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S

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S beziehungsweise s ist der 19. Buchstabe des lateinischen Alphabets und ein Konsonant. Der Buchstabe S hat in deutschen Texten eine durchschnittliche Häufigkeit von 7,27%. Er ist damit der vierthäufigste Buchstabe in deutschen Texten. 83 Prozent aller Sprachen verfügen über ein S.

Herkunft des Buchstabens s

Proto-semitischer Bogen Phönizisches Schin Griechisches Sigma Etruskisches S Lateinisches S
Proto-semitischer
Bogen
Phönizisches Schin Griechisches Sigma Etruskisches S Lateinisches S

Die proto-semitische Urform des Buchstabens stellt einen Bogen dar. Im phönizischen Alphabet wurde der Buchstabe etwas geometrisiert und bekam den Namen Schin, was Bogen bedeutet. Der Lautwert des Schin bei den Phöniziern war [ʃ].

Das Griechische kannte den Laut [ʃ] nicht. Das Schin wurde als Sigma allerdings trotzdem in das griechische Alphabet übernommen. Die Griechen änderten den Lautwert in [s], außerdem drehten sie den Buchstaben um 90 Grad entgegen dem Uhrzeigersinn. Mit der Änderung der Schreibrichtung auf von-links-nach-rechts wurde der Buchstabe nochmals gespiegelt und erhielt so seine heutige Gestalt.

Die Etrusker übernahmen von den Griechen die gedrehte, aber noch nicht gespiegelte Variante. Im etruskischen verlor der Buchstabe mit der Zeit seine oberste Linie und sah wie ein umgedrehtes Z aus. Die Römer übernahmen dieses Zeichen, machten es jedoch fließender. Der Lautwert des S blieb bei Etruskern und Römern das [s].

Der Großbuchstabe änderte sich seit den Römern nicht mehr. Für den Kleinbuchstaben wurden allerdings mehrere Zeichen entwickelt: Zum einen das runde s (s) eine verkleinerte Version des Großbuchstabens S, zum anderen das lange s (ſ), das seinen Ursprung wahrscheinlich in zügiger Schreibschrift hat. Im Schriftbild wurde das lange s im Wort-, Silben- und Stammanlaut und meist innerhalb eines Wortes verwendet, das runde s im Auslaut eines Wortes oder einer Silbe (zu den Regeln vgl. den Artikel langes s). Übrigens gibt es auch vom kleinen griechischen Sigma je eine Variante für die Position Wortanfang und Wortmitte (σ) und Wortende (ς) (hier allerdings nur im absoluten Wortende, ohne Rücksicht auf Morphem- und Silbengrenzen).

In den gebrochenen Schriften war das lange s verpflichtend. Frühe Antiquaschriften enthielten den Buchstaben ebenfalls oft, dort kam er jedoch außer Gebrauch. Das lange s hat allerdings im Deutschen seine Spur im ß hinterlassen, das auf eine Frakturschrift-Ligatur aus ſ und z zurückgeht..

Das S in der deutschen Sprache

Verwendung und Aussprache

Der Buchstabe s gehört mit seiner Aussprache [z] zu den Konsonantengraphemen, die im Normalfall (einzeln vor Vokal am Wortanfang oder im Wortinnern zwischen Vokalen) stimmhafte bzw. Lenis-Obstruenten darstellen (b,d,g,s,w /b,d,g,z,v/) und damit den entsprechenden stimmlosen Fortis-Obstruentenbuchstaben gegenüberstehen (p,t,k,ß,f /p,t,k,s,f/). Es ist aber ein typisches Phänomen im Deutschen, dass unter bestimmten Bedingungen diese Konsonantenbuchstaben wie ihre entsprechenden Fortis-Pendants ausgesprochen werden (Erbse, Smaragd, Möwchen).

Dieses Aussprachephänomen in der deutschen Standardsprache ist hauptsächlich abhängig von der Stellung des dem Buchstaben zugeordneten Lautes in der Sprechsilbe.
Für s gilt wie für b,d,g,w:

