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Exilliteratur

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Exilliteratur, auch Emigrantenliteratur ist die Literatur von Schriftstellern, deren Person oder Werk im Heimatland bedroht ist und die das Exil aufsuchen. Meist geben politische oder religiöse Gründe den Ausschlag für diesen Schritt.

Geschichte der Exilliteratur

Bereits in der Antike waren Schriftsteller der Zensur und der Verfolgung durch die Staatsmacht ausgesetzt, so dass sie ihre Werke im Exil verfassten, so Hipponax oder Ovid, im Mittelalter ist u.a. Dante zu nennen.

Exilliteratur als generelles Phänomen entstand mit den Religionskriegen des 16. Jahrhunderts, als zahlreiche protestantische Dichter ihre katholischen Heimatländer verlassen mussten. Bis zum 17. und 18. Jahrhundert war Exilliteratur weitgehend religiöse Literatur; Ende des 18. Jahrhunderts gewann die politische Exilliteratur an Bedeutung.

Im 19. Jahrhundert sind es die deutschen Exilschriftsteller Heinrich Heine, Ludwig Börne, Freiligrath oder Georg Büchner die in Paris bzw. London publizieren. Polnische Exilliteraten in Paris sind etwa Mickiewicz, Slowacki, Krasinski u.a. Aus Russland ist Turgenjew zu nennen.

Im 20. Jahrhundert wächst die Exilliteratur zu einem weltweiten Phänomen. Europa, Lateinamerika, Asien und Afrika bilden Ausgangspunkte zahlreicher exilierter Autoren.

Beispiele:

  • Die deutsche Exilliteratur entstand 1933-1945 als Literatur der Gegner des Nationalsozialismus. Dabei spielten die Bücherverbrennungen am 10. Mai 1933 und der deutsche Überfall auf die Nachbarstaaten 1938/38 eine ausschlaggebende Rolle. Emigrantenzentren entstanden in Paris, Amsterdam, Stockholm, Zürich, Prag, Moskau, New York oder Mexiko.
Deutsche Exilautoren
Dazu zählten Bertolt Brecht, Hermann Broch, Alfred Döblin, Ernst Bloch, Lion Feuchtwanger, Bruno Frank, Oskar Maria Graf, Hermann Kesten, Annette Kolb, Emil Ludwig, Heinrich Mann, Klaus Mann, Thomas Mann, Erich Maria Remarque, Franz Werfel oder Arnold Zweig.
Ernst Toller, Walter Hasenclever, Walter Benjamin, Stefan Zweig begingen Selbstmord im Exil.
In Deutschland verblieben andererseits Schriftsteller, die sich in die innere Emigration zurückzogen, wie Stefan Andres, Reinhold Schneider, Werner Bergengruen oder Gertrud von Le Fort.
Die Werke in die BRD übergesiedelter Autoren (z.B. Günter Kunert, Sarah Kirsch, Jürgen Fuchs) aus der DDR als Exilliteratur zu bezeichnen, ist umstritten. Diese Schriftsteller hatten im Westen oftmals weder Publikations- noch Sprachprobleme, wechselten mithin vom kalten ins warme Wasser.