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Kloster Maria Münster

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Marienmünster
Lage Deutschland
Rheinland-Pfalz
Koordinaten: 49° 37′ 20,4″ N, 8° 21′ 27,8″ OKoordinaten: 49° 37′ 20,4″ N, 8° 21′ 27,8″ O
Patrozinium Maria
Gründungsjahr 9. Jahrhundert
Jahr der Auflösung/
Aufhebung
1802

Das Kloster Maria Münster war ein Zisterzienserinnenkloster bei Worms in Rheinland-Pfalz. Der Klostername ist in verschiedenen Schreibweisen überliefert, mitunter wurde der Name Nonnenmünster verwendet.

Geschichte

Maria Münster, Ende des 17. Jahrhunderts

Das Kloster soll bereits im 9. Jahrhundert als dem Bistum Worms zugehöriges Frauenstift gegründet worden sein. Die örtliche Überlieferung berichtet, Kaiser Ludwig der Fromme habe es 838 gestiftet, nachdem er in Worms ein Erdbeben mit großen Zerstörungen und vielen Opfern miterlebte.[1] Für die Überlieferung spricht, dass das genannte Naturereignis historisch belegt ist und Maria Münster auch die Kirche zu Berghaselbach in der Pfalz besaß, welche der gleiche Kaiser gegründet haben soll. Auf dem Wormser Klostergelände wurden im 19. Jahrhundert mehrfach römische Funde gemacht und es ist dort ein spätrömischer Friedhof nachgewiesen, was ebenfalls auf ein hohes Alter hindeutet bzw. auf eine frühe Nutzung als religiöse Kultstätte schließen lässt.

Die erste urkundliche Erwähnung von Maria Münster erfolgte 1016, als abbatia S. Mariae, nachdem Mechthildis, die Schwester von Bischof Burchard, das verfallene Stift erneuert hatte.[2] Die Ordenszugehörigkeit des frühen Stifts ist unklar.

Heßheim, Anna selbdritt aus dem Kloster Maria Münster, um 1470

Auf Bestreben des Bischofs Landolf von Hoheneck erfolgte 1236 die Reform nach den Regeln der Zisterzienser. Die damalige Äbtissin des Stiftes war eine Nichte des Bischofs. Das Kloster wurde 1244 dem Kloster Eberbach im Rheingau inkorporiert. Bischof Landolf wurde 1247 in der Kirche von Maria Münster beigesetzt.[3]

1566 wollte der Stradtrat von Worms zwangsweise die neue reformatorische Lehre im Kloster einführen, wogegen sich die Nonnen erfolgreich wehrten und bei Kaiser Maximilian II. beschwerten, der sie unter seinen besonderen Schutz nahm.[4]

Als die Franzosen im Ersten Koalitionskrieg die Rheingegend überfielen, legte General Adam-Philippe de Custine 1791 dem Wormser Fürstbischof eine Kontribution von 400.000 Livres auf. Da die Summe nicht augenblicklich aufgebracht werden konnte, nahm er 14 Personen als Geisel, davon zwei Nonnen und der Propst von Maria Münster.[5] Nach dem Frieden von Lunéville begann Frankreich mit der Klosteraufhebung in den neuen linksrheinischen Landesteilen. Das Kloster Maria Münster wurde 1802 aufgelöst.

Die Gebäude dienten in den folgenden Jahren als Hospital, Pulvermagazin und schließlich ab 1853 den Heylschen Lederwerken, die darin den Teilbetrieb Werk Maria Münster einrichteten. Damals existierte noch ein Gebäude vom alten Kloster.[6]

Heute ist von den Klosterbauten nichts mehr erhalten. An den einstigen Konvent erinnert in Worms die Maria-Münster-Straße. In der katholischen Pfarrkirche von Heßheim befindet sich eine Anna selbdritt Figur aus dem Kloster Maria Münster, die in die Zeit um 1470 datiert wird.[7] In der früher zum Kloster Eberbach gehörenden Pfarrkirche von Hallgarten (Rheingau) wird eine Messkasel mit gotischen Stickereien verwahrt, die ursprünglich aus Maria Münster stammt.[8]

Laut einer örtlichen Sage sollte sich auf dem Friedhof bei Maria Münster das Grab Siegfried des Drachentöters befinden, wonach Kaiser Friedrich III. 1488 dort forschen ließ.[9]

Auswärtiger Besitz

Der Wormser Konvent hatte Besitz in Littersheim, nordöstlich des heutigen Bobenheim-Roxheim. Der Ort selbst wurde zur Wüstung, erhalten blieb das Klostergut, welches immer noch den Namen Nonnenhof (oder auch Littersheimer Hof) trägt.[10][11]

1254 kauften die Ordensfrauen ein Landgut zu Lindesheim, heute ebenfalls eine Wüstung, auf dem Wörschberg zwischen Dirmstein und Obersülzen gelegen; 1266 schenkte man ihnen dort ein weiteres und 1298 erwarben sie das ganze Dorf.[12]

