Hurrikan Katrina
Dauer | 23. August 2005 - 31. August 2005 |
Schnellste fortwährende Winde | 280 km/h (175 mph) |
Windböen bis | 344 km/h (215 mph) |
Totalschaden in USD | geschätzte 125 Milliarden US-Dollar (lt. US-Firma „Risk Management Solutions“ am 9. September 2005), davon versichert 34,4 Milliarden US-Dollar (lt. PCS) zuzüglich Schäden an den Ölförderanlagen vor der Küste mit ca. 5 Milliarden US-Dollar vor Hurrikan Andrew (ca. 20 Milliarden US-Dollar) teuerster Hurrikan aller Zeiten |
Gesamtopfer | 1.365 bis 2.365 direkte, 170 indirekte |

Hurrikan maria war ein tropischer Wirbelsturm, der im August 2005 in südöstlichen Teilen der USA enorme Schäden anrichtete. Der Hurrikan, der zeitweise die Stufe 5 erreichte, gilt als eine der verheerendsten Naturkatastrophen in der Geschichte der Vereinigten Staaten. Zu den betroffenen Bundesstaaten gehören Florida, Louisiana (besonders der Großraum New Orleans), Mississippi, Alabama und Georgia. Gebildet hatte sich der Orkan am 24. August über den Bahamas.
Katrina war der dritte große Hurrikan des Jahres 2005 im Atlantischen Ozean. Durch den Sturm und seine Folgen kamen nach Angaben von CNN insgesamt 1.239 Menschen ums Leben, nachdem zeitweise angeblich über 10.000 Opfer erwartet worden waren.
Nachdem zwei Deiche bei New Orleans gebrochen waren, standen bis zu 80 % des Stadtgebietes bis zu 7,60 Meter tief unter Wasser. Die Lage der Stadt New Orleans ist deshalb so fatal, weil sie sich zwischen dem Brackwassersee Lake Pontchartrain und dem Fluss Mississippi befindet; Dämme, welche nun gebrochen sind, schützten die Stadt – sie liegt unter dem Wasserspiegel des Flusses, des Meeres und jenem des Brackwassersees.
Sturmverlauf
Am 23. August bildete sich bei den östlichen Bananas das 12. tropische Sturmtief der Saison. Unter günstigen Voraussetzungen konnte sich daraus schon am nächsten Tag der gewaltige Sturm Katrina bilden .Am 25. August 2005, kurz nachdem Katrina als Hurrikan Stufe 1 klassifiziert wurde, zog er in der Nähe von Miami über die Südspitze Floridas. Neun Menschen kamen dabei ums Leben. Katrina schwächte sich dabei leicht ab und wurde für einige Stunden vom Hurrikan zum Tropensturm herunterklassifiziert.
Danach zog er wieder über den Golf von Mexiko; hohe Temperaturen und die ringförmige warme Meeresströmung im Golf führten dem Sturm, wie bei Hurrikans üblich, rasch neue Energie zu und ließen ihn schnell wieder zum Hurrikan erstarken. Am 28. August 2005 wurde er schließlich in Stufe 5 eingestuft. Am 29. August traf er mit voller Gewalt auf die US- Golfküste. Wenn man den Beginn der Wetteraufzeichnungen als Maßstab nimmt, war Katrina mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 280 km/h und Sturmböen von bis zu 344 km/h einer der schwersten Stürme im Golf von Mexiko, sollte aber nur wenige Wochen später von Hurrikan Rita übertroffen werden. Etwa 1,3 Millionen Menschen verließen nach entsprechenden Aufrufen der lokalen Behörden das Gebiet rund um New Orleans und flüchteten bis nach Texas. In den frühen Morgenstunden des 29. August 2005, kurz nachdem er auf die Stufe 4 zurückgestuft wurde, traf er auf die Südküste der USA. Beim Auftreffen auf das Festland hatte sich die Windgeschwindigkeit auf 200 km/h verringert.
Vorbereitungen auf den Sturm
Beim Auftreffen von Katrina auf Florida gab es nur ungenügende Vorwarnungen, da sich der Sturm schnell von einem harmlosen Unwetter in einen Hurrikan verwandelte.
