Herrenhaus Goldenbow


Die Ruine des Herrenhauses Goldenbow, das seit dem Jahr 2009 wieder aufgebaut wird, steht im Vellahner Ortsteil Goldenbow im Landkreis Ludwigslust-Parchim in Mecklenburg-Vorpommern . Das Gutshaus gehört zu den wenigen Herrenhäusern Mecklenburgs, die aus dem 17. Jahrhundert stammen.[1][2]
Geschichte
Das alte Gut Goldenbow gehörte zu den Besitzungen des Geschlechts Lützow und war Sitz eines katholisch gebliebenen Teils der Familie.
Architektur
Im 17. Jahrhundert wurde das barocke Gebäude als zweigeschossiger Ziegelbau mit kalkverputzten Gesimsen und Pilastern und einem Sockelgeschoss aus Granitblöcken errichtet und 1696 fertiggestellt. Es handelt sich um eine siebenachsige symmetrische Anlage mit einem barocken holländischen Ziergiebel über dem Haupteingang, zu dem eine vorgelagerte Freitreppe mit Veranda führt. Auf einem Fries unterhalb des Ziergiebels war OMNIA AD MAIOREM DEI GLORIAM (Alles zur höheren Ehre Gottes) geschrieben, über dem Eingang die Jahreszahl 63. Die beiden Giebelfronten waren ebenfalls im holländischen Stil verziert.[2][3]
Auf der Rückseite des Hauses befindet sich ein kleiner Park mit See, gegenüber der Vorderseite sind Reste eines Dorfplatzes erkennbar, an dessen Ende ein Wasserturm mit Uhr in der Symmetrieachse des Herrenhauses steht.
Das Haus war auf dem Kellergewölbe eines Vorgängerbaus errichtet worden. Aus der Entstehungszeit hatten sich um 1990 noch die Treppenanlage in der Mitte des Gebäudes sowie ein Festsaal mit Sandsteinkaminen im Obergeschoss erhalten. Das damals zwar baufällige, in seiner Substanz jedoch noch weitgehend erhaltene Gebäude war durch den Einsturz des Daches stark beschädigt und schien für eine Weile dem Verfall preisgegeben. Damals waren nur noch Außenmauern und gemauerte Kamine erhalten. Im Inneren waren noch verzierte Türstürze und andere Bauteile zu sehen.[2]
Gutsanlage
Zum Gut Goldenbow gehörten als Pertinenzen das benachbarte Gut Rodenwalde und das Vorwerk Albertinenhof. Wegen der Agrarreformen Ende des 18. Jahrhunderts mussten die Lützow das Gut veräußern. Es gelangte schließlich in den Besitz des Geschlechts von Schilden. 1852 fiel das Gut als Erbschaft dem Oberhofmarschall Jasper von Bülow (1794–1871) zu. Von Bülow ließ das Herrenhaus renovieren und passte es dem Zeitgeist an, indem er einen Ziergiebel anbringen ließ. Seine Nachfahren Alexander von Bülow und dessen Sohn Henning lebten wohl ebenfalls in diesem Herrenhaus. Henning von Bülow baute dort eine umfangreiche Bibliothek auf, die jedoch 1945 größtenteils verloren ging, als die Bülow enteignet wurden.[2]
Besitzerfolge des Gutes
- 1389 Familie von Lützow
- 1670 Kurt Freiherr von Lützow
- 1756 Oberamtmann Ritter und Edlen von Schilden zu Wustrow, Dannenberg
- 1852 Jasper von Bülow
- 1945 Enteignung
