Violine
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ital.: violino, frz.: violon | ||||||||
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Die Violine oder Geige ist ein aus verschiedenen Hölzern gefertigtes Saiteninstrument. Ihre vier Saiten werden mit einem Bogen gestrichen (Streichinstrument). In der Tradition der klassischen europäischen Musik spielt die Violine eine wichtige Rolle, viele Komponisten haben ihr einen wichtigen Teil des Schaffens gewidmet. Violinen werden von Geigenbauern hergestellt.
Namensursprung
Die Bezeichnung Violine bedeutet eigentlich „kleine Viola“. Die ursprüngliche Bezeichnung war Viola con tre corde senza tasti (dreiseitige Viola ohne Bünde). Um 1523 ist im Französischen der Bergriff Vyollon nachgewiesen. Der Begriff Geige stammt aus dem deutschen Sprachraum. Der italienische Begriff Violino taucht erstmals um 1540 auf.
Aufbau und Funktion
Die wichtigsten Bauteile
- Der Hals mit einer Länge von ca. 13 cm
- mit dem Griffbrett von ca. 27 cm Länge, welches ca. 14 cm über den Korpus (ca. 35 - 36 cm) hinaus ragt.
- Die Schnecke am Ende des Halses, oft Erkennungsmerkmal eines guten Geigenbauers.
- Die Decke, der mit den F-Löchern versehene, gewölbte, aus Fichtenholz gefertigte obere Teil.

- Der Bassbalken
- Der Stimmstock (die Seele), dessen präzise Platzierung den Klang der Violine erheblich beeinflusst und reguliert.
- Die Zargen: die Seitenteile des Instrumentes, meist wie der Boden aus Ahorn.
- Der Rücken: Boden meist aus Ahorn gefertigt.
- Der Lack schützt das Holz des Instrumentes vor Umwelteinflüssen und konserviert dessen Schwingungseigenschaften. (siehe Geigenlack)
- Die Saiten
Funktionsweise und Spieltechniken
Die Violine ist mit vier Saiten im Quintenabstand (g - d’ - a’ - e’’) bespannt, die am unteren Ende des Korpus am Saitenhalter, am oberen Ende des Halses auf Wirbeln im Wirbelkasten befestigt sind. In der Mitte des Korpus drücken die Saiten auf den Steg, der als Brücke zwischen der schwingenden Saite und dem Resonanzkörper dient. Hierdurch werden die Schwingungen der Saiten auf den Korpus übertragen. Die Violine ruht auf dem linken Schlüsselbein des Geigers und wird leicht von der linken Hand gestützt; die linke Hand greift die Saiten, die rechte Hand den Bogen, mit dem die Saiten gestrichen werden.
Auf dem Griffbrett befinden sich keine Bünde. Daher muss der Violinist, um den Ton einer Saite zu erhöhen, die niederzudrückende Stelle genau treffen. Mit der Technik des Doppelgriffs können mehrere Saiten zugleich gestrichen werden und es ist möglich, mehrstimmig zu spielen.
Durch den Ort der Anregung (näher am Steg oder am Griffbrett) kann die Klangfarbe weitreichend beeinflusst werden. Auf den Steg kann ein Dämpfer gesteckt werden (sordino) oder es wird ein Flageolett gespielt, indem die Finger der linken Hand an bestimmten Stellen nur leicht auf die Saite gelegt werden, wodurch sie flötenartig klingt. Die Stärke der Anregung bestimmt die Lautstärke. Durch Hin- und Herbewegen des Fingers bzw. des Handgelenkes lässt sich ein Vibrato des Tons erzeugen. Beim Staccato werden die Töne mit dem Bogen hart, schnell und kurz gespielt, das Detaché im Gegensatz dazu spielt man, indem man die Töne einzeln, durch Auf- und Abstrich kaum merkbar getrennt streicht und das Legato, indem die Töne miteinander verbunden werden. Es gibt neben dem Streichen das Pizzicato, (Abk. pizz.) die Saiten werden durch Zupfen zum Schwingen gebracht. Die Saiten mit dem Holz des Bogens zu sreichen nennt man col legno.

