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2. Badisches Grenadier-Regiment „Kaiser Wilhelm I.“ Nr. 110

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2. Badisches Grenadier-Regiment „Kaiser Wilhelm I.“ Nr. 110

Aufstellung 1852
Staat Großherzogtum Baden Großherzogtum Baden
Streitkräfte Badische Armee / Preußische Armee / Deutsches Heer
Truppengattung Infanterie
Typ Infanterie-Regiment
Unterstellung XIV. Armee-Korps, 28. Division, 55. Infanterie-Brigade
Namensgeber des Regiments: Kaiser Wilhelm I.

Das 2. Badische Grenadier-Regiment „Kaiser Wilhelm I.“ Nr. 110 war ein Infanterieregiment der badischen Armee. Das 1852 aufgestellte Regiment wurde 1871 Teil des badischen Kontingents in der Preußischen Armee.

Geschichte

Das Regiment wurde am 22. Oktober 1852 als 2. Linien-Infanterie-Regiment neu aufgestellt, wobei Soldaten aus dem 4. und 7. Bataillon zusammengezogen wurden, die in ihrem Regimentsstandort Rastatt verblieben. Das neue Regiment gehörte zur 2. Brigade, zusammen mit dem II. Füsilier-Bataillon in Freiburg und dem 4. Infanterie-Regiment in Konstanz. Am 21. September 1867 nahm der Regimentschef König von Preußen die erste Parade über das Regiment ab.

Mobilmachung, Teilnahme an Gefechten und Kampfhandlungen

Krieg Österreich gegen Frankreich und Sardinien (1859)

1859 kam es zur Mobilmachung und Sammeln bei Karlsruhe, aber durch das Regiment wurde nicht ins Kampfgeschehen eingegriffen, da es zu einem Friedensschluss kam (→ Sardinischer Krieg).

Deutscher Krieg (1866)

Im Deutschen Krieg gegen Preußen nahm das Regiment am 24. Juli 1866 an Gefechten an der Tauber/Gefechten bei Werbach teil.

Deutsch-Französischer Krieg (1870/71)

Kommandierender General August von Werder

Im Deutsch-Französischen Krieg war das Regiment an zahlreichen Kampfhandlungen beteiligt. Nach der Mobilmachung am 16. Juli 1870 waren am 20. Juli 900 Mann in Mannheim aufgestellt. Die dem II. Bataillon unterstellten Truppenteile in Durlach rückten bereits am 18. Juli zur Sicherung der Rheinbrücke Maxau aus und stellten bis zum 21. Juli bei Hagenbach Vorposten auf, um die französische Grenze zu beobachten. Kommandierender General war August von Werder. Am 22. Juli sammelte sich das Regiment in Rastatt und verlegte am 30. Juli nach Mühlburg und Knielingen. Am 2. August wurde der Rhein über die Rheinbrücke Maxau überquert. Am 4. August wurde die französische Grenze überschritten und Lauterbourg ohne Widerstand besetzt. Am 6. August zog das Regiment nach Gunstett und traf dort kurz nach der Schlacht bei Wörth ein. Am 7. August wurde Haguenau durch die Kavallerie-Brigade überfallartig gestürmt, so dass es zu keinem Widerstand kam und zahlreiche Gefangene genommen werden konnten. Am nächsten Tag wurde in Brumath, und damit weiter Richtung Straßburg, Quartier bezogen.

Plan von Straßburg zur Zeit der Belagerung 1870

Es folgten sieben Wochen Belagerung von Straßburg. Am 11. August rückte das Regiment dabei weiter vor, über Mundolsheim und Souffelweyersheim, mit Vorposten in Hönheim. Am 13. August kam es zum ersten richtigen Gefecht des Regiments, bei dem 5 Soldaten fielen, als sich ein Vorposten am Kirchhof St. Helena (bei Schiltigheim) zurückzog. Im August 1870 folgten zahlreiche kleinere Gefechte mit einigen Verwundeten bei Schiltigheim, in der Rupprechtsaue und bei Königshofen. Nachdem das Bombardement von Straßburg gescheitert war, folgte die förmliche Belagerung. Beim Ausheben und Sichern von Schützengräben kam es am Morgen des 2. September bei einem Ausfall der Franzosen durch das Straßburger Kronen-Tor in Richtung Kronenburg zu mehreren Gefechten, bei dem das Regiment 20 Tote und 25 Verwundete zu beklagen hatte. Bis zur Kapitulation der Stadt am 28. September kam es noch zu vereinzelten Schusswechseln mit mehreren Verlusten. Insgesamt musste das Regiment vor Straßburg 30 Tote und 59 Verwundete verkraften.

