Familienstiftung Pies-Archiv, Forschungszentrum Vorderhunsrück
Der gemeinnützige eingetragene Verein Familienstiftung Pies-Archiv, Forschungszentrum Vorderhunsrück mit Sitz in Dommershausen (Hunsrück) wurde 1986 von Dr. Eike Pies gegründet und unterhält seit 1992 ein Museum mit Archiv und Bibliothek zur Personen-, Regional- und Medizingeschichte.
(ehemaliges Pfarrhaus)
Zweck des Vereins
Neben der weltweiten Erforschung der mehrhundertjährigen Geschichte der Familie Pies (mit Angehörigen beispielsweise in USA, Kanada, Brasilien, Polen, Frankreich, Holland etc.) mit den dazu notwendigen internationalen, interkulturellen Kontakten verfolgt der Verein den Zweck der historischen Erforschung (Kultur-, Orts- und Bevölkerungsgeschichte) des Hunsrück-Nahe-Saar-Gebietes, insbesondere durch
- Sammeln, Archivieren und Dokumentieren von Zeugnissen und Dokumenten, Bildzeugnissen, Nachlässen und Literatur,
- Veröffentlichungen des gesammelten Materials in Form von Schriftenreihen,
- Schaffung und Unterhaltung eines Forschungs- und Kommunikationszentrums mit einem für die Öffentlichkeit zugänglichen Museum,
- Herausgabe einer Mitgliederzeitung, die zweimal im Jahr erscheint,
- Informationsveranstaltungen, bei denen Forschungsergebnisse mitgeteilt werden,
- Pflege der Verbindung mit Archiven, Bibliotheken, Verlagen und Redaktionen,
- Informationen der heimischen wie der auswärtigen Öffentlichkeit,
- Beschaffung und Verwendung von finanziellen Mitteln zur Durchführung der Arbeit des Archivs, für Neuanschaffung der Bibliothek, zur Drucklegung von Publikationen, zum Aufbau und zur Unterhaltung des Forschungszentrums mit Archiv und Museum.
Bibliothek
Die umfangreiche Präsenz-Bibliothek enthält zahlreiche Bücher zur Regionalgeschichte sowie Orts- und Familienchroniken. Die Sammlung von bisher zum Teil unveröffentlichten "Familienbüchern" des Hunsrück-, Eifel-, und Saargebietes umfasst 2.400 Orte mit Daten vieler Millionen Personen der letzten vier Jahrhunderte und darüber hinaus, die auf Kirchenbuchauswertungen und Auswertungen weltlicher Quellen basieren.[1] Dies ermöglichst Familienforschern, in kürzester Zeit individuelle Stamm- und Ahnenreihen zu erstellen.
Museum
Das Vorderhunsrückmuseum beherbergt neben Dauerausstellungen zur Geschichte der Medizin, der Regionalgeschichte und der Geschichte der Familie Pies, insbesondere zur Geschichte der Hunsrücker Knochenflicker, Wechselausstellungen. Zurzeit werden unter dem Titel Unsere Heimat auf alten Landkarten Originallandkarten und Reproduktionen von Karten des Erzbistums Trier und der Grafschaft Sponheim sowie angrenzender Territorien aus mehreren Jahrhunderten präsentiert.[2]
Archiv
Im Archiv werden aufbewahrungswerte Stücke (Möbel, Schmuck, Landkarten, Originalurkunden etc.) aus der Familie Pies und der Region aufbewahrt.[3]
Museumsgebäude
Das Gebäude wurde 1837/38 mit Bruchsteinen als katholisches Pfarrhaus erbaut. Im November 1936 wurde es durch einen Brand zerstört.[4] In den Jahren 1991/92 konnte das Haus nach der alten Bauakte restauriert und für den heutigen Zweck hergerichtet werden. Sehenswert sind die von der Glaskünstlerin Elisabeth Neumann-Wagner neu geschaffenen 34 farbenprächtigen Wappenfenster.
