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Gesetz des tendenziellen Falls der Profitrate

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Unter dem Gesetz des tendenziellen Falls der Profitrate (Marx: Gesetz vom tendenziellen Fall der Profitrate) versteht man, dass in der kapitalistischen Wirtschaft „gesetzesmäßig“, also aufgrund von Eigenschaften der kapitalistischen Wirtschaft selbst, eine Tendenz besteht, dass die Profitrate im gesamtwirtschaflichen Durchschnitt immer niedriger wird. Nach Marx’ Meinung ist die kapitalistische Wirtschaft durch innere Widersprüche geprägt, die sich eben auch in diesem Gesetz äußern, wonach, obwohl der einzelne Kapitalist um eine möglichst große Profitrate bemüht ist, gerade dadurch, durch das Zusammenwirken aller Kapitalisten, im Ergebnis tendenziell die Profitrate im Durchschnitt sinkt. Daher auch die Krisen im Kapitalismus.

„Tendenz“ kann dabei heißen, dass die gesamtwirtschaftliche Profitrate tatsächlich mit einigem Auf und Ab immer niedriger wird, Tendenz kann aber auch heißen, dass die Profitrate stabil bleibt, es aber dafür anderweitig zu bestimmten Auswirkungen kommt. Der US-Marxist Duncan Foley prägt das Bild vom Auto mit Rechtsdrall. Bemüht sich der Fahrer gegenzusteuern, fährt das Auto von außen gesehen gerade aus, aber der Fahrer ermüdet rascher, hat ein verkrampftes Genick usw. So kann äußerlich betrachtet die Profitrate stabil erscheinen, aber die Anzahl der Unternehmen nimmt laufend ab, die Arbeitslosigkeit steigt usw.

Von diesem Gesetz zu unterscheiden sind Vorstellungen, dass aufgrund äußerer Umstände die Profitrate tendenziell sinkt, etwa weil Bodenschätze immer knapper werden oder weil die Kapitalproduktivität „natürlicherweise“ abnimmt. Nach Marx ist es die Logik des Kapitals selbst, die zu dem Gesetz führt und das sich nicht trotz, sondern wegen des technischen Fortschritts ergibt.

Nach der "Politischen Ökonomie" von Karl Marx kann von den Faktoren des Produktionsprozesses nur die Arbeitskraft der Lohn-Arbeiter als so genanntes "variables Kapital" Mehrwert schaffen und damit den Sinn kapitalistischer Warenproduktion erfüllen (vgl. Arbeitswertlehre). Die von anderen Kapitalisten zugekauften Faktoren, die materiellen Faktoren (Sklaven als unfreie Arbeit und voll Eigentum der Kapitalisten gehören hier allerdings auch dazu), sog. "konstantes Kapital", übertragen bloß ihren Wert auf das Produkt (ebenfalls mit Hilfe menschlicher Lohnarbeit, der sog. Gratisdienst).

Durch die technische Entwicklung werden nun aber diese gegenständlichen Faktoren immer aufwändiger und verdrängen die Mehrwert schaffende "lebendige Arbeit", genauer Lohnarbeit, aus dem Produktionsprozess. Das heißt: Modernisierung um der weiteren Erzielung von Mehrwert willen trocknet tendenziell dessen Quelle aus.

Der Kapitalismus wird mit der Realisierung seines Sinns und Zwecks (Entwicklung der Produktivkräfte) sinnlos und unmöglich. Zwar hielt es Marx für die historische Mission des Kapitals, die Produktivkräfte zu entwickeln, doch im fortgeschrittenen Stadium wird die Entwicklung des Kapitals durch Krisen und Stagnation geprägt. Innerhalb des Marxismus ist aber umstritten, inwieweit sich aus dem Gesetz ein zwangsläufiger Untergang des Kapitalismus ableiten lässt. Im Unterschied zu einer "Zusammenbruchstheorie" setzen manche Marxisten z.B. auf revolutionäre Ergebnisse der "wachsenden Verelendung der Massen" oder auf Lernprozesse der Arbeiter im Zusammenhang mit den immer wiederkehrenden Krisen.

