Harold Wolpe
Harold Wolpe (* 14. Januar 1926 in Johannesburg; 19. Januar 1996) war ein Rechtsanwalt, Soziologe, Volkswirtschaftler und Anti-Apartheid-Aktivist. Er war bis zu seiner Festnahme 1963 ein maßgeblicher Unterstützer des Widerstandes gegen das Apartheid-Regime.
Leben
Wolpe wurde als Kind litauisch-jüdischer Auswanderer geboren. Er studierte an der [University of the Witwatersrand]] in Johannesburg und erwarb dort einen Bachelor of Arts in Sozialwissenschaften und einen Bachelor of Law. Er war Präsident des Student Representative Council der Universität. 1955 heiratete er Annmarie Cantor, mit der er drei Kinder hatte. Er gehörte der South African Communist Party (SACP) an, die nur im Untergrund tätig sein konnte, sowie dem African National Congress (ANC), der 1960 ebenfalls zur Untergrundbewegung wurde. Als Strafverteidiger hatte er eine Bürogemeinschaft mit seinem Schwager James Kantor und vertrat politische Gefangene, die in Opposition zum Apartheidregime standen. So vertrat er auch Mitglieder des ANC, mit dem die SACP verbunden war, ab 1961 durch den gemeinsamen bewaffneten Arm Umkhonto we Sizwe.
Wolpe trat zusammen mit Arthur Goldreich als Besitzer der Liliesleaf-Farm in Rivonia auf, die als Treffpunkt der Führung von ANC und SACP diente.[1] 1963 wurden dort bei einer Razzia zahlreiche Führungskräfte festgenommen, unter anderem Walter Sisulu und James Kantor. Wolpe wurde einige Tage später an der Grenze zu Betschuanaland – heute Botswana – gefasst und in Pretoria inhaftiert. Durch Bestechung eines Wärters konnten er und drei Mitgefangene, darunter Goldreich, vor Beginn des Rivonia-Prozesses fliehen. Trotz einer groß angelegten Verfolgungsjagd gelangten sie nach Swasiland und dann, als Priester verkleidet, nach Betschuanaland. Südafrikanische Agenten sprengten das Flugzeug, das die vier Männer nach Tanganjika bringen sollte; sie hatten aber eine andere Maschine gewählt.[2] Wolpe verbrachte 28 Jahre im Exil in Großbritannien. 1964 bis 1965 besuchte er mit einem Stipendium der Nuffield Foundation die London School of Economics, wo er Soziologiekurse belegte. Anschließend lehrte er an der University of Bradford und dem North East London Polytechnic. Von 1972 bis 1991 war Wolpe Senior Lecturer für Soziologie an der University of Essex. 1981 leitete er eine Delegation des US-amerikanischen Kongresses, die vergeblich ein Treffen mit Mandela erbat. Mit der schrittweisen Abschaffung der Apartheid kehrte Wolpe nach Südafrika zurück, wo er an der University of the Western Cape wirkte. 1996 starb er nach einem Herzanfall.
Wolpe vertrat die Auffassung, dass die billige Lohnarbeit in Südafrika und die Subsistenzwirtschaft in ländlichen Gebieten von kapitalistischen Kräften bewusst gefördert würden, um das Entstehen eines städtischen Proletariats zu verhindern.[3]
Ehrungen
- 1992:
Werke (Auswahl)
- The Problem of the Development of Revolutionary Consciousness. Telos 4 (Herbst 1969). New York: Telos Press, New York.
- Industrialism and Race in South Africa. In: S. Zubaida (Hrsg.): Race and Racialism. Tavistock, London 1970.
- Class, race and the occupational structure. In: S. Marks (Hrsg.): The Societies of Southern Africa in the 19th and 20th Centuries. Vol. 2. Institute of Commonwealth Studies, London University, London 1971.
- Capitalism and cheap labour-power in South Africa: From segregation to apartheid. In: Economy & Society, Vol. 1, no. 4, 1972. [Capitalism and cheap labour-power in South Africa: From segregation to apartheid. Economy & Society, Vol. 1, no. 4, 1972. Digitalisat]
- Pluralism, Forced Labour and Internal Colonialism in South Africa. Paper to the Conference on the South African Economy and the Future of Apartheid. Centre of Southern African Studies, University of York, 1973.
- The Theory of Internal Colonialism: The South African Case. In: I. Oxhaal et al.: Beyond the Sociology of Development. Routledge & Kegan Paul, London 1975.
- The White Working Class in South Africa: Some theoretical problems. Economy & Society, Vol. 5, no. 2, 1976.
- A Comment on the Poverty of Neo-Marxism. Journal of Southern African Studies, Vol. 4., no. 2, 1978.
- Towards an Analysis of the South African State. International Journal of the Sociology of Law, vol. 8, no. 4, 1980
- Class, Race and the Apartheid State. UNESCO, Paris Auszüge bei googlebooks
Weblinks
- Website des Harold Wolpe Trust (englisch)
- Porträt bei sahistory.org.za (englisch)
Einzelnachweise
- ↑ Porträt bei sahistory.org.za (englisch), abgerufen am 12. August 2014
- ↑ Beschreibung des Rivonia-Prozesses auf der Website der University of KwaZulu-Natal (englisch), abgerufen am 13. August 2014
- ↑ Capitalism and cheap labour-power in South Africa: From segregation to apartheid. Economy & Society, Vol. 1, no. 4, 1972. (englisch), abgerufen am 12. August 2014
[[Kategorie:Apartheidgegner]]
[[Kategorie:Südafrikaner]]
[[Kategorie:Südafrikanische Kommunistische Partei]]
[[Kategorie:ANC-Mitglied]]
[[Kategorie:Geboren 1926]]
[[Kategorie:Gestorben 1996]]
[[Kategorie:Mann]]
Personendaten | |
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NAME | Wolpe, Harold |
KURZBESCHREIBUNG | südafrikanischer Rechtsanwalt, Soziologe, Volkswirtschaftler und Anti-Apartheid-Aktivist |
GEBURTSDATUM | 14. Januar 1926 |
GEBURTSORT | Johannesburg |
STERBEDATUM | 19. Januar 1996 |