Lindener Berg

Der Lindener Berg ist eine 89 m ü. NN hohe Erhebung in den hannoverschen Stadtteilen Linden-Mitte und Linden-Süd, die sich etwa 35 Meter über das umliegende Stadtgebiet erhebt.
Geschichte

Anfang des 19. Jahrhunderts war der Lindener Berg eine öde Steinbruchlandschaft, in der Kalköfen rauchten. Um 1830 hatte der hannoversche Unternehmer Johann Egestorff fast den gesamten Berg in seinem Besitz und betrieb dort seine Unternehmungen zur Herstellung des Baustoffs Kalk.
Anfang des 20. Jahrhunderts schenkte der Bettfedernfabrikant August Werner der[1] - seinerzeit noch selbstandigen[2] - Stadt Linden „das Gebäude für ein Jugendheim auf dem Lindener Berg“.[1]
Beschreibung
Geologisch ist der Lindener Berg an der Mittelgebirgsschwelle der letzte Ausläufer des Niedersächsischen Berglandes, das hier in das norddeutsche Flachland übergeht.
Der Berg ist die einzige größere Erhebung im engeren Stadtgebiet Hannovers. Weiter außerhalb liegende Berge, aber noch zur Stadt gehörend, sind der 118 m hohe Kronsberg im Südosten und der 122 m hohe Nordberg im Nordosten auf dem Gelände der Mülldeponie Lahe. Weitere als Berge bezeichnete Erhebungen sind im Stadtbezirk Ricklingen der Tönniesberg und der Mühlenberg, die sich aber nur etwa 10 bis 20 Meter über das umliegende Stadtgebiet erheben. Der Schneiderberg in der Nordstadt liegt sogar weniger als 5 Meter über der Umgebung.
Heute befinden sich auf dem Lindener Berg:
- Wasserhochbehälter, in Verbindung mit dem Wasserwerk in Hannover-Ricklingen erbaut 1876 bis 1878 von dem Wasserbau-Ingenieur Rudolph Berg und dem Architekten Otto Wilsdorff.[3] Die Anlage wurde nach einer um 1980 erfolgten umfangreichen Sanierung wieder in Betrieb genommen.[4]
- Volkssternwarte auf dem Dach des Wasserhochbehälters
- Lindener Turm von 1392, bis etwa 1650 Wartturm der Hannoverschen Landwehr (Reste noch in der Eilenriede), danach Windmühle bis 1927 mit Biergarten „Lindener Turmgarten“
- Jazz Club Hannover und „Mittwoch-Theater“
- Lindener Bergfriedhof, der nicht mehr in Betrieb ist
Am Fuße liegen:
- Von-Alten-Garten
- St. Martinskirche
- Stadion am Lindener Berg des Sportvereins „Linden 07“
- IGS Linden (Hannovers erste IGS)
Die über den Berg verlaufende Straße Am Lindener Berge stellt die Grenze zwischen den Stadtteilen Linden-Mitte und Linden-Süd dar.
Zahlreiche Gebäude auf und am Lindener Berg stehen unter Denkmalschutz, darunter der Friedhof, der Küchengarten-Pavillon, der Wasserhochbehälter, der Wehrturm und Teile des IGS-Gebäudes. Siehe dazu: Liste der Baudenkmale in Linden-Limmer.
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Küchengarten-Pavillon
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Wasserhochbehälter auf dem Lindener Berg
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Lindener Turm heute mit Ausflugsgaststätte
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Engel von Adolf Lehnert
Bergfriedhof