Zusammenfassung

Mehrwert kann nur aus menschlicher Arbeit gezogen werden. Der Wert der angewandten Maschinerie wird nur via Abschreibungen in den Produktionswert übertragen. Maschinen schaffen rein betriebswirtschaftlich bzw. in der Kostenrechnung betrachtet keine neuen Werte. Das macht ausschließlich menschliche Arbeit, natürlich unter Anwendung von guter Maschinerie um so mehr. Wenn dann aber aufgrund des technischen Fortschritts, Automatisierung etc. immer mehr allein Mehrwert schaffende Arbeit durch immer mehr Maschinerie (Kapital) ersetzt wird, wird damit auch der allein ausbeutbare, also allein Profite schaffende Teil relativ immer kleiner. Also sinkt langfristig die Profitrate als Verhältnis der Profite zum eingesetzten, überproportional schnell wachsenden Kapital wie Maschinerie etc.. Die Profite können absolut natürlich weiter steigen - und sie können, gerade weil immer bessere Maschinerie angewandt wird, auch auf Kosten der Konkurrent steigen, die im Konkurrenzkampf zurückbleibt). Das wäre dann aber eben ein Steigen der Profitrate des einen Kapitalisten auf Kosten der vielen anderen Surplus-Profite, was an der allgemeinen Tendenz nichts ändert.

Zur Logik des Gesetzes

Wertmäßig betrachtet

Die Profitrate drückt das Verhältnis aus von erzeugtem Mehrwert (m) und dem zu dieser Erzeugung notwendigen Einsatz von konstantem Kapital (c), (also Maschinerie, Bauten, Roh- und Hilfsstoffe, Halbfabrikate) als auch von menschlicher Arbeitskraft, was sich wertmäßig als variables Kapital (v) ausdrückt, der Lohnsumme für diese Menge Arbeitskraft.

            Profitrate 
            Profitrate 

Das Verhältnis konstantes Kapital c zu variablem Kapital v wird als Wertzusammensetzung des Kapitals bezeichnet. Marx nimmt an, dass mit der technischen Zusammensetzung des Kapitals auch die Wertzusammensetzung des Kapitals immer weiter steigt, so dass laut Formel die Profitrate abnehmen muss, wenn dies nicht durch einen entsprechenden Anstieg der Mehrwertrate m:v ausgeglichen wird.

Kritiker weisen darauf hin, dass schon Marx einräumt, dass die Wertzusammensetzung des Kapitals schwächer wächst als die technische Zusammensetzung, da im Zuge des technischen Fortschritts Waren in kürzerer Arbeitszeit hergestellt werden können, so dass gemäß Arbeitswertlehre der Wert der Waren sinkt, auch der Waren, die das konstante Kapital bilden. Darüber hinaus räumt Marx sogar ein, dass „abstrakt betrachtet“ der Anstieg der technischen Zusammensetzung durch die Wertminderung des konstanten Kapitals gerade ausgeglichen werden kann, also – so die Kritiker – die Annahme einer steigenden Wertzusammensetzung gar nicht zwingend ist. Im Folgenden wird deshalb das Gesetz nicht wie üblich in Werten gerechnet dargestellt, sondern ergänzend von der stofflichen Seite des Produktionsprozesses her beleuchtet.

Stofflich betrachtet

Zwei Begriffe:

Bei unveränderter Produktionstechnik bleibt die TZK und die Arbeitsproduktivität unverändert. Profit wird dazu verwendet, um nach Maßgabe der technisch gegebenen TZK mehr Arbeiter und mehr Produktionsmittel einzusetzen.

Ein Arbeiter - eine Schaufel
…ein Arbeiter - ein Schaufelradbagger - so steigt die TZK

Marx nimmt an, dass technischer Fortschritt damit einhergeht, dass die Profite dazu genutzt werden, um die TZK zu erhöhen. Dies geht dann aber zu Lasten der Anzahl der beschäftigten Arbeiter. Für den Kapitalisten rentiert sich die Erhöhung der TZK nur, wenn er so eine höhere Produktion erzielen kann als bei Beibehaltung der alten Produktionstechnik. Das heißt, die Erhöhung der TZK um einen bestimmten Prozentsatz muss zu einer Erhöhung der Arbeitsproduktivität um einen noch höheren Prozentsatz führen. Marx nimmt an, dass dies tendenziell dauerhaft der Fall ist. In dem Maße wie alle die TZK erhöhen wächst die Gesamtbeschäftigung langsamer, kann stagnieren oder gar schrumpfen.

Dann gerät aber die Individualrationalität der einzelnen Kapitalisten in Widerspruch mit der Kollektivrationalität des Gesamtsystems (Rationalitätenfalle). Einerseits werden Produktionstechniken mit höherer TZK und höherer Profitrate eingeführt, andererseits kommt es so zur Entwertung bestehender älterer Produktionsanlagen mit niedrigerer Arbeitsproduktivität und niedrigerer Profitrate (moralischer Verschleiß). Zieht man diesen moralischen Verschleiß von den Profiten ab, sinkt die Profitrate (nach Abzug des moralischen Verschleißes) im Durchschnitt.

