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Date Rape

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Date Rape (engl: date = Verabredung und rape = Vergewaltigung) liegt vor, wenn jemand während einer Verabredung mit einem flüchtigen Bekannten zu einer sexuellen Aktivität gezwungen wird, die er freiwillig nicht ausführen würde.[1] In der deutschsprachigen Literatur findet sich sowohl der Anglizismus date rape als auch die direkte Übersetzung Rendezvous-Vergewaltigung.

Allgemein

Wissenschaftler schätzen die Wahrscheinlichkeit, dass eine Frau in ihrem Leben sexuelle Gewalt während einer Verabredung erfährt auf 12,8 %.[2] Die psychische und sozialen Schädigungen durch die erlittene sexuelle Gewalt werden als gravierender eingeschätzt, wenn sich Täter und Opfer vorher kannten, da durch den bekannten Täter zusätzlich das zwischenmenschliche Vertrauen und das interpersonelle Sicherheitsempfinden verletzt wird.[3]

Trotzdem werden die meisten Taten im rechtstechnischen Sinne als „einfache“ Vergewaltigung klassifiziert, da die Opfer häufig keine schweren körperlichen Schäden aufweisen und zu einem starken Widerstand oft nicht mehr in der Lage waren. Die Beweislage ist schwierig, wenn gerichtssichere Indizien fehlen oder vom Opfer selber zum Beispiel durch Duschen vernichtet wurden.

Typische Tatabläufe können sein:

  • Ein flüchtiger Bekannter nützt eine Alkoholisierung auf Opferseite aus.
  • Ein flüchtiger Bekannter nützt das eingeschränkte Abwehrverhalten nach Einnahme von Partydrogen aus.
  • Ein flüchtiger Bekannter missinterpretiert ein „Nein“ des Opfers lediglich als scheinbaren Widerstand und somit als „Ja“.[4]
  • Ein flüchtiger Bekannter missinterpretiert einen anregenden Zungenkuss als Recht, sich Befriedigung zu verschaffen.
  • Dem Opfer werden zuvor heimlich Drogen verabreicht (zum Beispiel K.-o.-Tropfen ins Getränk des Opfers).[5]
  • Ein flüchtiger Bekannter plant die Anwendung sexueller Gewalt bereits im Vorfeld und baut gezielt eine psychologische und körperliche Drucksituation auf.[6]

Folgen

Während Vergewaltigungen durch Fremdtäter skandalisiert werden, wird Date-Rape-Opfern häufig die Anerkennung des Opferstatus verweigert, weil die Tat aufgrund geändertem Handlungsrahmen nicht dem Klischee einer überfallartigen Vergewaltigung entspricht. Außerdem lässt sich die Gabe der Medikament, die zum Brechen des Willens der Opfer verwendet wurden, oft nur kurze Zeit nachweisen. GHB löscht beispielsweise auch die Erinnerung an den Tathergang.[7] Zusätzlich besteht eine Tendenz, die Tat zu bagatellisieren, indem mangelnde Trieb- und Impulssteuerung als Motiv auf Täterseite vermutet wird und andere Motive wie zum Beispiel Sadismus reflexartig ausgeblendet werden.

Aufgrund der Tatsache, dass die seelischen Verletzungen der Opfer nicht ernst genommen werden und die Gewalttäter nicht zur Verantwortung gezogen werden, können viele Opfer das Ereignis nicht adäquat verarbeiten. Die traumatisch bedingten emotionalen Reaktionen nach der Tat werden dann vom Opfer nicht mit der Tat in Zusammenhang gebracht. Dies wird als eine der entscheidenden Gründe angesehen, warum Bewältigungsversuche lange Zeit scheitern.[8] Die meisten Date-Rape-Opfer erstatten keine Anzeige und nur die Hälfte vertraut sich einer anderen Person an.[9]

Rechtslage

Eine Verurteilung nach deutschem Strafgesetzbuch § 177 (Vergewaltigung) setzt voraus, dass das Opfer deutlichen Widerstand leistet, welcher sodann vom Täter durch Anwendung von Gewalt überwunden wird. Viele Date-Rape-Opfer sind jedoch aus verschiedenen Gründen nicht in der Lage, den im Strafgesetzbuch geforderten Widerstand aufzubauen. Der deutsche Juristinnenbund kritisiert hierzu, dass das deutsche Strafrecht keine wirksame Strafverfolgung von nicht einvernehmlichen sexuellen Handlungen ermöglicht. [10] Insbesondere wird kritisiert, dass Deutschland zwar eine Europarats-Konvention zur Verhütung und Bekämpfung der Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt im Mai 2011 unterzeichnet hat, diese jedoch im Anschluss bis heute nicht ratifizierte. Damit würden internationale Vorgaben von Deutschland bis heute nicht erfüllt.[11]

Einzelnachweise

  1. Zimbardo, Psychologie, S. 438
  2. Psychologie, R.J.Gerrig, P.G.Zimbardo, S. 438
  3. Besondere Probleme der Kriminologie, De Gruyter, H.J. Schneider, S. 820
  4. Zimbardo, Psychologie, S. 438
  5. Date Rape Drogen auf dem Vormarsch
  6. Hughes, Gorman, Sandler, Friends raping friends - date rape, Project on the status an education of woman, S.2, Association of American Colleges
  7. Anselm Waldermann: Vergewaltigungsdroge: Potenzieller Killer im Cocktail, Spiegel Online, 15. Januar 2014
  8. Sexuelle Diskriminierung, Dr. Heynen, S. 3
  9. Besondere Probleme der Kriminologie, De Gruyter, H.J. Schneider, S. 820
  10. Juristinnen fordern Strafrechtsreform. Abgerufen am 12. Mai 2014.
  11. Juristinnen fordern Strafrechtsreform. Abgerufen am 12. Mai 2014.