Schelffriedhof Schwerin
Der Schelffriedhof Schwerin der Nikolaikirche war ein historischer Friedhof in der Landeshauptstadt von Mecklenburg-Vorpommern Schwerin. 1925 wurde er zu einer 1,5 Hektar großen Parkanlage umgestaltet und ist unter dem Namen Schelfpark als Garten- und Landschaftsdenkmal bekannt.[1]
Geschichte
Der neue Schelffriedhof war für die Bewohner der Neustadt spätestens 1772 erforderlich, als auf dem Kirchhof an der Schelfkirche Bestattungen nicht mehr möglich waren. In einem Schreiben vom September 1772 heißt es, dass der Schelf-Kirch-Hofe die vielen Leichen nicht mehr fassen kann, und schon2 bis 3 über einander eingescharrt werden.[2] Darauf hin erfolgte 1773 der Ankauf der Ackerflächen auf der Schelfe.
Nach der Vermessung und Kartierung 1777 wurde die Friedhofsanlage als Gottes-Acker noch mit einer Ziegelmauer umgeben.[3] Am 1. Juli 1778 fand die erste Beisetzung auf dem Schelfkirchhof statt. Für ein Haus zur Aufbewahrung der Friedhofsgeräte hatte der Schlosshauptmann von der Lühe im Juni 1778 einen Riß eingereicht. Doch dieser Entwurf wurde nicht ausgeführt. Ein Jahr nach der Inbetriebnahme gab es schon Probleme wegen des zu hohen Grundwassers. 1786 wurde mit Genehmigung des Herzogs die Friedhofsmauer wieder abgetragen. Wir genehmigen ... daß mit Abbrechung der Schelf-Kirch-Hofs-Mauer in diesem Sommer der Anfang gemacht, die Mauer-Steine und Materialien bestens verkauft und das dafür zu lösende Geld zur Pflasterung des Kirch Hofs verwandt werde, als wovon Du eine besondere Berechnung zu führen habest.[4]
1802 erfolgte die erste Friedhofsvergrößerung, die zweite 1831. Dazu reichte Carl Theodor Severin einen Verschönerungsplan ein, der beim Bürgerausschuss der Stadt keinen Gefallen fand. 1840 legte der Schweriner Hofgärtner und Gartengestalter Theodor Klett einen Plan und einen Kostenanschlag vor, der aber unnötige Verwendungen aufwies.[5] Zur Ausführung gelangten 1842 die Verschönerungsvorschläge des Schweriner Domfriedhofsgärtners C. A. W. Lobedanz. Zu weiteren Friedhofserweiterungen kam es 1881, 1883 1897 und 1916. Nach Errichtung des neuen Friedhofes am Galgenberg, dem Alten Friedhof, wurden der Domfriedhof und der Schelffriedhof 1863 geschlossen. Bestattungen waren noch in Ausnahmefällen genehmigt, diese betrafen Beisetzungen in Grabkapellen und Plätzen neben Ehegatten.[6] Weitere Beerdigungen fanden auf dem Friedhof statt, wie aus dem 1921 erstellten Verzeichnis der Kaufgräber auf dem Schelffriedhof zu entnehmen ist. 178 Eigentümer von Kaufgräbern sind in der Liste verzeichnet.[7] Seit Ende des 19. Jahrhunderts wurden dann die vom Magistrat genehmigten Grabkapellen abgebrochen. 1920 wurde der Wunsch nach der Umgestaltung zu einem Park , der der Allgemeinheit zugänglich zu machen ist, ausgesprochen. 1924 verkaufte die Nikolaikirche den Friedhof an die Stadt.[8]
Heute befinden sich noch Grabmäler als Gedenksteine zahlreicher Persönlichkeiten in der Parkanlage gegenüber der damaligen Grenadierkaserne an der Werderstraße. Die Grabsteine der Sophie von Brandenstein (1757–1832) wurden im Jahre 2000 wieder aufgerichtet.[9]
Der Park mit seinen verbliebenen Grabmälern, deren Inschriften teilweise nicht mehr lesbar sind, steht unter Denkmalschutz und ist in der Liste der Kulturdenkmale in Schwerin eingetragen. Der Schelfpark wurde als Gartendenkmal 1998 nach historischen Vorlagen saniert und befindet sich heute in einem gepflegtem Zustand.
Literatur
- Dieter Zander: Die Schweriner Schelfstadt - zur städtebaulichen Entwicklung der barocken Neustadt. Schweriner Reihe, Schwerin 1984.
- Norbert Crede: Eine besondere ... unter unserer Protection neu-angebauter Stadt. Die Gründung der Schweriner Neustadtvor 300 Jahren. In: Mecklenburgisches Jahrbuch 120 (2005) S. 57–85.
- Birgid Holz : Alter Friedhof Schwerin. IN: Bund Heimat und Umwelt in Deutschland. Historische Friedhöfe in Deutschland. Bonn 2007.
- Katja Pawlak: Der Schweriner Schelfpark - Vom Neustädtischen Friedhof zum Gartendenkmal. In: KulturERBE in Mecklenburg und Vorpommern. Band 4, Schwerin 2009. ISBN 978-3-935770-27-9 S. 97–110.
Weblinks
- Literatur über Schelffriedhof Schwerin in der Landesbibliographie MV
- Historische Schweriner Friedhöfe auf sds-schwerin.de
Einzelnachweise
- ↑ Landesamt für Kultur und Denkmalpflege, Abteilung Archäologie und Denkmalpflege. Objektakte Schwerin, Friedhof. Ehemaliger Schelffriedhof.
- ↑ Landeskirchliches Archiv Schwerin, OKR, Specialia Schwerin St. Nikolai Nr. 80.
- ↑ Stadtarchiv Schwerin: Abt. MF. Akte Nr. 30, Akten den Begräbnisplatz der Neustadt betreffend. darin: Lageplan vom Nikolaikirchhof in Schwerin.
- ↑ LKAS, OKR, Specialia Schwerin St. Nikolai Nr. 81.
- ↑ LKAS, OKR,Specialia, Schwerin St. Nicolai, Nr. 82, Kostenanschlag zur Regulierung und Verschönerung des neustädtischen Kirchhofes zu Schwerin. Theodor Klett 1840.
- ↑ LKAS, OKR, Specialia Schwerin St. Nikolai Nr. 83.
- ↑ SAS, Abt. MF. Akte Nr. 30.
- ↑ LAKD/AD, Objektakte Schwerin, Friedhof. Ehemaliger Schelffriedhof.
- ↑ Hamburger kümmert sich seit Jahren um seine „Patenkinder” im Schelfpark schwerin-news.de
Koordinaten: 53° 38′ 17,1″ N, 11° 25′ 21,7″ O