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Frank Sinatra

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Francis Albert "Frank" Sinatra (* 12. Dezember 1915 in Hoboken, New Jersey; † 14. Mai 1998 in Los Angeles) war ein US-amerikanischer Schauspieler, Sänger und E ntertainer, der aufgrund seiner charakteristischen Stimme den Beinamen The Voice erhielt.

Leben

Datei:Young Frank Sinatra.jpg

Sinatras Vater, ursprünglich aus Sizilien war ein Profiboxer, Feuerwehrmann und Kneipier, sei ne Mutter (Ligurien) die örtliche Präsidentin der Demokratischen Partei. Es ist anzunehmen, dass das Einzelkind allgemein in bescheidenen, für italo-amerikanische aber in besseren Verhältnissen aufwuchs. Schon früh fühlte er sich von der Musik ang ezogen. Nebenbei war er ein ausgesprochener Fan von Gangsterfilmen, sein Lieblingsschauspieler war Edward G. Robinson. Während der Rezession in den 1930er Jahren hatte er, als einer der wenigen zu dieser Zeit, einen Job als Sportjournalist und verdiente 15 $ die Woche. Nebenbei sang er 1935 in einer vierköpfigen Vokalgruppe, den Hoboken Four, und ging mit ihnen auf seine erste nationale Tournee.

Ähnlich seinem musikalischen Vorbild Bing Crosby, wollte Frank Sinatra es ohne ei ne Band schaffen, als er sich professionell der Musik zuwandte. Da der Erfolg ausblieb, schloss er sich 1939 der damals bekannten Big Band von Harry James an. Zusammen mit seiner Band nahm er den Titel All Or Nothing At All auf. Drei Jahre später sollte dieser Titel die Charts anführen und Sinatra zum Star neben Bing Crosby machen. Der Wechsel zu Tommy Dorsey und seiner Band im Jahre 1940 brachte ihm weitere Popularität. Ab 1942 wandelte er dann auf Solopfaden, nachdem ihn Dorsey auf seinen Wunsch hin aus dem längerfristigen Vertrag entlassen hatte. Im Jahre 1939 heiratete er seine erste Frau Nancy. Aus dieser Ehe ging 1940 seine erste Tochter Nancy Sinatra (später kurzzeitig seine Duettpartnerin) hervor; ihr folgten 1944 Frank Sinatra jr. (1988-1995 Sinatras Orchesterleiter) und 1948 Christina, die als Filmproduzentin arbeitet.

Vor allem die jungen Mädchen standen auf Frankie Boy, der es nun auf 25.000 $ Wochengagen gebracht hatte und auch als Schauspieler in Musicals und Komödien Erfolge feierte. Außerdem war er mehrmals wöchentlich im Radio zu hören, auch mit eigenen regelmäßigen Shows wie Songs By Sinatra.

Für den von ihm konzipierten und realisierten Kurzfilm "The House I Live In" (RKO Radio Pictures, 1945), in dem er (als alleiniger Hauptdarsteller) ein Plädoyer für die Gleichberechtigung aller Rassen und Religionen hielt, wurden Sinatra selbst, Produzent Frank Ross und Regisseur Mervyn LeRoy Anfang März 1946 mit einem extra neu geschaffenen Sonder-Oscar ausgezeichnet. (Sinatra gewann später noch zwei weitere Oscars, 1954 wie unten erwähnt den Preis als bester Nebendarsteller und 1971 den "Ehren-Oscar"/Jean-Hersholt Humanitarian Award; dazu kam eine Nominierung als bester Hau ptdarsteller in "The Man With The Golden Arm" 1956).

Doch mit Beginn der 1950er versank sein Stern mehr und mehr. Zudem verlor Frankie Boy seinen Ruf als Saubermann, er hatte zahlreiche Affären mit Frauen, und schließlich wurde seine erste Ehe mit Na ncy 1951 geschieden. Die zweite Ehe mit Ava Gardner hielt nur von 1951 bis 1957. Zahlreiche weitere Affären mit Showkolleginnen sollten folgen. Im Frühjahr 1950 traten Blutungen an den Stimmbändern auf, die seine Stimme kurzzeitig außer Ge fecht setzten. Zwei Jahre später, im Herbst 1952, verlor er seinen Plattenvertrag bei Columbia Records, und die Gesangskarriere schien am Ende.

Frank Sinatra und Eleanor Roosevelt 1960

1952 hatte F rank Sinatra sich für eine ernste Rolle beworben, in die er nun alle Hoffnungen legte, seiner Karriere zu einem neuen Aufschwung zu verhelfen, die des Angelo Maggio in Verdammt in alle Ewigkeit. Der Regisseur des Filmes, Fred Zinnemann, wa r jedoch nicht bereit, die Rolle Frank Sinatra zu geben. Gerüchten zufolge wurde Frank Sinatra erst von Zinnemann engagiert, nachdem dieser massiv von der Mafia bedroht worden war. Dieser Vorfall wird in einer Szene des Filmes Der Pate nachgestellt: D ie Figur des Johnny Fontane, einem weinerlichen Schnulzensänger, der beim Paten um "Unterstützung" bei seiner Karriere bettelt, ist dabei Sinatra nachempfunden. So geschah, was keiner für möglich gehalten hatte: Frank bekam nicht nur die Rolle, so ndern auch den Oscar als bester Nebendarsteller. 1953 schloss er einen neuen Plattenvertrag mit Capitol Records und nahm bahnbrechende Alben auf, viele davon mit dem Arrangeur Nelson Riddle. Das bis dahin unglaublichste Comeback in der Showbranche war geglückt.

In den 1960er und 1970er Jahren war Frank Sinatra der Entertainer schlechthin, hatte eigene Fernsehshows, ging auf Tourneen im In- und Ausland und filmte erfolgreich. 1962 war er kurzzeitig mit der Tänzerin Juliet Prowse ve rlobt, aber erst 1966 heiratete er wieder: Mia Farrow, eine jüngere Schauspielkollegin. Doch auch diese Ehe hielt nicht lange: 1968 bereits wurde sie geschieden. Erst 1976 fand Frank mit seiner vierten Frau Barbara sein privates Glück.

Ne ben seinen Frauengeschichten sagte man Frank Sinatra immer wieder Alkoholprobleme nach. Besonders mit seinen Freunden Sammy Davis jr., Dean Martin und Peter Lawford, mit denen er legendäre Auftritte im "The Sands" in Las Vegas hatte (b ekannt als "The Rat Pack"), waren angeblich regelrechte Gelage keine Seltenheit. Sein Entertainerauftritt im eleganten Smoking mit dem Whiskyglas in der rechten Hand und dem Mikrofon in der Linken war charakteristisch für ihn. Zudem wurde Frank Si natra immer wieder nachgesagt, Verbindungen zur Mafia (Mob) zu unterhalten, in deren Clubs er in den 1940er Jahren gesungen hatte. Auch hatte er sein Einkommen unter anderem in Las Vegas angelegt, damals eine Hochburg der Mafia. Das The Sand s war von dem Gangster Meyer Lansky gegründet worden, der Mafioso Willie Moretti hatte angeblich Tommy Dorsey mit Gewalt gezwungen, den Vertrag mit Sinatra aufzulösen ("Ein Angebot, das man nicht ablehnen kann!"), und aus dem Jahr 1977 e xistiert ein Gruppenbild, das Sinatra mit mehreren New Yorker Mafiosi zeigt.

Sinatra kann als überaus produktiver Künstler bezeichnet werden, der in seiner Karriere insgesamt ca. 1.200 Lieder im Studio einspielte und mit auch live dargebotenen Interpreta tionen rund 1.800 verschiedener Songs sein musikalisches Vermächtnis aufbaute. Musikalisch beschränkte sich Sinatra seit seinem Comeback nach zweijähriger Bühnenabstinenz im Jahre 1973 nicht nur darauf, bereits veröffentlichte Songs immer wieder neu z u interpretieren, er nahm auch im Jahr 1979 mit "Theme from New York, New York" einen absoluten Superhit auf, der mit zu seinem Markenzeichen wurde.

Frank Sinatra war ein Mann der Superlative:

  • Von 1955 bis 1995 war mindestens ein Song von Sinatra in d en amerikanischen Billboard-Charts vertreten.
  • Mit einem der legendärsten Konzerte der Musikgeschichte, dem "Main Event" im Jahre 1974 erreichte er das, was nur Elvis Presley kurze Zeit vorher bereits erreicht hatte: Er überflügelte mit dieser Li ve-Übertragung die Einschaltquoten der Mondlandung. Überhaupt ist zu vermuten, dass er nach Elvis Presley der erfolgreichste Live-Interpret war.
  • Die Schätzungen über die Gesamtzahl der verkauften Platten schwankt sehr stark, es ist jedoch anzunehmen, dass er neben den Beatles und Elvis Presley der Künstler mit den meisten verkauften Tonträgern war. Vor allem bei Alben, ein Medium, das er mitgeprägt hat (speziell die sogenannten Concept-Alben), gilt er auch heute noch als der absolute Rekordh alter. Er hatte Plattenverträge mit Columbia, Capitol und später mit seinem eigenen Plattenlabel Reprise Records/Warner Music Group. Seine letzten neuen Aufnahmen entstanden 1993 für ein Duett-Doppelalbum mit diversen internationalen Showgrößen.

Sinatras Verhältnis zu Deutschland, wo er erstmals im Dezember 1951 gastierte, war gespalten. Noch in den 1970ern pflegte er auf Nachfrage nach seiner Meinung zu Deutschland einen Nazi-Witz zu erzählen. Da Sinatra-Konzerte bereits in diesem Jahrzehnt sehr viel mehr als nur Konzerte waren, sondern vielmehr Zelebrierungen einer lebenden Legende, war Sinatra natürlich gewohnt, vor ausverkauftem Haus aufzutreten. Der Kartenverkauf für drei im Mai 1975 in Westdeutschland geplante Konzerte verlief allerdings sc hleppend, nicht zuletzt aufgrund hoher Eintrittspreise. Auch sonst stand die Tournee unter keinem guten Stern; sein Dirigent Don Costa erkrankte nach dem zweiten Deutschlandkonzert schwer, und ein dritter in Berlin geplanter Auftritt wurde abgesagt. Zwar absolvierte Sinatra seine beiden Auftritte in München und Frankfurt kommentarlos, doch einige Tage später in London waren einige

Der "Frank Sinatra Park" in Hoboken bietet einen faszinierenden Blick auf die New Yorker Skyline

abfällige Bemerkungen über das deutsche Publikum die Folge, und erst 1989 kam Sinatra (zusammen mit Liza Minnelli und Sammy Davis jr.) wieder nach Deutschland. 1991 folgte ein weiterer Auftritt in Frankfurt im Rahmen seiner "Diamond Jubilee"-Welttournee. Bei seinen letzten Konzerten in Deutschland Ende Mai und Anfang Juni 1993 in Dortmund, Hamburg, Berlin, Stuttgart und Köln fühlte sich Sinatra dann nach eigener Aussage sehr wohl. Die fünf Konzerte waren zugleich seine letzten Konzertauftritte überhaupt in Europa. Doch noch im Jahr 1994 absolvierte Sinatra über 80 Auftritte und unternahm Konzertreisen auf die Philippinen und nach Japan. Seinen allerletzten Gesangsauftri tt hatte Sinatra im Februar 1995 in Palm Springs. Seinen früh zurückweichenden Haarwuchs versuchte er unter seinen typischen eleganten Hüten zu verbergen, und er war einer der berühmtesten Toupetträger der Musikgeschichte.

1998 starb Frank Sinatra, der ein starker Raucher war, nachdem er schon länger krank gewesen war und Anfang 1997 einen Herzinfarkt erlitten hatte. Zu seinen Ehren wurden in Las Vegas für drei Minuten die Lichter der Stadt gedimmt, und das Empire State Building in New York City wurde für drei Tage in blaues Licht getaucht. Seinen Fans wird er als The Voice bzw. als Old Blue Eyes (er hatte bemerkenswerte blaue Augen) immer in Erinnerung bleiben. Sinatra liegt in Cathedral City in Kalifornien be graben.

2001 landete Robbie Williams einen Überraschungserfolg mit seinem Album "Swing When You're Winning", eine Hommage an sein großes Vorbild.

Musikalische Bedeutung

Sinatras Stern auf dem Hollywood Walk Of Fame

Sinatra gilt bei vielen als der bedeutendste Songinterpret des 20. Jahrhunderts. Diese in den Medien heute oft wiederholte Wertung stimmt aus der Rückschau zweifellos, vernachlässigt aber viele andere Interpreten, deren Beitrag für die Entwicklung der "Pop"-Musik des 20. Jahrhunderts jedenfalls zeitweise ähnlich bedeutsam war, wie z.B. vor allem Bing Crosby, Al Jolson, Rudy Vallee oder Mabel Mercer und manch andere, die auch Sinatra selbst, außer diesen Vieren, mehrfach als seine wesentlichen Idole bzw. stilbildenden Einflüsse für seine eigene Arbeit genannt hat.

Aufgrund der "Effekte", die Sinatra bei seinem Publikum hervorrief, setzen viele heute zu Recht sein Erscheinen und sein musikalisches Wirken mit dem der Beatles und Elvis Presley gleich. Sinatra löste in den 40er Jahren als Erster ein Phänomen aus, das den allermeisten Künstlern verwehrt blieb und nach ihm nur Elvis und die "Fabulous Four" in einem ähnlichen Maße zu erzeugen i mstande waren: Die Massenhysterie. Tausende junger Mädchen, die sogenannten "Bobbysoxers", kippten z.B 1943 beinahe um, schrien und waren verzaubert, als sie ihren Star im New Yorker Paramount Theatre bewundern durften. Dabei tat Sinatra n ichts anderes als viele andere Big-Band-Sänger der Zeit auch, nämlich romantische Lieder zu singen. Aber er hatte dabei, im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen, eben von Anfang an "das gewisse Etwas" und läutete damit eine neue Ära in der Musiklandsc haft ein. Vor allem Sinatra machte romantische Balladen modern, wo früher die Big Bands insofern maßgebend gewesen waren, als daß sie ihren jeweiligen "Stimmen", also den Sängerinnen und Sängern, keine musikalische Hauptrolle beim aßen.

Gesanglich setzte Frank Sinatra mit vielen seiner Alben gleich mehrfach bis heute unerreichte Maßstäbe, was Phrasierung, Timing und lyrische Tiefe betrifft. Nicht umsonst soll Dionne Warwick dazu einmal treffend bemerkt haben: "Er könnte den Menschen das Telefonbuch vorsingen und es würde ihnen immer noch gefallen!". Die knapp 1900 Lieder, die Sinatra im Laufe seiner mehr als ein halbes Jahrhundert lang währenden Karriere im Studio aufgenommen und/oder auf der Bühne gesungen hat, wirkten und wirken bis heute in vielerlei Hinsicht stilbildend für ganze Genres - nicht nur in der Gesangssparte, sondern auch und gerade bei Instrumentalisten. Es gibt kaum einen namhaften Jazzmusiker, von Oscar Peterson zu Miles Davis, der sic h nicht entsprechend darüber geäußert hat, wie sehr Sinatras Aufnahmen sie beeinflußt haben - bezeichnenderweise mehrheitlich Instrumentalisten.

Seine wichtigsten Plattenalben und berühmtesten Songs

siehe Frank Sinatra/Songs und Alben

Sein e wichtigsten Filmrollen

siehe Frank Sinatra/Filmografie

Seine wichtigsten Konzertperioden/Sinatra-Auftritte in Deutschland

siehe: Frank Sinatra/Konzerte

Zitate

  • I think people admire anyone who can get up and sing a love s ong. (Ich denke, die Leute bewundern jeden, der sich hinstellen und ein Liebeslied singen kann.)
  • I play to all people of any color, creed, drunk or sober. (Ich spiele für alle Menschen, unabhängig von Hautfarbe oder Religion, egal ob sie betrunken sind oder nüchtern - 1981)
  • When I sing, I think I'm honest. (Wenn ich singe, bin ich glaube ich aufrichtig - LIFE Interview 1965)
  • May you all live to be 150 years old, and may the last voice you hear be mine! (Auf daß Ihr alle 150 Jahre alt w erdet und die letzte Stimme, die Ihr hört, die meinige ist! - Toast zum Publikum in zahllosen Konzerten)
  • What happens to the world tomorrow, depends on what we do for the children today (Was morgen mit der Welt passiert, hängt davon ab, was wir heut e für unsere Kinder tun - Rede in Israel 1962)

Literatur

Bibliografie:

  • Leonard Mustazza: Sinatra - An Annotated Bibliography 1939-1998. Westport, Greenwood Pr., 1999, ISBN 0-313-30829-2

Zuverlässigste und ausführlichste gedruckte Diskograf ie:

  • Luiz Carlos do Nascimento Silva: Put Your Dreams Away. A Frank Sinatra Discography. Westport, Greenwood Pr., 2000, ISBN 0-313-31055-6

Filmografie:

  • Daniel O'Brien: The Frank Sinatra Film Guide. London, Batsford, 1998, ISBN 0-7134-8418-7
  • Scott Allan Nollen: The Cinema of Sinatra. The Actor, on Screen and in Song. Lowell, King Printing, 2003, ISBN 1-887664-51-3

Grundlegende Biografien und Studien:

  • Will Friedwald: Sinatra! The Song Is You: A Singer's Art. New York City, Scribner, 1995, ISBN 0-684-19368-X
  • Charles L. Granata: Sessions with Sinatra. Frank Sinatra and the Art of Recording. Chicago, A Cappella Books, 1999, ISBN 1-55652-356-4
  • Richard Havers: Sinatra. London, Dorling Kindersley, 2004, ISBN 1-4053-0089-2 ; d eutsche Ausgabe: Sinatra. Sein Leben-seine Musik-seine Filme. Starnberg, Dorling Kindersley, September 2005, ISBN 3-8310-0773-X
  • Nancy Sinatra: Frank Sinatra - An American Legend. London: Virgin Books, 1998, ISBN 1-85227-543-X

Weiteres in Auswah l:

  • John Collins: The complete guide to the music of Frank Sinatra. London, Omnibus Pr., 1998, ISBN 0-7119-6624-9
  • Deborah Holder: Frank Sinatra – I did it my way. München, Heyne, 1995, ISBN 3-453-09103-5

Siehe auch

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