Gilt diese Annahme, dann wird ein immer größerer Teil der Profite von vorneherein benötigt, um die TZK zu erhöhen, andernfalls würde der Kapitalist seine Konkurrenzfähigkeit verlieren. Dieser Teil der Profite stellt von vorneherein Kosten dar, um weiterhin konkurrenzfähig zu bleiben. Man könnte dies als eine Art von moralischem Verschleiß, der sich nicht auf die Entwertung älterer Investitionen bezieht (moralischer Verschleiß ex post), sondern auf die laufenden Profite, als moralischen Verschleiß im vorhinein, moralischen Verschleiß ex ante bezeichnen.

Entscheidend ist vielleicht weniger die so sinkende Profitrate, als vielmehr die Tatsache, dass rationales Verhalten der einzelnen Kapitalisten dazu führt, dass im Zuge von „Rationalisierungsinvestitionen“ tendenziell zu wenig Arbeitsplätze geschaffen werden, die Beschäftigung sogar schrumpfen kann. Dies führt in Ergänzung zur Reservearmee zu einer wachsenden „Lazarusschicht“.

Man kann dieses Szenario anhand einer Funktion des technischen Fortschritts darstellen. Eine Erhöhung der TZK führt zu einer überproportionalen Erhöhung der Arbeitsproduktivität, wie in der Abbildung dargestellt, wobei hier unterstellt ist, dass dies erst ab Zuwachsraten der TZK von über 1 % gilt. Ist dies gegeben, rentiert sich für die Kapitalisten eine möglichst hohe Erhöhung der TZK, sie werden ihre ganzen Profite in die Erhöhung der TZK investieren, nicht in die Schaffung zusätzlicher Arbeitsplätze.

Nicholas Kaldor dagegen nimmt an, dass sich die Funktion des technischen Fortschritts "wohl verhält", bei ihm führen Zuwachsraten der TZK über einen bestimmten Wert hinaus nur noch zu unterproportionalen Erhöhungen der Arbeitsproduktivität, so dass sich die Erhöhung der TZK für die Kapitalisten nur bis zu einer bestimmten Rate rentiert. Was darüber hinaus an Profiten verfügbar ist, kann dann zur Schaffung zusätzlicher Arbeitsplätze verwendet werden.

Eine Kritik des Gesetzes

Siehe ausführlichen Artikel unter Okishio-Theorem

Der japanische Wirtschaftswissenschaftler Nobuo Okishio hat auf Grundlage der neoricardianischen Schule bzw. auf dem von Piero Sraffa entwickelten Modell den Nachweis zu führen versucht, dass unter den von Karl Marx gemachten Annahmen

  • der Arbeitseinsatz wird vermindert
  • die TZK wird gesteigert
  • der Reallohn der Arbeiter bleibt konstant in dem Sinne, dass der Lohn so bemessen wird, dass sich die Arbeiter je geleisteter Arbeitseinheit immer nur einen bestimmten Warenkorb an Konsumgütern leisten können
  • die neue Technik wird von einem Unternehmer nur eingeführt, wenn sie für ihn (wenigstens zunächst) zu einer höheren Profitrate führt

nicht nur vorübergehend für den Pionierunternehmer, der als erster die neue Produktionstechnik einführt, ein Anstieg der Profitrate sich ergibt, sondern dass auch dauerhaft, wenn sich die neue Produktionstechnik in der jeweiligen Branche verallgemeinert hat, die Allgemeine Profitrate sich erhöht. Dieses Okishio-Theorem widerspricht also dem Gesetz des tendenziellen Falls der Profitrate.

Zahlenbeispiel

Das folgende Zahlenbeispiel soll das Gesetz von der stofflichen, nicht von der Wertseite her veranschaulichen. In Periode 1 sollen 100 € in Löhne, also in variables Kapital A investiert werden und 100 € in konstantes Kapital K. Es ergebe sich ein Output Y im Wert von 206 €. Dabei ist ein Euro jeweils der Preis für ein Gut, entweder ein Konsumgut für eine Arbeitseinheit oder ein Investitionsgut.

