Need for Speed 2 SE und Longbow 2) erschienen daraufhin exklusiv für die Glide-Schnittstelle.

Im Schatten des Voodoo Graphics

Diamond Monster 3D II mit 12MB Speicher (Voodoo 2).

Mitte 1997 wurde Greg Ballard zum neuen CEO von 3dfx berufen, er sollte dem Unternehmen, das bisher als "technikzentriert" galt, durch Marketingmaßnahmen helfen, an den überwältigenden Erfolg des Voodoo Graphics anzuknüpfen. 3dfx hatte zu diesem Zeitpunkt auf dem Sektor der 3D-Beschleunigerkarten für Heim-PCs einen Marktanteil von etwa 60%, die Erwartungen an die Zukunft waren dementsprechend hoch.

Im ersten Quartal 1997 gab 3dfx eine Partnerschaft mit dem Konsolenhersteller Sega bekannt, Sega beauftragte 3dfx mit der Entwicklung eines Grafikchipsatzes für den geplanten Nachfolger der Spielkonsole Saturn. Bereits im Juli 1997 wurde diese Partnerschaft jedoch von Sega einseitig beendet. Der bereits fertig gestellte Grafikchipsatz von 3dfx wurde nie produziert. Stattdessen fiel die Wahl für den Grafikchipsatz der später Dreamcast getauften Konsole auf den PowerVR 2 von NEC. 3dfx wehrte sich in einem Gerichtsverfahren, das Mitte 1998 mit einem Vergleich endete.

Noch 1997 erschien der Voodoo Rush, eine 2D/3D-Kombination, ein Jahr drauf, 1998, der Voodoo2, dieser wiederum als reine 3D-AddOn-Lösung. Obwohl auch der Voodoo2 kommerziell ein großer Erfolg war, begann die Dominanz von 3dfx langsam zu bröckeln. Konkurrent NVidia brachte 1998 den RivaTNT-Chip auf den Markt der, bei etwa äquivalenter Leistung, gegenüber dem Voodoo2 einen entscheidenen Vorteil hatte: er vereinigte 2D- und 3D-Funktionalität auf nur einem Chip -- die Notwendigkeit zweier Grafikkarten (jeweils eine für 2D und 3D) war hier nicht gegeben -- was sich in einem gegenüber der 3dfx-Lösung geringerem Preis niederschlug. Beginnend mit diesem Chip zwang NVidia der gesamten Branche einen Produktzyklus von nur 6 Monaten auf, zweimal pro Jahr wurden also neue Chips von NVidia vorgestellt -- ein Tempo mit dem der Großteil der Branche damals nicht Schritt halten konnte.

3dfx zog zu Beginn mit und stellte, wenn auch leicht verspätet, den Voodoo2 - Nachfolger Voodoo Banshee vor, dem, obwohl er ebenfalls eine 2D/3D-Kombination darstellte, der Durchbruch nicht so recht gelingen wollte. Auch die starke Stellung von Glide ging verloren, da Microsoft mit Direct3D das auf 3dfx Grafikkarten beschränkte Glide zunehmend verdrängte.

Im Jahre 1998 führte 3dfx mit dem Scanline Interleaving (SLI) ein Verfahren ein, welches eine Koppelung mehrerer Grafikchips wie Voodoo Graphics, Voodoo 2 und VSA-100 ermöglichte, welche abwechselnd jede zweite Bildzeile berechneten.

2004 griff nVidia mit dem Scalable Link Interface diese Idee wieder auf, auch wenn dieses technisch grundsätzlich anders arbeitet.

Vom Chipsatz- zum Kartenhersteller und zurück

Während die Arbeiten an einem "echten" Nachfolger für den Voodoo2 auf Hochtouren liefen, fällte 3dfx eine bedeutende strategische Entscheidung: Um den Marken 3dfx und Voodoo ein stärkeres Branding zu verpassen (bislang waren Voodoo-Chipsätze auf einer Vielzahl von Produkten unterschiedlicher Hersteller unter unterschiedlichen Markennamen vertrieben worden), entschied man sich in Zukunft nicht mehr lediglich die Chipsätze sondern komplette Grafikkarten zu produzieren. Ende 1998 kaufte 3dfx zu diesem Zweck den amerikanischen Grafikkartenhersteller und vormaligen Kunden STB Systems, der bisher auch 3dfx-Chipsätze auf Grafikkarten verbaut hatte und starke Verbindungen zum wichtigen OEM-Markt vorweisen konnte für etwa 140 Millionen US-Dollar.

Voodoo3 3000

Durch die vorhandene Infrastruktur, STB verfügte zu dieser Zeit bereits über eine eigene Fertigungsstelle in Mexiko, konnte 3dfx von nun an selbst Grafikkarten herstellen, ab diesem Zeitpunkt stoppte 3dfx den Verkauf von Grafikchips an Dritthersteller und verlor dadurch wichtige Partner in der Industrie - die Grafikkartenhersteller waren gezwungen auf Chips von Konkurrenzherstellern umzusteigen. Die Entscheidung, in Zukunft auf wichtige Vertriebspartner wie Diamond Multimedia oder Creative Labs zu verzichten wurde innerhalb der Branche und an der Börse durchaus mit gemischten Gefühlen aufgenommen, viele sehen darin rückwirkend den ersten Schritt zum endgültigen Niedergang von 3dfx.