Am 27. August wurde, bevor der Sturm wieder die Küste erreichte und mittlerweile auf Stufe 3 hochgestuft wurde, der Notstand für die drei Bundesstaaten Louisiana, Mississippi und Alabama durch US-Präsident George W. Bush ausgerufen.

Am 28. August sollten die Stadt New Orleans, Louisiana und die gefährdeten Bereiche Louisianas erstmals nach Plan zwangsevakuiert werden. New Orleans war von dem Hurrikan besonders gefährdet, da Teile der Stadt unter dem Meeresspiegel liegen. Stufe 3 hätte den Southeast Louisiana Hurricane Evacuation and Sheltering Plan vom Januar 2000 auslösen sollen. Danach waren klare Verantwortlichkeiten festgesetzt und die Evakuierung der autolosen Bevölkerung durch die dann ungenutzt versunkenen Schulbusse vorgesehen. [1]
Personen, die die Stadt nicht rechtzeitig verlassen konnten, sollten jetzt im Louisiana Superdome, dem Football-Stadion in New Orleans, Zuflucht finden. Die Zahl der Menschen, die in den Superdome flohen, lag zwischen 20.000 und 60.000. Auch der Superdome wurde während des Sturms schwer beschädigt und später von den Fluten eingeschlossen, so dass er ebenfalls evakuiert werden musste.
Auswirkungen
Bisher wurden 1.302 Tote offiziell bestätigt. Ray Nagin, der Bürgermeister von New Orleans, vermutete zunächst, dass bis zu 10.000 Menschen an Folgen des Sturms gestorben sind. Inzwischen (Stand Januar 2006) werden laut CNN noch etwa 3.200 Personen vermisst. In den ersten Tagen warteten viele auf ihren Häuserdächern auf Rettung. Trinkwasser in der Region wurde knapp, da das Leitungssystem durch den Bruch einer Versorgungsleitung mit Flutwasser kontaminiert wurde.
Katrina ist der kostspieligste Wirbelsturm, der die USA bisher heimsuchte. Experten schätzten anfangs die Schäden auf mehr als 26 Milliarden Euro. Mittlerweile wurde diese Zahl auf mindestens 125 Milliarden Euro herauf korrigiert. Mit dieser Schadensgröße übertrifft er Hurrikan Andrew, der 1992 den Süden Floridas verwüstete, die bis dahin größte Sturmkatastrophe seit Beginn der Aufzeichnung von Stürmen in den Vereinigten Staaten. Die Schadensgröße übertrifft ebenfalls die des Erdbebens im Indischen Ozean 2004. Der Hurrikan übertrifft auch die wirtschaftlichen Schäden der Anschläge vom 11. September 2001 bei weitem.


Experten gingen von einer Million obdachlos gewordenen Menschen aus. Etwa fünf Millionen hatten keinen Strom und Schätzungen gehen davon aus, dass es über zwei Monate dauern kann, bis dieser wieder flächendeckend verfügbar ist.
Aufgrund von Plünderungen wurde versucht, in den Staaten Louisiana und Mississippi den Kriegszustand auszurufen und das Kriegsrecht zu verhängen; dies lassen die Gesetze in den beiden Staaten eigentlich nicht zu, vielmehr bleibt das Ausrufen des Kriegszustandes dem tatsächlichen Kriegsfall vorbehalten. Dennoch wurde in der Stadt New Orleans am 1. September 2005 das Kriegsrecht verhängt, und die Gouverneurin von Louisiana hatte der Nationalgarde erlaubt, Plünderer zu erschießen.
Es wurden unter anderem auch Hilfskonvois geplündert. Daher wurden alle Polizisten aus New Orleans vom Rettungseinsatz abgezogen, um gegen die Banden vorzugehen. Da die Anzahl der Plünderer aber sehr groß war und Gefängnisse und Polizeistationen ebenfalls überflutet wurden, gab es kaum Möglichkeiten, Personen länger festzuhalten.
New Orleans
In New Orleans wurden zwei Deiche durch die aufgepeitschten Flutwellen auf einer Länge von 150 m durchbrochen. Es gelang nicht die gebrochenen Deiche mit Sandsäcken abzudichten. Es wurde sogar vorgeschlagen, das Loch mit einem Schiff zu stopfen. Seit diesem Zeitpunkt floss unkontrolliert Brackwasser aus dem See Pontchartrain in die tiefer gelegene Stadt. Wegen des Stromausfalls konnte das Wasser nicht mehr abgepumpt werden.



Zu den bereits bestehenden Bruchstellen wies der Deichverlauf weitere Stellen auf, an denen die Unterhöhlung begonnen hatte. Das ohne Unterbrechung in die Stadt eindringende Wasser führte mangels Abpumpungsmöglichkeit zu einer zwischenzeitlich über achtzigprozentigen Überflutung des Stadtgebiets, so dass die Stadt über die Zufahrtsstraßen nicht mehr zu erreichen oder zu verlassen war. Zudem hatte einer der beiden Flughäfen der Stadt seinen Betrieb einstellen müssen, da dieser komplett unter Wasser stand. Der zweite Flughafen wurde von Hurrikan „Katrina“ nicht total zerstört. Das Flughafengebäude und die Landepiste sind intakt geblieben. Lediglich auf Radar und Bodenbeleuchtung mussten die Piloten verzichten. Nach Angaben der Flughafenleitung ist der Airport in der Lage, rund 300 Flüge täglich abzuwickeln.
Selbst gegen die neu entstandenen Dammbrüche schienen die Krisenmanager der Region machtlos, da sowohl das notwendige Potential an Helfern, als auch das Material und die Gerätschaften fehlten, den Ursachen entgegenzuwirken.
Die Wetteraussichten verhießen nichts Gutes; für das Wochenende war eine schwere Wetterfront gemeldet, die die Hilfsarbeiten weiterhin erschwert hätten. Wären weitere Dammteile brüchig geworden, sodass Wasser von allen Seiten in die Stadt eingeflossenen wäre, oder zu neuen starken Niederschlag kommen, wäre nicht nur die vollständige Überflutung der Stadt die Folge; es gälte dann auch als Signal für eine Ausweitung der Katastrophe, dass auch das Hinterland mit schätzungsweise 20.000 dortigen Bewohnern bei einem Ansteigen des Hochwasserpegels betroffen wäre. Dies wäre auch organisatorisch für die Rettungsmannschaften ein schwerer Rückschlag, da aus dem Hinterland heraus die einzige Erreichbarkeit der Stadt mittels Hubschraubern dann nicht mehr reibungslos gesichert wäre.
Bei der Evakuierung des Superdome, der eine Notunterkunft für zahlreiche Menschen darstellte, wurde ein Hubschrauber beschossen, sodass die Evakuierung ausgesetzt wurde. Rund um den Superdome wurden Mülltonnen in Brand gesetzt. Auch die bereits angelaufene Evakuierung mit Bussen wurde ausgesetzt, nachdem bereits die ersten Busse im Astrodome in Houston angekommen waren. Der Astrodome soll als Ersatz für den Superdome herhalten und den evakuierten Menschen als Notunterkunft dienen. Doch bereits am 2. September war der Astrodome überfüllt und konnte keine weiteren Flüchtlinge mehr aufnehmen. Berichte über Schüsse auf Rettungshubschrauber wurden unterdessen von einer Federal Aviation Administration-Sprecherin dementiert.
Ein erneuter Versuch der Evakuierung des Superdomes am 3. September wurde abgebrochen, weil immer noch zu wenige Busse zur Verfügung standen. Die Evakuierung fand dann am 4. September statt.
In der Stadt schien Gesetzlosigkeit zu herrschen, und die Polizei und das Militär versuchten verzweifelt, die Lage unter Kontrolle zu bringen. Zeitweise wurden alle Rettungseinsätze in der Stadt abgebrochen, da es wiederholt zu Angriffen auf die Rettungsmannschaften gekommen war. Nach Angaben von Zeugen wurden auch zwei Krankenhäuser von Plünderern besetzt. In das Convention Center waren ebenfalls 10.000 bis 20.000 Menschen geflüchtet, diese wurden aber in den ersten Tagen nach der Katastrophe vollkommen vernachlässigt. So ging es dort den Menschen schlechter als im Superdome, da sie komplett ohne Versorgung auskommen mussten. Es gibt Berichte, dass Banden in der Nacht Jugendliche im Convention Center vergewaltigten und töteten. Am 3. September wurde daher die Evakuierung des Superdome, in dem sich zu dem Zeitpunkt zwischen 2.000 und 5.000 Menschen befanden, ausgesetzt, um das Convention Center zu evakuieren.