Das Regiment wurde nun Teil des neu zusammengestellten XIV. Armeekorps und marschierte am 3. Oktober Richtung St. Dié. Am 7. Oktober wurden die Vogesen überschritten und in Provenchères, Neuvillers Quartier bezogen. Am 11. Oktober wurde nach einem Gefecht die Kleinstadt Bruyères eingenommen, wobei das Regiment 5 Tote und 32 Verwundete hinnehmen musste. Über Épinal am 13. Oktober, Vesoul am 18. Oktober und Frasne-le-Château am 20. Oktober erreichten die Truppen am 22. Oktober den Ognon in der Gegend von Étuz, wo andere Teile des Armeekorps Feindkontakt hatten. Am 26. Oktober wurde nach Durchmarsch durch Gray in Autrey-lès-Gray Quartier bezogen. Am 27. Oktober kam es am Vingeanne zu Gefechten bei Fahy-lès-Autrey und bei Saint-Seine-sur-Vingeanne, bei denen nur geringe Verluste zu verzeichnen waren. Am 28. Oktober übernachtete das Regiment in Mirébeau, bevor es am 30. Oktober zu einem Gefecht bei Dijon kam[1], bei dem die Stadt unter Verlusten von 14 Toten, 51 Verwundeten und 3 Vermissten erobert werden konnte. In Dijon und Umgebung blieb das Regiment für ungefähr zwei Monate. Während dieser Zeit kam es zu kleineren Gefechten und Scharmützeln, bei Brazey am 5. November und bei Broin am 19. November. Am 27. November wurden bei Gefechten bei Pasques und in der Nähe von Velars-sur-Ouche 14 Soldaten des Regiments verwundet und einer getötet. Am 30. November kam es zum ersten Gefecht bei Nuits-Saint-Georges mit 4 Toten, 38 Verwundeten und 13 Vermissten. Das zweite Gefecht bei Nuits am 18. Dezember war das heftigste des gesamten Krieges. Neben 240 Verwundeten und 4 Vermissten fielen 101 Mitglieder des Regiments, darunter auch der Regimentskommandeur von Renz. Der 18. Dezember wurde später zum Ehrentag des Regiments. Vom 15. bis 17. Januar 1871 fielen in der Schlacht an der Lisaine 6 Regimentsangehörige, 13 wurden verwundet. Nach Ende des Krieges überschritt das Regiment am 28. März den Rhein bei Kehl und erreichte zu einer Parade am 3. April Karlsruhe, von wo aus sich die Regimentsteile wieder auf ihre Garnisonen verteilten.

Schlacht an der Lisaine

Gesamtverlust des Regiments:

Tote: 11 Offiziere / 14 Unteroffiziere / 146 Mannschaften
Verwundete: 25 Offiziere / 46 Unteroffiziere / 381 Mannschaften
Vermisste: 10 Mannschaften

Erster Weltkrieg (1914–1918)

Im Ersten Weltkrieg war das Regiment der 28. Infanterie-Division unterstellt.

