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Darmstadt-Eberstadt

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Eberstadt
Kreisfreie Stadt Darmstadt
Das 1972 eingeführte Wappen von Eberstadt
Koordinaten: 49° 49′ N, 8° 39′ OKoordinaten: 49° 49′ 8″ N, 8° 38′ 42″ O
Höhe: 115 m ü. NN
Einwohner: 22.850 (31. März 2013)
Eingemeindung: 1. April 1937
Postleitzahl: 64297
Vorwahl: 06151
Karte
Lage von Eberstadt innerhalb von Darmstadt

Eberstadt ist ein Stadtteil von Darmstadt mit rund 22.000 Einwohnern, der im Süden der Stadt liegt und zusammen mit Arheilgen im Jahr 1937 eingemeindet wurde.

Geographie

Eberstadt grenzt im Nordosten an den Stadtteil Bessungen, im Osten an die Gemeinde Mühltal, im Süden an die Gemeinde Seeheim-Jugenheim, im Westen an die Stadt Pfungstadt und im Nordwesten an die Heimstättensiedlung im Stadtteil Darmstadt-West. Es ist am östlichen Rand der Oberrheinebene gelegen, am Kreuzungspunkt der Bergstraße mit der aus dem Odenwald heraustretenden Modau. Südlich der Modau wird das Ortsgebiet von Binnendünen durchzogen, die im Osten auf den Granit des Odenwalds stoßen. Im Nordosten läuft der Odenwald als Hügelland aus.

Geschichte

Eberstadt war zur Zeit Karls des Großen eine kleine Einzelhofsiedlung südlich der Modau, am Kreuzungspunkt zweier Handelswege. Bereits die Römerstraße von Ladenburg nach Seligenstadt führte hier vorbei. Die erste urkundliche Erwähnung, in der ein gewisser Walther und seine Gemahlin Williswind dem Kloster Lorsch ihre Güter übereignen, datiert vom 1. September 782. Vielleicht war jener fränkische Edle auch der Stifter der einstigen Laurentiuskirche, die baulich mehrfach verändert, noch heute als Dreifaltigkeitskirche auf einer der Sanddünen steht.

Im 13. Jahrhundert kam Eberstadt an die Herren von Frankenstein. Es blieb über 400 Jahre in deren Besitz. Die Frankensteiner, deren Burg 1252 erstmals erwähnt wird, waren die Orts-, Gerichts- und Kirchenherren. Sie hatten ihre Grablege in der alten Kirche, wo noch heute Grabsteine, Wappen und Inschriften an sie erinnern. Die zähen Bemühungen der Landgrafen von Hessen-Darmstadt, die vor ihrer Residenz liegende kleine Herrschaft zu erwerben, waren 1661 erfolgreich. Die Frankensteiner verkauften ihren Besitz und zogen nach Mittelfranken.

Im Dreißigjährigen Krieg brannten die Schweden 1635 fast das ganze Dorf ab. Viele der Einwohner, die sich ins befestigte Darmstadt retten konnten, starben dort an der Pest. Über 40 Jahre dauerte der Wiederaufbau.

Im 18. Jahrhundert verbesserte sich die soziale Lage der Einwohner Eberstadts. Der lebhafte Reiseverkehr durch den Ort ließ Handel und Gewerbe aufblühen, und längs der Hauptstraße entstanden viele große Gasthöfe. Goethe kehrte im Gasthaus „Zum Ochsen“ ein und begann dort sein Tagebuch mit den Worten: „Eberstadt, den 30.10.1775. Hier läge denn der Grundstein meines Tagbuches“.

Im 19. Jahrhundert verhalfen die neue Main-Neckar-Bahn und die beginnende Industrialisierung Eberstadt zu weiterer Entwicklung. Die Einwohnerzahl nahm stark zu, und es regte sich ein vielfältiges Vereinsleben. Das 1847 erbaute Rathaus zeugt noch heute von dem Selbstbewusstsein der aufstrebenden Gemeinde.

Nach 1900 zählte Eberstadt gut 6000 Einwohner und hatte sich im Norden mit einer Villenkolonie bis zur Gemarkungsgrenze Darmstadts ausgedehnt. Eine schmalspurige Vorortbahn verband beide Orte. Es entstanden ein eigenes Wasser-, Gas- und Elektrizitätswerk, eine Volksbibliothek, ein Volksbad, eine neue Friedhofshalle und zwei neue Schulen. Weitere Industrie, darunter sechs Brauereien, siedelte sich an, und die Straßenbeleuchtung wurde eingeführt. 1914 wurde die Vorortbahn elektrifiziert und als Straßenbahn betrieben. Diese konnte erst 1936 als Überlandbahn bis Seeheim und Jugenheim verlängert werden.[1]

Am 1. April 1937 wurde die bis dahin selbstständige Gemeinde ein Teil von Darmstadt.

Wappen

Das 1972 eingeführte Wappen

Das im örtlichen Vereinswesen und in der Heimatpflege noch verwendete Eberstädter Wappen geht zurück auf das Siegel des früheren Ortsgerichts. Dieses von den Herren von Frankenstein eingesetzte Gericht unter Leitung eines Schultheißen war zuständig für die niedere Gerichtsbarkeit wie auch für die Beglaubigung aller Rechtsgeschäfte der Dorfbewohner. Der älteste Beleg dieses Siegels stammt vom Oktober 1617 und zeigt einen Eber mit drei Eicheln.

Nach dieser Vorlage wurde 1972 das heute gebräuchliche Wappen nach heraldischen Regeln gestaltet. Es zeigt einen Eber im oberen Feld und Eicheln im unteren. Die obere Hälfte des Wappenschildes ist gelb, die untere schwarz, der Eber dunkelrot, seine Hauer sind weiß. Mit der Farbgebung Rot und Gold soll auf die Farben der Herren von Frankenstein hingewiesen werden.

Wann das Siegel zum ersten Mal aufkam, ist unbekannt. Es ist durchaus möglich, dass sich noch ältere Siegelabdrucke als der von 1617 finden lassen. Das Wappentier jedenfalls lässt sich leicht aus dem Ortsnamen erklären. Der Name Eberstadt wiederum kann möglicherweise auf einen Namen zurückgeführt werden, vermutlich den desjenigen fränkischen Adligen, der im 7. oder frühen 8. Jahrhundert die Siedlung gründete.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Wohnturm und Gebäuderuinen im Inneren der Burg Frankenstein
Streuobstwiesen nahe dem Prinzenberg

Auf dem Frankensteinmassiv südöstlich von Eberstadt liegt, allerdings auf Mühltaler Gemarkung, nahe Nieder-Beerbach, die Burg Frankenstein aus dem 13. Jahrhundert, die 1662 von der Herrschaft von Hessen-Darmstadt erworben wurde.

Nordöstlich Eberstadts, am Fuße des Prinzenbergs, liegen Streuobstwiesen mit teils altem Baumbestand, die Dünen im Südwesten stehen als Lebensraum wärmeliebender Arten, die sonst im Mittelmeergebiet vorkommen, teils unter Naturschutz.

Verkehr

Der Bahnhof von Darmstadt-Eberstadt
Haltestelle Modaubrücke

Der Stadtteil besitzt mit dem Bahnhof Darmstadt-Eberstadt einen Bahnanschluss an der Main-Neckar-Eisenbahn. Es bestehen Verbindungen nach Heidelberg und Mannheim über Bensheim und nach Frankfurt über Darmstadt und Langen. Vom Gleis 3 zweigt auch die Pfungstadtbahn – eine kurze Stichstrecke nach Pfungstadt – ab, die 1955 für den Personenverkehr eingestellt wurde (1997 für den Güterverkehr) und im Dezember 2011 als Verlängerung der Odenwaldbahn von Erbach nach Darmstadt wieder in Betrieb genommen wurde.[2] Darmstadt-Eberstadt besaß einen Güterbahnhof mit Verladestationen, dessen Anlagen teilweise noch betriebsfähig sind. Das 1846 erbaute Stationsgebäude wurde im März 1966 abgerissen und durch eine schlichte Empfangshalle ersetzt.[3]

Die Straßenbahnen in Richtung Norden fahren in die Darmstädter Innenstadt (Linien 6 bis 8) und zum Hauptbahnhof (Linie 1). Südwärts fahren die Linien 6 und 8 nach Seeheim-Jugenheim und Alsbach-Hähnlein. Innerhalb des Stadtteils und nach Pfungstadt, Mühltal und Mühltal-Nieder-Beerbach verkehren Linienbusse.

Eberstadt liegt am Kreuzungspunkt der B 3 mit der B 426. Beide Fernstraßen wurden aus dem Ort heraus und auf eine Umgehungsstraße verlegt. In diese mündet auch der Anschluss Darmstadt-Eberstadt (bis 2004: Pfungstadt) der A 5.

Gewerbe

Die Unternehmen Goldwell und Software AG haben ihren Sitz in Darmstadt-Eberstadt.

Persönlichkeiten

Einzelnachweise

  1. Hermann Bürnheim/Jürgen Burmeister: Bahnen und Busse rund um den Langen Ludwig. Stadtverkehr in Darmstadt. 3. Auflage Alba, Düsseldorf 1987, ISBN 3-87094-333-5, S. 46.
  2. Pressemitteilung des RMV
  3. Werner Kohlmann: 125 Jahre Nebenbahn Eberstadt – Pfungstadt. Die Geschichte des Bahnhofs Pfungstadt von der Planung über die Eröffnung 1886 bis zur Wiederinbetriebnahme 2011, Selbstverlag, Pfungstadt 2011, S. 76.
Commons: Eberstadt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien