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Reggae

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Reggae /ˈrɛgeɪ, ˈrɛgeː/ ist eine jamaikanische Musikform.

Geschichte

Reggae entstand Ende der 1960er Jahre unter dem Einfluss US-amerikanischer Musikrichtungen wie Soul, R&B, Country und Jazz, die in Jamaika über das Radio empfangen wurden, aus seinen unmittelbaren Vorläufern Mento, Ska und Rocksteady. Er entwickelte sich seitdem zu einer der bedeutendsten Richtungen der populären Musik. Die ursprüngliche Bedeutung des Wortes "Reggae" ist unklar. Der erste Reggae-Titel, in welchem dieses Wort vorkommt, war "Do the Reggay" (1968) von Toots and the Maytals, der erste Song, welcher als eigentlicher Reggae-Song gilt, ist indessen "People funny boy" (1968) von Lee 'Scratch' Perry. Der typische Grundrhytmus des Reggaes entstand, als bei ersten Eigenproduktionen des Ska US-amerikanische R&B-Stücke gecovert und mit einer starken Betonung des zweiten und vierten Taktteils unterlegt wurden. Im Übergang von Ska zu Rocksteady und dann zu Reggae wurde dieser minimalistische Grundrhytmus jeweils verlangsamt. Reggae und seine Vorläufer entstanden vornehmlich als Tanzmusik, deren Verbreitung hauptsächlich durch sogenannte "Sound-Systems", mobile Diskotheken, vorangetrieben wurden. Betreiber dieser Soundsystems wie beispielsweise Clement "Sir Coxsone" Dodd, Arthur "Duke" Reid oder Cecil "Prince Buster" Campbell gehörten zu den ersten Produzenten eigenständiger jamaikanischer Tanzmusik. Als erster grosser und durchschlagender internationaler Erfolg - v.a. in den britischen Charts - gilt das 1968 von Desmond Dekker eingespielte "The Israelites", mit Nr.1-Platzierungen u.a. in Deutschland und England: der erste eigentliche Welthit des Reggaes.

Bob Marley während eines Konzerts im Hallenstadion in Zürich, Schweiz, am 30. Mai 1980

Angeregt durch den bedeutendsten Reggaemusiker und jamaikanischen Nationalhelden Bob Marley verknüpften zahlreiche Musiker die Musik mit der zu dieser Zeit zwar bereits existierenden, wenngleich noch nicht überaus weit verbreiteten Religion der Rastafari. Der klassische Reggae der 1970er Jahre wird heutzutage oft als "Roots-Reggae" bezeichnet. Er ist entstanden aus verschiedenen Einflüssen: vom Ska und Rocksteady, vom frühen Pop-Reggae, welcher vom britischen Publikum beeinflusst wurde, von afrikanischen Einflüssen, u.a. Parallel dazu entwickelte sich in Großbritannien eine eigene Form des Reggae, die Einflüsse aus anderen Musikformen wie Punk, New Wave oder Pop integrierte und säkulärer war als der jamaikanische Stil (dazu gehören Gruppen wie The Police, The Clash, The Jam oder The Specials). Der Reggae hat sehr viele verschiedene Formen entwickelt, nebst dem eigentlichen Roots-Reggae auch etwa der DJ-Reggae, der Dancehall-Reggae oder der Ragga (beeinflusst vom HipHop). Bedeutend ist auch etwa der Dub-Reggae, eine minimalistische Variante, die sich durch starken Gebrauch von Studioeffekten und fast völligem Verzicht auf Gesang auszeichnet. Stattdessen wird dort ein Sprechgesang, das sogenannte Toasting - herstammend vom Scat im Jazz - gepflegt, das als ein Vorläufer des Rap gilt.

Texte

Gesungen wird im jamaikanischen Reggae oft auch im so genannten Patois (eigentlich: Jamaika-Kreolisch), einer auf dem Englischen basierenden Kreolsprache mit zahlreichen Wortneuschöpfungen. So entsteht auch eine sehr flexible Art zu Reimen: Falls sich dem Text entsprechend gerade kein passender Reim findet, wird oft ein neues Wort erfunden (aber nicht beliebig, sondern immer im ganzen Kontext, in welchem der Reggae steht).