Das Zeughaus in Mannheim. Zeitweise eine Kaserne des Regiments

Standorte

Benennung

  • 22. Oktober 1852: 2. Inf. Regt.
  • 9. August 1857: 2. Inf. Regt. Prinz von Preußen
  • 5. Januar 1861: 2. Inf. Regt. König von Preußen
  • 9. September 1869: 2. Grenadier Regt. König von Preußen
  • Bis 1. Juli 1871 führten die Truppenteile die Bezeichnung als Großherzoglich Badische; die Bezeichnung Großherzoglich fällt infolge der Konvention mit Preußen fort.
  • 1. Mai 1871: 2. Badisches Gren. Regt. Kaiser Wilhelm (vom 18.5. mit Zusatz Nr. 110 (bis 1888))
  • 2. August 1888: 2. Badisches Grenadier-Regiment Kaiser Wilhelm I. Nr. 110

Uniform

Soldat in Uniform
Soldat in Uniform

Uniform 1852

Weiße Schulterklappe mit roter "2"
Rote Ärmelpatten

Uniform 1858

Weiße Ärmelpatten

Uniform 1867

Rote Ärmelpatten

Uniform 1914

Dunkelblauer Uniformrock
Rote brandenburgische Ärmelaufschläge
Weiße Schulterklappen mit rotem Namenszug: bekröntes Monogramm "WR I." (das R steht für Rex)

Chef

Regimentschef ab 1893: Wilhelm II.

Regimentschef waren

9. August 1857 bis 8. März 1888: Prinz von Preußen (Kaiser Wilhelm I.)
ab 14. September 1893: Wilhelm II.

Kommandeure

Regimentskommandeure bis 1905

1852–1855: Oberst Dreyer
1855–1858: Oberst von Adelsheim
1859: Oberst Keller
1859–1866: Oberst von Neubronn
1866–1867: Oberst Hoffmann
1867–1868: Oberst von Peternell
1868–1870: Oberst von Renz (gefallen im Gefecht bei Nuits am 18. Dezember 1870)
1870: Major Wolff (mit der Führung beauftragt bis 20. Dezember 1870)
1870: Oberstleutnant Hironimus (mit der Führung beauftragt bis 30. Dezember 1870)
1870–1872: Oberst Stölzel (als Oberstleutnant ab 30. Dezember 1870)
1872–1878: Oberst von Legat
1878–1884: Oberst von Gerhardt
1884–1887: Oberst von Arndt
1887–1890: Oberst von Maliszewski
1890–1893: Oberst von Oppen
1893–1896: Oberst von Perbandt
1896–1899: Oberst von Zastrow
1899–1903: Oberst von Safft
1903–1905: Oberst von Specht
1905–19??: Oberst von Winterfeld

Bekannte Soldaten

Literatur

  • Ernst Becker: Geschichte des 2. Badischen Grenadier-Regiments Kaiser Wilhelm Nr. 110. Berlin 1877.
  • Wilhelm Bodenstein: Offizier-Stammliste des 2. Badischen Grenadier-Regiments Kaiser Wilhelm I. Nr. 110. Oldenburg 1902.
  • von Grüter: Das 2. Badische Grenadier-Regiment Kaiser Wilhelm I. Nr. 110 im Weltkriege 1914/18. In: Erinnerungsblätter deutscher Regimenter. Truppenteile des ehem. preuß. Kontingents. Band 200, Oldenburg 1927.
  • Philipp Koerner: Badener im Feldzug 1870/71 - Erinnerungen eines Einjährig-Freiwilligen vom 2. badischen Grenadier-Regiment Kaiser Wilhelm Nr. 110 an den Feldzug 1870/71. Band 15, Karlsruhe 1900.
  • von L'Estocq: Geschichte des 2. Badischen Grenadier-Regiment Kaiser Wilhelm I. Nr. 110. Leipzig 1905.
  • Karl Morneweg: Das 2. Badische Grenadier-Regiment Kaiser Wilhelm Nr. 110 unter der 25-jährigen Inhaberschaft seiner Majestät des Kaisers Wilhelm I. Heidelberg 1882.
  • Walter Rochlitz: Ehemaliges 2. Badisches Grenadier-Regiment Kaiser Wilhelm I. Nr. 110. Berlin 1938.
  • Wolf Schede: Das 2. Badische Grenadier-Regiment Kaiser Wilhelm I. Nr. 110 im Weltkriege 1914–1918. Heidelberg 1921.

Einzelnachweise

  1. Vgl. dazu: Bataille de Dijon (1870) in der Französischen Wikipedia