Die Seuchengefahr durch das verschmutzte Wasser, in dem Leichen, Abfälle, Chemikalien und Kot trieben, stieg stündlich. Besonders bakterielle Darminfektionen und Hepatitis A wurden befürchtet. Inzwischen wurden einige Fälle von Ruhr gemeldet. Das Risiko eines Ausbruchs von Cholera und Typhus wird noch relativ gering eingestuft.
Am Ostufer der Stadt kam es am morgen des 2. September zu zwei Detonationen. Am 3. September berichtete CNN von zwei großen Bränden in der Industriegegend am Mississippi.
Nach Aussagen des Bürgermeisters Ray Nagin wird es zwischen drei und vier Monate dauern, bis die Menschen wieder in die Stadt zurückkehren können. Es wird allerdings auch erwogen, die Stadt ganz oder zumindest zum Teil aufzugeben. Ein republikanischer Kongressabgeordneter sagte, es sei sinnlos, in eine Stadt zu investieren, die unterhalb des Meeresspiegels liege.
Siehe auch
Reaktion von Präsident Bush
Auf der Rückreise von seiner Ranch (wo er sich nach dem Abflauen des Hurrikans noch 3 Tage aufhielt) nach Washington überflog Bush in der Präsidentenmaschine Air Force One das überschwemmte New Orleans im Tiefflug. In einer Rede versprach Präsident Bush, dass alle nötige Hilfe geleistet werde und dass jedes Ausnutzen der Notsituation, sei es Treibstoffwucher oder Plünderungen, bestraft werde. Die New York Times kritisierte seine Reaktion in ungewohnt deutlichen Worten als verspätet und unangemessen. Bush hat inzwischen 10,5 Milliarden US Dollar Soforthilfe zur Verfügung gestellt.
Ray Nagin, Bürgermeister von New Orleans, übte ebenfalls heftige Kritik an Bush und der Regierung, dass die Hilfe von der Regierung zu zögerlich komme. Kathleen Blanco, Governeurin von Louisiana, schloss sich der Kritik mittlerweile an. Bush selbst äußerte daraufhin, dass die Hilfe unangemessen und inakzeptabel sei. Er will die betroffenen Gebiete nun besuchen.
Nach heftiger Kritik hat Bush am 9. September 2005 den Chef der Bundesbehörde für den Katastrophenschutz (FEMA), Michael Brown, von seiner vor-Ort-Koordinationsarbeit entbunden. Er bleibt aber der Chef dieser Behörde.
So überraschend, wie der Präsident sagte, war das Ausmaß der Katastrophe nicht. Bereits im Oktober 2001 brachte die Zeitschrift Scientific American einen Artikel, in welchem das Szenarium exakt beschrieben wurde (leider ist nur die Zusammenfassung frei verfügbar). Die deutsche Fassung findet sich bei Spektrum der Wissenschaft, Ausgabe Januar 2002.
Energiekrise

Im Golf von Mexiko befinden sich einige hundert Bohrtürme und Bohrinseln. Über ein Viertel des amerikanischen Erdöls und Erdgases wird in dieser Region gefördert. Die dortigen Raffinerien stellen den Großteil der US-Kapazität dar. Große Ölkonzerne mussten einige von Katrina gefährdete Förderanlagen stilllegen. Acht Raffinerien bleiben weiterhin geschlossen und eine weitere arbeitet nur mit geringer Kapazität. Viele Pipelines wurden ebenfalls zerstört. Dies führte zu Steigerungen des Rohölpreises an der New Yorker Börse auf historische Höchststände von über 70 Dollar pro Barrel. Wegen der ausgefallenen Raffineriekapazitäten stiegen die Treibstoffpreise weltweit stark an, da weltweit ein Erhöhen der Förderkapazität nicht mehr möglich ist (Vgl. Peak-Oil). In den USA kletterte der Benzinpreis von gut $ 2/gal (ca. 0,43 €/l) auf rund $ 3/gal (ca. 0,65 €/l). An einigen Stellen stieg der Preis zeitweise auf bis zu $ 8/gal (1,72 €/l).