Es errechnet sich eine technische Zusammensetzung des Kapitals (TZK) K/A von 1,0 und eine Arbeitsproduktivität Y/A von 2,06. Der Output, die Einnahmen durch den Verkauf von 206 Gütern, von 206 € werden in der nächsten Produktionsperiode voll für den Einsatz an Arbeit A und Produktionsmitteln K verausgabt. Die Produktion, der Output, wird voll als Input in der nächsten Periode verwendet, sei es als Konsumgüter für die Arbeiter, sei es als Investitionsgüter.

In der nächsten Periode soll die TZK um 5 % gesteigert werden (Wachstumsfaktor 1,05). Damit sich dies aus einzelwirtschaftlicher Sicht rentiert, wird angenommen, dass die Arbeitsproduktivität sich nicht nur um 5 % erhöht, sondern zweimal um 5 %, um insgesamt 10,3 % (Wachstumsfaktor 1,05 mal 1,05 = 1,103). Andernfalls würde sich der Kapitalist besser stellen, wenn er bei der alten Technik, also bei unveränderter TZK bliebe. Durch diese Annahme wird Karl Marx, Band III von Das Kapital, MEW 25, S. 275, Rechnung getragen: "Kein Kapitalist wendet eine neue Produktionsweise, sie mag noch soviel produktiver sein oder um noch soviel die Rate des Mehrwerts vermehren, freiwillig an, sobald sie die Profitrate vermindert."

Wenn sich so die Steigerung der TZK für die Kapitalisten rentiert hat, werden sie in der nächsten Periode die TZK weiter steigern wollen und zwar – so sei jetzt die Annahme - nicht nur in Höhe der erzielten Steigerung der Arbeitsproduktivität von 10,3 % sondern noch einmal um zusätzliche 5 %, also um insgesamt 15,8 % (Wachstumsfaktor 1,05 mal 1,05 mal 1,05 = 1,158).

Schreibt man nach diesem Muster die Zeitreihen immer weiter fort, ergibt sich, dass zunächst der Einsatz an Arbeit laufend gesteigert wird, aber schließlich in immer schwächerem Tempo. In Periode 15 wird der Höhepunkt der Beschäftigung erreicht. Danach kann die TZK unter den hier getroffenen Annahmen nur ausgedehnt werden, wenn gleichzeitig die Gesamtbeschäftigung vermindert wird.

Rein rechnerisch kann die Reihe weitergeführt werden. Marx (und Marxisten wie Henryk Grossmann) gehen üblicherweise davon aus, dass die Steigerung der TZK auch immer größere Beschäftigung in den einzelnen Unternehmen erfordert, so dass spätestens wenn die Beschäftigung insgesamt schrumpft ein starker Zentralisationsprozess anhebt. Damit ändert sich auch der Charakter der Konkurrenz, der „Turbokapitalismus“ macht mehr und mehr Stagnationstendenzen Platz. Der Konkurrenzkapitalismus weicht dem Monopolkapitalismus,

Tabelle

  • A: Einsatz an Arbeit
  • K: Einsatz an Kapital
  • Y: Output
  • K/A: technische Zusammensetzung des Kapitals
  • Y/A: Arbeitsproduktivität
  • W( …): Wachstumsrate in %


Periode A K Y K/A Y/A W(K/A) W(Y/A)
    % %
1 100,0 100,0 206,0 1,0 2,1    
2 100,5 105,5 228,2 1,1 2,3 5,0 10,3
3 103,0 125,2 284,4 1,2 2,8 15,8 21,6
4 111,5 172,9 412,3 1,6 3,7 27,6 34,0
5 129,6 282,8 708,1 2,2 5,5 40,7 47,7
6 161,4 546,7 1 437,3 3,4 8,9 55,1 62,9
7 211,6 1 225,7 3 383,5 5,8 16,0 71,0 79,6
8 283,8 3 099,7 8 984,9 10,9 31,7 88,6 89,0
9 379,0 8 605,9 26 192,4 22,7 69,1 107,9 118,3
10 493,8 25 698,6 82 125,9 52,0 166,3 129,2 140,7
11 619,8 81 506,1 273 495,6 131,5 441,3 152,7 165,3
12 744,5 272 751,1 960 983,9 366,4 1 290,8 178,6 192,5
13 853,2 960 130,6 3 551 968,7 1 125,3 4 162,9 207,2 222,5
14 931,9 3 551 036,8 13 793 779,6 3 810,6 14 802,0 238,6 255,6
Vorlage:Highlight3 align="center"|15 Vorlage:Highlight3 align="right"|969,5 Vorlage:Highlight3 align="right"|13 792 810,1 Vorlage:Highlight3 align="right"|56 256 170,2 Vorlage:Highlight3 align="right"|14 226,6 Vorlage:Highlight3 align="right"|58 025,7 Vorlage:Highlight3 align="right"|273,3 Vorlage:Highlight3 align="right"|292,0
16 960,7 56 255 209,6 240 918 113,2 58 558,8 250 783,5 311,6 332,2
17 906,6 240 917 206,7 1 083 337 619,5 265 742,2 1 194 968,8 353,8 376,5


