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Mohammed-Karikaturen

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Die so genannten Mohammed-Karikaturen sind eine Serie mit zwölf Karikaturen verschiedener Künstler, die den islamischen Propheten Mohammed zum Thema haben und diesen zum Teil auch darstellen. Ihre Veröffentlichung in der dänischen Zeitung Jyllands-Posten im September 2005 löste weltweite Proteste muslimischer Organisationen bis hin zu Boykottaufrufen und Anschlagsdrohungen aus und führte in der westlichen Gesellschaft zu einer Diskussion über die Presse- und Meinungsfreiheit. In den Zeichnungen wurde beispielsweise Mohammed mit einer Bombe auf dem Kopf oder als Himmelshüter, der Männern den Zutritt mit den Worten: „Stop! Uns sind die Jungfrauen ausgegangen“ verwehrt, dargestellt.

Ursprünglich war nach Angaben der Redaktion diese Aktion dazu gedacht, um zu prüfen, wieviel Selbstzensur sich dänische Künstler mit Blick auf den Islam auferlegen würden, nachdem der dänische Kinderbuchautor Kåre Bluitgen keinen Zeichner für ein Buchprojekt «Der Koran und das Leben von Prophet Mohammed», fand. Tatsächlich gibt es auch unter den 12 Karikaturen einige, die den Propheten nicht explizit bildlich darstellen oder sehr abstrakt sind.

Der Karikaturist Lars Refn brachte sogar eine versteckte Botschaft auf seiner Zeichnung unter. Die Karikatur zeigt einen südländisch aussehenden Schüler mit der Unterschrift "Mohammed Valbyskole 7A". Er steht vor einer Tafel, auf der in Persisch geschrieben steht: "Die Redaktion von Jyllands-Posten ist eine Bande reaktionärer Provokateure". Die Redaktion war sich der Bedeutung der Botschaft nicht bewusst, als sie diese Zeichnung abdruckte.

Erst auf Anfragen von Journalisten und einer Reise von dänischen Imamen durch islamische Staaten im November und Dezember 2005 und nachdem eine norwegische Zeitung die Karikaturen erneut nachdruckte, kam es zu weltweiten Protesten empörter Muslime, die diese Karikaturen als Blasphemie empfanden. Im islamischen Kulturkreis sind Abbildungen von Allah oder Mohammed verboten. In einem angefertigten Dossier der Imame waren jedoch zusätzliche nicht von der Zeitung veröffentlichte Karikaturen aufgeführt, die ungleich heftiger waren. So wurde unter anderem der Prophet als Pädophiler und Schwein dargestellt und ein Betender skizziert, der von einem Hund vergewaltigt wird.

Es entstand ein Konflikt zwischen dem Wertesystem einer Religionsgemeinschaft und dem demokratischen Recht auf Meinungsfreiheit und freie Meinungsäußerung, so wie es in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte festgelegt ist.

Reaktionen

Bereits am 19. Oktober 2005 baten elf Botschafter islamischer Staaten den dänischen Premier Rasmussen um ein Treffen, welches dieser wiederum ablehnte. Die Veröffentlichungen führten seit 26. Januar 2006 zum Boykott dänischer und norwegischer Waren in einigen arabischen Staaten. Libyen schloss am 29. Januar seine Botschaft in Kopenhagen, Saudi-Arabien zog seinen Botschafter ab. Die EU ihrerseits drohte mit der Anrufung der WTO, sollten arabische Regierungen den Boykott unterstützen. In Tunis verabschiedeten die Innenminister von 17 arabischen Staaten am 31. Januar 2006 eine Resolution, der zufolge die dänische Regierung die Urheber der Karikaturen "streng bestrafen" müsse.

Eine Entschuldigung des Chefredakteurs wurde von verschiedenen islamischen Vereinigungen Dänemarks als nicht weitgehend genug zurückgewiesen.

Radikale Islamisten im Irak veröffentlichten einen Aufruf, dänische Soldaten anzugreifen. Am 31. Januar 2006 kam es zu einer Stürmung eines EU-Büros in Gaza sowie zu Bombendrohungen und anschließender Räumung von Redaktionsgebäuden in Århus und Kopenhagen.

Am 1. Februar druckten einige europäische Zeitungen einige oder mehrere der umstrittenen Karikaturen. Der Nachrichtensender n-tv zitierte einen Redakteur der Welt mit den Worten "Das ist ein politischer Vorgang". Der französische France Soir titelte "Ja, wir haben das Recht, Gott zu karikieren!". Ein Vertreter der französischer Muslime sprach von einem "abscheulichen Vorgang". Am folgenden Tag wurde der France-Soir-Chefredakteur Jacques Lefranc vom Franko-ägypter Raymond Lakah, Besitzer der Zeitung, entlassen.

Der Deutscher Journalisten-Verband (DJV) kritisierte dagegen den Nachdruck der Karikaturen in einigen Zeitungen. Sein Sprecher Hendrik Zörner sagte nach Ziffer 10 des Pressecodex seien „Veröffentlichungen in Wort und Bild, die das sittliche oder religiöse Empfinden einer Personengruppe nach Form und Inhalt wesentlich verletzen können, mit der Verantwortung der Presse nicht zu vereinbaren“.