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Andhra (Bundesstaat)

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Karte Andhra Pradeshs, Andhra in Gelb

Andhra (Telugu: ఆంధ్ర Āndhra [ˈɑːndʰrʌ]) war ein kurzlebiger Bundesstaat in Indien. Er entstand 1953 aus den nördlichen Teilen des Bundesstaats Madras und vereinigte sich 1956 mit der Region Telangana des einstigen Bundesstaates Hyderabad zum Bundesstaat Andhra Pradesh, in dem er die Regionen Coastal Andhra und Rayalaseema umfasste. Er entspricht somit dem heutigen Busndesstaat Andhra Pradesh nach der 2014 erfolgten Abspaltung Telanganas. Die Hauptstadt war Kurnool.

Das Gebiet Andhras kam im späten 18. Jahrhundert unter britische Herrschaft und wurde in die Präsidentschaft Madras, eine der Verwaltungseinheiten Britisch-Indiens, eingegliedert. Die Präsidentschaft Madras war ein ethnisch und sprachlich inhomogenes Gebiet: Während in ihrem Südteil hauptsächlich Tamil gesprochen wurde, war in der Region Andhra, die ihren Nordteil ausmachte, Telugu die vorherrschende Sprache. Schon während der britischen Kolonialzeit gab es ab den 1920er Jahren Bestrebungen, die telugusprachigen Gebiete aus Madras zu lösen. Nachdem Indien 1947 unabhängig geworden war, ging aus der Präsidentschaft Madras der Bundesstaat gleichen Namens hervor. Nach der indischen Unabhängigkeit wurden die Forderungen für einen telugusprachigen Bundesstaat Andhra lauter. Insbesondere die Zugehörigkeit der Stadt Madras (heute Chennai), in der neben einer tamilischen Mehrheit eine größere Minderheit von Telugus lebte, entwickelte sich zum Streitpunkt. Ihren Höhepunkt erreichte die Andhra-Agitation mit dem Tod Potti Sriramulus, der am 16. Dezember 1952 in Madras nach einem fast zweimonatigen Hungerstreik verstarb. Am 19. Dezember stimmte der indische Premierminister Jawaharlal Nehru die Gründung des Bundesstaates Andhra zu. Am 1. Oktober 1953 wurde Andhra schließlich aus den elf telugusprachigen Distrikten im Nordteil des Bundesstaates Madras gegründet. Madras-Stadt blieb gleichwohl beim gleichnamigen Bundesstaat, aus dem später das heutige Tamil Nadu hervorging. Der Distrikt Bellary kam wegen seiner überwiegend Kannada sprechenden Bevölkerung zum Bundesstaat Mysore, dem späteren Karnataka.

Die Gründung Andhras war der erste Schritt zu einer Neuordnung der Bundesstaaten Südindiens nach sprachlichen Kriterien. Drei Jahre später wurde diese durch den States Reorganisation Act endgültig vollzogen. In Folge der Neuordnung vereinigte sich Andhra am 1. November 1956 mit den telugusprachigen Teilen des einstigen Bundesstaates Hyderabad, der Region Telangana, zum Bundesstaat Andhra Pradesh mit der Hauptstadt Hyderabad. Damit waren nun alle telugusprachigen Gebiete in einem Bundesstaat vereint. 1960 erfolgte noch eine kleinere Grenzkorrektur zwischen Andhra Pradesh und Madras. Schon bald nach der Gründung Andhra Pradeshs entwickelten sich aber Widerstände gegen den Zusammenhalt des Bundesstaates. 1969 formierte sich in Telangana eine Bewegung, die einen eigenständigen Bundesstaat forderte. Als Reaktion darauf bildete sich in Andhra die Jai-Andhra-Bewegung, die die Eigenständigkeit Andhras verlangte. Nachdem die Telangana-Agitation seit 2009 wieder an Fahrt aufgenommen hat, steht die Teilung Andhra Pradeshs erneut zur Debatte.

Literatur

  • B. P. R. Vithal: A State in Periodic Crises. Andhra Pradesh. Hyderabad 2010.
  • A. R. Venkatachalapathy: "'Madras Manade'. How Chennai Remained with Tamil Nadu". In: A. R. Venkatachalapathy (Hrsg.): Chennai not Madras. Perspectives on the City. Mumbai 2006, S. 9–18.