Johann Peter Cremer
Johann Peter Cremer (* 30. Oktober 1785 in Köln; † 1. August 1863 in Aachen) war ein deutscher Architekt und Baumeister des Klassizismus und später der Neugotik.
Leben und Wirken
Cremer studierte unter anderem an der École Polytechnique in Paris bei Jean-Nicolas-Louis Durand (1760–1834). Schon früh legte er sich auf die Formen des Klassizismus mit Elementen des Griechischen Stils fest. Cremer stand dabei in regem Gedankenaustausch mit Adolph von Vagedes (1777–1842) in Düsseldorf, der ebenfalls ein Schüler Durands war.
Im Jahre 1817 wurde Cremer zum Landesbauinspektor der Bauverwaltung bei der Bezirksregierung Aachen ernannt und begann unverzüglich mit den Plänen für ein neues Stadttheater Aachen, nachdem er die Entwürfe des Berliner Schauspielhauses bei Karl Friedrich Schinkel (1781–1841) und die Stadtbauten von Friedrich Weinbrenner (1766–1826) in Karlsruhe eingehend studiert hatte. Fast zeitgleich erstellte Cremer nach Plänen Schinkels, der zu jener Zeit Geheimer Oberbaurat der Oberbaudeputation in Berlin war, auch die Entwürfe für den Aachener Elisenbrunnen. Es folgten weitere zahlreiche kleinere und größere Bauten hauptsächlich in Aachen und mehrheitlich ausgeführt und umgesetzt vom damaligen Aachener Baumeister Andreas Hansen (1789–1875) sowie unterstützt von den jeweiligen Stadtbaumeistern und Architekten Adam Franz Friedrich Leydel (1783–1838) und Friedrich Josef Ark (1807–1878)
Aber auch außerhalb Aachens wurden Cremers Dienste zunehmend geschätzt. So geht die Architektur des Elberfelder Rathauses (heute städtischen Museumsgebäudes) in Wuppertal, in dem heute das Von der Heydt-Museum beheimatet ist, auf seine Pläne zurück und es galt lange Zeit als das schönste klassizistische Bauwerk des Rheinlandes. Cremer war auch als Architekt für den Bau mehrerer Kirchen in den Vororten Aachens und der weiteren Umgebung tätig. Nach den Entwürfen für das neue Hauptzollamt Aachen und dessen Fertigstellung im Jahre 1849 änderte Cremer, mittlerweile zum Regierungsbaumeister befördert, seinen bisherigen klassizistischen Stil und entwarf beispielsweise die Kirchen in Breinig und Titz-Rödingen im neugotischen Stil und nach dem Vorbild der alten gotischen Dominikanerkirche Sankt Paul in Aachen.
Familie
Neben Johann Peter Cremer und seinem Bruder Johann Baptist Cremer stammten aus dieser Familie noch weitere verdienstvolle Architekten und Baumeister:
- Robert Ferdinand Cremer (1826–1882), Sohn von Johann Peter Cremer und unter anderem Architekt des Königlich Rheinisch-Westphälischen Polytechnikums, der heutigen RWTH Aachen, gebaut im Neorenaissancestil
- Friedrich Albert Cremer (1824–1891), Sohn von Johann Peter Cremer und unter anderem Architekt des Chemischen Instituts der Friedrich-Wilhelm-Universität in Berlin sowie des Schuldgefängnisses.
- Wilhelm Cremer (1852–1919), Enkel von Johann Peter Cremer, gründete mit seinem Partner Richard Wolffenstein das Architekturbüro Cremer & Wolffenstein in Berlin und war für die Planung und Erstellung zahlreicher Geschäftshäuser, gehobener Wohnhäuser sowie des U-Bahnhof Nollendorfplatz verantwortlich.
Bauwerke (Auswahl)
- 1815: Denkmal für die Befreiungskriege im Deweerth’schen Garten in (Wuppertal-) Elberfeld (nicht erhalten)
- 1817–1820: Fassadengestaltung des Gesellschaftshauses Museum in (Wuppertal-) Elberfeld (nicht erhalten)
- 1816–1820: Privathäuser der Familien Siebel, de Werth, vom Rath und von der Heydt in (Wuppertal-) Elberfeld
- 1817–1825: Stadttheater in Aachen (mit Ergänzungsvorschlägen von Karl Friedrich Schinkel)
- 1820–1827: Elisenbrunnen in Aachen (in Kooperation mit Karl Friedrich Schinkel)
- 1822: Kongreßdenkmal in Aachen (1837 Überarbeitung mit Ergänzungen Schinkels)
- 1822: Neuaufbau der ehemaligen Dominikanerkirche St. Paul in Aachen (zusammen mit Karl Friedrich Schinkel)
- 1818–1824: Kirche St. Peter und Paul in Bardenberg
- 1826–1842: Rathaus in (Wuppertal-) Elberfeld (späteres Von der Heydt-Museum)
- 1827: Regierungsgebäude am Theaterplatz in Aachen
- 1834: Villa Dahl (im Volksmund Schloss Dahl) für den Kaufmann Carl Feldhoff in (Wuppertal-) Unterbarmen
- 1843: Kirche St. Antonius in Eschweiler-Röhe
- 1844: Kirche St. Lambertus in Holzheim (Mechernich)
- 1847: Evangelische Kirche in Broichweiden
- 1846–1849: Hauptzollamt in Aachen
- 1852–1855: Kirche St. Barbara in Breinig
- 1856–1858: Kirche St. Kornelius in Titz-Rödingen
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Elisenbrunnen, Aachen
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Stadttheater, Aachen
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Kongressdenkmal, Aachen
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(Altes) Elberfelder Rathaus, Wuppertal-Elberfeld
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St. Peter und Paul, Bardenberg
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St. Antonius, Röhe
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St. Barbara, Breinig
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Villa Dahl, Wuppertal-Unterbarmen
Weblinks
Literatur und Quellen
- Frigge-Marie Friedrich: Karl Friedrich Schinkel, der Baumeister Preußens und sein Schüler Johann Peter Cremer, der "Schinkel" Aachens und seine Architektensöhne; Starnberg, Creativstudio Friedrich 2008;
- Johannes Everling: Klassizismus in Aachen, Selbstverlag, Aachen, 1973
- Johannes Everling: Die Architekten Adam Franz Friedrich Leydel und Johann Peter Cremer und ihre Bedeutung für die Aachener Baugeschichte, Aachen, 1923
- Ingeborg Schild: Die Brüder Cremer und ihre Kirchenbauten, Kühlen, Mönchengladbach 1965.
Personendaten | |
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NAME | Cremer, Johann Peter |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Architekt und Baumeister des Klassizismus und der Neugotik |
GEBURTSDATUM | 30. Oktober 1785 |
GEBURTSORT | Köln |
STERBEDATUM | 1. August 1863 |
STERBEORT | Aachen |