Madness
Madness (engl. Wahnsinn, Verrücktheit) ist eine der bekanntesten britischen Ska-Bands der 1980er-Jahre und heute noch (bzw. wieder) aktiv. Ihre Musik, eine eingängige Mischung aus Ska, Punk und Pop, sowie ihr Spielwitz wurden später als "Nutty Sound" ihr Markenzeichen.
Ska hat jamaikanische Wurzeln, die in die 1960er-Jahre zurückreichen. In den 70er und 80er-Jahren erfreute sich dieser Musikstil vor allem in Großbritannien und Westeuropa großer Popularität, und Madness waren zu jener Zeit zusammen mit The Specials einer seiner wichtigsten Vertreter.
Madness wurden 1976 in Nord-London zunächst unter dem Namen The Invaders (The North London Invaders, lt. Robbi Millar von Sounds, auf dem Cover von Absolutely, aber nur dort) gegründet, mit Mike Barson (genannt "Monsieur Barso") an den Keyboards, Gitarrist Chris Foreman ("Chrissie Boy") und Lee Thompson ("Kix", Saxophon und Gesang). Im Jahr 1978 stießen als neuer Frontmann Graham McPherson ("Suggs", Gesang) sowie Mark Bedford ("Bedders") am Bass, Cathal Smyth ("Chas Smash", später Carl Smyth, Gesang, Trompete und ’’Bewegung auf der Bühne’’) und Daniel Woodgate ("Woody", Drums) hinzu. Erste öffentliche Auftritte hatten die Invaders ab Mitte 1977; die verschiedenen Zusammensetzungen der Bandmitglieder in der Anfangszeit sind auf der inneren Plattenhülle der LP Absolutely verewigt. Ab April 1979 nannte sich die Band Madness, nach einem bekannten Stück der jamaikanischen Ska-Ikone Prince Buster. Dementsprechend war auch ihre erste, im August des Jahres 1979 bei der legendären Plattenfirma 2Tone veröffentlichte Single "The Prince" eine Hommage an Prince Buster, und auf der B-Seite erklang der Song, der ihnen ihren Namen gegeben hatte.
Sie tourten gemeinsam mit zwei weiteren 2Tone-Bands, The Specials und The Selecter, verließen jedoch 2Tone und veröffentlichten ihr Debütalbum "One Step Beyond" auf dem ebenfalls unabhängigen Stiff Records-Label, ebenfalls noch 1979. Die LP hielt sich länger als ein Jahr in den britischen Charts und erreichte zwischenzeitlich Platz 2. Der Titelsong - eine Coverversion eines Hits von Prince Buster - wurde zur "Hymne" der Band.
Madness veröffentlichten bis zur (ersten) Trennung 1986 sechs Alben (ohne die vielen Kompilationen) und hatten vor allem Erfolg mit ihren zahlreichen Singles: Die ersten 20 Madness-Singles erreichten alle die "Top 20" der britischen Charts - ein Erfolg, den noch nicht einmal die Beatles, Elvis Presley oder Cliff Richard vorweisen können. Mit der Single House of Fun erreichten Madness am 29. Mai 1982 das erste und einzige Mal die Nummer Eins der britischen Charts – und verdrängten dabei die deutsche Grand-Prix-de-la-Chanson-Siegerin Nicole von der Top-Position. Ein Großteil des Erfolgs verdanken Madness sicher auch den zwei Menschen, die über die Jahre fast durchgehend ihre Produzenten waren und am Mischpult für den richtigen „Nutty Sound“ sorgten: Clive Langer (vormals Mitglied der Band Deaf School) und Alan Winstanley.
1983 hatten Madness mit Our House vom Album "The Rise And Fall" einen Welthit, der unter anderem in Großbritannien, Deutschland und sogar in den USA ganz oben in den Charts war. Nach der Veröffentlichung des von Kritikern hoch gelobten fünften Albums "Keep Moving" (1984) stieg Keyboarder Mike Barson aus. Zwar widmeten sich McPherson und Smyth zwischenzeitlich einem Solo-Projekt (als The Fink Brothers, 1985), doch die Band machte auch ohne Barson zunächst weiter. Madness gründeten sogar ein eigenes Plattenlabel, Zarjazz, auf dem 1985 das melancholische Album "Mad not mad" folgte. (Zarjazz veröffentlichte u.a. auch die erste Solo-Single des Undertones-Sängers Feargal Sharkey.)
1986 löste sich Madness vorübergehend auf.
Mark Bedford und Daniel Woodgate spielten für Strawberry Switchblade und schlossen sich dann der Band Voice of the Beehive an.
Nach dem (erfolglosen) Versuch, Madness als The Madness in der Formation McPherson, Foreman, Thompson und Smyth wieder aufleben zu lassen (1988), gingen auch diese Vier wieder getrennte Wege. Graham „Suggs“ McPherson wurde Fernsehmoderator sowie Manager der Band The Farm und, wie schon 1984, ihr Produzent. Smyth arbeitete als A&R-Manager der Plattenfirma Go! Discs. Thompson und Foreman machten mit Sessionmusikern als Nutty Boys weiter (1990/1992).