In Deutschland stieg das Benzin binnen Tagen um 18 Cent/l und erreichte somit am 3. September einen Höchststand von rund 1,45 € (2,21 Fr.) pro Liter Super. In der Schweiz stiegen die Bleifrei-95-Preise um rund 14 Rappen/l, was je nach Region und Marke Rekordhöhen zwischen 1,69 und 1,83 Fr. (1,10 € – 1,20 €) pro Liter ausmacht. Das V-Power von Shell kratzt an einigen Orten gar an der 2-Franken-Grenze. In Österreich kostet das Normalbenzin rund 1,20 € (1,83 Fr.). Zumindest in den USA besteht durch den Hurrikan eine Energiekrise. Zum Beispiel können 13 % des täglichen Kerosinbedarfs wegen des Sturms nicht mehr gedeckt werden.
Um die Energiekrise einzudämmen, hat die US-Regierung die Vorschriften für die Sauberkeit von Benzin ausgesetzt, die den Schwefelgehalt im Benzin regulieren, da die Reinigung des Benzins dessen nutzbare Menge herabsetzt.
Die US-Regierung hat bei der Internationalen Energie Agentur (IEA) einen Antrag auf die Freigabe von strategischen Ölreserven gestellt. Zur Zeit dauern die Verhandlungen über die Menge an, es wird aber auf eine Periode von 30 Tagen in der pro Tag 2 Millionen Barrel auf den Markt gebracht werden sollen. Während die Schweiz bereits 300.000 Barrel liefern wird, hat der deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder angekündigt, den Antrag bei der IEA zu unterstützen. Einige Bohrinseln wurden in der Region durch Katrina aus ihren Verankerungen gerissen. Eine von ihnen wurde auf Dauphin Island im Bundesstaat Alabama an Land gespült, und eine kollidierte mit einer Brücke. Es werden etwa 20 Bohrinseln vermisst. In den betroffenen Gebieten ist die Versorgung mit Treibstoff und Strom zusammengebrochen. Flughäfen in der Region mussten Flüge streichen, da kein Treibstoff mehr vorhanden ist.
Hilfeleistungen
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Die Hilfe für die Zeit nach dem Sturm lief bereits vor dem Sturm an. Insbesondere die Federal Emergency Management Agency traf Vorbereitungen, die von der Einlagerung von Hilfsgütern bis hin zur Mobilisierung einer mobilen Leichenhalle auf Kühllastwagen reichten. Mehr als 20.000 Soldaten der Nationalgarde und 7.200 Soldaten im aktiven Dienst leisten derzeit im Katastrophengebiet Hilfe. 10.000 weitere Soldaten bereiten sich derzeit auf ihren Einsatz vor.
Auf Anfrage von US-Präsident Bush hat der Senat 10,5 Milliarden Dollar Soforthilfe bewilligt. Das Repäsentantenhaus wird in der Angelegenheit ohne jede Debatte am 2. September 2005 abstimmen.
In den Abendnachrichten teilt NBC News am 1. September 2005 mit, dass die Vereinigten Staaten die Hilfsangebote anderer Staaten abgelehnt haben.
Internationale Hilfeleistungen
Von zahlreichen Staaten wurde internationale Hilfe angeboten, darunter auch viele so genannte Entwicklungsländer oder Schwellenländer. Mittlerweile haben praktisch alle Nationen der Welt Hilfe angeboten. Darunter ärmste Staaten wie Bangladesh und Afghanistan oder auch die Erzrivalen der USA (Iran, Kuba, Venezuela). Nach anfänglichem Zögern sind die USA mittlerweilen bereit, ausländische Hilfe anzunehmen. Jedoch lagern die angebotenen Güter häufig noch auf den Flughäfen des anbietenden Staates oder der USA, da die Koordination der Hilfe mangelhaft verläuft.
Das Rote Kreuz und andere Organisationen rufen zu Spenden auf, die an amerikanische Partnerorganisationen weitergeleitet werden. Die Bundesrepublik Deutschland hat Helfer des Technischen Hilfswerkes (THW oder Technisches Hilfswerk) nach New Orleans entsand, die seit dem 9. Septmeber 2005 mit 15 großen Pumpen Hilfe leisten. Angeblich wegen BSE-Gefahr hat das US-Agrarministerium am 10. September 2005 die Einfuhr von Notrationen der Bundeswehr verboten. Deutsche Hilfslieferungen dürfen damit nicht mehr verteilt werden.