1999 wurde schließlich der lang erwartete Nachfolger des Voodoo2 vorgestellt, die Voodoo3-Chipfamilie. Erstmals komplett in Eigenregie produziert, konnten die verschiedenen Modelle des Voodoo3-Chips (Codename Avenger) nach anfänglich massiven Lieferschwierigkeiten nur langsam den zuvor an NVidia verlorenen Marktanteil zurückgewinnen.

3dfx konzentrierte sich nach dem eher missglückten Start der Voodoo3-Familie bald auf die Entwicklung einer neuen Chipfamilie mit dem Codenamen Napalm. Diese später VSA-100 getaufte Chipfamilie kam in den im Mai 2000 vorgestellten und nur in geringen Stückzahlen ausgelieferten Produkten Voodoo 4 4500 und Voodoo 5 5000/5500 zum Einsatz, eine weitere geplante Variante, die Voodoo 5 6000 war im freien Handel nie erhältlich. Da der VSA-100 große Probleme mit der Hitzeentwicklung hatte, wurde eine Weiterentwicklung gegen Ende von 3dfx in Angriff genommen. Der VSA-101 (Codename Daytona), welcher nur in sehr kleinen Stückzahlen noch den Endkunden erreichte, sollte dieses Problem beseitigen. Auch eine Implementierung vom DDR-SDRAM-Support war in ihm enthalten. Diese für 3dfx neue Speicherart wurde auf den neuen Voodoo 4-2-Karten verbaut (Ausnahme: Voodoo 4-2 4000).

Nach den Erfahrungen bei der Produktion des Voodoo 3 und des VSA-100 beschloss 3dfx, sich wieder auf das eigentliche Kerngeschäft, das Design von Chipsätzen zu konzentrieren und die Sparte Grafikkartenherstellung alsbald zu veräußern - doch dazu sollte es nicht mehr kommen.

Das Ende von 3dfx

Am 15. Dezember 2000 wurden alle 3dfx-Patente und Namensrechte von Nvidia aufgekauft. Außerdem wurden ca. 100 Leute übernommen. 3dfx hatte in den letzten 2 Geschäftsquartalen rund 280 Millionen US-$ Verlust erwirtschaftet. Im Interesse der Aktionäre wurde das Angebot von 70 Mio. US-$ in bar und 42 Mio. US-$ in Aktien von Nvidia akzeptiert.

Nvidia erwarb damit alle Marken- und Patentrechte (damit erledigten sich auch einige Rechtstreite) inklusive der "Gigapixel-Technologie" und die DirectX-8-Grafikchips (in Entwicklung) "Rampage/Sage".

3dfx behielt das Werk in Mexiko und alle (fertigen) Kartenbestände. Diese wurden dann aber bald darauf auch abgewickelt.

Liste der angekündigten und erschienenen 3dfx-Produkte

Grafikchipsätze

Grafikkarten

  • basierend auf der Voodoo3-Familie
    • Voodoo 3 1000 (1999)
    • Voodoo 3 2000 (1999)
    • Voodoo 3 3000 (1999)
    • Voodoo 3 3500 (1999)
    • Voodoo 3 3500 TV (1999)
    • Velocity 100 (1999)
    • Velocity 200 (nie erschienen)
  • basierend auf der VSA-100-Familie
    • Voodoo 4 4000 (nie erschienen)
    • Voodoo 4 4400 (nie erschienen)
    • Voodoo 4 4500 (2000)
    • Voodoo 4 4800 (nie erschienen)
    • Voodoo 5 5000 (nie erschienen)
    • Voodoo 5 5500 (2000)
    • Voodoo 5 5800 (nie erschienen)
    • Voodoo 5 6000 (nie erschienen)
  • basierend auf der VSA-101-Familie
    • Voodoo 4-2 4000 (nie erschienen)
    • Voodoo 4-2 4200 (nie offiziell erschienen)
    • Voodoo 4-2 4800 (nie erschienen)
    • Voodoo 5 5500 (2000 - sehr geringe Stückzahlen)
  • basierend auf der VSA-200-Familie
    • Spectre 1000 (nie erschienen)
    • Spectre 2000 (nie erschienen)
    • Spectre 3000 (nie erschienen)
    • Spectre 4000 (nie erschienen)
  • basierend auf der VSA-300-Familie
    • Fear 1000 (nie erschienen)
    • Fear 2000 (nie erschienen)
    • Fear 3000 (nie erschienen)
    • Fear 4000 (nie erschienen)
  • basierend auf der Mojo-Familie
    • keine Pläne seitens 3dfx

Siehe auch: Glide, Openglide, Glidos