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Gesellschaft für Straßenbahnen im Saartal

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Die Gesellschaft für Straßenbahnen im Saartal (GSS) war ein Nahverkehrsunternehmen in Saarbrücken. Sie betrieb bis zum 22. Mai 1965 eine meterspurige Straßenbahn im Saarland. Die Nachfolge übernahm 2002 die Saarbahn GmbH. Sie betreibt seit dem 24. Oktober 1997 eine regelspurige Stadtbahn in Saarbrücken und Umgebung.

Die Geschichte der Straßenbahn im Saartal geht bis in das Jahr 1890 zurück. Am 4. November dieses Jahres wurde in den Nachbargemeinden von Saarbrücken St. Johann und Malstatt-Burbach eine meterspurige Dampfstraßenbahn eröffnet. Die Strecke war 8,5 Kilometer lang und verband die Orte Luisenthal, Malstatt-Burbach und St. Johann miteinander. Am 22. Juli 1892 wurde das Unternehmen im Handelsregister mit dem Namen Gesellschaft für Straßenbahnen im Saartal eingetragen. 1893 wurde eine Verlängerung bis Halberg eingeweiht. 1899 begann der Bau der Oberleitungen. Parallel dazu wurde eine Verlängerung der Strecke bis Brebach umgesetzt.

Im Laufe der Zeit änderten sich die Besitzverhältnisse einige Male und 1899 war die AEG bereits Hauptaktionär bei der Gesellschaft geworden. Mittlerweile hatte auch die Stadt Saarbrücken Geschmack an der Straßenbahn gefunden und bot der damals noch selbstständigen Gemeinde St. Johann den Bau zweier Linien zwischen den beiden Orten an. Am 8. Februar 1899 wurden die beiden Linien über die heutige Luisenbrücke und die heutige Malstatter Brücke in Betrieb genommen. 1901 erreichte die Strassenbahn in St. Johann den Bahnhof der Reichsbahn. Im selben Jahr wurde auch die Strecke von Friedrichsthal über Altenwald, Sulzbachtal, Dudweiler, Jägersfreude nach St. Johann eingeweiht. Diese Strecke wurde vom Hauptaktionär AEG realisiert.

1906 wurde die Strecke nach St. Arnual bis Forsthaus verlängert. Von Halberg wurden eine Strecke zur Schafsbrücke und von Brebach nach Bischmisheim in Betrieb genommen. 1908 wurde Gersweiler an die Straßenbahn angeschlossen. Am 11. Juli 1913 folgte die Überlandstrecke nach Ensheim, Eschringen und Ormeshein.

Vor dem Ersten Weltkrieg wurden acht Linien betrieben.

  • Linie 1 : Brebach - Halberg - St. Johann - Malstatt - Burbach - Luisenthal
  • Linie 2 : Gersweiler - Burbach - Malstatt - St. Johann
  • Linie 3 : St. Johann - Bischmisheim
  • Linie 5 : Forsthaus - St. Arnual - Saarbrücken - St. Johann
  • Linie 6 : Saarbrücken - St. Johann
  • Linie 7 : Innenstadt Saarbrücken
  • Linie 8 : St. Johann - Jägersfreude - Sulzbach - Friedrichsthal
  • Linie R : Heusweiler - Riegelsburg - St. Johann

Der Erste Weltkrieg führte auf der einen Seite dazu, dass männliches Personal durch weibliches ersetzt wurde, zum anderen wurde der Betrieb stark durch den Transport von Gütern für die Industrie in Anspruch genommen. So erlebte die Bahn in dieser Zeit eine durch den Krieg und die im Saarland ansässige kriegswichtige Industrie eine Blüte. Nach Ende des Ersten Weltkrieges litt die Gesellschaft erheblich unter den schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen. Um den Konkurs des Unternehmen zu verhindern kaufte die Stadt Saarbrücken alle Aktien auf und war ab 1920 alleiniger Eigner der Bahn. Zwischen dem 10. Februar und dem 18. Juni 1923 streikten die Bergarbeiter an der Saar und die Bahn musste infolge des Kohle- und des daraus resultierenden Strommangels den Verkehr einstellen.

Die Hyperinflation endete für das Saarland am 1. Juni 1923 mit der Einführung des französischen Francs als Zahlungsmittel. Somit war es dem Unternehmen möglich wieder zuverlässig zu Planen. 1926 wurde die Strecke von Schanzenberg bis Deutschmühlenweiher verlängert. Mit der neuen Strecke zwischen Friedrichsthal und Spiesen wurde ein Anschluss zur Neunkirchener Straßenbahn hergestellt. Im Jahr 1929 verlängerte man die Strecke von Deutschmühlenweiher bis zur französischen Grenze. Gleichzeitig kaufte man die Strecke von Saarbrücken bis Rastpfuhl auf und richtete eine Wendeschleife an deren Ende ein. Mit der Völklinger Strassenbahn wurde in diesem Jahr zudem eine Kooperation vereinbart. Somit hatte die Gesellschaft für Straßenbahnen im Saartal im Jahr 1930 mit 51 Kilometern Strecke und 13 Linien ihr größte Ausdehnung erreicht. Zudem führten die Riegelsberger Strassenbahn und die Saarbrücker Strassen- und Kleinbahn in das Stadtgebiet.