Verwandte Instrumente
Kleinere und handlichere Abarten der Geige sind Miniaturgeige (Pochette) und Violino piccolo.
Eine größere und tiefer klingende Bauform der Violinarten ist die Bratsche, auch Viola genannt. Zur selben Instrumentenfamilie gehört das Violoncello, das aber in einer anderen Haltung gespielt wird, nämlich mit dem Hals nach oben und dem Spieler abgewandter Vorderseite. Der Kontrabass hat sowohl bauliche Eigenschaften der Gamben, zu denen er einst auch gezählt wurde, als auch der Geigenfamilie.
Geschichte
Erste Vorläufer der Violine stammen aus dem spanisch-maurischen Raum im 8. Jahrhundert. Als weiterer Vorläufer ist das Rebec und die Fiedel bis ins 16. Jahrhundert gespielt zu nennen.
Die erste urkundliche Erwähnung der Violine erfolgte um 1523, als in Turin am Hofe des Herzogs von Savoyen "les trompettes et vyollons de Verceil" (Trompeten und Violinen aus Vercelli) ein Honorar erhielten. Die älteste Abbildung einer Violine ist eine violinspielende Putte auf dem Altarbild in der Kirche S. Cristoforo in Vercelli. Die ersten Violinen waren lediglich mit drei Saiten ausgestattet.
Die bis heute im Wesentlichen unveränderte Form der Violine ist seit etwa 1540 gebräuchlich und stammt aus Oberitalien. Bekannte italienische Geigenbauer waren Andrea Amati, Nicola Amati, Gasparo da Salò, Guarnerius del Gesu, Antonio Stradivari. Nördlich der Alpen sind Jakobus Stainer aus Absam, dessen Violinen bis zum Ende des 18. Jahrhunderts als die besten galten. Die Familien Klotz aus Mittenwald und die Familien Fichtl aus Füssen erwähnenswert. Die damals gefertigten Instrumente werden heute als Barockviolinen bezeichnet und werden seit den 1950er Jahren vermehrt für die Aufführung Alter Musik eingesetzt. Das Verwenden der ursprünglichen Musikinstrumente ermöglicht eine historische Aufführungspraxis, die uns die Klangideale des 17. und 18. Jahrhunderts näher bringt.

Im Laufe der Zeit unterlag die Violine einigen baulichen Veränderungen, die sich auf den Klang auswirkten. Die Bauformen des 19. Jahrhunderts haben einen längeren und schräger angesetzten Hals und einen stärkeren Bassbalken als die Violinen in der alten Mensur. Dank längerer Saiten und dem nunmehr gestreckt-konkaven Bogen erhöhte sich die Lautstärke und entsprach somit den immer größer werdenden Konzertsälen und Orchestern. In Frankreich war es vor allem Jean Baptiste Vuillaume, dessen Kopie einer Guarneri im Kasten rechts oben zu sehen ist der entscheidende Impulse gab. Ebenso beschäftigte er sich mit der Suche nach den Geheimnissen der Stradivari und Guarneri Violinen.
Preiswerte Manufakturgeigen gab es bereits um die Mitte des 19. Jahrhunderts aus den deutschen und französischen Geigebauzentren. Der industrielle Geigenbau hatte in Japan seinen Ursprung durch Masakichi Suzuki (1859-1944), dem Vater des berühmten Violinpädagogen Shinichi Suzuki. Dessen Betrieb beschäftigte bereits nach kurzer Anlaufzeit über 1000 Mitarbeiter und stellte innerhalb eines Monats bis zu 400 Violinen und 4000 Bögen her.
Pädagogik

Das Violinspiel kann man schon als kleines Kind (mit ca.4 Jahren) erlernen. Damit die Kinder sich die Namen der Saiten merken können (G-D-A-E), haben sich Lehrer eine "Eselsbrücke" ausgedacht: Geh Du Alter Esel. Viele Pädagogen meinen, für eine große Karriere ist der frühestmögliche Start, etwa im Alter von 3 oder 6 Jahren unerläßlich. Es existiert daher auch eine große Anzahl kindgerechter Violinschulen. Ein heute weitverbreites Beispiel ist die Suzuki-Methode, nach seinem Entwickler Shinichi Suzuki benannt.