Die Tabelle stellt dar, wie Output Y und Einsatz an Produktionsmitteln K immer rascher zunehmen, während der Einsatz an Arbeit A nur bis zur Periode 15 ansteigt und ab da zurückgeht.

Diskussion

Entscheidend für das Ergebnis ist, dass die Unternehmen die TZK stärker steigern, als in der Vorperiode die Arbeitsproduktivität gesteigert worden ist, wobei die Rationalität dessen dadurch gewährleistet ist, dass die Arbeitsproduktivität jeweils stärker zu nimmt als die TZK gesteigert worden ist. In der Tabelle ist in der jeweiligen Periode (in der jeweiligen Zeile) die Steigerung der Arbeitsproduktivität immer größer als die Steigerung der TZK. Die Steigerung der TZK in einer Periode ist aber immer größer als die Steigerung der Arbeitsproduktivität in der Vorperiode (in der höheren Zeile).

Letzteres mag man als eine willkürliche Annahme ansehen. Doch wenn gilt, dass eine Steigerung der TZK zu einer noch höheren Steigerung der Arbeitsproduktivität führt, gibt es für die Unternehmen keine Grenzen. Es kommt nur eine äußere Schranke in Frage, wonach die TZK aus irgendwelchen technischen Gründen nicht beliebig rasch gesteigert werden kann. Wenn etwa Nicholas Kaldor mit seiner Funktion des technischen Fortschritts eine auf die Arbeitsproduktivität allmählich nachlassende Wirkung höherer Steigerungsraten der TZK behauptet, kann dies ebenfalls als willkürliche Annahme, um ein gleichgewichtiges kapitalistisches Wachstum darstellen zu können, angesehen werden, zumal bürgerliche Ökonomen selbst dieser Annahme die Eigenschaft „sich wohl-verhaltend“ – eben im Hinblick auf wünschenswerte Gleichgewichtseigenschaften – zusprechen.

Literatur

Marxistische Beiträge, die das Gesetz befürworten:

  • Heinz-J. Bontrup: Arbeit, Kapital und Staat. - Plädoyer für eine demokratische Wirtschaft. PapyRossa-Verlag Köln. Dritte Auflage 2005. ISBN 3-89438-326-7
  • Heinz-J. Bontrup: Zur säkularen Entwicklung der Kapitalrentabilität, in: WSI-Mitteilungen, 53. Jahrg., Heft 11/2000, S. 718 -725
  • Heinz-J. Bontrup: Lohn und Gewinn. Oldenbourg Verlag. München, Wien 2000. ISBN 3-486-25164-3
  • Alan Freeman (1996): Price, value and profit - a continuous, general, treatment in: Freeman, Alan und Carchedi, Guglielmo (Hrsg.) "Marx and non-equilibrium economics". Edward Elgar, Cheltenham, UK, Brookfield, US
  • Henryk Grossmann: Das Akkumulations- und Zusammenbruchsgesetz des kapitalistischen Systems. Leipzig 1929 (neu herausgegeben: Archiv sozialistischer Literatur 8, Verlag Neue Kritik Frankfurt 1970 ISBN 3-8015-0065-9)

Marxistische Beiträge, die das Gesetz eher ablehnen:

  • Duncan K. Foley: Understanding Capital: Marx's Economic Theory. Harvard University Press 1986. ISDN 0674920880
  • Michael Heinrich: Die Wissenschaft vom Wert. Westfälisches Dampfboot, 2003. ISBN 3-89691-454-5
  • Nobuo Okishio, Technische Veränderungen und Profitrate (1961, dt. in: H.G. Nutzinger/ E. Wolfstetter [Hrsg.] Die Marxsche Theorie und ihre Kritik, 2 Bde., Ffm., 1974).
  • Piero Sraffa: Warenproduktion mittels Waren. Nachworte von Bertram Schefold (1976 [Erstveröffentlichung 1960]), Suhrkamp-Verlag Frankfurt/Main