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St. Nikolaus (Stendal)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Stendaler Dom, 1833
Stendaler Dom (Türme)

Der Dom St. Nikolaus ist eine spätgotische Backsteinkirche am Rand der Altstadt von Stendal. Er ist vor allem für seinen großen Bestand an spätmittelalterlicher Glasmalerei bekannt.

Geschichte

1188 gründen Markgraf Otto II. von Askanien und sein Bruder Heinrich von Gardelegen, Sohn des Askaniers Otto I., in Stendal ein Kollegiatstift. Anstatt eines hier zunächst geplanten Bistums stifteten sie ein stift unter dem Patrozinium des Heiligen Nikolaus. Das Stiftskapitel bestand aus zwölf Säkularkanonikern[1]: dem Stiftspropst, dem Dechanten und zehn Kanonikern. Es war unabhängig vom Bischof, unterstand direkt dem Papst und war somit nach den Bistümern Havelberg und Brandenburg das wichtigste geistliche Zentrum der Mark. Der Dompropst war der höchste Geistliche der Altmark und die Domherren besaßen das Kirchenpatronat über sämtliche Stendaler Pfarrkirchen, zudem über zahlreiche Kirchen der umliegenden Dörfer.[2] In einer Urkunde von Papst Clemens III. vom 29. Mai 1188 wurde erklärt, dass das neue Domstift in Stendal direkt dem Papst unterstellt war. [3]

Etwa gleichzeitig wird mit dem Bau einer ersten Stiftskirche begonnen. Es handelte sich um eine dreischiffige Basilika mit Querschiff und Chorapsis, ähnlich der Klosterkirche von Jerichow. Von diesem ersten Bau ist vor allem die Westfassade mit ihren beiden Türmen erhalten.

Der heutige Bau entstand ab 1423.[4] Es wird angenommen, dass man, um den Vorgängerbau so lange wie möglich zu erhalten, Chor, Langhaussüdwand und Langhausnordwand um den bestehenden Bau herum errichtete und diesen erst nach Vollendung der Außenmauern abbrach. Gegen oder kurz nach der Mitte des 15. Jahrhunderts dürfte die neue Kirche weitgehend fertiggestellt gewesen sein. Es handelt sich um eine dreischiffige Hallenkirche mit Querhaus und Langchor.

1551 wurde das Kollegiatstift als Folge der Reformation aufgehoben und seine Güter der Universität Frankfurt (Oder) zugewiesen. St. Nikolaus wurde Pfarrkirche der Stadt und Sitz des Superintendenten der Altmark.[5]

Im Zweiten Weltkrieg erlitt der Dom bei einem Luftangriff am 8. April 1945 schwere Schäden durch Bombentreffer. Vor allem wurden die Gewölbe des südlichen Querhauses und Teile des Kreuzgangs zerstört. Die mittelalterlichen Fenster waren rechtzeitig ausgebaut worden und blieben verschont.[6]

Heute

Von der Ausstattung sind vor allem die 22 mittelalterlichen Glasmalereifenster erhalten, die zwischen etwa 1425 und 1480 entstanden. Im 19. Jahrhundert stark restauriert, dürfte heute noch etwa die Hälfte des Glases original sein.

Galerie

Literatur

Aufsätze
  • Hermann Alberts: 750 Jahre Stift und Dom St. Nikolaus in Stendal. In: Jahresbericht des Altmärkischen Vereins für Vaterländische Geschichte zu Salzwedel e.V., Bd. 52 (1938), S. 3–11.
  • Karlheinz Blaschke: Das Augustiner-Chorherrenstift St. Nikolai in Stendal 1188–1551. In: Peter Johanek (Hrsg.): Stadtgrundriß und Stadtentwicklung. Forschungen zur Entstehung mitteleuropäischer Städte. Ausgewählte Aufsätze von Karlheinz Blaschke (= Städteforschung : Reihe A, Darstellungen Bd. 44). 2., unveränderte Aufl. Böhlau, Köln 2001, ISBN 3-412-02601-8, S. 302–314.
Bücher
  • Hermann Alberts: Stift und Dom St. Nikolaus zu Stendal. Niedersächsisches Bild-Archiv, Hannover 1930 (Norddeutsche Kunstbücher; 27).
  • Verena Friedrich: Stendal, Dom St. Nikolaus. Kunstverlag Peda, Passau 1995, ISBN 3-930102-73-0 (Peda-Kunstführer; 317).
  • Christian Popp: Das Stift St. Nikolaus in Stendal. DeGruyter, Berlin 2007, ISBN 978-3-11-019535-4 (zugl. Dissertation, Humboldt-Universität 2005).
  • Hannelore Sachs: Der Dom zu Stendal. Geschichte von Stadt und Domstift. Union Verlag, Berlin 1988, ISBN 3-372-00259-8 (Das christliche Denkmal; 57).
  • Eberhard Simon (Hrsg.): Der Dom St. Nikolaus in Stendal. Geschichte und Gegenwart. Evangelische VA, Berlin 1988, ISBN 3-374-00544-6.
Commons: Dom St. Nikolaus (Stendal) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Das Stift folgte keiner Ordenregel, so Popp (Lit.), S. 22 gegen ältere Meinung
  2. Hannelore Sachs: Der Dom zu Stendal. Geschichte von Stadt und Domstift, Berlin 1988, (Das christliche Denkmal; 57), S. 5.
  3. Eberhard Simon: Die Gebäude des Domstifts - Geschichte und Gegenwart, in: Eberhard Simon (Hrsg.): Der Dom St. Nikolaus in Stendal. Geschichte und Gegenwart, Berlin 1988, S. 21.
  4. Eberhard Simon: Die Gebäude des Domstifts - Geschichte und Gegenwart, in: Eberhard Simon (Hrsg.): Der Dom St. Nikolaus in Stendal. Geschichte und Gegenwart, Berlin 1988, S. 21.
  5. Popp (Lit.), S. 32–40
  6. Eberhard Simon: Die Gebäude des Domstifts - Geschichte und Gegenwart, in: Eberhard Simon (Hrsg.): Der Dom St. Nikolaus in Stendal. Geschichte und Gegenwart, Berlin 1988, S. 21.

Koordinaten: 52° 36′ 1,3″ N, 11° 51′ 37,5″ O