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Gut Goldenbow mit der Bodenreform enteignet und später durch die LPG "Goldene Ähre" genutzt. Das Herrenhaus diente nach Plünderung der bedeutenden Bibliothek und der Sammlungen alter Handschriften und Grafiken als Wohngebäude für mehrere Familien. Seit 1984 stand das Haus leer und war durch Vandalismus dem Verfall preisgegeben. Die "Stiftung Herrenhäuser und Gutsanlagen in Mecklenburg-Vorpommern" rettete 2005 das zur Ruine verkommende Herrenhaus vor dem Abriss. Das Haus befindet sich seit 2008 in Privatbesitz und 2009 wurde mit dem Wiederaufbau begonnen. Inzwischen wird das Gebäude privat und für öffentliche Veranstaltungen genutzt. Der Wiederaufbau ist allerdings (Stand 2014) noch nicht abgeschlossen.[2][4]
Wasserturm

Der Wasserturm wurde Ende des 19. Jahrhunderts südlich des Wirtschaftshofes als Wasserreservoir für die Gutsanlage errichtet. Er ist ein zweigeschossiger, ziegelsichtiger Rundbau, dessen Untergeschoss durch ein Gurtgesims abgeschlossen wird. Auf dieses setzt leicht verjüngt das durch wenige schmale Fenster und eine Türöffnung strukturierte Obergeschoss auf und schließt mit einem kräftigen Rundbogenfries als Traufe ab. Das Kegeldach des Turmes ist mit einem Schieferdach versehen. Der zylinderförmige Wasserturm wird durch fünf fialartige Aufbauten mit kleinen Zeltdächern aufgelockert und ist mit einer Uhr ausgestattet.
Aus bautechnischer Sicht stellt der Wasserturm eine Besonderheit dar. Hier befindet sich der noch vorhandene Wasserbehälter nicht im Kopf, sondern im Untergeschoss des Turmes. Hinter den als gestalterische Elemente darstellenden fialartigen Aufbauten befinden sich die Entlüftungsöffnungen.
2007 erfolgte die denkmalgerechte Instandsetzung des Turmes und die durch Feuchteschäden und Schwamm beschädigte Dachkonstruktion des Königsstuhls im Turmhelm. Der Weiterbestand des neben der baukünstlerischen Qualität hohe geschichtliche und technische Bedeutung besitzende Wasserturm konnte gesichert werden.[5]
Literatur
- Henning Freiherr von Lützow: Jasper von Lützow zu Goldenbow, Perlin und Banzin. In: Lützowsche Familienblatt, Band 3, 1925 S. 91–92.
- Hubertus Neuschäffer: Mecklenburgs Schlösser und Herrenhäuser. 1. Auflage. Husum-Druck- und Verlags-Gesellschaft, Husum 1990, ISBN 3-88042-534-5, S. 86-87.
- Hugo von Pentz: Album mecklenburgischer Güter im ehemaligen ritterschaftlichen Amt Wittenburg. Schwerin 2005 ISBN 3-935749-37-6 S. 45–47.
- Anette Krug: Goldenbow, Lkr. Ludwigslust, Wasserturm. In: KulturERBE in Mecklenburg und Vorpommern. Band 3, Schwerin 2007 S. 120.
Weblinks
- Homepage des neuen Besitzers des Gutshauses mit Bildern, Fundstücken und Informationen zum Wiederaufbau
- Literatur über Goldenbow in der Landesbibliographie MV
Einzelnachweise
- ↑ http://herrenhaus-goldenbow.de/ abgerufen am 31. Mai 2014
- ↑ a b c d e Hubertus Neuschäffer: Mecklenburgs Schlösser und Herrenhäuser. 1. Auflage. Husum-Druck- und Verlags-Gesellschaft, Husum 1990, ISBN 3-88042-534-5, S.86-87.
- ↑ http://herrenhaus-goldenbow.de/geschichte/ abgerufen am 31. Mai 2014
- ↑ http://herrenhaus-goldenbow.de/geschichte/ abgerufen am 31. Mai 2014
- ↑ Anette Krug: Goldenbow, Wasserturm. Schwerin 2007, S. 120
Koordinaten: 53° 26′ 11,1″ N, 10° 58′ 16,9″ O