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Kaspar von Stieler

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Kaspar Stieler (* 2. August 1632 in Erfurt; † 24. Juni 1707 in Jena [Erfurt?]) war ein deutscher Gelehrter und Sprachwissenschaftler; er verfasste ein Wörterbuch, wie es den theoretischen Konzeptionen der Fruchtbringenden Gesellschaft entsprach.

Stieler stammte aus einer Erfurter Bürgerfamilie. Er besuchte das dortige Gymnasium und studierte anschließend in Leipzig, Erfurt und Gießen u.a. Medizin und Beredsamkeit. Später erhielt er eine Hauslehrerstelle in Königsberg und nahm 1655 am polnisch-schwedischen Krieg teil. Es folgten Reisen durch Westeuropa und 1660 ein kurzes Studium der Rechte in Jena, bevor er sein eigentliches Berufsleben als Sekretär an verschiedenen mitteldeutschen Fürstenhöfen begann. Ab 1689 versuchte er in Hamburg, später erfolgreicher in Erfurt, als Privatgelehrter Fuß zu fassen.

Er verfasste für einen Gönner sechs Theaterstücke, Die teutsche sekretariatskunst (1673/1674) , einen Briefsteller mit ausgesprochen puristischem Charakter und den teutschen Advokat, eine Enzyklopädie des damaligen deutschen Rechts.

1688 wurde er 813. Mitglied der Fruchtbringenden Gesellschaft, erhielt den Namen der Spate als Emblem den Blumenkohl und als Devise den Spruch übertrifft den Frühzeitigen.

1705 wurde er in den erblichen Adelsstand erhoben und starb 1707 in Jena.

Stielers einziges Werk, das immer noch eine gewisse Beachtung verdient, ist das von ihm verfasste Wörterbuch Der teutschen Sprache Stammbaum und Fortwachs. Dieses Wörterbuch entstand in enger Abstimmung mit anderen Mitgliedern der Fruchtbringenden Gesellschaft. Die Entwicklung zur deutschen Hochsprache war damals noch nicht abgeschlossen und die Grammatiker dieser Gesellschaft sahen ihre Hauptaufgabe darin, ein widerspruchsfreies Regelsystem für sie zu fixieren. Ähnliches schwebte Stieler auch für den Wortschatz vor, weshalb jedes Stichwort grammatisch fixiert wurde: bei Substantiven gab er das Geschlecht und den Plural an (bei Streitfällen auch den Genitiv Singular) und bei starken Verben die Stammformen.