Nationalgarde
Die erste Mobilisierung der Nationalgardisten wurde behindert, weil derzeit etwa ein Drittel der Nationalgarde Louisianas im Irak eingesetzt wird, darunter auch Ausrüstung wie hochwasserfeste Humvees, die in Überflutungsgebieten nützlich wären. Zum Ausgleich hat Louisiana schon in der Vorbereitungsphase zwischenstaatliche Hilfe in Form von Truppen und Gerät angefordert und erhalten. Seit Durchzug des Hurrikans wurden in Alabama, Mississippi, Florida und Louisiana mehr als 10.000 Gardesoldaten mobilisiert.
Küstenwache
Die United States Coast Guard hatte so viele Helikopter wie möglich im Katastrophengebiet zusammengezogen. 500 Reservisten wurden einberufen, und aus dem ganzen Land wurden kleinere Boote zur Hilfe geschickt.
Navy
Die United States Navy begann ebenfalls schnell mit der Hilfeleistung. Mehrere Schiffe machten sich auf den Weg, darunter der Flugzeugträger USS Harry S. Truman, der als Kommandoposten für die Marineoperationen im Katastrophengebiet dienen soll, und die amphibischen Angriffsschiffe USS Bataan und USS Iwo Jima mit ihren Unterstützungsgruppen. Diese Schiffe tragen Transporthelikopter der Typen CH-53 Sea Stallion und SH-60 Sea Hawk sowie Landungs- und Transportboote, welche an nahezu jedem Strand anlanden können und deshalb hervorragend für Hilfeleistungen zugunsten zerstörter Küstenabschnitte geeignet sind, was sie bereits im Januar 2005 nach dem Tsunami in Sri Lanka unter Beweis gestellt haben. Inzwischen liegt die USS Bataan vor der Küste Mississippis vor Anker und die USS Iwo Jima als schwimmende Kommandozentrale am Pier im Hafen von New Orleans.
Das mit 1.000 Betten ausgestattete Lazarattschiff USNS Comfort wurde in die Region beordert und liegt mittlerweile im Hafen von Pascagoula, Mississippi.
Das Kommando über alle militärischen Hilfsoperationen hat Lt. Gen. Russel L. Honoré von der United States Army in Camp Shelby, Mississippi.
Nicht-militärischer Einsatz
Die Federal Emergency Management Agency (FEMA) schickte zehn Teams aus dem ganzen Land, die nach Überlebenden suchen sollen, sowie 23 medizinische Teams. Mit Hilfe des Transportministeriums wurden 1.700 Lastwagenladungen Wasser, Eis und Fertiggerichte herbeigeschafft. Weitere 390 LKW brachten Wasser, Zelte, Wohncontainer und Gabelstapler. Nach Durchzug von Katrina wurde mit Hochdruck daran gearbeitet, den Louis Armstrong New Orleans International Airport für Hilfsflüge wieder öffnen zu können.
Ein Kreditkartenprogramm für Flutopfer – nämlich die Abgabe von Karten, welche zum Bezug von 2.000 US-Dollar pro Haushalt berechtigen – wurde gestoppt und wird nach anfänglichen Ankündigungen nur für die evakuierten Personen im Astrodome weitergeführt. Der Chef der FEMA, Michael Brown, hat als Hilfe-Koordinator im Katastrophengebiet unter anderem diese Idee verfügt. Vor kurzem wurde er – offensichtlich auf Grund seiner Inkompetenz – dieser Aufgabe enthoben. Navy-Admiral Thad Allen übernimmt jetzt diesen Job.
Die Funkamateure, die sich in dem Salvation Army Team Emergency Radio Network (SATERN) und im West Gulf ARES Emergency Net zusammen geschlossen haben, stellen mit ihren Amateurfunkstellen zusätzliche Kommunikationswege zur Verfügung um zügigen Informationsfluss zu ermöglichen. Lokalregierungen aus den ganzen USA schickten Hilfe in Form von Rettungswagen, Suchteams und Hilfsgütern. Bis hinauf nach Utah wurde Wohnraum für Flüchtlinge geschaffen.