Ab 1935 war das Saarland wieder Bestandteil Deutschlands geworden. Seit dem 2. September 1939 wurde der Betrieb aufgrund des Zweiten Weltkrieges bis auf drei Linien vollständig eingestellt. Erst nachdem die deutschen Truppen Frankreich besetzt hatten, normalisierte sich der Betrieb weitestgehend. 1942 änderte sich dies wieder, nachdem das Bombardement der Stadt begann. Die beiden Angriffe vom 9. und 14. Oktober 1944 brachten den Betrieb gänzlich zum Erliegen. Es erfolgte die Besetzung Saarbrückens durch die amerikanischen Truppen am 21. März 1945.

Unmittelbar nach Ende der Kampfhandlungen im Saarland begann der Wiederaufbau. Ab dem 14. April 1945 verkehrte die Linie 9 zwischen Spiesen und Jägersfreude wieder. Bis 1949 wurde mit den Linien 1, 2, 3, 5, 7, 8, 9, 9S, 10 und 11 wieder auf 10 Strecken in Saarbrücken der Verkehr aufgenommen. Die Gesellschaft hatte allerdings seit 1946 mit Schwierigkeiten zu kämpfen. In diesem Jahr wurde das Saarland unter französische Verwaltung gestellt. Da in Frankreich jeglicher Betrieb von Straßenbahnen auf Bus oder Obus umgestellt waren oder bald umgestellt werden sollten, gab es enorme Schwierigkeiten Ersatzteile zu erhalten, da die Verbindung nach Deutschland unterbrochen war. So wurde als erstes die alte Linie 15 auf den Obus umgestellt.

Zu Beginn der 1950er wurden noch an einigen Stellen Modernisierungen durchgeführt. Die Linie 5 wurde vollständig wieder in Betrieb genommen, die Linie 10 bis St. Arnual verlängert. 1953 wurde das neu entstandene Messegelände mit der Linie 13 an das Netz angeschlossen. Damit war die größte Ausdehnung der Bahn erreicht. Ab dann begann der Rückzug der Straßenbahn aus Saarbrücken. Am 14. November 1953 wurde die Linie 10 auf Obusse umgestellt. Ab dem Jahre 1957 geb es letzte Bemühungen die Straßenbahn in Saarbrücken zu erhalten. Man ließ Probefahrten mit neuen sechsachsigen Fahrzeugen der BOGESTRA und der Wuppertaler Stadtwerke AG durchführen und war sehr zufrieden damit. Es kam aber nicht zum Erwerb dieser Fahrzeuge.

Der Rückzug begann nun mit dem Ende des Gemeinschaftsverkehrs mit der Völklinger Strassenbahn im Jahr 1958. Ab dem 5. November 1958 wurden die Linien 8, 9 und 9S durch Obusse ersetzt. Zwischen dem 1. September 1960 und dem 22. Mai 1968 wurden alle elektrisch betriebenen Verkehrsmittel der Gesellschaft für Straßenbahnen im Saartal, also Obusse und Straßenbahnen, stillgelegt und durch den Dieselbus ersetzt. Nun begann eine mehr als 30 Jahre andauernde straßenbahnlose Zeit in Saarbrücken.


Obwohl nach 1965 keine Straßenbahnen mehr fuhren, blieb der Name bis zum Ende offiziell erhalten. "Straßenbahner", so nannten sich die Busfahrer noch lange Zeit, auch als das Unternehmen nur noch auf dem Papier (als Eigentümer des Betriebsgeländes) existierte und von der privatrechtlichen Saarbahn GmbH abgelöst wurde (der spätere Zusatz "Saartal-Linien" verdrängte aber in den letzten Jahren immer mehr den alten Straßenbahn-Begriff). Daher gehört zur Geschichte der GSS auch die Entwicklung des Omnibusverkehrs. Hier einige kurze Anmerkungen zu den letzten Jahren.

Der Linienverlauf veränderte sich in all den Jahrzehnten naturgemäß immer wieder mehr oder weniger stark, angepaßt an aktuelle Entwicklungen von Stadt- und Umland. Die letzte komplette Neuordnung des Omnibus-Liniennetzes fand am 1.April 1988 statt. Im folgenden sind die Linienverläufe vor diesem Datum aufgelistet (über das aktuelle Liniennetz kann man sich auf der Web-Seite der Saarbahn GmbH informieren).

