Cluj-Napoca

Cluj-Napoca (gesprochen Klu:sch, bis 1974 Cluj, dann Cluj-Napoca genannt; dt. Klausenburg, ung. Kolozsvár) ist die Hauptstadt des Bezirks Cluj in Siebenbürgen und die drittgrößte Stadt Rumäniens mit 179,5 km² Fläche und etwa 321.000 Einwohnern (Stand 2002), darunter 252.433 Rumänen, (79,4%), 60.287 Ungarn (19%), Roma, 0,23% Deutsche (annehmbar meist Siebenbürger Sachsen), und 0,06% Juden. Das durchschnittliche jährliche Bevölkerungswachstum beträgt -2,2%. 8,5 % der Menschen sind erwerbslos. 14,1% der Bevölkerung sind unter 15 Jahren, 3,9% sind über 75 Jahre alt.
Geschichte
An der Stelle der heutigen Stadt befand sich in prähistorischer zeitweilig Zeit eine Siedlung. Nach der römischen Eroberung Dakiens unter Kaiser Trajan wurde diese Dakersiedlung Napoca zu einem Legionslager ausgebaut, doch entwickelte sich auch die zivile Siedlung als Verkehrsknotenpunkt schnell zu einem lokal bedeutenden kleinen städtischen Mittelpunkt. Schon unter Kaiser Hadrian (117-138) erhielt Napoca die Rechte eines Municipiums und hieß jetzt Municipium Aelium Hadrianum Napoca. Wahrscheinlich unter Kaiser Marcus Aurelius erfolgte die Gründung einer römischen Kolonie. Im 3. Jahrhundert überflügelte Napoca für einige Jahre die Provinzhauptstadt Porolissum und wurde Sitz des Prokurators. Um 250 ging die Siedlung bereits im Zuge verheerender Plünderungszüge von germanen und Karpen und dem Abzug der kleine romaniserten Bevölkerungsschicht unter. 1974 fügte Nicolae Ceauşescu dem rumänischen Namen Cluj aus nationalideologischen Motiven heraus den historisierenden Anhang "Napoca" hinzu, um die dogmatisch vertretene Ideologie der dako-romanischen Kontinuitätstheorie auch hierin sichtbar zu positionieren.
Die Stadt wurde im 13. Jahrhundert von deutschen Siedlern am Ufer des Flusses Kleiner Samosch (rum. Someşul Mic) erbaut. Von 1790 bis 1848 und von 1861 bis 1867 war Klausenburg Hauptstadt des Großfürstentums Siebenbürgen innerhalb der Habsburgermonarchie. Nach dem österreichisch-ungarischen Ausgleich von 1867 wurde Siebenbürgen wieder integraler Bestandteil Ungarns. Klausenburg, die zweitgrößte Stadt des Königreichs, war seit dem 13. Jahrhundert belegbar Sitz des Komitats Kolozs. Der säschische Bevölkerungsteil akkulturalisierte sich im 17. und frühen 18. Jahrhundert an den ungarischen. Ursache waren die Hinwendung zum Unitarismus in der Reformationzeit, den die übrigen Siebenbürger Sachsen nicht vollzogen, und ein fehlendes deutsch besiedeltes Umland. Hingegen war das Umland von Klausenburg bis ins 17/18. Jahrhundert überwiegendst von Ungarn bewohnt. Rumänen siedelten bis ins 19. Jahrhundert hinein fast gar nicht in der Stadt und spielten dort bis 1918 gemäß ihrer kleinen Zahl (1910 = 17%) und geringen Urbanität eine marginale Rolle. 1872 wurde in Klausenburg die zweite Universität innerhalb des Historischen Ungarn gegründet, die Franz-Josef-Universität (heute Universität Szeged).
Nach dem Ersten Weltkrieg erfolgte die Angliederung Siebenbürgens an Rumänien. 1940 gelangte Nordsiebenbürgen mit Klausenburg durch den Zweiten Wiener Schiedsspruch wieder bis 1944/1945 an Ungarn und fiel völkerrechtlich nach dem Pariser Vertrag 1947 an Rumänien zurück. Noch heute ist Klausenburg das kulturelle Zentrum der ungarischen Minderheit in Rumänien; bis ungefähr 1974 stellten die Ungarn die relative Bevölkerungsmehrheit in der Stadt. Unter anderem wurde hier Matthias Corvinus, König von Ungarn, geboren.