Wissenschaftliche Spezialprojekte
Im Forschungszentrum werden wissenschaftliche Projekte konzipiert, durchgeführt und begleitet, darunter.
- Dissertationen: In den vergangenen Jahren wurden bereits fünf medizinische und zwei juristische Dissertationen betreut.[5] [6] [7] [8] [9]
- Mundart-Audiothek: 2014 wurde mit der Mundart-Audiothek ein Projekt initiiert, das dem immer rapider zunehmenden Aussterben der mundartlichen Vielfalt entgegenwirken soll. Zielsetzung ist es, die unzähligen Nuancen vor allem der Hunsrücker, Eifeler und moselländischen Dialektvarianten aufzuzeichnen und kommenden Generationen nicht nur schriftlich, sondern auch phonetisch zu überliefern. Anhand standardisierter Texte ist zudem eine wissenschaftliche Analyse geplant.
Auszeichnungen
Der Verein zeichnet regelmäßig verdienstvolle Mitglieder und auch Nichtmitglieder, die sich in besonderer Weise um die Ziele des Vereins verdient gemacht haben, mit der 1986 vom Vereinsgründer gestifteten Goldenen Medaille aus. Andererseits wurden die Aktivitäten des Forschungszentrums und seiner Mitglieder vom Land Rheinland-Pfalz durch Ehrennadeln und der Vereinsgründer (aus Nordrhein-Westfalen) mit dem Verdienstorden ausgezeichnet.
Vorstand
Den am 29. März 2014 für vier Jahre gewählten Vorstand bilden
- Vorsitzender: Dr. Norbert J. Pies
- Stellvertreterin: Christa Rauschenberg
- Schatzmeisterin: Dorothee Pies
- Schriftführer: Manfred Pies
- Veranstaltungsorganisator: Franz Josef Wolf
Zugleich wurde der bisherige Vorstandsvorsitzende Dr. Eike Pies zum Ehrenmitglied und Ehrenvorsitzenden gewählt.
Publikationen
Bisher hat der Verein mehrere Dutzend Bücher, Broschüren, Hörspiele und Filme zur Familiengeschichte Pies und zur Regionalgeschichte veröffentlicht. Hier folgt eine kleine Auswahl.
Regionalgeschichte
- Eike Pies: Waldeck im Hunsrück – Geschichte der Herrschaft, der Burg und des Schlosses sowie des gleichnamigen Ritter-, Freiherren- und Grafengeschlechtes, Sprockhövel-Düsseldorf 1983
- Eike Pies: Pies – Piesen – Piesacken, 1. Teil Mönchengladbach 1986, 2. Teil Sprockhövel-Dommershausen 1992; japanische Ausgabe Tokyo 1998
- Eike Pies: Geschichte der ehemaligen Herrschaft Waldeck mit den Dörfern Dorweiler, Korweiler und Mannebach, Sprockhövel 1989
- Eike Pies: Dommershausen – Geschichte eines Hunsrückdorfes, Dommershausen-Sprockhövel 1993
- Eike Pies: Heraldische und andere Kostbarkeiten, Dommershausen-Sprockhövel 2009
Familienforschung
- Eike Pies: Bürgerbücher der Stadt und des Amtes Kastellaun 1568–1798, Sprockhövel-Kastellaun 1991
- Eike Pies: Scharfrichter- und Schindersippen - Geschichte einer "unehrlichen" Berufsgruppe vom 16. bis zum 18. Jahrhundert, dargestellt am Beispiel des ehemaligen Kurfürstentums und Erzstifts Trier sowie in den angrenzenden Herrschaften, mit einer CD-ROM, Solingen 2001
Familiengeschichte Pies
- Eike Pies: 101 alte und probate Geheim-Rezepte – Aus den Aufzeichnungen einer Hunsrücker Medicus-Dynastie, 1. Aufl. Briedel 1993, 2. Aufl. Briedel 1994
- Eike Pies: Diederich Pies (1590–1666), Pfalz-Neuburgischer und Kaiserlicher Regimentsfeldscherer, Begründer der modernen Chiropraktik, Dommershausen-Sprockhövel 2006
- Eike Pies: Pater Dr. Otto Pies S.J. (1901–1960) – Sein Leben in Bildern, Selbstzeugnissen und Augenzeugenberichten, Dommershausen-Sprockhövel 2011
- Eike Pies: Der Pies hilft in Knochen, die Pies in den Wochen – Eine sprichwörtliche Familie im Spiegel der Literatur, Wuppertal 2011
Museumsgebäude
- Eike Pies: Das Alte Pfarrhaus in Dommershausen und seine Wappenfenster, Dommershausen/Sprockhövel 2013
Mitgliederzeitung
Die zweimal jährlich erscheinende Mitgliederzeitung Die Pies-Chronik enthält neben Familien-Personalia auch viele Original-Abhandlungen zur Regionalgeschichte. Die ersten 29 Jahrgänge (1986-2014, Ausgaben 1-58) liegen auch als Digitalisat vor.[10]
Einordnung in Wissenschaft und Verbände
Das Museum hat für den internationalen Austausch das Bibliothekssigel ISIL DE-MUS-935317 [11], es ist Mitglied der Deutschen Arbeitsgemeinschaft genealogischer Verbände, der angeschlossene Verlag ist Mitglied des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels.[12]
Einzelnachweise
- ↑ Verzeichnis: Dorothee Pies: Museums-, Archiv- und Bibliotheksbestände der Familienstiftung Pies in Dommershausen. CD Nr. 3 der von Dr. Eike Pies herausgegebenen Reihe Unser Hunsrück Sprockhövel 2014
- ↑ Norbert J. Pies: Unsere Heimat auf alten Landkarten. Zweiteiliges Begleitheft mit einem Beitrag zur Rechtsgeschichte des Beltheimer Gerichts. Erftstadt 2013.
- ↑ Eike Pies: Heraldische und andere Kostbarkeiten. Sonderband der Schriftenreihe der Familienstiftung Pies-Archiv, Forschungszentrum Vorderhunsrück. Sprockhövel 2009.
- ↑ Feuerwehrmann Alois Pies dabei tödlich verletzt
- ↑ Walid Naal: Arzt und ärztliche Versorgung auf dem Hunsrück seit dem 30jährigen Krieg, beispielhaft dargestellt an der Familie Pies, Diss. med. Düsseldorf 1979.
- ↑ Hans Studener: Der Königlich Preußische Distriktsarzt Jacob Pies (1813–1890), Wundarzt I. Klasse und Geburtshelfer aus Oberwesel in Langenlonsheim. Zur Ausbildung und Tätigkeit der letzten Wundärzte in Preußen, (med. Diss. Mainz 2000), ISBN 978-3-928441-36-0.
- ↑ Peter Winkelmann: Gesundheitswesen, Gesundheitsverhältnisse und medizinische Versorgung der Bevölkerung in der kurtrierischen Amtsstadt Oberwesel im 17. und 18. Jahrhundert, (med. Diss. Bonn 2001) ISBN 978-3-928441-39-1
- ↑ Karl Hieke: Der Landarzt und Arzneimittelfabrikant Johann Andreas Eisenbarth (1663-1727), dargestellt anhand seiner Werbemittel und anderer zeitgenössischer Quellen, (med. Diss. Bonn 2002) ISBN (3-928441-42-6) 978-3-928441-42-6
- ↑ Peter Laufer: Ärztewappen vom 16. bis 20. Jahrhundert aus dem deutschsprachigen Raum unter besonderer Berücksichtigung der medizinischen Emblematik als Spiegel der Heraldik, (med. Diss. Frankfurt/Main 2010) ISBN 978-3-928441-76-6
- ↑ Norbert J. Pies: Digitalisat der Mitgliederzeitschrift Die Pies-Chronik Nr. 1-58. Erftstadt-Lechenich 2014
- ↑ Eintrag bei der DNB
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