Kleine Geigen
Für kleine Hände und kurze Arme gibt es auch kleinere Instrumente, sogenannte 7/8-, 3/4-, 1/2-, 1/4- oder 1/8-Geigen, ja sogar 1/10-, 1/16- und 1/32-Instrumente werden hergestellt. Hierbei darf man aber aus dem Bruch in der Bezeichnung nicht auf die reale Größe schließen, tatsächlich ist eine 3/4-Geige etwa 6% kleiner als eine „Ganze“, eine 1/2-Geige ca. 12% ...
Geschichte der Violinpädagogik
Als wichtiges pädagogisches Werk gilt Leopold Mozarts Versuch einer gründlichen Violinschule von 1756. Mozarts Violinschule ist heute eine der wichtigen Quellen für das Studium der historischen Aufführungspraxis. Noch frühere Lehrwerke stammen aus Barockzeit, so haben sich Daniel Merck, Michel Corrette oder Francesco Geminiani um die Violinpädagogik verdient gemacht. Giuseppe Tartini schrieb in seinem 50 Etuden umfassenden „L'arte dell arco“ das erste Lehrwerk über die Bogenführung. Georg Philipp Telemann schuf für seine Schüler die "Methodischen Sonaten", in denen die langsamen Sätze zusätzlich mit barocker Verzierung ausgesetzt sind.
Modernere und systhematische Lehrwerke entstanden im frühen 19. Jahrhundert in Frankreich, nach der Gründung des Pariser Konservatoriums. Einige namhafte Autoren solcher Werke sind Pierre Rode, Pierre Baillot, Rodolphe Kreutzer, Charles Auguste de Bériot, Carl Flesch und in Deutschland Ludwig Spohr.
Verwendung in der Musik
Die Violine ist mit der Entwicklung der europäischen Musik der Neuzeit eng verbunden und wurde dementsprechend reich mit Literatur beschenkt. Im folgenden kann nur ein kurzer Abriss über ihre vielfältigen Aufgaben gegeben werden:
Solistisch
Wichtige Werke für Solovioline (ohne Begleitung) gab es in der Barockzeit zuhauf, erwähnenswert sind hier als Komponisten vor allem Biber, Telemann und Bach. Hier wurde vor allem mit Doppelgriffen die Möglichkeit ausgereizt, auf einer Geige mehrere Stimmen klingen zu lassen. In der Klassik und Romantik war diese Gattung (ebenso wie Solowerke für andere Instrumente, abgesehen von Klavier oder Orgel) weniger verbreitet, im 20. Jahrhundert erlebte sie mit Kompositionen von Bartók, Stravinsky oder Hindemith eine neue Verbreitung.
Die ersten Violinkonzerte entwickelten sich zunächst aus dem zeitweisen Hervortreten des Konzertmeisters aus dem barocken Streichorchester (Siehe auch: Concerto grosso). Bald entstanden die ersten als solche deklarierten Violinkonzerte, wie jene von Torelli, Vivaldi oder Bach. Alle drei großen Wiener Klassiker schrieben Violinkonzerte, ebenso die wichtigen romantischen Meister (Spohr,Mendelssohn Bartholdy, Schumann, Brahms oder Bruch) und auch viele spätere Komponisten wie Schönberg, Berg oder Stravinsky. Ab dem Ende des 19. Jahrhunderts wurden auch einige Werke für Solovioline mit Orchesterbegleitung komponiert, die formal freier waren und sich von der reinen Konzert-Gattung abheben wollten, wie die „Symphonie espagnole“ von Lalo oder Ravels „Zigeuner“-Rhapsodie „Tsigane“.
Kammermusik
Kaum ein Werk der Streicher- oder gemischten Kammermusik kommt ohne Geige(n) aus: Die wichtigsten Gattungen sind die Violinsonate, die Triosonate, das Streichtrio, das Klaviertrio, das Streichquartett, das Klavierquartett, das Streichquintett oder das Streichsextett. In vielen dieser Besetzungen hat die Geige die wichtigste Melodiestimme. Ihre oft konzertanten Aufgaben lassen sie dabei die sprichwörtliche „erste Geige“ spielen.
Orchester
Im Orchester gibt es seit der Barockzeit (wie im Streichquartett) zwei verschiedene Violinstimmen, die aber zumeist chorisch, also mehrfach besetzt sind: In einer groß besetzten romantischen Sinfonie spielen im allgemeinen 16 erste und 14 zweite Geigen, gelegentlich auch mehr. Beide Gruppen werden dabei üblicherweise von einem oder mehreren Stimmführer(n) am vorderen Pult geleitet. Ganz vorne in der ersten Geigengruppe sitzt der Konzertmeister, der manchmal Soli zu spielen hat und eine besondere Verantwortung für das ganze Orchester trägt.
Jazz, Band, Crossover
Auch in der neueren Unterhaltungsmusik spielt die Geige eine wichtige Rolle: Im Tango-Orchester ebenso wie in „Zigeuner“-Kapellen oder in manchen Jazz-Formationen (Stéphane Grappelli, Joe Venuti, Didier Lockwood). Viele modernen Geiger machen, ob aus musikalischem oder finanziellem Interesse, Ausflüge in Crossover-Projekte (Nigel Kennedy, Anne-Sophie Mutter). Darüber hinaus kann man die Geige auch in Bands finden, die sich stilistisch in den Richtungen Mittelalterrock oder Folk-Metal/Folk-Rock bewegen. Hier wären Fiddler's Green, Schandmaul und Skyclad anzuführen. Der Gebrauch der Geige leitet sich hier aus dem historischen Hintergrund der Verwendung im Mittelalter, sowie in der Folk-Szene ab. In der übrigen U-Musik wird die Geige eher selten als Solo-Instrument gebraucht. Man verwendet hier jedoch gerne elektronisch erzeugte Streicherpassagen um eine romantische Stimmung zu erzeugen.
Big Band
Selten wird eine Violine in einer Big Band gespielt. Durch Verwendung einer Elektronischen Violine kann man die Violine gut in die Big Band integrieren. Dort kann sie sogar als Soloinstrument über die Bläserstimmen hinweg spielen. Durch Verwendung eines Verzerrers kann der Klang der Violine sehr gut variiert werden. Die Klangfarbe geht von "klassischem Klang" bis hin zur Komplettverzerrung wie bei einer E-Gitarre.
Verwandte Artikel
Liste bekannter Violinisten, Violinkonzert, Barockvioline, Bogen (Streichinstrument), Geigenbauer, Liste von Geigenbauern, Streichinstrument, Musikinstrumentenbau, Geigenzettel,
Literatur
- Eduard Melkus: Die Violine, 3. aktualisierte Auflage 2000, Schott, Mainz - ISBN 3795723590
- Walter Kolneder: Das Buch der Violine, 6. Auflage 2002, Atlantis Musikbuchverlag - ISBN 3254001478
- Stefan Drees (Hrsg.): Lexikon der Violine, 2004, Laaber Verlag, Laaber - ISBN 3890075444
- Yehudi Menuhin, William Primrose: Violine und Viola. (Menuhins Musikführer), 1993, Ed. Sven Bergh, - ISBN 3716301752
- Hugo Pinksterboer: Pocket-Info, Violine und Viola 2003, Music Distribution Services GmbH - ISBN 3795755352
- Paul O. Apian-Bennewitz: Die Geige, der Geigenbau und die Bogenverfertigung, 1998, Simon & Wahl - ISBN 3923330340
- Leopold Mozart: Versuch einer gründlichen Violinschule, Faksimileausgabe, 1995, Bärenreiter - ISBN 3761812388
Weblinks
- Geschichte und Entstehung der Violine (Webseite eines Geigenbauers)
- lehrsaiten.de Portal für Violinpädagogen
- Tartinis arte dell arco zum herunterladen