Musik

Charakteristisch für den Reggae ist die Offbeat-Phrasierung, bei der entweder die Gitarre oder das Keyboard, hin und wieder auch die Bläser, auf der in den meisten anderen Musikrichtungen unbetonten zweiten und vierten Taktzeit spielen. Im Gegensatz zum Ska, wo statt der 2/4-Betonung eher Offbeats eingesetzt werden, die die "und"-Zählzeiten betonen, ist der Reggae in der Regel langsamer und weniger durch Bläser dominiert.

Die Instrumentierung der meisten (klassischen) Reggaebands besteht aus Drumset, E-Bass, E-Gitarre, Keyboard und Gesang. Oft kommen Blechbläser und Perkussion hinzu. Bei den neueren Stilrichtungen des Reggae (Dancehall, Ragga) kommt häufiger die Elektronik in Form von Computern und Samplern zum Einsatz. Dabei ist das Schlagzeug meist stark betont, synthetisch erzeugt und mehr am Rock- und Diskosound orientiert.

E-Bass

Besonders wichtig im Klangbild eines Reggaesongs ist stets der Basslauf, der das Gegengewicht zu den Offbeats bildet und oft das eigentliche Thema des Stückes beschreibt. Als legendäre Reggae-Bassisten gelten Aston Barrett und Robbie Shakespeare.

Schlagzeug

Das Schlagzeug zeichnet sich hauptsächlich durch zwei besondere Stile aus:

Das Schlagzeug betont die dritte Taktzeit mit dem Bassdrum, die anderen Taktzeiten werden durch Rieselschlag des Hi Hats gefüllt; zu Beginn einer Strophe oder Refrains wird manchmal auch die erste Taktzeit mit dem Bassdrum betont, um sozusagen die neue Strophe oder den Refrain anzukündigen. Diverse Kurzsoli (v.a. im Intro oder z.T auch auf der vierten Taktzeit) kommen vor.
Das Schlagzeug betont alle vier Taktzeiten mit dem Bassdrum, die dritte Taktzeit wird gleichzeitig mit der Snare drum betont, anstelle des rieselnden Hi Hats. Ansonsten gleiche Charakteristika wie im One Drop. Der Rockers-Stil entstand Mitte der 1970er-Jahre und wurde wohl von der aufkommenden populären Diskomusik beeinflusst.

Das Schlagzeug wird oft von einem Perkussionisten unterstützt. Herausragende Schlagzeuger waren hierbei Carlton Barrett und Sly Dunbar.

E-Gitarre

Keyboard/Hammond-Orgel

Bläser

Die Bläser einer klassischen Reggaeband treten meist zu dritt auf. Die gespielten Instrumente sind hierbei in der Regel Posaune und Trompete, oft auch das Saxophon.

Reggae in Deutschland

Seit einiger Zeit gibt es eine immer größer werdende Gemeinde deutscher Reggae-Künstler, die teilweise auch auf Deutsch texten. Die derzeit erfolgreichsten deutschen Künstler sind Seeed (Dancehall/Hip-Hop) und Gentleman (Roots), wobei letzterer seine Texte durchgängig auf jamaikanisch englisch (Patois) gestaltet.

Bedeutende Künstler

Dave Barker - Derrick Morgan - The Upsetters - Justin Hinds - Jimmy Cliff - Desmond Dekker - Dennis Brown - Dandy Livingstone - Johnny Nash - Lloyd Charmers - Toots & The Maytals - Peter Tosh - Max Romeo - Prince Buster - The Pyramids - The Ethiopians - The Heptones - The Melodians - The Viceroys - Ernest Ranglin - The Pioneers - Laurel Aitken

Abyssinians - Alpha Blondy - Beres Hammond - Bob Marley - Black Uhuru - Bunny Wailer - Burning Spear - Chuck Fender - Damian Marley - Delroy Wilson - Don Carlos - Garnett Silk - Gladiators - Gregory Isaacs - Groundation - Israel Vibration - Iqulah - I Threes - I-Wayne - Ijahman Levi - Jah Cure - Jamaica Papa Curvin - Jimmy Cliff - John Holt - Johnny Nash - Junior Kelly - Junior Delgado - L.M.S. - Luciano - Ken Boothe - Max Romeo - Michael Prophet - Misty In Roots - Mikey Dread - Morgan Heritage - Mykal Rose - Peter Tosh - Prezident Brown - Richie Spice - Sugar_Minott - Tony Rebel - Third World - Toots & The Maytals - Bushman - Warrior King - Wayne Jarrett - Ziggy Marley

