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Burgstallkogel

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Der Burgstallkogel vom westwärts gelegenen Georgenberg aus gesehen

Der Burgstallkogel, auch Grillkogel genannt, ist ein 458 m über den Meeresspiegel aufragender Hügel am Zusammenfluss von Sulm und Saggau in der südlichen Steiermark. Er liegt rund 30 km südlich von Graz, oder 10 km südwestlich von Leibnitz zwischen Gleinstätten und Kleinklein.

Der Hügel, der sich von West nach Ost erstreckt, barg eine zwischen 800 und 600 v. Chr. bestehende Siedlung, zugleich lag rund um den Hügel die größte eisenzeitliche Nekropole des kontinentalen Europa. Sie bestand aus mindestens 2000 Grabhügeln oder Tumuli. Die Anlagen befanden sich an einer Handelsroute über die Koralpe Richtung Ungarn, die Siedlung kontrollierte diesen seit dem Neolithikum fassbaren Handel, der zudem nach Italien führte, und könnte die Eisenerzlager im Hügel ausgebeutet haben.

Grabungen

1844 fanden erste undokumentierte Grabungen statt und einige Objekte wurden während der Wiener Weltausstellung 1873 der Öffentlichkeit vorgestellt. Bei der Grabung von 1844 wurde der Hartnermichelkogel 1 anlässlich eines Hausbaus komplett eingeebnet. Eduard Pratobevera, ein Hauptmann und Archivar am Landesmuseum Joanneum, führte 1856-1857 eine erste wissenschaftliche Grabung durch, ebenso wie V. Radimský, Josef Szombathy und Wilhelm Gurlitt zwischen 1881 und 1883 auf Veranlassung der Österreichisch-Ungarischen und der Steiermärkischen Anthropologischen Gesellschaft. Weitere Grabungen folgten während des Ersten Weltkriegs und in den 1930er Jahren.

Die Burgstallkogelsiedlung und die dazugehörige Nekropole
Grabhügel der Nekropole

Erst 1972 wurde die Tätigkeit wieder aufgenommen, danach richteten Hobbyarchäologen erhebliche Schäden an. 1982-1984 fanden erste Versuchsgrabungen statt, bei denen vier Fundhorizonte festgestellt wurden. Die Keramik reichte von der Urnenfelderkultur bis zur mittleren Hallstattkultur (Ha B2/3 bis Ha B3/C1). Die jüngsten Schichten waren erodiert, vor allem in den oberen Hügellagen, auch verhinderte der Weinanbau am Fuß des Hügels eine umfassende Untersuchung.

Um 750 und um 700 v. Chr. wurde die unbefestigte Siedlung durch Feuer zerstört und kurz nach 600 aufgegeben. Eines der niedergebrannten Häuser barg den größten vertikalen Webrahmen der Hallstattzeit, dessen Gewichte erhalten blieben.

Die Toten wurden ausnahmslos verbrannt, zum Teil mitsamt ihren Grabbeigaben. Dabei befand sich nahe des Dorfes Kleinklein ein großer Grabhügel für höhergestellte Personen. Die Anlage ist insofern eine Ausnahme, als hier bei weitem mehr einfache Gräber entdeckt wurden, als für führendeen Familien.

Das „Fürstengrab“

Bullenkopfkeramik

Die Hügel der oftmals als Adel angesprochenen Gruppen waren der Hartnermichelkogel I und II, der Pommerkogel und der jüngste, der Kröllkogel. Sie enthielten neben Bronzegefäßen eiserne Waffen. Möglicherweise dienten etruskische Gräber als Vorbild.

Eine letzte Grabung brachte ab 1995 eine große Menge bis dahin wenig beachteter Keramik zu Tage, von dem große Mengen rituell während der Beisetzungen zerschlagen worden waren. Zudem ließen sich zwei männliche und ein weiblicher Leichnam nachweisen, dazu ein bereits damals etwa 200 Jahre altes Bronzeschwert, das längst nicht mehr für den Kampf geeignet war. Die zentrale Grabkammer maß 8 x 8 m, woraus auf ein ursprüngliches Tumulusmaß von 40 m und eine Höhe von 12 m geschlossen wurde.

Museum

Es entstand ein aus vier Räumen bestehendes Museum anstelle eines Stalles, das 1990 eröffnet und in den Jahren 1999 bis Anfang 2003 durch einen Zubau erweitert wurde. 2004 wurden am Westhang ein Wohnhaus, ein Getreidespeicher und ein Backhaus rekonstruiert.

Literatur

  • Markus Egg, Diether Kramer: Krieger – Feste – Totenopfer. Der letzte Hallstattfürst von Kleinklein in der Steiermark, Mainz 2005. ISBN 3-88467-089-1
  • Diether Kramer: Aus der Ur- und Frühgeschichte der Landschaft zwischen Sulm und Saggau. Die Sulmtalnekropole. In: J. Riegler (Hrsg.): Geschichte der Marktgemeinde Gleinstätten, Riegler, Hausmannstätten/Graz 2004, 29 ff.
  • Regina Smolnik: Der Burgstallkogel bei Kleinklein. II. Die Keramik der vorgeschichtlichen Siedlung. LIT, Münster 1994. ISBN 978-3-8258-2286-6
  • Claus Dobiat: Der Burgstallkogel bei Kleinklein I. Die Ausgrabungen der Jahre 1982 und 1984, Rahden/Westfalen 1990. ISBN 978-3-89646-125-4

Koordinaten: 46° 44′ 51,9″ N, 15° 24′ 34,3″ O