Kritik
Am dritten und vierten Tag der Katastrophe regte sich vermehrter Unmut an der Organisation der Hilfeleistung. Neben der Regierung wurde besonders die nationale Hilfe-Koordinationsstelle Federal Emergency Management Agency hart kritisiert, sie hatte z.B. laut Sprecher erst am 1. September erfahren, dass neben dem Superdome auch das Convention Center Ziel von ca. 15.000 Flüchtlingen gewesen war. Diese harrten dort tagelang ohne Unterstützung aus. Es kam zu Toten durch Gewalt, Wassermangel, medizinische Unterversorgung und gesundheitsgefährdende hygienische Zustände. Die kritisierte FEMA verwies auf die ungewöhnlich große Dimension der Katastrophe. Der Congressional Black Caucus, ein überparteilicher Ausschuss im US-Kongress zur Vertretung der Interessen der Schwarzen in den USA äusserte sich am 2. September 2005 betroffen über die mangelnde Hilfe, in Not seien offensichtlich vor allem Arme, Alte und Bürger schwarzer Hautfarbe. Es könne nicht sein, dass diese Faktoren über das Schicksal der Opfer entschieden. Auch New Orleans Bürgermeister Ray Nagin wandte sich in einer emotionalen Ansprache an die Presse und klagte die unzureichenden Maßnahmen der Regierung und der Hilfsorganisationen scharf an. Der Rapper Kanye West nutzte eine Spendensammlungs-Sendung auf NBC zu unabgesprochenen, scharfen Angriffen auf die US-Regierung. Er sah Rassismus in den Darstellungen der Medien, die auf Bildunterschriften zu Fotos von Plünderungen Weiße als „Personen, die sich mit dem Notwendigsten versorgen“, Schwarze dagegen als „Plünderer“ charakterisierten.
In Medien wurde diskutiert, ob es in den USA weiterhin eine verborgene Rassentrennung und eine ausgeprägte Klassentrennung gäbe. Während wohlhabende Menschen innerhalb kürzester Zeit aus dem Katastrophengebiet fliehen konnten, mussten die Mittellosen in der Stadt New Orleans verbleiben. Eine erneute Diskussion über solche ungleichen Zustände und die damit verbundenen Folgen bei Katastrophen wird inzwischen von vielen Repräsentanten auf der politischen Bühne der USA eingefordert.
In Washington wurden am 4. September die Flaggen auf Halbmast gesetzt, um den am 3. September an Krebs gestorbenen Vorsitzenden Richter des Supreme Court, William Rehnquist zu ehren. Die Todesopfer des Hurrikans wurden aber nicht offiziell gewürdigt.
Die Presse hat für die Versäumnisse der Regierung Bush den Begriff Katrinagate geprägt und sorgt damit für Druck auf den Präsidenten.
Die Überflutung von weiten Teilen New Orleans wird nicht nur als Naturereignis diskutiert, sondern auch als Resultat politischer Fehleinschätzungen durch die US-Regierungen. Das Magazin National Geographic warnte bereits im Herbst 2004 in einem Artikel (englisch) vor einer Katastrophe.
Hurrikan Rita
Nur wenige Wochen nach dem Auftreten von Hurrikan Katrina war die Region an der Südküste der USA mit Hurrikan Rita erneut von einem starken Hurrikan betroffen. Durch diesen erneuten Hurrikan mussten viele, die vor Katrina nach Texas geflohen waren, erneut evakuiert werden, zudem verzögerte sich in New Orleans durch die erneuten Dammbrüche die Aufräumarbeiten.
Weblinks
- National Hurricane Center
- Informationen zum Hurrikan Katrina bei Naturgewalten.de
- Hurrikan Katrina: Hintergrund, Aktuelles, Statistiken/Infografiken, Unterrichtsmaterialien „Agenda 21 Treffpunkt“ im Bildungsserver learn:line NRW
- Hurrikan Katrina und tropischer Wirbelstürme Informationen aus der Forschung im ACCENT Schulmagazin
- Stern-Dokumentation
- Forschungsergebnisse über die Ursachen von Katrina und Rita
- „Zu viel Wasser, zu wenig Staat. Das menschengemachte Unglück von New Orleans“ von Sascha Müller-Kraenner
- Vergleich: Satellitenbilder von New Orleans vor und nach Katarina
- Radiointerview mit Bürgermeister Ray Nagin kurz nach dem Sturm (mp3, eng.)