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Procon-ten

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Procon-ten (von programmed contraction und tension) ist ein System zur Erhöhung der passiven Sicherheit in Kraftfahrzeugen, das bei einem Frontalaufprall die Lenksäule zurückzieht und die Sicherheitsgurte strafft. Das System wurde in den 1980er Jahren von Audi entwickelt.

Das mechanisch arbeitende Procon-ten besteht aus Stahlseilen die die Lenksäule sowie die vorderen Sicherheitsgurte über Umlenkrollen im Bereich der vorderen Radaufhängungen mit dem Motorblock verbinden. Bei einem Frontalaufprall wird in der Anfangsphase der Motorblock zwischen den Vorderrädern hindurch in Richtung Fahrgastzelle geschoben. Durch die Umlenkung der Seile wird diese Verschiebung genutzt, um die Lenksäule in entgegengesetzter Richtung vom Fahrer wegzuziehen und die Sicherheitsgurte zu spannen.

Zweck des Systems ist vor allem, die Gefahr von Kopfverletzungen durch Aufschlagen auf das Lenkrad zu verringern. Die Gurtstraffer verringern das Verletzungsrisiko zusätzlich. Mittlerweile ist Procon-ten durch sensorgesteuerte Airbags und Gurtstraffer ersetzt worden.


Nachteile des Procon-ten Systems:

Das Lenkrad wird durch das Stahlseil, das um Motorblock und Getriebe liegt mit der gleichen Geschwindigkeit ins Armaturenbrett gezogen, wie der Aufprall an sich dauert. Das ist in der Regel nur wenige Milli-Sekunden. Der Motorblock nimmt ebenso in der Geschwindigkeit die neue Position ein, wie das Lenkrad. Die gesamten Kräfte, die auf den Motorblock wirken, werden somit über das Stahlseil in Negativ-Richtung an das Lenkrad abgegeben. Somit können innerhalb von wenigen Milli-Sekunden mehrere Kilo-Newton an dem Lenkrad ziehen, was fatale Folgen haben kann:

Bei größer gebauten Menschen können die Kniee bei einem Aufprall, wenn das Lenkrad ruckartig in das Armaturenbrett gezogen wird verletzt werden. In besonders schweren Fällen eines Aufpralls mit mehr als den damals üblich getesteten 30 bis 45km/h wird der Fußraum des Fahrers bei einer Frontabdeckung von 40% stark verkleinert. Beim Einsetzen des Procon-ten kann es bei Menschen, die größer als 1,80m sind, durch das Zurückschnellen des Lenkrades und die zusätzliche Verkleinerung des Fußraumes, durchaus zu schweren Verletzungen kommen. Im schlimmsten Fall besteht die Möglichkeit des Trümmerbruchs der Kniee und Unterschenkel des Fahrers. Auch aus diesem Grund wurde das Konzept nach Einführung des Airbags nicht weiter verfolgt. Heute werden keine Neuwagen mehr mit dieser Technik ausgerüstet.

---Nachteile ergänzt durch A.Bruns, Technische Universität Kaiserslautern---