Als 1992 diverse Wiederveröffentlichungen von Singles in höhere Regionen (und die Hit-Kompilation Divine Madness sogar auf Platz 1) der britischen Charts schossen, formierten sich Madness im Sommer des gleichen Jahres zu zwei Konzerten im Finsbury Park in London neu und gaben vor 72.000 Zuschauern in Original-Besetzung am 8. und 9. August 1992 ihr viel umjubeltes Comeback. Die Konzerte wurden – in Anlehnung an Woodstock – unter dem Titel Madstock! vermarktet und als Livealbum veröffentlicht. Die Wiedervereinigung blieb allerdings vorerst auf dieses eine Projekt beschränkt.
Graham McPherson hatte zwischen 1995 und 1998 mit Solo-Singles und -Alben unter seinem Spitz- und Künstlernamen Suggs weitere Top-20-Chart-Erfolge in Großbritannien.
1999 folgte dann ein weiteres Madness-Album, "Wonderful", mit dem Top-Ten-Hit Lovestruck, und 2002 wurde in London das Musical "Our House" aufgeführt, das ein Jahr später mit dem Olivier Award für "Best New Musical" ausgezeichnet wurde. Zwischen 2000 und 2003 spielten Madness einige Weihnachtstouren in Großbritannien. 2004 gaben sie in Bonn ihr erstes Konzert außerhalb des Königreichs seit über 10 Jahren und spielten in ihrer Heimat einige Club-Konzerte als "The Dangermen". Im August 2005 erschien "The Dangermen Sessions Vol. 1", ein Album mit Coverversionen von Ska- und Reggae-Klassikern. Gründungsmitglied Chris Foreman ist nicht mehr auf auf allen Stücken des Albums zu hören, da er die Band während der Aufnahmen verließ. Seinen Abschied gab er verspätet im Mai 2005 auf der Madness-Website bekannt und begründete ihn mit "the petty time consuming bollocks that goes on in the band" (etwa: "der kleinliche, zeitraubende Scheiß, der in der Band vor sich geht"). Die anderen Mitglieder haben auch nach Foremans Ausscheiden vor, weiter als Madness bzw. Dangermen aufzutreten. U. a. spielten sie - mit einem Ersatzgitarristen - im Juni 2005 einige Konzerte in britischen Wäldern (gesponsert von der Forestry Commission) und gastierten im September 2005 bei einem Überraschungskonzert, das erst einen Tag vorher bekannt gegeben wurde im Kölner E-Werk.
Diskographie
Alben:
- One Step Beyond (1979)
- Absolutely (1980)
- 7 (1981)
- Complete Madness (Kompilation, 1982)
- Madness present The Rise and Fall (1982)
- Keep Moving (1984)
- Mad Not Mad (1985)
- Utter Madness (Kompilation, 1986)
- It’s... Madness (Kompilation, 1990)
- It’s Madness... Too (Kompilation, 1991)
- Divine Madness (Kompilation, 1992)
- Madstock! (live, 1992)
- The Business – The Definitive Singles Collection (3-CD-Box Kompilation, 1993)
- Wonderful (1999)
- The Dangermen Sessions. Volume One (2005)
Singles:
- The Prince (1979)
- One Step Beyond (1979)
- My Girl (1980)
- Work Rest And Play EP (1980)
- Baggy Trousers (1980)
- Embarassment (1980)
- The Return Of The Los Palmas Seven (1981)
- Grey Day (1981)
- Shut Up (1981)
- It Must Be Love (1981)
- Cardiac Arrest (1982)
- House Of Fun (1982)
- Driving In My Car (1982)
- Our House (1982)
- Tomorrow's (Just Another Day) (1983)
- Wings Of A Dove (1983)
- The Sun And The Rain (1983)
- Michael Caine (1984)
- One Better Day (1984)
- Yesterday's Men (1985)
- Uncle Sam (1985)
- Sweetest Girl (1986)
- (Waiting For) The Ghost Train (1986)
- The Harder They Come (live) (1992)
- Lovestruck (1999)
- Johnny The Horse (1999)
- Drip Fed Fred (featuring Ian Dury, 2000)
- Shame And Scandal (2005)
- Girl, Why Don't You? (2005)
Filmographie
Da Madness stets originelle kleine Filmchen zu ihren Hits hatten, gab es auch folgende Videoveröffentlichungen:
- Complete Madness (1985)
- Utter Madness (1986)
- Divine Madness (1992)
außerdem den halbdokumentarischen Film über die Anfänge der Band als “The Invaders” und “Madness”, nach dem Buch mit demselben Titel:
- Take It Or Leave It (ca. 1981; DVD 2002)
Band- und Solo-Projekte
The Madness
- The Madness (Album, 1988)
- I Pronounce You und What’s That (Singles, 1988)
Nutty Boys
- Crunch! (Album, 1990)
- It’s OK, I’m a Policeman (Single, 1992)
The Fink Brothers
- Mutants in Mega City One (Single, 1985)
Suggs
- The Lone Ranger (Album, 1995)
- The Three Pyramids Club (Album, 1998)
- I’m Only Sleeping, Camden Town und The Tune (Singles, 1995)
- Cecilia und No More Alcohol (Singles, 1996)
- Blue Day (Single, als “Suggs & Co. featuring Chelsea Team”, 1997)
- I Am (Single, 1998)