  • Am Silbenende werden sie als (stimmlose) Fortis gesprochen (Kasten, Kosmos, Haus, das, liebte, ab, Widmung, und, Smaragd, jegliche, Möwchen).
  • Vor weiteren stimmlosen Fortis-Obstruenten werden sie als (stimmlose) Fortis gesprochen (Skat, Ast, Abt, Erbse, Smaragd).
  • Nach Fortis-Obstruenten werden sie meist eher als Lenis, aber in jedem Fall stimmlos gesprochen (Wechsel, Erbse, Smaragde, Zwetschge), wobei s in dieser Position am stärksten zur Fortis-Aussprache tendiert und w am wenigsten (vgl. etwa und Lotse).
  • Am Silbenanfang (wenn kein Fortis vorangeht und kein Fortis folgt) werden sie dagegen als Lenis-Phonem (in dieser Position also bedeutungsunterscheidend) gesprochen (See, Rose, Gänse, Pilsner, Elbe, übrig, gleich, wringen). Dieser Laut ist in der Standardsprache stimmhaft, im südlichen Deutsch jedoch im Falle von s stimmlos. Damit lässt er sich im süddeutschen Bereich oft nicht klar von ß trennen. Ähnlich fällt im süddeutschen Bereich b (und oft auch d und g) mit der Aussprache von p (t, k) zusammen.

Für s gilt darüber hinaus:

  • Nicht nur vor stimmlosen Fortis-Obstruenten, sondern vor allen Konsonantenbuchstaben (außer vor l,n,r im Wortinnern, wenn davor ein e ausgefallen ist) wird s als (stimmlose) Fortis gesprochen (Slalom, Smaragd, Roswitha)
  • Daraus folgt auch, dass ss nicht für den Lenis-, sondern für den Fortis-Laut als "Kürzezeichen" bzw. zur Darstellung des Silbengelenks verwendet wird (küssen, lässt).
  • In st und sp wird es am Silbenanfang wie "sch+t" /ʃt/ bzw. "sch+p" /ʃp/ gesprochen (Stadt, Gespenst).
  • Im Trigraphen "sch" wird es als Zischlaut /ʃ/ ausgesprochen (schon, Asche).
  • Nach l,n,m,ng kann vor /s/ ein Sprosskonsonant (ein Plosiv mit entsprechendem Artikulationsort) eingeschoben werden, so dass z.B. nst nicht anders als nzt (Kunst - grunzt), mst nicht anders als mpst (rummst - plumpst) und ngst nicht anders als nkst (singst - sinkst) gesprochen wird.

Lautgeschichte

Im Althochdeutschen und im frühen Mittelhochdeutschen gab es zwei verschiedene s-Laute: einen 'sch-artigen', das alte germanische s/ss (z.B. in sunne, stein, kuss, kirse); und einen 'ß-artigen', der in der 2. Lautverschiebung aus kurzem t entstandene z/zz (z.B. in ezzen, daz, groz).

Das heutige sch geht in den meisten Fällen auf ein ursprüngliches sk zurück, das sich zunächst zu einem s-ch entwickelte und dann zum heutigen sch. In Wörtern wie Hirsch, Kirsche geht es jedoch auf ein älteres s oder z zurück, vgl. mittelhochdeutsch hirz, kirse.

Bedeutungen

  • in der Numismatik steht der Kennbuchstabe S
    • für die gräflich Mansfeld´sche Münzstätte Schraplau seit dem 16. Jhd..
    • für Stuttgart im 17. Jhd.
    • für Schwabach auf Münzen des fränkischen Kreises.
    • für Schmölnitz (Smolnik, Slowakei) auf österreichisch-ungarischen Münzen.
    • für Solothurn auf Münzen der Helvetischen Republik von 1798 bis 1803.
    • für Troyes auf französischen Münzen von 1540 bis 1698 (zeitweise mit Krone).
    • für Reims auf französischen Münzen von 1679 bis 1772.
    • für Segovia auf spanischen Münzen bis zum 16. Jhd..
    • für Sevilla seit dem 16. Jhd..
    • für Stockholm im 15. und 16. Jhd..
    • für Sydney auf britischen Sovereigns von 1871 bis 1931.
    • für die Privatmünzstätte Sadogura des Freiherrn von Gartenberg von 1771 bis 1774.
    • für San Francisco von 1854 bis 1955, auch auf dort von 1942 bis 1944 geprägten Münzen für die Niederlande, Curacao und die Fidschi-Inseln.
    • für Santiago de Chile als S mit einem kleinen aufgesetzten o seit 1743.
  • in römischen Inschriften und Texten steht S
    • als Abkürzung für Sextus, salutem, sanctus, sive, senatus, signavit, signum
  • Im Schach bezeichnet das S in der Notation, dass der Springer gezogen wurde.
Auch in anderen Sprachen dient es zur Kennzeichnung grammatischer Funktionen.

Siehe auch

Commons: S – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: s – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen


Vorlage:Lateinisches Alphabet