Der heute unter Denkmalschutz stehende Friedhof wurde ab 1862 eingerichtet und im Laufe der Zeit auf 6 ha vergrößert. Nachdem 1908 der neue Hauptfriedhof Linden eröffnet worden war, verlor der Bergfriedhof an Bedeutung und wurde 1965 außer Dienst gestellt. Aufgrund alter bestehender Beisetzungsrechte finden hier heute noch vereinzelt Bestattungen statt.
1913 wurde der 1741 errichtete Küchengarten-Pavillon nach hier transloziert. Das Bauwerk war ursprünglich ein Aussichtspunkt und Lusthaus in einem herrschaftlichen Garten der Welfen, dem Küchengarten, an der heutigen Fössestraße. Der Garten wurde um 1870 beseitigt, um einen Güterbahnhof einzurichten.
Auf dem Friedhof findet sich die leicht beschädigte Galvanoplastik eines Engels, deren Form der Leipziger Bildhauer Adolf Lehnert für die Württembergische Metallwarenfabrik (WMF) schuf.
Veranstaltungen
Im März findet wegen der leuchtend blauen Blüte der Scilla (Das blaue Wunder von Linden) auf dem Lindener Bergfriedhof ein Scilla-Fest mit zahlreichen Veranstaltungen, wie Lesungen, Besichtigungen, statt.
Jährlich am 1. Mai wird das Radrennen „Lindener Berg Kriterium“ um den Lindener Berg durchgeführt. Es führt über 80 km (40 Runden mit je 2 km) und findet starkes Publikumsinteresse. Die kurze, aber starke Steigung des Lindener Bergs macht das Rennen so schwer, dass es auch für Profimannschaften der dritten Kategorie (Continental Teams, früher: GS3-Teams) eine Herausforderung ist. In den Jahren 2004 und 2005 gewann Tilo Schüler vom Dessauer RC, der 2006 für das Continental Team Milram fuhr.
Literatur
- Der Lindener Berg ruft, Heft 1 der Quartier-Reihe „Rundgänge“, Hrsg.: Quartier e. V., Hannover-Linden 2004, ISSN 1614-2926
- Arbeitsgemeinschaft Mensch-Natur-Geschichte (Hannover): Linden: Ortsgeschichte, Martinskirche, von Altensches Rittergut, Landesherrlicher Küchengarten, Herzogliches Jagdzeughaus, Villa auf dem Lindener Berg, Herrschaftlicher Speicher, Windmühle / AG Mensch-Natur-Geschichte. Nach den Bearbeitungen von Arnold Nöldeke aus dem Jahre 1932, Schriftenreihe "Zur Geschichte Lindens", Bd. 13; Hannover 2003
- Kriege auf dem Lindener Berg, Heft 3 der Quartier-Reihe „Lindener Geschichtsblätter“, Hrsg.: Quartier e. V., Hannover-Linden 2005, ISSN 1614-0664
- Hans-Jörg Hennecke: Lindentod, Kriminalroman, Zu Klampen, 2010, ISBN 978-3-86674-068-6
- Ilse Rüttgerodt-Riechmann: Lindener Berg. In: Hans-Herbert Möller (Hrsg.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Baudenkmale in Niedersachsen, Stadt Hannover, Teil 2, [Bd.] 10.2. Vieweg, Braunschweig / Wiesbaden 1985, ISBN 3-528-06208-8, S. 118f., sowie Linden-Mitte und Linden-Süd, in Anlage: Verzeichnis der Baudenkmale gem. § 4 (NDSchG) (ausgenommen Baudenkmale der archäologischen Denkmalpflege), Stand 01.07.1985, Stadt Hannover, Niedersächsisches Landesverwaltungsamt - Veröffentlichungen des Instituts für Denkmalpflege
- Kaspar Klaffke, Gesa Klaffke-Lobsien: Hannover - Stadt der Gärten. Gärten einer Stadt (englische Ausgabe unter dem Titel Hannover - city of gardens), 1. Auflage, Seelze-Velber: Kallmeyer, 2000 ISBN 3-7800-5265-2, S. 167, 170
- Julius Trip: Konkurenzentwurf für den Bebauungsplan für die südwestliche Gemarkung Lindens, in: Die Gartenkunst, Jahrgang 4 (1902), Heft 3, S. 49f.
- Hermann Kube: Die gärtnerischen Anlagen und Friedhöfe der Stadt, in: Fritz Stadelmann: Hannover. Die Grossstadt im Grünen, im Einvernehmen mit dem Magistrat der Stadt Hannover, hrsg. vom Verkehrs-Verein Hannover e. V., bearbeitet von Fritz Stadelmann, Buchschmuck nach Entwürfen von Hans-Günther Reinstein, Kunstbeilage nach originalen Zeichnungen von Georg Tronnier und H. Flecke, Hannover: Verkehrs-Verein Hannover e. V.; Hannover: Schmorl & von Seefeld Nachfolger, 1927, S. 84
- Helmut Knocke, Hugo Thielen: Lindener Berg, in: Hannover Kunst- und Kultur-Lexikon, passim
- Eva Benz-Rababah: Lindener Berg, in: Stadtlexikon Hannover, S. 409
Weblinks
- Commons: Lindener Berg (Hannover) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- Interaktiver Rundgang Lindener Berg auf Basis der vorhandenen Stadttafeln
- Fotos von Sehenswürdigkeiten des Lindener Bergs
- MixTour – Entdecke den Lindener Berg
- Seifenkistenrennen am Berg (Flash-animiert)
- Butjer-Route
- Scilla-Blüte auf dem Berg, mit Fotos
- Historische Postkarten vom Lindener Berg
Einzelnachweise
- ↑ a b Waldemar R. Röhrbein: WERNER, (1) August, in: Hannoversches Biographisches Lexikon, S. 385
- ↑ Klaus Mlynek: Eingemeindungen, in: Stadtlexikon Hannover, S. 153
- ↑ Helmut Knocke: Berg, Theodor F. Rudolph, n: Hannoversches Biographisches Lexikon, S. 51 und öfter; (online bei Google-Bücher)
- ↑ * Ilse Rüttgerodt-Riechmann: Lindener Berg (siehe Literatur)
Koordinaten: 52° 22′ N, 9° 42′ O