1256 stiftete Gräfin Elisabetha von Leiningen in Maria Münster ein Jahrgedächtnis für sich und ihren Gemahl Emich IV. (Bruder der Bischöfe Heinrich von Leiningen und Berthold von Leiningen von Speyer bzw. Bamberg), wofür sie dem Kloster ihre Stampfmühle in Kindenheim vermachte.[13]

Maria Münster besaß weiterhin ein großes Hofgut in Laumersheim, genannt das Nonnengut, welches 1825 versteigert wurde.[14] Dieser Besitz rührte von den Gütern des Klosters im nahen Berghaselbach her, einem untergegangenen Ort auf dem heutigen Palmberg bei Laumersheim, dessen Pfarr- und Wallfahrtskirche als Mutterkirche aller umliegenden Ortschaften galt und schon sehr früh dem Kloster Maria Münster unterstand (1141 erstmals urkundlich belegt). Auch hier hatte der Konvent bedeutenden Grundbesitz, der später zum Laumersheimer Gut gehörte.[15] Laut dem Wormser Synodale von 1496 existierten zu dieser Zeit noch Kirche und Siedlung von Berghaselbach.[16] An Stelle der früheren Kirche steht seit 1723 auf dem Palmberg eine neue Kapelle, die nach wie vor Ziel von Wallfahrten ist.[17] Aus den alten Berghaselbacher Besitzungen fiel dem Wormser Kloster im 18. Jahrhundert auch der Unterhalt für die neue Pfarrkirche St. Bartholomäus (Laumersheim) zu.[18]

Maria Münster übte das Kirchen-Patronatsrecht in dem mehrfach genannten Berghaselbach aus (später Laumersheim als Nachfolgekirche), ebenso in Dorn-Dürkheim, Ilbesheim, Mühlheim an der Eis, Sausenheim und Obersülzen (1141).

Literatur

  • Johann Georg Lehmann: Urkundliche Geschichte der Klöster in und bei Worms, in: Archiv für hessische Geschichte und Altertumskunde, Band 2, S. 298-316, Darmstadt, 1841; (Digitalscan)

Einzelnachweise

  1. Philipp A. Pauli: Geschichte der Stadt Worms, Worms 1825, Seite 120; (Digitalscan)
  2. Margit Rinker-Olbrisch: Daten zur Geschichte der Stadt Worms
  3. Wilhelm Arnold: Wormser Chronik von Friedrich Zorn, Stuttgart, 1857, Digitalscan
  4. Johann Georg Lehmann: Urkundliche Geschichte der Klöster in und bei Worms, in: Archiv für hessische Geschichte und Altertumskunde, Band 2, Seite 313, Darmstadt, 1841; (Digitalscan)
  5. Varrentrapp und Wenner: Statistisch-politische Briefe über Deutschland von einem ausgewanderten Franzosen an seinen Bruder in Paris, Band 3, Seite 81, Frankfurt am Main, 1793; (Digitalscan)
  6. Ferdinand Werner: Die Wormser Industriellenfamilie von Heyl: öffentliches und privates Wirken zwischen Bürgertum und Adel, 2010, Seiten 343 und 344, ISBN 3884623044; (Ausschnitte aus der Quelle)
  7. Ludwig Stamer: Kirchengeschichte der Pfalz, Band 2, Seite 347, Pilger Verlag, Speyer, 1949; (Ausschnitt aus der Quelle)
  8. Rüdiger Fuchs: Die Inschriften der Stadt Worms, 1991, Seite 504, ISBN 3882264985; (Ausschnitt aus der Quelle)
  9. Webseite zum angeblichen Siegfriedgrab bei Maria Münster
  10. Jörg Fesser: Frühmittelalterliche Siedlungen der nördlichen Vorderpfalz unter besonderer Berücksichtigung der merowingerzeitlichen Bodenfunde und der karolingerzeitlichen Schriftquellen, Diss. phil., Mannheim 2006, S. 624–627; PDF-Ausgabe der Quelle
  11. Foto vom Nonnenhof, Bobenheim-Roxheim
  12. Johann Georg Lehmann: Urkundliche Geschichte der Klöster in und bei Worms, in: Archiv für hessische Geschichte und Altertumskunde, Band 2, Seiten 306, 308, bzw. 311-312, Darmstadt, 1841; (Digitalscan)
  13. ebenda, Seite 307(Digitalscan)
  14. Intelligenzblatt des Rheinkreises, Nr. 262, Speyer, 2. November 1825; (Digitalscan mit Beschreibung des Gutes)
  15. Georg Friedrich Kolb: Statistisch-topographische Schilderung von Rheinbayern, Band 2, S. 200
  16. Michael Frey: Beschreibung des Rheinkreises, Band 2, 1836
  17. Webseite des Bistums Speyer, zur Wallfahrt auf dem Palmberg
  18. Anke Elisabeth Sommer: Das Laumersheimer Pfarrbuch, Laumersheim, 2013