Heute ist es eines der wichtigsten kulturellen, wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Zentren Rumäniens. Von den sechs staatlichen Universitäten der Stadt ist die Babeş-Bolyai-Universität Cluj eine der wichtigsten in Ost- und Mitteleuropa. Sie ist auch als 3-sprachige Universität eine Seltenheit in ganz Europa. Mit über zehn praktizierten Religionen verfügt Klausenburg über eine große religiöse Vielfalt, wobei die Mehrzahl der Einwohner seit den 1970er Jahren als Rumänen dem orthodoxen Glauben angehört.
Landschaft und Klima
Die Landschaft ist durch Berge und Wälder geprägt. Neben einigen Seen, Bächen und Flüssen wie dem Someşul Mic gibt es auch einige unterirdische Gewässer. Das kontinental-gemäßigte Klima erzeugt große jahreszeitliche Temperaturschwankungen mit heißen, trockenen Sommern und kalten Wintern. Von den südlichen Hügeln des Feleacu hat man einen schönen Panoramablick auf die Stadt.
Kunst und Kultur

Die Stadt hat eine lange und große Theatertradition. Das Teatrul National und das Teatrul Maghiar und das besonders bei Kindern beliebte Puppentheater Puck wären zu nennen. Zwei große Opern und eine große Anzahl von Festivals und Wettbewerben dokumentieren den kulturellen Anspruch. Zu einer festen Institution sind etwa das Mozartfestival sowie das zur Erinnerung an den Dichter und Philosophen Lucian Blaga stattfindende Festival geworden, auf dem Gedichte vorgetragen werden.
Wichtige Museen sind das Kunst- und Literaturmuseum und das Muzeul Naţional de Istorie a Transilvaniei, das die Geschichte Transsylvaniens präsentiert.
Sehenswürdigkeiten
Im Laufe der Zeit sind einige bekannte Baudenkmäler entstanden, z. B. die St.-Michaels-Kathedrale, die alte Burg, das Nationaltheater und das Bánffy-Palais.
Bekannt ist auch der botanische Garten der Universität. Er beinhaltet auch ein botanisches Museum und das der Forschung und Lehre dienende Herbarium. Nach 1990 wurde der Garten nach dem rumänischen Pflanzenforscher Alexandru Borza benannt.
Handel und Wirtschaft
In den letzten Jahrzehnten sind infolge der forcierten Rumänisierung und ruiniösen Industrialisierung Hochhäuser gebaut worden, vor allem von Banken (Regionalstelle der Rumänischen Bank für Entwicklung, Rumänische Commerzbank oder der Hauptsitz der Banca Transilvania). Dank der zunehmenden Bedeutung als Handelszentrum sind neben Banken auch vermehrt bekannte internationale Geschäfte zu finden.
Als große Universitätsstadt sind weiterhin die Branchen IT-Technologie, Elektrotechnik, Maschinenbau stark ausgeprägt. Die Schuhbranche ist für Cluj-Napoca ein zusätzliches wichtiges Standbein.
Verkehr
Die zwischen Budapest und Bukarest geplante Autobahn wird entlang der Route der jetzigen Europastraße 60 (Nationalstraße DN 1) auch an Klausenburg vorbeiführen. Vom internationalen Flughafen Cluj-Napoca kann man in Direktflügen Bukarest, Timişoara, Frankfurt am Main, München, Wien, Budapest, Mailand und Bologna erreichen.
Der ÖPNV wird durch das Nahverkehrsunternehmen RATUC abgewickelt. Es betreibt drei Straßenbahnlinien und zahlreiche O- und Dieselbuslinien.
Partnerstädte
Klausenburg ist mit 14 Städten weltweit durch Partnerschaft verbunden, und zwar Köln (Deutschland), São Paulo (Brasilien), Columbia (USA), Beerscheba (Israel), Pécs (Ungarn), Zagreb (Kroatien), Zhengzhou (China), Chacao-Caracas (Venezuela), Dijon und Nantes (Frankreich), Suwon (Südkorea), Makati, (Philippinen), Korça (Albanien) und Cervia (Italien).
Persönlichkeiten
- Matthias Corvinus, König von Ungarn und Herzog von Österreich
- Franz Davidis, Unitarischer Theologe
- János Bolyai, Mathematiker
- Doina Cornea, antikommunistische Dissidentin
- János Viski, Komponist
- Julia Varady Deutsche Opernsängerin
Siehe auch
Weblinks
- Offizielle Internetseite der Stadt
- Internetseite der Verwaltung
- Die Karte zu Cluj
- Portalseite
- Freizeitportal (Cluj bei der Suche wählen)