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Geisha

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Japanische Frauen verkleidet als Maiko (Geisha in der Ausbildung) in Kimono und Getas, Kyoto (Japan)

Eine Geisha (jap. 芸者, wörtlich: Person der Künste) ist eine japanische Unterhaltungskünstlerin, die traditionelle japanische Künste darbietet.

Wortherkunft und Terminologie

Der Begriff Geisha, zusammengesetzt aus gei (芸, Kunst/Künste) und sha (者, Person), stammt aus dem Tokyoter Dialekt und wurde von dort in die europäischen Sprachen übernommen. Das Hochjapanische kennt den Begriff geigi (芸妓, Künstlerin), im Kansai-Dialekt werden sie als geiko (芸子) bezeichnet. Eine Geisha in Ausbildung heißt in Tokyo han'gyoku (半玉, Halb-Juwel) und in Kyōto maiko (舞妓, Tänzerin).

Historische Entwicklung

Der Geisha-Beruf hat seine Ursprünge in den taikomochi oder hōkan (am ehesten vergleichbar mit Alleinunterhaltern bei Hofe) und wurde zunächst nur von Männern ausgeübt. Die ersten Geisha-Frauen wurden noch onna geisha (女芸者, weiblicher Geisha) genannt.

Die Blütezeit der Geishas war im 18. und 19. Jahrhundert, in dieser Zeit waren ihre Dienste als Unterhalterinnen gefragt und erschwinglich; auch waren sie Trendsetter im Bereich der Mode. Nach der Meiji-Restauration änderte sich ihre Rolle zu Bewahrerinnen der traditionellen Künste.

In den meisten japanischen Städten gab es in der Vergangenheit so genannte Hanamachi (花街, Blumen-Viertel; hana ist auch ein Euphemismus für eine Prostituierte). In diesen Vergnügungsvierteln lebten Geishas in okiyas (置き屋, weiblichen Großfamilien) zusammen.

Heutzutage existieren hanamachi nur noch in Kyōto, dem Zentrum der japanischen Geisha-Kultur. Die größte und bekannteste hanamachi ist Gion. Die Zahl der Geishas geht stetig zurück, und ihre Dienste sind teuer und exklusiv.

Ausbildung (heute)

Die harte Grundausbildung einer Geisha-Schülerin bzw. maiko (舞子) ist ab dem Alter von 16 Jahren möglich und dauert normalerweise fünf Jahre. In dieser Zeit lernt sie die Grundlagen der traditionellen japanischen Künste wie Kalligraphie (künstlerisches Schönschreiben), Ikebana (Blumensteckkunst) und das Spiel auf mehreren japanischen Musikinstrumenten, z. B. Shamisen, Hayashiflöte und Tsuzumitrommel. Eine Geisha muss auch geübt in Konversation und eine perfekte Sängerin, Tänzerin und Gastgeberin sein und die Teezeremonie beherrschen. Die hohen Kosten für die Ausbildung werden von den Besitzerinnen der ochaya (お茶屋, japanische Teehäuser) übernommen und müssen von den Geishas später zurückgezahlt werden. Viele Geishas üben ihren Beruf bis ins hohe Alter aus.

Unterhaltung

Geishas treten für gewöhnlich bei Feiern oder Versammlungen auf, etwa in Teehäusern (茶屋 chaya) oder in traditionellen japanischen Lokalen (料亭 ryōtei). Die Buchung erfolgt bei einem kenban (検番), also bei einer „Geisha-Agentur“, die die Termine organisiert und die Zeitpläne für Auftritte und Ausbildung verwaltet.

Die Kosten für eine Geisha richten sich nach ihrer Arbeitszeit, die traditionell als Brenndauer bestimmter Räucherstäbchen festgelegt wird, und werden daher „Räucherstäbchengebühr“ (線香代 senkōdai) oder „Juwelengebühr“ (玉代 kyokudai) genannt.

Kleidung und Accessoires

Die traditionelle Berufskleidung der Geishas sind Seidenkimonos, Getas (下駄 Holzsandalen) und schwarze Perücken mit kunstvollen Frisuren. Die Gesichter werden zwar häufig weiß geschminkt und die Lippen dunkelrot bemalt, dies ist jedoch nicht Pflicht.

Geishas und Prostitution

Geishas in der Edo-Zeit

Kurtisane in den 1860er Jahren, Aufnahme von Felice Beato

Das historische Japan der Edo-Zeit (1603 bis 1868) war im Gegensatz zum christlichen Europa sehr offen, was Nacktheit, sexuelle Akte und deren Darstellung anging. Die hanamachi waren Vergnügungsbezirke, in denen Theater und Teehäuser direkt neben Kneipen, Glücksspielhäusern und Bordellen zu finden waren. Eine scharfe Trennlinie zwischen der Geisha, die rein von ihrer Kunst lebt, und einer Prostituierten, die sexuelle Dienstleistungen bietet, gab es damals nicht – Prostituierte boten auch künstlerische Unterhaltung, und für eine Geisha war Sex kein Tabu.

Viele Geishas hatten einen Patron, der sie hauptsächlich unterstützte, dafür aber oft auch entsprechende Gegenleistungen erwartete. Eine solche Beziehung musste nicht geheim gehalten werden, denn sie brachte sowohl der Geisha als auch dem Kunden Ansehen. Der Besitzer des Teehauses konnte eine Geisha auch zwingen, mit einem besonders wichtigen Kunden zu schlafen. Romantische Beziehungen zwischen Geisha und Kunden waren zudem ein beliebter Stoff damaliger Romane.

Geishas heute

Heutzutage sind Geishas Bewahrerinnen der traditionellen Künste und haben nichts mit der japanischen Sexindustrie zu tun. Erotik spielt bei der Unterhaltung der Gäste zwar durchaus eine Rolle, bleibt aber subtil. So wird es bereits als erotisch empfunden, wenn bei der Geisha der Nacken unbedeckt ist oder wenn beim Einschenken des Tees ein Stück des Unterarms sichtbar wird. Beim Hinsetzen darf die Geisha auch kurz mit ihrem eigenen Bein das Bein ihres Gegenübers berühren, was in gewisser Weise schon als erotische Handlung angesehen wird.

Eine der Zeremonien, die den Aufstieg einer Maiko zur Geisha symbolisiert, ist die so genannte Mizuage (水揚げ). Eine Zeremonie gleichen Namens gab es früher auch bei japanischen Kurtisanen und bezeichnete bei diesen die zeremonielle Defloration. Diese Namensgleichheit trug im Westen zu dem verbreiteten Irrtum bei, Geishas seien mit Prostituierten gleichzusetzen.

Commons: Category:Geisha – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien