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Michelstadt

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Wappen Karte
Wappen von Michelstadt Deutschlandkarte, Position von Michelstadt hervorgehoben
Basisdaten
Bundesland: Hessen
Regierungsbezirk: Darmstadt
Kreis: Odenwaldkreis
Geografische Lage: Vorlage:Koordinate Text Artikel
Höhe: 376 m ü. NN
Fläche: 86.97 km²
Einwohner: 17.205 (31. Dezember 2004)
Postleitzahl: 64712–64720 (alt: 6120)
Vorwahlen: 06061 (Vielbrunn: 06066)
Kfz-Kennzeichen: ERB
Gemeindeschlüssel: 06 4 37 011
Stadtgliederung: 7 Stadtteile
Adresse der
Stadtverwaltung:
Frankfurter Straße 3
64720 Michelstadt
Website: www.michelstadt.de
E-Mail-Adresse: Stadtverwaltung@michelstadt.de
Politik
Bürgermeister: Reinhold Ruhr (ÜWG)

Michelstadt im Odenwald (siehe auch Portal:Odenwald) ist eine Stadt in Südhessen, zwischen Darmstadt und Heidelberg gelegen.

Geografie

Geografische Lage

Michelstadt ist die größte Stadt des Odenwaldkreises und grenzt unmittelbar an die Kreisstadt Erbach.

Nachbargemeinden und -kreise

Michelstadt grenzt im Norden an die Gemeinde Brombachtal, die Stadt Bad König und die Gemeinde Lützelbach, im Osten an die Stadt Klingenberg, die Marktgemeinden Laudenbach, Kleinheubach, die Stadt Miltenberg, die Marktgemeinde Weilbach, die Stadt Amorbach und die Marktgemeinde Kirchzell (alle 7 Landkreis Miltenberg in Bayern), im Süden an die Stadt Erbach, sowie im Westen an die Gemeinden Mossautal und Reichelsheim.

Stadtgliederung

  • Rehbach
  • Steinbach
  • Steinbuch
  • Stockheim
  • Vielbrunn
  • Weiten-Gesäß
  • Würzberg

Geschichte

Michelstadt wurde im Jahre 741 n. Chr. erstmals urkundlich erwähnt durch Fürst Karlmann, den Onkel Karls des Großen.

Michelstadt zählt zu den ältesten Siedlungen des inneren Odenwaldes. Seine Burg ist aus einem fränkischen Gutshof hervorgegangen. Diese wurde zu einem Zufluchtsort für die Bewohner der Umgebung ausgebaut; als fränkisches Königsgut schenkte es im Jahre 741 Fürst Karlmann (der Onkel Karls des Großen) dem Bonifatiusschüler Burkhart, dem ersten Bischof von Würzburg. Diese Schenkung war sicherlich dem Bischof Burkhart persönlich zugedacht, denn das Gebiet von "Michelnstat" ging nach seinem Tode im Jahr 791 wieder an die fränkische Königskrone zurück.

Im Jahre 815 wurde die Mark "Michlinstat" erneut verschenkt. Als Anerkennung für seine großen Verdienste als Vertrauter am Hofe Karls des Großen erhielt Einhard den Hauptort und alles Land im Umkreis von 2 Leugen (etwa 15 km) von Karls Sohn, Ludwig dem Frommen, als freies Eigentum. Im Jahre 819 vermachte er seinen Odenwälder Besitz dem Kloster Lorsch und beschrieb dabei recht genau die Grenzen der Mark Michelstadt. Mit Einhards Tod im Jahre 840 trat dann das Kloster Lorsch dessen Erbe an.

Im 17. Jahrhundert wurden die ersten Häuser außerhalb der schützenden Mauern errichtet. Als drittes Stadttor kam 1773 noch das Neutor hinzu. Im 19. Jahrhundert wurden die Tortürme nacheinander abgerissen.

Im Jahre 1806 kam Michelstadt mit der Grafschaft Erbach zum Großherzogtum Hessen.

Der Bau der Eisenbahnlinie und ihre Fertigstellung 1870 nach Darmstadt, sowie 1881 nach Eberbach, brachte für Michelstadt einen starken wirtschaftlichen Aufschwung. Aus dem einstigen Ackerbürgerstädtchen mit all seinen Handwerkern und Händlern entwickelte sich ein ansehnliches Gemeinwesen mit bedeutenden Industriebetrieben auf der Grundlage einer jahrhundertealten Eisenverarbeitung. Wirtschaftlich begann ein neues Zeitalter. Aus der Tuchweber- und Färberzunft entwickelte sich eine Tuchfabrik, aus Eisenhütten entstanden Maschinenfabriken. Die Elfenbeinschnitzerei war Ausgangspunkt für Betriebe der Souvenir-Branche und der Kunststoff-Verarbeitung.

Seit dem Ende zweiten Weltkriegs erlebt die Stadt einen beachtlichen Aufschwung und Bevölkerungszuwachs. Neue und moderne Wohnungen wurden geschaffen. Zu den vorhandenen Arbeitsstätten kamen neue hinzu. Kaugummi- und Kosmetik-Artikel von Weltruf werden heute in Michelstadt hergestellt. Eine Fertighausfabrik hat sich in der Stadt niedergelassen.

Politik

Der Michelstädter Stadtrat setzt sich aus 37 Ratsfrauen und Ratsherren zusammen.

(Stand: Kommunalwahl am 18. März 2001)

Staatliche Einrichtungen und Schulen

  • Stadtschule Michelstadt (Grundschule)
  • Schule am Hollerbusch (Grundschule)
  • Einhardschule (Grundschule des Stadtteils Steinbach)
  • Grundschule Vielbrunn
  • Theodor-Litt-Schule (Real- und Hauptschule)
  • Gymnasium Michelstadt
  • Berufliche Schulen des Odenwaldkreises, beinhaltet u. a. Berufsschule, Berufsfachschule und Berufliches Gymnasium. Heutiger Name: „BSO - Europaschule“.

Städtepartnerschaften

Kultur und Museen

  • Kleinkunstbühne Patat
  • Das Hüttenwerk
  • Odenwald- und Spielzeug-Museum
  • Museumsmühle Michelstadt - Historische Mühle von 1420
  • Landesrabbiner Dr. l. E. Lichtigfeld-Museum
  • Privates Elfenbeinmuseum Ulrich Seidenberg
  • Motorrad-Museum

Sehenswürdigkeiten

  • Einhards-Basilika
Einhardsbasilika

Die Einhards-Basilika wurde von Einhard erbaut, dem Chronisten und Vertrauten Karls des Großen. Die nach 815 und vor 827 errichtete karolingische Kirche ist eines von wenigen in großen Teilen erhalten gebliebenen karolingischen Bauwerken überhaupt. Nachdem die Einbettung der im Auftrag Einhards durch einen Kölner Kaufmann in Rom geraubten Reliquien der Heiligen Petrus und Marcellinus in der Krypta der Basilika nicht den erhofften Zutrom an Pilgern brachte, nutzte Einhard eine heute chemisch erklärbare Rotfärbung des Mörtels an der Stelle, wo die Reliquien eingemauert waren, und berichtete seinem verschreckten Hofstaat über seine Alpträume vom Blutschwitzen der Heiligen, die ob der Sünde der Raubes sich hier nicht wohl fühlten. Er müsse zur Buße Michelstadt verlassen. So verlegte Einhard zusammen mit seiner Frau Emma (der Tochter Karls des Großen, bei dem er wegen der Entführung Emmas zeitweise in Ungnade gefallen war) seinen Sitz und die Reliquien nach Mulinheim am Main, dem heutigen Seligenstadt, das dann auch zu einem florierenden Wallfahrtsort mit einer neuen, größeren Basilika wurde. Der "Reliquien"-Handel war bereits im frühen Mittelalter eine beliebte Form des "Stadtmarketing". Überliefert ist, dass die geraubten Reliquien versteckt von Rom bis nach Basel transportiert wurden. Von Basel wurden sie in einem jubelnden Pilger-Triumpfzug nach Michelstadt gebracht. Die Michelstädter Basilika wurde mehrfach umgebaut, erweitert, umgewidmet, diente als Pesthospital und ab dem 17. Jahrhundert als Steinbruch und Scheune. Mitte/Ende des 19. Jahrhunderts entdeckte ein Bauer beim Füllen der Scheune Fresken und meldete das dem Dorfschullehrer. Jetzt begann die Erforschung und Sicherung der noch intakten Teile der Basilika. (das verkürzte Hauptschiff, der Hauptchor, der nördliche Nebenchor und die Krypta, das nördliche Seitenschiff und der alleinstehende Glockenturm sind verschwunden, die nördlichen Arkaden des Hauptschiffes zugemauert). Die Einhards-Basilika war bis zur zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts im Besitz der Grafen zu Erbach-Fürstenau. Heute ist sie Staatseigentum.