Britischer Reggae

Aswad - Linton Kwesi Johnson - UB40 - Steel Pulse - Capital Letters - Macka B

Dub

siehe unter Dub (Musik)

Dub Poetry

Linton Kwesi Johnson - Mutabaruka

Anthony B. - Assassin - Barrington Levy - Beenie Man - Bounty Killer - Buju Banton - Burro Banton - Capleton - Ce´cile - Chaka Demus - Chuck Fender - Cobra - Cutty Ranks - Dillinger - Eek-A-Mouse- Elephant Man - Kiprich - Lady G - Lady Saw - Lexxus - Mr. Vegas - Ms. Thing - Natural Black - Nicodemus - Ninja Man - Pliers - Red Rat - Richie Spice - Sean Paul - Shabba Ranks - Shaggy - Sizzla - Sly Dunbar- Super Cat - Tanto Metro & Devonte - Tanya Stephens - Tenor Saw - Tony Rebel - T.O.K. - Turbulence - Vybz Kartel - Ward 21 - Wayne Marshall - Wayne Wonder - Yellowman


Afrikanische Künstler

Alpha Blondy (Elfenbeinküste) - Free At Last (Südafrikanische Gruppe) - Lucky Dube (Rep. Südafrika) - Sonny Okusun (Nigeria) - Richard Siluma (Rep. Südafrika) - Tiken Jah Fakoly (Elfenbeinküste) - Isaac Haile Selassie (Äthiopien)


Französische Künstler

Tonton David - Yaniss Odua - Tryo - Raggasonic

MASSA IN SPIRIT

Jan Delay - Ganjaman - Gentleman - P.R. Kantate - Nattyflo - Nosliw - Patrice - Seeed - Benjie - Silly Walks Movement - Sam Ragga Band - Mono & Nikitaman - Mellow Mark - Jahcoustix - Martin Jondo - Dr Ring Ding - D-Flame - Pow Pow Movement - Headcornerstone - Lazy Youth - Hans Söllner --213.20.183.247 23:14, 1. Feb 2006 (CET)--213.20.183.247 23:14, 1. Feb 2006 (CET)--213.20.183.247 23:14, 1. Feb 2006 (CET)

Bekannte Reggae-Festivals

International

Sting (Jamaika) - Rototom (Italien) - Uppsala Reggae Festival (Schweden) - Reggae Sundance (Eindhoven) (Holland)

Im deutschsprachigen Raum

Chiemsee Reggae Summer - Summerjam - Africa Festival - Reggae Jam - Reeds (Schweiz) - *Splash

Literatur

  • Steve Barrow: The Rough Guide to Reggae. 2. Auflage, Rough Guides Limited 2001, ISBN 1-85828-558-5
  • René Wynands: Do The Reggae. Reggae von Pocomania bis Ragga und der Mythos Bob Marley. Pieper Verlag und Schott, 1995 ISBN 3-492-18409-X (Pieper), ISBN 3-7957-8409-3 (Schott).
    PDF-Version frei herunterladbar unter www.oktober.de/reggae
  • Rainer Bratfisch: Das große Reggae-Lexikon; Rastas, Riddims, Roots und Reggae: Vom Ska bis zum Dancehall - Die Musik, die aus Jamaika kam. Verlag Schwarzkopf + Schwarzkopf, Berlin 2003 ISBN 3-89602-516-3
  • Lloyd Bradley: Bass Culture - Der Siegeszug des Reggae. Verlagsgruppe Koch/Hannibal, Höfen 2000, ISBN 3-85445-209-8
  • Colin Larkin (Hrsg.): The Guinness Who´s Who Of Reggae. Guinness Publishing, Enfield, Middx 1994, ISBN 0-85112-734-7
  • Wolfgang Kunz: Reggae - Kult, Kritik und Kommerz. Breitkopf & Härtel, Wiesbaden 1986, ISBN 3-7651-0218-0
Wikiquote: Reggae – Zitate
Wiktionary: Reggae – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen