Zum Inhalt springen

Dun

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 28. Januar 2006 um 21:10 Uhr durch MarkusHagenlocher (Diskussion | Beiträge) (Literatur). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Datei:Fearbhal.jpg
Dun Fearbhai auf der Araninsel Inisheer

Ein Dun ist ein zumeist kreisrunder, mit einer Mauer umgebener vorzeitlicher Kultkomplex. Es ist die irische (gälische) Bezeichnung für eine Anlage die regional auch als Caher, Cathair oder Cashel und lage- form- bzw. materialbezogen auch als bzw. Cliff-, Caostal-, Hill-, Promontory-, Ring- oder Steinfort bezeichnet wird. Gleichartige, jedoch aus Erdwällen und Pfostenringen errichtete runde Komplexe heißen in Irland Rath, in England Henge und in Deutschland Erdwerk.

Irland

Dun ist losgelöst vom Bezug auf einstige oder noch existente Anlagen, ein Namensteil irischer Castles (Dunguire Castle) oder Orte (Dundalk, Dun Loaghaire). Mitunter kommen auch die verfremdeten Formen "Don" oder "Doon" (Donaghmore, Donegal, Doonmore) vor. Alle verweisen auf ein gegebenenfalls ausgegangenes Dun. Die bekanntesten (weitgehend) erhaltetene irischen Duns sind Dun Aenghus auf der Araninsel Inishmore und Dunbeg (das kleine Dun - Dunmore das große Dun) auf der Dingle-Halbinsel im Co. Kerry.

Unter den restaurierten (und primär daher) großen Duns, die auch als Steinforts bezeichnet werden, sind Staigue Fort in Co. Kerry und der Grianan of Ailech in Co. Donegal hervorzuheben. Merkmal jener Duns die Cliff Fort heißen ist ihre Form und Lage. Im Inland liegen sie an einer steilen hohen Geländekante, am Meer an einer Steilklippe. Diese Lagen hatten den Vorteil, daß man beim Bau der Umwallung einen größeren Teil (etwa 40%) einsparte und Halbkreisartige Anlagen schuf. Anlagen die auf einem Sporn liegen werden als Promontoryfort (Vorgebirgsfort) bezeichnet. Duns entstanden sogar auf winzigen Inseln, wie Doon Lough (übersetzt: das See-Dun), in Donegal, das 90% der gesamten Felseninsel einnimmt und zuweilen auch als Crannóg angesehen wird. Ein anderes Merkmal von Duns (oder Raths) können Souterrains sein, die (offenbar) auch als eigenständige Anlage vorkommen, aber oft im Kontext mit Raths oder Duns, wie im Drumena Cashel in Co. Down angetroffen werden. Ingesamt können der Gattung Ringanlagen aus Erde und Stein auf der irischen Insel (also incl. Nordirland) die gewaltige Zahl von 35.000 - 40.000 Anlagen zugerechnet werden.

Großbritannien

In Schottland ist Dun der Namensteil vieler runder Türme denen die Normannen die Gattungsbezeichung Broch gaben und die die bauliche und ideologische Entsprechung der irischen Duns darstellen. Duns wurden zwischen 300 v. Chr. und 1300 n. Chr. (nach Stout) in der keltischen Eisenzeit und in der frühchristlichen Zeit gebaut bzw. genutzt. Mehr als 100 Orte in Großbritannien haben Dun als Prefix. In der Grafschaft Angus in Schottland existiert in der Nähe von Brechin sogar ein Ort namens Dun. Wesentlich seltener ist hier das Prefix Rath (5) oder Rat (13).

Funktion

In der englischsprachigen Archäologie wird immer noch der Wehrcharakter dieser Anlagen betont, die den fortifikatorischen Aufgaben ihrer Zeit aber gar nicht immer gerecht wurden. Aus frühchristlicher Zeit ist überliefert, dass jene Clanchiefs, die sich zum Christentum bekehrten, den Mönchen ihr Dun übergaben. Das hätten sie unterlassen, wenn es sich bei der Anlage um einen Wehrbau gehandelt hätte. Eine Kultbau auszuhändigen macht dagegen Sinn, zumal die frühesten irischen Klöster in ehemaligen Duns entstanden oder die Form der Duns in architecktonisch kaum gewandelter Form fortsetzten. Duns oder Raths werden in der irischen Mythologie mit Göttern oder den mit göttergleichen Fähigkeiten ausgestatteten Helden (nach Art des Herkules) in Verbindung gebracht. Der Name des pankeltischen Gottes Lugh kommt nach Ansicht der Sprachforschung in Verbindung mit dem Prefix oder Suffix Dun in Städtenamen wie Laon, Leiden oder Lyon vor. Die Forschung erkennt im keltischen Gebiet insgesamt 15 Orte dieses Namens und es gibt Hinweise darauf, daß Dun ursprünglich Ort im Sinne von (heiliger) Platz oder Tempel heißt. Die Kombination Dun und Lugh wird zwar oft mit „Festung des Lugh“ übersetzt. Es muß jedoch Ort oder „Tempel des Lugh“ heißen. Im übrigen bezeichnen einige Wortkombinationen auch den Besitzer eines Dun. Dun Laoghaire (Dun Laoire) der große Fährhafen bei Dublin ist zum Beispiel (retrospektiv) nach dem sagenhaften König Lear benannt.

Literatur

  • Matthew Stout: The irish Ringfort 1997 ISBN 1-851-582-7
  • Juergen E. Walkowitz: Das Megalithsyndrom 2003. ISBN 3-930036-70-3