  • Historisches Rathaus
Rathaus

Das Michelstädter Fachwerkrathaus, das auf einer Briefmarke der Deutschen Post verewigt und in der ganzen Welt bekannt ist, wurde im Jahre 1484 im Stil der Spätgotik errichtet. Es handelt sich aufgrund seiner besonderen Architektur um ein sog. "Stelzenrathaus." Das Rathaus diente von Beginn an als Markthalle und stand ursprünglich vollständig auf Säulen aus Eichenholz, die an der Rückseite im Osten später durch einen Unterbau aus Steinmauer ersetzt wurden. Bis jetzt ist nicht bekannt, wer der Baumeister ist.

  • Die Kellerei

Der Kellereihof ist eine im frühen Renaissancestil überbaute fränkische frühmittelalterliche Burganlage, die in den Stadtmauer-Ring um Michelstadt integriert ist. Diese Burg ist selbst eine Überbauung eines römischen Siedlungs- und Handelsplatzes am Kreuzungspunkt zweier römischer Straßen zur Versorgung der Odenwälder und Mainischen Limes-Kastelle. Als Zeugnis dafür gilt der im benachbarten, historisierend restaurierten Diebsturm eingemauerte Mercur-Torso. Dieser Wehrturm diente bis in das beginnende 19. Jahrhundert als Gefängnis und wird heute bei Stadtführungen fälschlicherweise als der Burgfried der Frankenburg bezeichnet. Der tatsächliche Burgfried ist jedoch an der Nordostecke der Zehntscheune in den Bau integriert und bis zur Traufenhöhe der Scheune abgetragen aber gut durch seine Rundung zu erkennen.

  • Die spätgotische Stadtkirche

Die Stadtkirche wurde gegen Ende des 14. Jahrhunderts als Ersatz für die an gleicher Stelle hinter dem historischen Rathaus stehende Kilianskapelle erbaut. Sie beherbergte bis in die 1970er Jahre in ihrem Glockenturm eine der wertvollsten Bibliotheken Deutschlands, die über tausend Bände umfassende Bibliothek des aus Michelstadt stammenden Speyrer Domherren Nicolaus Matz, die dieser seiner Vaterstadt und ihren Bürgern zu Ende des 14. Jahrhunderts vererbte. Die Bibliothek ist mittlerweile in einem eigens dafür umgebauten Lagerhaus der Michelstädter Poststation derer von Thurn und Taxis untergebracht. Die Vorgängerin der Stadtkirche, die Kilianskirche selbst war über dem hier entspringenden Bach namens Kiliansfloß, einer frühkeltisch-germanischen Kultstätte und späteren römischen Mitraskultstätte errichtet worden. Der gefasste Kiliansfloß speiste neben dem Taufbecken auch alle städtischen Brunnen. Die eigentliche Quelle des Kiliansfloßes liegt jedoch weit außerhalb der Stadt, der Bach verschwindet unweit des Friedhofs in einem Erdloch und entspringt dann wieder mitten in der Stadt.

  • Das Schloss der Grafen zu Erbach-Fürstenau in Michelstadt-Steinbach
Das Schloss der Grafen zu Erbach-Fürstenau

Das gesamte Schlossensemble ist eine lupenreine Aneinanderreihung von Baustilen: von romanischen Teilen der alten Wasserburg auf der Nordseite über die gotischen Arbeiten der Steinmetze, die vom Straßburger Münsterbauhof nach Steinbach kamen, hin zum Renaissance-Stil des gigantischen Torbogens zwischen den beiden westlichen Ecktürmen der Wasserburg, der die Burgmauer ersetzte und den finsteren und feuchten Burghof zum ehemaligen Burggarten hin öffnete, die Renaissance-Schlossmühle, das barocke Lustschlösschen an der Mümling, der streng klassizistische neue Wohntrakt und die spätbarocke Orangerie im Schlosspark. Schloss Fürstenau wird noch heute vom Hauschef der Grafen zu Erbach-Fürstenau bewohnt. Des Weiteren haben sich mehrere prominente Künstler in den Außenbereichen des Schlossensembles niedergelassen.

  • Römerbad und Kastell

In der unmittelbaren Nähe von Würzberg befinden sich mitten auf einer Waldlichtung die Überreste eines römischen Kastells, das als Teil des Neckar-Odenwald-Limes etwa im Jahe 100 n. Chr. erbaut wurde und cirka 60 Jahre lang benutzt wurde, bevor die Grenzlinie weiter nach Osten verschoben wurde. Das Kastell ist nur noch in seinen Umrissen durch einen Erdwall zu erkennen. Das direkt am Kastell gelegene kleine römische Badehaus hingegen wurde teilweise restauriert, die Böden wieder hergestellt und die Mauern bis in eine Höhe von ungefähr einem Meter aufgebaut. So lässt sich trotz der geringen Grösse des Bades, das nur für die ca. 120 Mann starke Besatzung des Kastells erbaut wurde, der Aufbau eines Römischen Bades gut erkennen.

Regelmäßige Veranstaltungen

  • „Michelstädter Bienenmarkt“ - Jedes Jahr an Pfingsten. Wurde von Altbürgermeister Hasenzahl als Konkurrenz zum "Erbacher Wiesenmarkt" um 1960 ins Leben gerufen.
  • „Musiknacht“ - Jedes Jahr im Juli finden in der Altstadt verschiedene Konzertaufführungen mit vielen unterschiedlichen Musikstilen statt.
  • „Kirchweihfest mit Weinbrunnenfest“ - Aus den vielen Brunnen der Altstadt wird am Weinbrunnenfest durch die verschiedenen Keltereien und Betriebe Wein ausgeschenkt. Das „Brunnenfest“ ist das eigentliche traditionelle Michelstädter Volksfest, bei dem die unzähligen Brunnen der Stadt geschmückt werden.
  • „Michelstädter Weihnachtsmarkt“ - Einer der schönsten Weihnachtsmärkte Deutschlands, vor dem mitteralterlichen Stadtbild, ist jedoch eine noch sehr junge Schöpfung des gegen Ende der 70er Jahre des 20. Jahrhunderts TV-gesponsorten "Stadtmarketings". Beginn ist immer in der Woche des ersten Adventes, zuletzt war er Mittwoch bis Sonntag, von 12:00 Uhr bis 20:00 Uhr geöffnet.
  • „Nightgroove“ - Der erste Samstag im November. Viele Bands spielen in verschiedenen Kneipen und Restaurants.

Persönlichkeiten

  • Wilhelm Hartmann, Ehrenbürger und Stadtarchivar, Wiederentdecker und Erhalter der bis dahin verwahrlosten Nicolaus-Matz-Bibliothek
  • Rebecca Horn, Performance-Künstlerin
  • Jessica Schwarz, Moderatorin und Schauspielerin
  • Ludwig Bogen, Jurist, Revolutionär, demokratisch gesonnener Paulskirchenabgeordneter 1848
  • Heinrich Bogen, Bürgermeister
  • Graf zu Erbach-Fürstenau, Generalmajor, Titular-Offizier von der preußischen Armee(1801)
  • Graf Edgar zu Erbach - Fürstenau, Oberst der österreichischen Armee und Regimentskommandeur(1861)
  • Graf Philipp Karl von Erbach-Fürstenau (1716 – 1735)
  • Nicolaus Matz, Rektor der Universität Freiburg, Domherr in Speyer
  • Bernhard Koziol, Gründer der Kunststoffmanufaktur Koziol (Spritzguss)
  • Ludwig Hasenzahl (1876-1950) SPD-Reichstagsabgeordneter
  • Erwin Hasenzahl, Sohn des Ludwig Hasenzahl, langjähriger und erster freigewählter Bürgermeister nach 1945.
  • Heinrich G. Ritzel (*10. April 1893 in Offenbach a.M./ † 19.6.1971 in Basel) Bürgermeister und Bundestagsabgeordneter


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