 1: Luisenthal - Ensheim/Ormesheim
 2: Altenkessel - Güdingen Unner
 3: Altenkessel - Bischmisheim
 4: Staatstheater - Am Freibüsch
 5: Rodenhof - Schafbrücke Hallenbad
 6: Wackenberg - Heusweiler Trierer Straße
 7: Bernkasteler Platz - Güdingen Unner
 8: Staatstheater - Siedlung Füllengarten
 9: Wackenberg - Heusweiler Schule
10: Rodenhof - Schlesienring Zoo
11: Kieselhumes Sportplatz - Goldene Bremm
12: Rotenbühl - Siedlung Füllengarten
13: Rotenbühl - Rastpfuhl
14: Universität - Heilig Geist Krankenhaus
15: Dudweiler Markt - Goldene Bremm
16: Dudweiler Markt - Habsterdick Hauptfriedhof
17: Rastpfuhl - Eschberg über Pommernring
18: Rastpfuhl - Eschberg über Schlesienring
19: Am Homburg - Krankenhaus Winterberg
20: Saarbrücken - Völklingen (Schnellvekehr mit Stadtwerke Völklingen)
21: Rußhütte - Bellevue
22: Heusweiler Schwimmbad - Wahlschied
24: Staatstheater - Eissporthalle
25: Von der Heydt - Hauptbahnhof
26: Hauptbahnhof - Universität
27: Folsterhöhe - Herrensohr
28: Spiesen Beckerwald - Wilhelm-Heinrich-Brücke (Schnellverkehr)
29: Rastpfuhl - Krughütte
30: Saarbrücken - Forbach (Schnellverkehr mit Forbus)
31: Hauptbahnhof - Folsterhöhe
32: Dudweiler Markt - Quierschied Markt/Holz Markt
33: Jägersfreude Blechhammerstraße - Dudweiler Markt
34: Fechingen Nachtweide - Hauptbahnhof/Luisenthal
35: Hauptbahnhof - Riegelsberg Stumpen
36: Friedrichsthal - Hauptbahnhof/Klarenthal Birkenweg/Jägerpfad
38: Spiesen Haberdell - Klarenthal Birkenweg
39: Spiesen Markt - Klarenthal Birkenweg
40: Spiesen Butterberg - Wilhelm-Heinrich-Brücke (Schnellverkehr)
41: Hauptbahnhof - Funkhaus Halberg
42: Hauptbahnhof - Siedlung Matzenberg
43: Hauptbahnhof - Flughafen
44: Am Freibüsch - Bübingen
45: Scheidt - Bischmisheim
50: Saarbrücken - Neuweiler (Schnellverkehr)

Einige Siedlungs- und Industriegebiete wurden danach an das Liniennetz neu oder besser angebunden, wie etwa das Industriegebiet Süd, die Universität, der Flughafen sowie Jägersfreude/Herrensohr, Hixberg oder einige Teile von Dudweiler. Gleichsam sollten Umsteigevorgänge so weit wie möglich vermieden und, falls doch nötig, besser koordiniert werden. Die Einführung von Hauptachsen (z.B. Südost-Nordwest und Südwest-Nordost) und deren farbliche Kennzeichnung sollten das Busfahren in Saarbrücken erleichtern. Die Einführung der Saarbahn 1997 veränderte das Liniennetz wieder stark, da einige Hauptverkehrsstraßen nun von der Bahn bedient wurden und (mit dem Ausbau der Saarbahn) immer mehr Buslinien als Zubringerlinien umfunktioniert werden mußten. Dadurch entstanden neben den bisherigen Knotenpunkten Hauptbahnhof und Dudoplatz noch Römerkastell/Brebach Bahnhof und Rastpfuhl sowie Riegelsberg. Die Entwicklung ist durch den ständigen Weiterbau der Saarbahn noch nicht abgeschlossen.

Wie in den meisten größeren Städten wurde auch in Saarbrücken aus Kostengründen seit den neunziger Jahren ein immer größerer Teil des Linienbetriebes privatisiert; d.h. private Busunternehmer befahren im Auftrag der städtischen Verkehrsbetriebe mit eigenen Bussen und Fahrern ausgewählte Linien. Die Saarbahn GmbH, die Betreiberin der Stadtbahn, stellte ab 1997 auch alle neuen Omnibusfahrer ein und 2002 wurde schließlich die GSS aufgelöst und auch die alten "Straßenbahner" sind nun "Saarbahner".

Fahrzeuge: Die Busse sind seit den sechziger Jahren im wesentlichen von MAN. Abgesehen von Testwagen verschiedener Firmen gab es nur einen Mercedes (Gelenkbus, Wagen-Nummer 830) und einen Neoplan (Wagen-Nummer 299). Zur Linienumstellung 1988 wurden Gelenkbusse (später einige Solowagen) von Renault angeschafft (insgesamt 43). In den letzten Jahren (Stand: 2006) wurden nur noch MAN-Fahrzeuge geordert (Niederflur- und Gasbusse). Bis in die neunziger Jahre fuhr in Saarbrücken das sogenannte "Münchner Modell" (MAN SL-200), die Busse waren in Lackierung und Ausstattung denen der Stadtwerke München sehr ähnlich - siehe Bild.

Wagen-Nummer 876 GSS

Heute (Februar 2006) besteht der Fuhrpark im wesentlichen aus gasbetriebenen Fahrzeugen, die letzten Dieselfahrzeuge wurden Mitte der Neunziger angeschafft.

Literaturhinweis: Weitere und detailliertere Informationen über die Geschichte von Straßenbahn und Omnibus in Saarbrücken findet man in dem Buch "100 bewegte Jahre (1892-1992)", Verlag "Die Mitte", Saarbrücken.